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MtMche Llbjeitmg. Amts- und Anzetgeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtqemcinderath zu Hohnstcin. Di- „Sächsische Elb-Zeitung" erschein! Mittwoch und Sonnnbcnd und ist dnrch alle Postanstastcn, sowie dnrch die Ervcdltiou diese» Blaite» siir IN Ngr. vier,ei- lührlich zu beziehen. - Inserate siir da» Mittwoch» blat, werden bi» Dienstag früh » Uhr, siir da» Sonnnbendöbinl! kdüiesten« bi» Freitag früh » Uhr er. beten; später eingehende Jnk-r-Nc lönnen erst In der daraus soigende» Nunnucr Ausnahme stndcn. - Au»wärt» werden Inserate siir die Eibzeiinng angenommen in Hohn stein bei Hrn. Hesse, in Dresden in de» Annoneen-Bureaur der Herren W. Saalbach und M. Nuschplcr, nnd paascnstein L Vogler u. H. En gier in Leipzig. M 4». Schandau, Sonnabend, dcu 20. Mai l87l. Tagesgeschichtc. Sacbsr». Der IO. Mai wird für Pirna ein großer Festtag sein; denn da» unS vorliegende ge druckte Programm zu der am gcnanulen Tage statt findenden Weihe der von Er. Majestät dem Könige dem Pirnaer unisormirien Schützencorpü verliehenen Fahne ist ein sehr reichhaltiges, was schon daraus erhellt, dast auch auswärtige Schütze,i-Lorporauoncn uud Deputationen sich zur Feier eiufindcn werden, da nicht weniger als neun Städte dazu ciugeladc» sind. DaS KötiigSscheidenschießen erfolgt schon am 20. d. M., Montags, mit Ausführung des vorjäh rigen Schützen-König» und Parade, während Vor mittags von '/,ll Uhr an auf der Schioß-Nestau- ralion gegen beliebiges Entree Loncrrt stattfindet. Bei der für Dienstag selbst angesetzien Fahnenweihe versammeln sich die Eorporationen auf dem Odrr- ma>ll, die übrigen Fest,Heilnehmer auf dem Naih- Hause und übcrgiebt Herr Bürgermeister Pienitz aus dem Markt die Fahne, welche auf einet» besonderen Podium geweiht wird. Nach dem Festessen im Forst - Hauü-Hoicl marschiren die Schuhen und ihre Gäste durch die Stadt nach dem Schießplatz, wo ununter brochen concertirl wird. Um 0 Uhr bewegt sich der Festzug nach der Stadt zurück. Folgende Mitt woch ist abermals Parade und erfolgt die Einfüh rung deS neuen Schützenkönigs. Die in diesen Ta- gen staltgehabtc Neuwahl eines Corpü-Commandan- ten an Stelle des Verstorbenen, ist auf den Nicmer- meister Just, den Sohn des Vorgänger», gefallen. (Dr. N.) Dresden. Am 13. dö. Ml». Hal daselbst der Austausch der NallficationSurkuuden zu dem zwischen Sachsen und Oesterreich wegen verschiedener Eisen- bahnanschlüffe (Großschönau-Warnsdorf w.) bereits am 29. September >869 abgeschlossenen Verlrage staltgefunden. Die Verzögerung war hauptsächlich herbeigeführt durch einen zwischen der dcuisch-östcr- reichischen und ungarischen Negierung über eine im Vertrage aufgcnommene zollamtliche Bestimmung entstandenen Principstreit. — Die wichtigste der der evangelischen Landcü- synodc gemachten Vorlagen ist diejenige über Errich tung eines evangelisch-lutherischen Ober-Consisto- riumü. ES solltii auf diese neue Behörde alle Ge schäfte und Befugnisse deö evangelisch - lutherischen Kirchenregimenlü, welche bisher den, CultnS-Mini- sterium oblagen, übergehen, dazu auch die Aufsicht über den Religionsunterricht in den Schulen. — ES bestand bi» jetzt bei unseren sächsischen Postbeamten in Bezug auf ihre Dicnstverwendung dasselbe Vcrhältniß wie bei den Offizieren de» fach- fischen ArmeecorpS; sic konnten nur innerhalb de» Leipziger OberpostdireclionSbezirke», also im König reich Sachsen selbst bez. dem Herzogthum Altenburg, angcstcllt werden. Allein die höheren Beamten, von den BczirkSaussichlSbeaniltti an aufwärts, machten davon eine Ausnahme. In neuerer Zeit hat nun der Generalpostdirector Stephan mit der sächsischen Slaatüregierung eine Vereinbarung getroffen, welche dieses Vcrhältniß, im Sinne vollständiger Freizügig keit, beseitigt. Die sächsischen Postbeamten können in Folge dessen fortan überall im norddeutschen Post- gebiet, in Berlin, Schleswig-Holstein, am Rhein, in Thüringen, Schlesien oder wo rö sonst ist, fest an- gestellt werden, nnd umgekehrt findet die definitive Anstellung preußischer Beamten in Sachsen statt. Bei solchen Versetzungen werden die betreffenden Beamten vorher erst um ihre Zustimmung befragt. — Von den hier befindlichen französischen Kriegs gefangene» sind am 14. und 15. Mai die letzten TurcoS nach Frankreich zurückbcfördcrt worden. Bemerkt mag hierbei fein, daß von denselben ca. 60 vor ihrem Abgänge an die Militärbehörde da» charakteristische Gesuch gestellt haben: — in die lgl. sächsische Armee übertreten zu dürfen! Leipzig. Am 17. Mai Mittag» fand vor dem basigen löntgl. Bezirksgericht die erste Eiviltraitung nach dem Gesetz, die Einführung der CivilstandS. register für Personen, welche keiner im Königreich Sachsen anerkannten Neligionögcsellschaft «„gehören -c., betreffend, vom 20. Juni 1870, zwischen einem JSraelitcn und einer Christin, durch Herrn Gcrichlü- raih Dr. Jerusalem statt. AIS Local für den feier lichen Act halte mau vorläufig den in entsprechender Weise hergcrichteirn Sitzungssaal des Handelsgerichts auserwähli. — Wie die „L. Nachr." hören, ist am >7. d. M. Herr Bürgermeister Dr. Koch nach Bcr- lin gereist, um in Gemeinschaft mit den dort zum Reichstage befindlichen Herren Viccbürgermeister Dr. Stepbani, Professor Biedermann und Dil Georgi, dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Moltke die Ehrenbürger-Briefe zu überreichen. Dieselben sind in dem lühographifchcn Institute von F. Krätzschmcr gefertigt, während die Kapseln auä blauem Sammet mit reichem Mciallschmuck bestehend, auö dem Slrube- schen Atelier hcrvorgegangen sind. Um höhere Löhne zu erreichen, haben am 13. d. zur FrühsiückSzeii sämmlliche Arbeiter und Arbeite rinnen, gegen 200 an der Zahl, im Schlrbcr'schen Geschäft in Reichenbach i. B. die Arbeit einge stellt und das Etablissement verlassen. Es wurden Versuche gemacht, auch die Arbeiter in ähnlichen Etablissements zu gleichem Schritte zu bewegen, doch halten diese keinen Erfolg. Die änßerc Ruhe wurde nicht gestört, ebenso am folgenden Tage, wo mehrere Versammlungen von Arbeiter» und Arbeiterinnen ab- gehaUen wurden. Am 15. fanden auf dem Nach hause Verhandlungen des Henn I. Sarfert mit sei nen Arbeitern statt, in welchen eine Lohnerhöhung von 15 Procent vereinbart und bcidelseiiS angenom men wurde, so daß am 16. früh die feiernden Ar beiter wieder anlrctcn und der Betrieb seinen regel mäßigen Verlauf haben wirb. Preußen. Berlin. Am 13. Mai kam die lang ersehnte Vorlage wegen bcr Entschädigungen für die Opfer deö Krieges zur erste» Berachung. ES kann nicht voller Ersatz für daü Verlorene ge- geben werden, sondern nur eine Entschädigung; — das Ehrcncapiial ersetzt da» Andere, die Ehre, für deS Vaterlands Größe und Ehre geblutet zu haben, das Bewußtsein, dcm Vaterlande gedient zu haben. Die Pcnsionösatze sind also kein Aequivalent, sic sind eine mäßige Entschädigung, nach billigen Grund sätzen bei gerechter Vertheiiung bemessen. Diese Einleitung, welche der KriegSmintster einleitend her vorhob, ihcilt natürlich dao ganze HauS. Die nä here Erwägung der Sätze muß der zweiten Bcraih- ung Vorbehalten bleiben. Die heutigen Redner spra chen sich cinmüthig dafür anü, — daß die dankbare Nation eine angemeffenc Entschädigung geben will und daß dazu die Mittel da sein werden und da sein müssen, auch abgesehen voll der französischen KriegSkostcn-Enischädiguug, und daß eö eine Ebren- pflichl deö Reichstages ist, bas Gesetz noch im Laufe dieser Session zu Stande zu bringen. Die finanziel len Maßnahmen, welche daü Gesetz noihwendig macht, sind einer späteren besonderen Vorlage Vor behalten; vorläufig werden 13,288,000 Thlr. jähr lich als diejenige Summe bezeichnet, welche noth- wendig ist, um den im letzten Kriege invalid Ge wordenen Pensionen, und den Hinterbliebenen der Gefallenen Unterstützungen nach den Grundsätzen des Gesetzentwurfs zu gewähren, da der Verlust des deulschcn Heeres auf 5000 Offiziere und 120,000 Unlcrosfizicrc und Soldaten geschätzt werdet, muß. — Die „Prov.-Corr." von, 17. Mai bestätigt, daß nach Ratification de» Friedensschlusses durch die französische Nationalversammlung und nach Bewäl ¬ tigung von Paris der größere Theil der Oceupa- livnStruppen aus Frankreich zurückkehre» wird. Die Mitthcilung, der Einzug der Truppen in Berlin werde anfangs Juni statifinbcn, sei jedoch irrig, da der Rückzug nicht so schleunig auSgeführt werden könne. — ES heißt, daß in Folge deS definitiven Frie densschlüsse» eine nicht unerhebliche Verminderung bcr noch in Frankreich stehenden deutschen Armccn nunmehr zulässig erscheint und die Heimkehr und Dcmobilisirung deutscher Truppen unverzüglich be- ginnen wird. Die Zurückbeförderung der französi schen Kriegsgefangenen bat schon begönne» und wird mit möglichster Beschlcnnigung fortgesetzt werden, lieber die Möglichkeit und die Wege der Aufbringung von fünf Milliarden in drei Jahren meint die halb- offizielle Straßb. Zig.: „Bei gesichertem Frieden und der Industrie würde die Zahlung durch zweckmäßi ge» Zusammenwirken des französischen, englischen und deutschen CapitalS in der festgesetzten Zeit ohne Schwierigkeit geleistet werden könne». Man bedenke nur, daß Amerika in wenigen Jahren mehr als fünf Milliarden Francs auf dem europäischen Geldmarklc erhalten Hal. Frankreich selbst könnte ohne große Anstrengung eine Milliarde in Baar liefern, wenn e» auch dcn ZwangSeourü der Noten noch einige Jahre beibehalien müßte. Ohnehin lag ja in dcn letzten Jahren meistens mehr als eine Milliarde, der Etrculation cnizogcn, in den Gewölben der Bank; auch bei, Nest würde Frankreich bei normaler wirlh- schasllicher Thätigkcit mit Leichtigkeit aufbringcn, da dic französische Ausfuhr in den dcm Kriege vorher gehenden Jähren einen Werth von cnvä drei Mil liarden darstelllk." Wie Fürst Bismarck im NeickS- tagc bezeugte, zweifelt auch Pouycr-Quertier nicht an der Möglichkeit, daß Frankreich nach hergrstelltem inner» Friede» die stipulirten Zahlungen vollständig in den scstgestellten Fristen leiste. — Auf mehrfache Gesuche von Eorporationen und Petitionen um Gewährung von französische» Kanonen zu Kirchenglocken hat der Kaiser enischic- oen, daß nur solche Kirchen damit bedacht werden sollen, dic cntwcder eine nationale Bedeutung haben, wie z. B. der Kölner Dom, oder ganz arme Kirche». Ein am 13. Mai von Paris in Köln angckom- mener Unteroffizier brachte eine vollständig ausgc- bildetc Kornähre von dort mit. Der Roggen soll, nach Mittheilung dieses Herrn, in der Umgegend von Paris bei einer in letzter Zeit dort herrschenden Temperatur von durchschnittlich 20 Grad Wärme bereits in voller Blüthe stehen. Frankreich. N Heims,- 15. Mai. Das Hauptquartier Sr. königl. Hoheit de» Kronprinzen von Sachstil geht von Compiügne nach Margcncp; daS Generalcommando deS preußischen Gardecorpo wird von ScnliS nach Montmorency verlegt. Pari», 15. Mai. Die Versailler Truppe» stehen vor den Wällen von Pari» von der Portc- dc-la-Mucue an bis zur Porte-d'Jssy, und wechsel» mit den auf den Wällen befindlichen Insurgenten Schüsse. Die Föderirten haben die zwischen Van- vc» und Jssy befindlichen Schanzen geräumt. In, Tuilleriengarlcn wurde- einc Batterie errichtet, um nölhigcnfailü ein Flankcnfeucr gegen die Champü- ElilücS unterhalte,, zu können. Der Palast und der Garten deS Lurembourg sind geschloffen und von -t Bataillonen besetzt. Die Commune scheint einen Aufstand zu befurchten. Allgemein herrscht die Ueberzcugung, daß einc weitverzweigte Verschwö rung gegen die Commune bestehe. — Eine Proela- mation Grousset'S, welcher heute die Hilfe der gro ßen Städte nachsuch«, sägt: „Paris wird bis zu,» Ende, hiiilcr Barrikaden, von HauS zu Hau» käm pfen." — Daü Fetter der Versailler Truppen ver hindert die wirksame Befestigung der Porte-Dauphin;