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Ottendorfer Zeitung I I -o Bezugspreis: vierteljährlich Mark frei h,- «sss. I« der Geschäftsstelle abgeholt viertel- Mirlich , Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »nd Sonnabend Nachmittag, — Ü Unterk»aktung8- unä Anzeigeökatt » — > Lik die kleirMM,« XvM».AM Mr deren X«m ,« Pf,. — Im LeklemrWÜ M dt« kietnspaUige Petit-Aetk 2» Mß. ««««nähme bt» p Wr mMW. NOH I I Mil w-chmtüch erscheinender Sonntagsbeilage ^Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,handel nnd Mmdel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mode". Dock »et Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich str di« Redaktion h. Ml« in Oreß.«»«o. Nummer 8Y Mittwoch, den 28. Juli W5. t4. Jahrgang Neuestes vom Tage. — Vor Iwangorod, das mit unserer schweren Artillerie heftig beschossen wird, und östlich der Weichsel, bei den Armeen Mackensen ist die Lage unverändert. Südlich von Cholm ist der Feind nach Norden zu auf die Linie Wojalawice- Hrubieszow (am Bug), südöstlich von Krasnostaw, zurückgeworfen worden. Bei der zähen schrittweisen Verteidigung, in der die Russen Meister sind, braucht die Vorwärts bewegung der verbündeten Armeen zwischen Weichsel und Bug natürlich Zeit, zumal hier die Hauptmacht der russischen Heere sich den Verbündeten gegenüber befindet und die Russen sehr wohl wissen, daß sür sie gerade in diesem Abschnitt alles auf dem Spiele steht. — Aus dem österreichisch-ungarischen Kriegs pressequartier wird gemeldet: An der Nord ost - front herrscht relative Ruhe, unterbrochen nur durch zwei Norstoßversuche der Russen, deren einer auf den Jwangorod-Festungsbere ch der andere über Sokal gegen den Bug, beide mit kläglichem Scheitern, unternommen wurden. Der Versuch, den Bugübergang zu forcieren, geht auf den begreiflichen Wunsch zurück, die Verbündeten, so gut es eben geht im Rücken zu behindern. Er wurde, wie schon die gleichen Versuche vorher, glatt ab gewiesen, während die Verbündeten im Norden von Rubiecow weitere Fortschritte verzeichnen — Die Moskauer Zeitungen weisen auf die bevorstehende Räumung des Gouvernements Podolien durch die Bevölkerung hin. Der Gouverneur veröffentlicht einen Aufruf, in dem er die Bevölkerung auffordert, unwahren Gerüchten nicht zu glauben und sich weiter ruhig mit den Feldarbeiten zu beschäftigen. Der Aufruf schließt aber mit dem Apell. daß wenn die Bevölkerung bei Annäherung des Feindes doch gezwungen sein sollte, das Land zu verlassen, er hoffe, daß jeder arbeitsfähige Mann im Alter von 18 bis 50 Jahren sich rechtzeitig in Sicherheit bringen werde, um Nicht in Feindeshand zu gelangen. — Die „Kölnische Zeitung" schreibt unter der Ueberschrift „England und Rußland" Das Londoner Abkommen, keinen Sonder frieden zuschließen, stellt sich immer mehr als das heraus wofür wir es von Anfang an gehalten haben, als grober Leim, den die Engländer gelegt haben, und auf den die Alliierter gekrochen sind. Das Abkommen ist geschlossen worden unter der selbstverständlichen Voraussetzung, daß jeder der Partner alles tun würde was in seinen Kräften stand. Die Engländer haben aber weder das geleistet was sie konnten noch das, was sie sollten und wollten. Wenn das die Verbündeten er warteten, so waren sie jederzeit in einer großen Selbsttäuschung befangen. Die Engländer haben das Londoner Abkommen in Wahrheit nicht gehalten Die Frage ist nun, ob und wie lange die anderen Unter zeichner sich an ein derartiges Abkommen gebunden fühlen Die Franzosen freilich sind längst nicht mehr frei in ihren Entschlüssen. Die Russen sind viel unabhängiger von den Engländeren. Wenn sie einen Vertrag lösen, der auf falschen Voraussetzungen ge schlossen und von den Engländern nicht gehalten worden ist, so befolgen sie eine reale großmächtige Politik. Das Zarenreich hat bevor es sich mit seinen alten Wider sacher in Asien einlicß, stets einen gesunden Egoismus bewiesen. Es ist auch im russischen Interesse zu hoffen, daß sich dieser stärker erweist, als die Hartnäckigkeit der vom Deutschenhasse geblendeten Kriegspartei Freilich liegen noch keine Anzeichen vor, daß die Russen gewilligt sind, ihre Schlüsse zu ziehen. Lugano. Unsere großen Erfolge tm Osten bestürmen Italien so, daß die Zensur in den letzten Berichten der Mittelmächte über die Siege am Narew und in Polen alle Sätze bezüglich der russischenen Gefangenen strich. Der „Corriere della Sera" schreibt, ohne pessimistisch zu sein, müßte man den Narewübergang als einen schweren Schlag für die Russen bezeichnen. Die durchbrochene Linie lasse sich nicht wieder schließen. Die Lage sei für die Russen mehr als ernst. Aus Konstantinopel wird dem „Berliner Lokal-Anzeiger berichtet: Nach einer authen tischen Privatmeldung des „Tanin" wurde am Kaukasus der Feind, der unseren rechten Flügel, gegenüberstand, durch einen Lag und Nacht" andauernden Bajonettangriff zurück geschlagen. Unter den vielen Loten befinden ich auch eine Anzahl russischer Offiziere, mehrere hundert Russen wurden gefangen genommen. Dazu wurden große Mengen von Lebensmitteln, Munition, Gewehren und Befestigungsmaterial erbeutet. Die Truppen greifen die letzte Stellung der Russen an. Mere seit drei Tagen andauernde Offensive )at die Russen bis auf 50 Kilometer zurück getrieben. Nach den Aussagen unserer Ge- angenen befestigen die Russen Bakum, aus Angst vor einem neuen Angriff des „Goeben". Wie aas Tnpolis gemeldet wird, haben die Vorkämpfer des heiligen Krieges bereits 3000 Italiener von der Schutztruppe getötet. Die Italiener können sich nur noch an der Küste halten. — Der Vertreter des „Vaderland", der am 11. Juli mit dem Dampfer „Koningin Emma" nach Port Said abgefahren war, berichtet, daß dort eine große Anzahl von Kriegsschiffen liege, besonders englische Torpedobootsjäger und französische Kreuzer. In der Nähe von Suez haben die Engländer ein befestigtes Lager von Wasserflugzeugen angelegt, das von indischen Truppen bewacht wird. Der Berichterstatter erkundigte sich bet seinem Aufenthalt in Suez nach der Stimmung der Eingeborenen. Die Stimmung der arabischen Bevölkerung ist deutschgesiunt, aber sie sind den Engländern gegenüber zuvorkommend, weil sie vorläufig noch die Herren sind. Die Aegypter glauben nicht, daß die Engländer auf Gallipoli siegen werden, obgleich die Engländer fortgesetzt die Meinung verbreiten, daß ihnen der Sieg nichtentgehen könne. Am Suezkanal lägen gegenwärtig etwa 70000 Mann englisch australisch-indischer Truppen. Die Engländer haben große Verteidigungswerke aufgeführt die eigentümlicherweise wohl mit Anspiegelung auf die holländische Wasserlinie, „holländische Verteidigungen" genannt werden. Sehr stark sind die Stellungen bei El Kantara, ungefähr beim Meilenstein 5 des Kanals. Dort fanden auch im Februar die türkisch englischen Gefechte statt, und man erwartet bei einem neuen Angriffe der Türken auf diesen Punkte heftige Kampfe - Der Berliner Korrespondent der „Köln. Volkszeitung" erklärte zur amerikanischen Note: Alsbald nach Kriegsausbruch wurde mir der Ausspruch eines sehr hervorragenden amerikanischen Multimillionärs berichtet, welcher lautet: Amerika wird niemals zugeben, daß England unterliegt. Daraus spricht eine kühle Berechnung, wonach Amerika in erster Linie wünscht, daß England und Deutschland sich gegenseitig so sehr schwächen, daß beide nach Kriegsende an Konkurrenzfähigkeit gegen über Amerika möglichst viel verloren haben Amerika wäre es gleichgültig, wer Sieger bleibt; wenn aber einer siegt, so wünscht Amerika den Sieg Englands, weil es Deutsch land für den gefährlichsten Konkurrenten hält. Oertttches und Sächsisches. Ottendorf-Vkrilla, 27. Juli,9,5. — Das stellvertretende Generalkommando des 2. Armeekorps macht bekannt: In letzter Zeit sind auffallend viele rusfffch- polnische Arbeiter, insbesondere im militär pflichtigen Alter, von ihren Arbeitsstellen entlaufen Nur in seltenen Fällen sind sie aufgegriffen worden Die Arbeiter müssen anderweit Arbeit gefunden haben Nach dem Befehl vom 24. Februar 1915 werden Arbeitgeber, welche russisch-polnische Arbeiter und Arbeiterinnen ohne Ent lassungsschein des bisherigen Arbeitgebers sowie einer Bescheinigung der Ortspolizei behörde, die Grenzen des Ortspolizeibezwks der früheren Arbeitsstelle überschreiten zu dürfen, annehmen, mit Gefängnis bestraft. Arbeitgeber, welche gegen diesen Befehl handeln insbesondere, welche Arbeiter die gegen den Befehl angenommen haben weiter beschäftigen und nicht den früheren Arbeitgebern wieder zuführen, werden rücksichtslos dem Kriegsgericht des Kriegs zustandes zur Aburteilung überwiesen werden. - Es sind Zweifel darüber entstanden wer als Selbstversorger im Sinne der Bundesratsverordnung über den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl anzusehen ist. Die Bestimmung hierüber liegt den Kommunalverbänden ob, die mit Ge- uehmigung der höheren Verwaltungs behörde entsprechende Anordnungen treffen können. Die Bundesratsverordnung sieht als Selbstversorger Unternehmer land- wirtschastkuher Betriebe vor Im all gemeinen werden als Selbstversorger aber auch solche Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe anzusehen sein, welche die Land wirtschaft nur als Nebenaewerbe betreiben so daß z. B. auch Handwerker oder Arbeiter, die eigenen oder Pachtacker zur Gewinnung von Brotgetreide bestellen, zu den Selbstversorgern zu rechnen sind. Von den Kommunalverbänden kann nach Erlaß der zuständigen Minister die Mindest zeit lestgesetzt werden für welche ein Land- mirt der Selbstversorgung beansprucht, deren Durchführbarkeit nachzuweisen hat Sie können auch bestimmen, unter welchen Bedingungen ein Selbstversorger zur veisorgungSberechtigten Bevölkerung über treten kann. — Die Gefallenen im Kirchenbuch. Eine kirchliche Ehrung der im Kriege Gefallenen bereiten auf Anordnung ihrer vorgesetzten Behörde gegenwärtig die Pfarrämter des Großherzogtum Sachsen Weimar vor. Dort werden von jetzt ab die Namen aller aus den jeweiligen Pfarrbezirken stammenden und auf dem Felde der Ehre gebliebenen Soldaten in die offiziellen kirchlichen Begräbnisbücher eingetragen, auch wenn sie nicht in der Heimat, sondern draußen in fremder Erde bestattet wurden. Auf Grund amtlicher Mitteilungen der Standesämter sollen diese Eintragungen in die Kirchenbücher vor- genommen werden, um auf diese Weise den Helden wenigstens im Tode ihren Ge meinden als besonders verehrungSwürdige Glieder wiedcrzugeben, nachdem es ihnen nicht vergönnt war, mit glücklicheren Kameraden als Sieger heimzukehren. Dresden Vor dem Konkursgericht in Dresden fand am Freitag die Schluß Verhandlungen in dem Konkursverfahren gegen die Bildungsanstalt JaqueS Daleroze in Dresden-Hellerau statt. Schon seit Jahren stand dies Unternehmen auf sehr schlechten Füßen, aber alle entsprechenden Zettungsmeldungen wurden glatt bestritten. Gleich nach Kriegsausbruch und nach der eiligen Abreise des Herrn Dalcroze, der eigentlich Dalkes heißen und aus Böhmen stammen soll, mußte der Konkurs angemeldet werden. Im sicheren Genf unterschrieb Herr DalkeS dann jenen berüchtigten Protest gegen die Zerstörung der Reimser Kathetrale, die bekannllich heute noch steht. So groß die Entrüstung über diesen undankbaren Menschen, der von deutschen Idealismus gefördert worden war, auch war, nicht geringer ist der Schmerz der zahllosen Gläubiger seines Unternehmens. Fast eine Stunde lang dauerde in der Verhandlung die Aufzählung aller Gläubiger die geschuldeten Beträge schwanken zwischen 10 und 46000 Mark die die Siemens-Schuckert-Werke zu be klagen haben. Selbst das Dresdner Fernsprechamt ist mit 18O Mark beteiligt ferner zahlreiche kleine Leute Zeitungen Zeitschriften, Verleger. Angestellte die ganze Familie Dohrn, die mit vielen Tausenden beteiligt war. Die Hypothekenschulden belaufen sich auf rund 703 000 Mark, die Grundschulden aus 455000 Mark. Den nichtbevorrechtigten Gläubigern wurde ein Zwangsvergleich mit 10 v. H. angeboten die sofort in bar bezahlt werden sollten. Nach dem gerichtlichen Stand scheiden Grundstück und Gebäude bei Durchführung des Konkursverfahren vollständig aus wegen zu hoher Belastung, dagegen würde der Hypothekenausfall Wischen 366 740 und 696 740 Mark betragen. Die Darlehensgläubiger haben rund 140000 Mack zu fordern, d'e Banken 11 WO Mark sonstige Gläubiger 203 592 Mark. Rechnet m»n dazu noch die Kosten des Verfahren» und die Masseschulden, so beläuft sich die Gesamtschuld ohne die erwähnden Grund- und Hypothekenforderungen aus nicht weniger als 726804 Mark alles in allem also weit über anderthalb Millionen Mk. Würde der Konkurs durchgeführt, so bekämen die nichtbevorrechtigten Gläubiger höchsten« — 1 v. H! Man begrestt daher daß sie mit überwältigender Mehrheit beschlossen dem von der Verwaltung gemachten Vor schläge zuzustimmen, wonach sie sofort 10 v. H in bar erhalten sollen, während die restlichen 90 v. H. aus den Ueber- schlissen spätere Jahre abgezahlt werden sollen. Auf diese 90 v. H. macht sich niemand Hoffnung, denn selbst wenn die Gesellschaft je wieder Ueberschüsse erzielen sollte würde sie sie erst zur Stärkung ihrer eigenen Stellung verwenden müssen. Obwohl die Gebäude vor noch nicht langer Zeit errichtet worden sind, befinden sie sich schon in sehr schlechter Verfassung sodaß umfassende Reparaturen notwendig sind. — Auf den Antrag der Stadtverordneten auf Einführung einer KriegSgewinnsteuer hat der Rat beschlossen, der Reichslettung und der Landesregierung das Ersuchen um ein entsprechendes Vorgehen vorzulegen zuvor aber noch den Deutschen Städtetag zu ersuchen, in dieser Angelegenheit die geeigneten Schritte zu tun Grimma. Bei der Beratung des neuen städtischen Gemeindesteuergesetzes wurde die Wmzuwachssteuer mit einer beträchtlichen Mehrheit von Stimmen ab gelehnt. W 0 Ikenstein. Im benachbarten Falkenhorst fiel durch Unvorsichtigkeit beim Kirschenpflücken der 9jährige Sohn des Kutschers Eulenberger in den daneben fließenden Mühlgraben und ertrank.