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Dresdner Journal : 02.07.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188207020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-07
- Tag 1882-07-02
-
Monat
1882-07
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1882
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^151 Smalag, de» r. Juli. I88S. Iw k»»»«» ä«at«ek»o L«i«v» äLbrlicbr.... 18 ilurlr ^siUirlioli: 1 Usrll bO?k. LiLrolo« HuMworu: lOkk. su—erdrld äe» ä«ut«ckeu Keleks« tritt kost- uuä 8tswx«l»u«eklu^ Kiuru. losorateoprelsv r klr ä«u L»uw siusr ^espulteueu kstitrsils 20 kk. Ovtsr „Lü»8b»»nät" äio 2eils SO kl. 8« k»b»Ueu- uuä Li^srvsutr SO Auk»ekl»x. Irsekelnen: 7A^Ii«K mit Lusoukws äsr 8onn- uuä keisrtuKs Adouä« kür äsu kol^öuüsu DreS-nerAonrilill. Iu«er»teu»uu«kme »usr»lrtsi L«ip«ig: ^>. kran<j«trttrr, OowwissionLr äs« vresäusr äouru»l«; N»mdur^ N«rU»-Vj«o l.«lp»>g L«»«I Nr«»I««> kr»ullkutt ». Äaa«e»t«tein kvA/er,' V«rlm-Vi«o s»lllbarss- rr»ss - I-ilpiis - kr»ukkur1 «. H.-Hüllrkeu: L-rliu: /»»'a/xieriäanl ,' Nr-meu: LcUotte,' 8r»«I»n: I. LtanAe»,'« Lureau Lubatk),' kr^okkurt » H : L ^««-^«oks 8uokkuoäluo8; vürUe«: ü. A/Mer,' SLuuvvsr: 6. 8e^ü««ier, r«rt» L«rUu-xr«uilku-t «. H »tutl^«rt: Da«i»e <s Oo., Ltuudurx l ^4ä. §te»»«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Mnther in Dresden. llersusxederr küuiLl. Lipeäitiou äs» vrs,äner äounuU», Drssäsu, Lviu^srstrusss Ho. 20. Amtlicher Theil. Dretden, 26. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem der Zoll- und Steuer- Direction beigeordneten Reich-bevollmächtigten für Zölle und Steuern, Königlich Preußischen Geheimen Regie- rungsrath von Lessing, da- Lomthurkreuz II. Llasse de- AlbrechtSorden» zu verleihen. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeituvgtschau. TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffrntl. Dienste. DreS-ner Nachrichten. Proviazialnachrichten. Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschast. KingesandteS. Telegraphische Nachrichten. Paris, Freitag, 30. Juni, Abend». (W. T. B.) Die „Agence HavaS" bringt folgende Mit- theiluvg: Der hentige Zusammentritt de» obersten KriegSrathe» im ElysSe hatte einfach zum Zweck, dem Präsidenten der Republik den gewohnten all jährlichen Bericht über die Arbeiten de» KriegS- ratheS zu unterbreiten. Die Commission der Deputirtenkammer für Borberathung de» Projekte», betreffend die Her stellung eine» Binnenmeere» in Tunis, ist nahezu einstimmig gegen dasselbe. Die Aufgabe de» gan zen Projekt» gilt daher für gewiß. Wie der „TempS" wissen will, würden einige Vorbereitungen getroffen, um, wenn r» nöthig werden sollte, einige afrikanische Regimenter nach Aegypten zu tranSportiren. Rom, Sonnabend, 1. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der gestrigen Sitzung de» Senat» kam die ägyptische Frage zur Erörterung. Der Minister de- Auswärtigen, Mancini, er klärt«', er könne über die Arbeiten der Eonfercnz nicht- mütheilen und nur sagen, daß das Uneigennützigkeits protokoll einstimmig unterzeichnet wurde und daß alle Mächte eine isolirte militärische Action ausschlossen, außer zum Schutze der Nationalen. Man müsse die Türkei verhindern, Aegypten auf die Stellung anderer tür kischen Provinzen heradzudrücken und die durchgeführten Reformen zu vernichten. Man müsse ferner eine militä rische Okkupation oder Intervention, sowie das ausschließ liche Uebergewicht irgend einer einzelnen Macht verhindern. WaS die Abneigung Englands gegen die Neutralisi- rung des SuezcanalS angehe, so sei dieselbe daraus zu erklären, daß eS nöthigenfalls Truppen nach In dien aus diesem Wege tranSportiren wolle. Man dürfe die Frage nicht mit derjenigen der freien Canalschiff- sahrt verwechseln. Die Interessen Englands gegen über den Mächten und der Pforte würden in Aegyp ten nicht beeinträchtigt, sondern gestärkt werden. London, Freitag, 30. Juni, Abend». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Unterhaus«» erklärte der Premier Gladstone auf eine Anfrage Bartlett'», er könne wegen Dessen, wa» die Con- ferenz thun werde, keine Versicherung geben und nur auf die Thatsache Hinweisen, daß die englische Regierung die ganze Zeit hindurch eine Interven tion de» Sultan» in Aegypten vor allen anderen Maßregeln begünstigt habe. Da» Ceutralcriminalgrricht hat heute den Drucker de» Blatte» „Die Freiheit'/, Schwelm, Feuilleton. Redigier von Otto Banck. Balzac » Nachlaß. Einr Nachricht, welche geeignet ist, in allen litera rischen Kreisen schmerzliches Bedauern zu erregen, durchläuft die Zeitungen: der größte Theil des llte- rarischen Nachlasses des berühmten Balzac soll vor Kurzem nach dem Tode seiner Wlttwe verloren gegangen und vernichtet worden sein. Der Sachver halt, so weit er bi- jetzt bekannt geworden, ist folgender. Balzac, der bis in sein späteres Lebensalter in sehr schlechten Verhältnissen lebte und auf den Ertrag seiner Feder angewiesen war nicht nur um zu leben, sondern um sehr erhebliche Schulden nach und nach abzuzahlen, war nach seiner Verhelrathnng ein sehr reicher Mann geworden, und hinterließ bei seinem Tode, abgesehen vom Schlosse Beauregard und einem Hotel in Paris ein Vermögen von 300000 FrcS. Rente. Frau v. Balzac lebte nach dem Tode ihres Gatten mit ihrer, an den Grafen RentSzeck verheiratheten Tochter sehr zurückgezogen, und auf den Umgang mit wenigen Freunden beschränkt in ihrem alten Pariser Hotel. Eine Leidenschaft erfüllte diese drei Bewohner de» düstern HauseS: Frau v. Balzac, Graf und Gräfin Reni-zeck, welche ebenfalls sehr reiche Leute waren, litten an einer krankhaften Sammelwuth. DaS ganze große Vermögen wurde auf den Einkauf von Kunstgrgenständrn, Antiquitäten, Nippsachen, Sel tenheiten u. s. w. verwendet. Da» große Hau» war yom Souterrain bi» zur obersten Bodenkammer mit wegen eine» Artikel» über die Ermordung von Lord Cavendish und Bourke zu 18monatigem Ge- fängniß verurtheilt. Ein zweiter Drucker, namen» Merten», wurde, nachdem er dafür, daß er bei der nächsten Gerichtssitzung sich persönlich stellen werde, Caution geleistet, auf freien Kuß gesetzt. St. Petersburg, Sonnabend, 1. Juli. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Die „Nowosti" erfahren, daß die Zahl der Militär» unterer Charge der rus sischen Armee in der Friedensstärke seit der letzten Feststellung de» neuen Etat» für dir Keldreserve und die Ersatzinfavterie um 6S343 Mann sich verringert hat. Konstantinopel, Freitag, 30. Juni, Mittags. (W.T. B.) Die vierte Sitzung der Conferenz hat gestern Abend stattgefunden; die nächste Sitzung ist auf den Sonntag anberaumt. Ueber die Be- rathungen wird fortgesetzt da» strengste Stillschwei gen beobachtet. Kairo, Freitag, 30. Juni, Abend». (W.T.B.) Gerüchtweise verlautet, Arabi Bey hätte sich ent schieden, nach Konstantinopel zu gehen, und be reite eine Proklamation an die Armee vor, in welcher derselben anSeinandergesetzt werden solle, daß er nach Konstantinopel gehe, um dem Sultan für die ihm zu Theil gewordenen Auszeichnungen zu danken. (Vgl. die „ TageSgeschichte" unter Kon stantinopel.) Eine Depesche de»„Temp»" au» Alexandrien bezeichnet die dortigen Zustände al» sehr unsicher. Man greife Herumstreicher in den Straßen auf, um sie der Armee einzuverleiben. Daß die Polizei an der Nirdermetzelung der Europäer am 11. Juni Theil genommen habe, werde durch die Con- suln bestätigt. Derwisch Pascha habe zwar die Bevölkerung in einer Proklamation aufgrfordert, dem Khrdive zu gehorchen und sich mit den Euro päern zu vertragen; indeß würde doch eine aus wärtige militärische Action al» unvermeidlich be trachtet. Washington, Freitag, 30. Juni, Nachmittag». (W. T. B.) Der Mörder de» Präsidenten Gar field, Guiteau, ist heute Mittag Hl Uhr hin- gerichtet worden; der Tob erfolgte sofort. Drr»drn, 1. Juli. Zur Beurtheilung der Haltung der Presse in der ägyptischen Angelegenheit ist ein Blick auf die finanzielle Seite der Frage wesentlich sörderno. Be kanntlich dient die große Mehrzahl der Zeitungen, neben den von ihnen vertretenen politischen Partei interessen, denjenigen gewisser Finanzconsortien und Börsengruppen, und die Interessen beider be stimmen ihre Haltung in den verschiedenen politischen und wirthfchastlichen TageSfragen. Um das richtige Urtheil gegenüber den angeblich die Zwecke der „ Freiheit", „ Cultur", „ Ausklärung ", „ Humanität" u.s.w. vertretenden RaisonnementS der großen, vorzugsweise die öffentliche Meinung Europas leitenden Organe sich zu bilden, ist es daher erforderlich, den tiefer liegenden, das Handeln der eigentlichen Eigenthümer der großen Zeitungen bestimmenden Motiven nachzuforschen. So finden wir, daß eS zunächst Geldinteressen sind, welche in der ägyptischen Angelegenheit die öffentliche Meinung in England bestimmen. In dieser Be ziehung widmet neuerdings namentlich der Londoner „Economist" dem Coursrückgang der ägyptischen Werthe eine detaillirte Betrachtung, welche alle die verschiedenen ägyptischen Papiere einzeln beleuchtet. Die verzeichneten Papiere hatten am 1. September vor. I. einen Courswerth von 95,?e Millionen Pfd. allerlei Gegenständen vollgepfropft. So kaufte z. B. Gräfin Reniszeck eines Tage» einem Kunsthändler Goupil eine große Menge Bilder sür den Preis von 1 Million Francs ab, welche Letzterer wieder zurückzu- nehmen gezwungen war, nachdem er vergebliche Ver suche gemacht hatte, den Kaufpreis angezahlt zu er halten. Außerdem baute das Reniszeck'sche Paar ein großes, prachtvolles PalaiS an der Ecke des Faubourg- St. Honors und der Rue-Balsac und -Berryer, r el- cheS letzt noch halbvollendet dasteht, dessen Bau aber Unsummen verschlang. So schwand das große Vermögen dahin; Schulden und Geldverlegenheiten der schlimmsten Art stellten sich ein, namentlich seit der Erkrankung und dem Tode des Grafen Reniszeck. HauS und Inhalt des Hauses wurden auf Antrag der Gläubiger mit Beschlag be legt, und 4 Tage nach dem Tode der Wlttwe Balzac brach der ConcurS au». Das ganze Haus wurde auSgeleert und nach dem Hotel Drouot geschafft. ES ist bekannt, welch' einen erbärmlichen Ertrag die Ver steigerung im Verhältnisse zum wahren Werthe der verkauften Schätze gebracht hat. Bei den AuSräumungSarbeiten stießen die damit betrauten Arbeiter auf mehrere mit Scripturen aller Art angefüllte Kisten. Zwei davon wurden mitgenom men, die anderen auf den Fußboden auSgeleert. Dies war möglich, weil ein einziger alter Diener zur Be aufsichtigung de» Hause» zurückgeblieben war. Infolge erhobenen Einsprüche» wurden die beiden fortgeführten Kisten später wieder ausgeantwortet — aber halb entleert. Bon den auf dem Boden liegenden Papieren nah- Sterl.; am 23. vor. MtS. betrug derselbe nur noch 72,72 Millionen Pfd. Sterl.; die courSmäßige Werth- verminderung beträgt somit 23,04 Millionen Pfd. Sterl, oder 24 H der vorjährigen Berechnung. Man begreift daher die Erregung der öffentlichen Meinung, da nicht nur zahlreich« große Speculanten in Aegypten Capita- lien angelegt haben, sondern auch bei mittleren und kleineren Capitalisten vielfach ägyptische Papiere unter gebracht wurden. Unter diesen Umständen und ange sichts de» bisherigen Ganges der Angelegenheit flößt daher Mr. Gladstone'S Versprechen, daß den Ansprüchen der Bondsinhaber Genüge geschehen solle, wenig Ver trauen ein, und die Oppositionspresse beobachtet in der ägyptischen Frage eine immer schärfere Haltung. Aber nicht allein bezüglich der ägyptischen, auch in anderen internationalen Fragen sahen wir bisher wie derholt die öffentliche Meinung anscheinend ost in un- motivirter Weise erregt, und namentlich begegneten wir in dieser Beziehung in der Bearbeitung derselben einer auffälligen Uebereinstimmung der großen Pariser und Wiener Organe. Auch hier waren eS zunächst die Interessen der großen, das Eigenthumsrecht über die Blätter besitzenden oder dieselben subventionirenden Börsengruppen. Während des BontouxschwindelS trat dieses klar zu Tage Namentlich sind es die In teressen des Welthauses Rothschild, welche in dieser Beziehung einen maßgebenden Einfluß auf die öffentliche Meinung ausüben und welche auch bei dem heutigen Stande der ägyptischen Frage ins Gewicht fallen. In dieser Beziehung enthält die „Neue Preu ßische Zeitung" unter dem Titel: „Sorgen des WelthauscS Rothschild" eine lehrreiche Betrachtung. Das Berliner Blatt schreibt: Das WellhauS Roth schild ist der oberste Vertreter und Interessent deS herrschenden Börsen- und WirthschaflSjyskmS. Die Erhaltung dieses Systems ist seine Hauptsorge: der Zusammenbruch des letztern wäre gleichbedeutend mit dem Sturze der Rothschild'jchen Weltmacht. Dl« Hauptaufgabe der Rothschild'jchen Weltregierung be steht also darin, das heutige Börsensystem überall mög lichst im Gleichgewicht zu erhalten und da, wo die mit diesem System unabwendbar verknüpften „Krachs" nicht mehr vermieden werden können, mit aller Macht dafür zu sorgen, daß nach jedem Krach die Börsen- maschine möglichst bald wieder in Thäligkeit komme. Ued?.q«l.s hat Aller m der Well seine Grenzen, auch das Börsensystem des Hauses Rothschild Wir be finden uns jetzt schon inmitten jener Periode, wo die Aufrechterhaltung deS Rothschild'schen Systems nur noch mit ganz ungeheuerm Aufwande von Macht, Geld, Arbeit und Einfluß möglich ist, obgleich der gewöhnliche Zeitungsleser davon nicht übermäßig viel erfährt. Die Weltmachtstellung deS Hauses Rothschild befindet sich heute ungefähr in ähnlicher Lage, wie die Weltmacht des alten Römerreiches, als es in der Zeit kurz vor seinem Untergange sowohl an seiner ganzen kolossalen Grenze entlang, wie auch im Innern des gewaltigen Gebietes allenthalben seine ganze Kraft aufbieten mußte, um den statu» guo noch eine Zeit lang zu erhalten. Das Haus Rothschild entledigt sich dieser seiner Weltstellungsausgabe auch mit dem vollen Bewußtsein aller Consequenzen, welche sich an die kommenden Ereignisse knüpfen werden. Die Zahl der schwachen Punkte, welche durch die Rothschild'sche Centralgewalt direct und indirect gestützt werden müssen, wird inzwischen immer größer, und schon sind wir dort angekommen, wo nur die gewaltigste An spannung der Rothschild'schen Weltfinanzmacht das System einstweilen noch im Gleichgewicht erhalten kann; auf wie lange? das vermag wohl im Augen blick noch Niemand zu sagen. Die Gefahr erscheint aber doch schon in so greifbare Nähe gerückt, daß es nothwendig ist, einen kurzen Rundblick aus die Lage zu werfen. Schon die Pariser Katastrophe im Januar men sich neugierige Nachbarn und gute Freunde, was sie wollten, als Andenken. Als die Freunde der Familie am andern Tage davon erfuhren, eilten sie zwar herbei. ES gelang auch einen Theil zurückzu erhalten und — man höre und staune — zurückzu kaufen. Aber das schlimmste Unglück vermochten auch sie nicht mehr zu verhüten. Der Diener hatte bei Gräfin Reniszeck angefragt, was er mit den umher liegenden Papieren machen solle, und die Antwort er halten: verbrennen. Und das ist denn auch ge schehen. Darüber, was verbrannt und was gerettet, fehlen noch authentische Nachrichten. Man fürchtet, daß mehrere angefangene Romane und Entwürfe zu Theater stücken auf diese unverantwortliche Weise verloren ge gangen sind. Zwei bisher unbeendete Romane: „8oeur Uurie ües ^uges" und „l,es Ueritiers Loioauge" sollen in die Hände «ineS belgischen Sammlers ge langt sein. Der größte Theil der Correspondenz ist sicher ver nichtet. Es wird sogar von mancher Seite die Be fürchtung ausgesprochen, daß die sogenannte historische Correspondenz, Briefe Balzac'- an seine Frau, al- diese noch den Namen Frau HauSka trug, welche der Buchhändler Michel Levy seiner Zeit für lOOOOOFecS. zum Zwecke späterer Publication als Anfang zur Ge- sammtausgabe der gesammelten Werke Balzac'S ange kauft hatte, sich unter den verbrannten Papieren be funden. Andere, wie eS scheint, besser Unterrichtete, meinen, daß diese Briese von Frau v. Balzac einem Freunde zur Aufbewahrung anvertraut worden seien, um deren Publication bei ihren Lebzeiten zu verhüten. Bon größtem Interesse sind diese Briefe um deswillen, diese» Jahre» hätte sehr weitgehende Folgen haben können, wenn das HauS Rothschild nicht mit der ganzen Macht seines Einflüsse» dafür eingetreten wäre, diese Folgen wenigsten» äußerlich für die nächste Zeit scharf abzudämmen. Aber auch gegenwärtig noch liegen die Dinge in Paris derart, daß da» Hau» Rothschild und die mit ihm verbündeten Finanz mächte fortdauernd die größten Anstrengungen machen müssen, um eine erhebliche Anzahl fauler Bankinstitute in Pari» und Frankreich über Wasser zu halten und dadurch unliebsame weitere Katastrophen zu vermeiden. Zugleich hat man gelegentlich der Pariser Januar katastrophe auch in weiteren Kreisen die Entdeckung gemacht, daß die letzte in Frankreich ausgelegte An leihe von 800 Millionen noch keineswegs unter da» Publicum gebracht ist, sondern sich immer noch größten- theils in Händen der Speculanten befindet: eine That sache, welche sehr beherzigt zu werden verdient, um so mehr, als sie zeigt, daß auch in Frankreich das Borg system irgend einmal seine Grenze finden muß. Ebenso ist eS ein ganz offene» Geheimniß, daß in Frankreich sowohl die Regierung selbst, wie auch die privilegirte „Bank von Frankreich" mit ihrer ganzen Gcldmacht das System Rothschild stützen helfen muß. Ungeheuere Massen theilS werthloser, theil» sehr ent- wertheter Effecten mußten im Januar und Februar von den internationalen und nationalen Bankgeschäften in Frankreich und anderwärts ausgenommen werden, um den Krach nicht zum vollen Ausbruch kommen zu lassen. Diese „Nonvaleurs" belasten jetzt aber schwer die Kassen der meisten Bankinstitute. Bis nach Ostindien hin erstreckten sich die Folgen des Januarkrachs; die ost- indischen Banken mußten den Diskont zeitweise bis auf 10H erhöhen. Gleichzeitig tauchten die russischen Gefahren auf. In kolossalen Beträgen sind die russischen Pa piere im AuSlande verbreitet. Diese Papiere fangen natürlich an, ganz erheblich an Sicherheit zu ver lieren, seit offenkundig ist, daß die inneren Zustände Rußlands auf die Dauer keine Garantie mehr bieten. Die russischen Papiere waren in diesem Jahre zeit weise sogar schon unverkäuflich, ohne daß die» jedoch im CourSzettel ersichtlich geworden wäre. Diese Pa piere hätten einen Ungeheuern CourSsturz erlitten und eine namenlose Katastrophe wäre die Folge davon ge wesen, hätte nicht auch hier die mächtige Hand de» Haufes Rothschild eDgegriffen. Ungeheure Massen russischer Papiere wurden thatsächlich an den Markt geworfen, aber die in der Strlle waltende „Rothschild- gruppe" nahm diese sämmtlichen Massen zu guten Coursen auf und vermochte so den CourS zu halten, Wo sind nun aber diese Massen russischen Papier» geblieben? Natürlich hatte die Rothschudgruppe durch- auS nicht Lust, sie zu behalten. Jetzt verlautet, daß ein Theil dieser Papiere nach Rußland zurückgewan dert ist. Vielleicht hat Rothschild der russischen Re gierung die PistolL auf die Brust gesetzt und sie ge zwungen, diese Papiere wenigstens theilweise aufzu- nehmen. Zu einem weitern Theile wenigstens ist diese Papiermasse aber auch auf anderen Wegen nach Rußland zurückgeströml und drückt nun dort gewaltig auf den „Markt", d. h. die Börse, so daß man für die bevorstehende Ultimoliquidation (Ende Juni) in St Petersburg starke Befürchtungen hegt. Von den Börsenblättern wird mitgetheilt, daß die Zinszah lungen für russische Papiere sich in Berlin und Paris um etwa die Hälfte vermindert hätten. Man sieht hieraus, daß die großen Bank häuser den CourS dieser Papiere noch so lange zu halten suchen, bis sie ihre Vorräthe auf eine oder die andere Weise nach Rußland oder an dies seits noch vorhandene „Dumme" abgeschoben haben: dann, wenn dies geschehen, wird da» unvermeid liche Verhängniß wohl unaufhaltsam hereinbrechens! Hier also steht die Rothschrld'sche Weltregierung vor weil sich Balzac in ihnen mit voller RückhaltSlosigkeit über Zeitereignisse, Zeitgenossen und Zeitfragen aus gesprochen hat. Die bisher bekannt gewordenen Bruch stücke geben Zeuguiß von der Wichtigkeit ihres Inhalts. Jedenfalls ist der eingetretene Verlust ein enormer und ein äußerst bedauerlicher für die Literatur und Zeitgeschichte. Gräfin ReniSz«ck, welche zum größten Theile die Schuld an diesem Mißgeschicke trägt, ist gänzlich ruinirt; sie lebt in großer Bedürftigkeit in zwei möb- lirten Stuben rus Loiss^ ä'^ozlas. Es ist unnöthig ein Wort hinzuzufügen: hier reden die Thatfachen. —u. Verstoßen. Novelle von S. v. d. Horst. (Fortsetzung.) Und als der Geistliche deS Städtchen- vor seinem Bette stand, da sagte er: „Nun erzähle Du dem hoch- würdigen Herrn die ganze Geschichte, Anna, ich kann'S nicht mehr, da- Travrrspiel ist aus. Ja, ja, au». DaS Geld habe ich damals annectirt, die reichen Filze können eS entbehren, al» wären alle diese Münzen nur ebenso viele Wassertropfen, unS aber wollte ich helfen auf einen Schlag. Das war em Geständniß, wie e» der Prediger und Anna nur mit Entsetzen zu hören vermochten, aber trotz seiner Frivolität dennoch immerhin ein Geständ- niß; Otto legte den Arm gegen da» Fenster und die Stirn darauf, in ihm wogte und toste ein Meer von Glück. »Gerechtfertigt! — Gerechtfertigt!"
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