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SONNABEND, 6. DEZEMBER, 1941, 6 UHR VORAUFFÜHRUNG ZUR VIERTEN KAMMERMUSIK IM KLEINEN SAALE DES GEWANDHAUSES * AUSFÜHRENDE: Das Strub-Quartett: Max Strub, Hermann Hubl, Hermann Hirschfelder, Hans Münch-Holland Klarinette: Luigi Amodio Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello (h-moll op. 1 15) von Johannes Brahms (1833 —1897) I. Allegro. II. Adagio. III. Andantino — Presto non assai, ma con sentimento IV. Con moto Quintett für Klarinette, zwei Violinen, Viola und Violoncello (A-dur; Köchel- Verz. Nr. 581) von Wolfgang Amadeus Mozart (1756—1791) I. Allegro. II. Larghetto. III. Menuetto. IV. Allegretto con variazioni Die Klarinettenquintette von Mozart, Brahms und Reger haben bei aller Verschieden heit ihres durch Zeit und Persönlichkeit bedingten Klangstiles ein Gemeinsames auf zuweisen : es sind Werke der letzten meisterlichen Reife und Erfüllung; vom Mensch lich-Schicksalhaften aus betrachtet, sind es Werke, die schon in Abschiedsstimmung gehüllt sind. Mozarts Quintett A-dur, datiert vom September 1789, ist für den befreundeten Klarinettisten Anton Stadler geschrieben worden. Doch wurde, wie dies so oft im Schaffen Mozarts geschah, die »Gelegenheit« durch das Genie geadelt: nach seiner klassisch ausgewogenen Formgebung und in der milden Verklärtheit des Klanges ge hört es unverkennbar zu den Werken jener späten Schaffensperiode, die in die Musik zur »Zauberflöte« und zum »Requiem« einmündet. Brahms’ Opus 115 h-moll entstand im Sommer 1891, in jenem Jahre, da der sehr selbstkritische Meister ein Nachlassen seiner Kräfte zu verspüren glaubte und dies auch durch Errichtung seines Testaments bekundete. Das Klarinettenquintett, das übrigens gleichfalls durch einen Klarinettisten, den Solisten der Meininger Kapelle Richard Mühlfeld angeregt wurde, ist die letzte umfangreiche Arbeit aus Brahms’ Feder, in der die beiden Komponenten seiner Musik, die der Klassik verpflichtete klare Form und der spätromantische Klang, zur künstlerischen Einheit verschmolzen sind. Max Regers Quintett A-dur op. 146 (das in der Hauptaufführung an der Stelle des Werkes von Brahms steht) wurde im Frühjahr 1916 geschrieben. Es ist das letzte vollendete Werk des Meisters. Nicht nur in der Tonart, auch in der inneren Haltung des neuklassischen Stiles ist es Bekenntnis und Gruß zu Mozart hinüber. Bezeichnend für das Werk ist, daß Reger, der Meister der verdämmernden Schlüsse, alle vier Sätze wie aus innerer Vorahnung des Todes zu einem sanften, friedlichen Ausklingen und Verlöschen führt.