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Adorfer Grenzbote früher: Der Grenzbote) Äeklamen dis Psg. Ar Amtsblatt für den Gtadtrat zu Adorf Verantwortliched Schriftleiter. Drucker und Verleger, Gtto Meyer ln Ndor! Te. Grenzbot» Gsrnfprechek Cli. 14 Anzeigen von hier und aus dem Dmtsgsrichls- bezirS Adorf werden mit Psg„ von auswärts mit Pfg. die 5 mal gelpaltens Grundzeit« oder deren Daum berechnet und bis Wittags ' Ahr für den nächstfolgenden Tag erbeten Tageblatt für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzdote ericheint täglich mit Aus nahme des den Sonn- undFeiertagen folgenden Tages und kostet vierlsljährlich, vorausbezahl bar. 2 Psg. Bestellungen werden >n der Geschäftsstelle, von den Austrägern des Vlattes, sowie von allen Kaiserlichen Poft anstalten und Postboten angenommen W 158. Gemeinde-Mro-Konto 118 Sonnabend, ÄL« 12. Juli lMA Postscheck-Konto Leipzig 37369 Iahrg. 84. Fleischversorgung im Kommunalverbande Oelsnitz i. V. In der Woche vom 6. bis 12. Juli 1918 wird anstelle von frischem Schlacht- viehsleisch Hammelgefrierfleisch und Büchsenwurst ausgegeben. Der Preis beträgt bei Abgabe an die Verbraucher für ein Pfund Hammelgesrierfleisch 5,— Mk. >, „ Blutwurst 3,40 „ Oelsnitz i. B., 10. Juli 1919. Für den Kommunalverband: Der Amtshauptmann. Für diese Woche entfallen auf den Kopf der Bevölkerung 18V Gramm Schöpf senfleisch und 8V Gramm Büchsenwurst. Urlauber erhalten das Fleisch nur bei den Herren Fleischermeistern Uebel und Jehring. Adorf, den 11. Juli 1919. Der Stadtrat. 1 Die letzte Woche. Der Unterzeichnung des Friedensvertrages in Ver» Pailles ist dre Ratifizierung durch die Nationalverfamm- »uirg und den Reichspräsidenten Ebert in Weimar ge- ^und die Notwendigkeit der Erfüllung unserer Beipflichtungen tritt damit in den Vordergrund. Wirs Laben bis 1921 20 Milliarden Gold oder Goldeswert, Vas sind nach dem heutigen Stande der deutschen Valuta AO 000 Millionen Mark, zu bezahlen, und schon diese « t sollte jeden Deutschen veranlassen, sich auf sich r^ost zu besinnen. Denn dieser ungeheure Betrag und ol^ später folgenden noch größeren Summen können Mcht aus der Erde gestampft, sondern müssen von der Gesamtheit der deutschen Steuerzahler aufgebracht wer den. Aber Streiks und Putschversuche mit den folgen den schweren Verkehrshemmnissen dauern fort, und die Mißstimmung wird in weiten Kreisen des Volkes von Mache zu Woche größer. Daß dabei die Unternehmer- Vuergie sinken muß, ist unvermeidlich, und dos fällt jgerade in eine Zeit, wo wir dem Auslände gegenüber den Beweis unserer Leistungsfähigkeit abgeben müssen. Lie fremdländische Konkurrenz rüstet sich zum Einmarsch Lu Deutschland. Was sie an Verdienst an sich reißt, fehlt uns zur Bezahlung unserer Schulden an die Entente. Die Nationalversammlung in Weimar hat durch den Reichsfinanzminister Erzberger vernommen, daß Kur Deckung des Geldbedarfs die Reichseinnahmen um D00 Prozent erhöht werden müssen. Tas Reich wird für die deutschen Einzclstaateu der große Steuer- Souverän" werden, man kann auch dafür den drastischen, aoer zutreffenden Ausdruck der „große Zinsenschlucker" Kisorauchen, denn durch die Vermögensabgabe, die doch *^wt stets in bar ausgezahlt werden kann, wird das Leichaver an dem größten Teil des deutschen Be ides werden. 'Der Finanznnnister verkennt aber nicht, Laß Nch so mancher Gewerbegehilfe und technische Ar- veuer heute besser steht als ein früher wohlhabend genannter Rentier, es ist also auf eine Ausführung per ".^nugensabgabc zu rechnen, die den wirklichen Werhultinsien Rechnung trägt. Auch den Parteien ist Die Schwierigkeit der gesamten Steueraufbringung klar, und damit auch die Notwendigkeit, den schrankenlosen Millionen-Ausgaben ein Ziel zu setzen. Abbau der Dohne durch billigere Lebensmittel und der Erwerbs- losenunterstützung durch lohnende Arbeit sind erstrebens werte Ziele, die energisch verfolgt und verwirklicht «verden müssen. Die nach der Vollziehung des Friedens pertrages aüfzuhebende Blockade wird ein wesentliches Mittel sein, um bessere Verhältnisse im Arbeitsleben zu «erreichen, und wir werden deshalb energisch darauf Kalten müssen, daß die Beseitigung der Blockade nicht »inausgeschoben wird. Die Fertigstellung der Neichsverfassung ist in der Nationalversammlung ein erhebliches Stück gefördert, «och zeigen sich auch Meinungsverschiedenheiten, be sonders über die Frage der Aufteilung des preußischen Dtaates, der das sozialistische Preußische Ministerium Hirsch ganz entschieden widerspricht. Es ist auch dar- pus kein Nutzen zu erwarten, und bei einer Volksab- pimmung würde zweifellos jeder solcher Vorschlag mit großer Mehrheit zurückgewiesen werden. Die alte staat- »kche Organisation hat sich auch in diesen wildbewegten pevergangszeiten beivährt, sie ist der wahre Träger der Existenz des Reiches gewesen. Ohnedem hätte alle steuer liche Leistungsfähigkeit aufgehört, und wir fteckten im «refften allgemeinen Zusammenbruch drin. Was und ob in der Zusammensetzung der deutschen Staaten etwas Lu ändern ist, das zu entscheiden, können wir getrost Der Zukunft überlassen. Heute haben wir wichtigeres Lu tun. . ' Lebhaft, selbst leidenschaftlich ist die Forderung Der Entente erörtert worden, den früheren deutschen Maiser, deutsche Heerführer und Staatsmänner vor Ge richt zu stellen, die ihre Hauptstütze in der Londoner Negierung hat. Dabei ist kein Zweifel, daß sehr weite LEon.England und in Frankreich und nghezu ganz Amerika dagegen sind. Daß es sich um einen Gewaltakt und nicht um ein Nechtsverfahren Handelt, wird selbst von Lloyd George 'kaum bestritten, es soll aber ein Exempel gegen Deutschland und sein früheres Reichs oberhaupt statuiert werden, damit nicht wieder Monar chen oder Regierungen einen solchen Krieg begännen. Lloyd George Hält doch selbst nicht eine Wiederholung des Weltkrieges für möglich. Das ist es also nicht! Wohl liegt aber England daran, den vielen Millionen seiner Kolonialvölker, namentlich in Indien, unter denen es bedenklich gährt, zu zeigen, daß Großbritannien der Herr der Welt ist, daß es gegen seine Macht keine Auflehnung gibt, denn in der englischen Hauptstadt wird über den mächtigen früheren deutschen Kaiser Gericht gehalten werden. Das wird auf alle diese Völker einen ganz gewaltigen Eindruck machen, der politischen und Handelsmacht Englands außerordentlich nützen Deshalb dieser 'Gewaltakt, der der Kultur Les Jahr hunderts Hohn spricht. Englands will der ganzen Menschheit seine Macht zeigen. Es wird abzuwarten fern, ob nicht doch noch eine Wendung in dieser Ange legenheit, die dem Völkerrecht ebensowenig entspricht, wie der heutigen Kulturauffassung, eintritt. Won Friedensglück ist in den Ententestaaten auch nichts zu merken, wenn auch Frankreich am 14. Juli, dem Tage des französischen Nationalfestes zur Erinne rung an den Bastillesturm von 1789, ein großes Sieges fest veranstalten will. Die Forderungen der Soldaten nach beschleunigter Demobilmachung werden immer; lauter, und in Italien ist es deshalb zu schweren Un ruhen gekommen. Auch unter den französischen Regi mentern zeigten sich Widersetzlichkeiten. Dazu gesellen sich die finanziellen Schwierigkeiten, die in Frankreich kaum geringer sind, wie in Deutschland. Präsident Wilson ist in Amerika bei seiner Rückkehr mit den üblichen Ovationen empfangen, hat aber im Senat zu Washington mit einer scharfen Kritik des Friedens vertrages zu rechnen, und besonders des neuen Drei bundes, durch welchen sich England und Amerika ver pflichten, Frankreich gegen einen von diesem nicht her- ausgesorderten Angriff Deutschlands zu schützen. Daß wir nicht an einen Angriffskrieg denken, leuchtet auch den Amerikanern ein, und sie meinen mit Recht, daß sie mehr an Japan zu denken haben, wie an Frank- reich. Da die Vereinigten Staaten auch das Mandat für die Besetzung von Türktsch-Vorderasien übernehmen sollen, haben sie auch gerade Verantwortung und Be schäftigung außerhalb Amerikas genug. Aber Wilson wird heute seinen Willen durchsetzen, was daraus für die Zukunft entsteht, kümmert ihn zunächst nicht. Mw, Ratifikation und Ausführung. Reichspräsident Ebert hat am Mittwoch sofort nach der Genehmigung der Nationalversammlung zur Ratifikation des Friedensvertrages unsere Vertre tung in Versaille s von der Tatsache benach- richtigt, daß Staatenausschuß und Nationalversamm lung die Genehmigung zur Ratifikation des Friedens vertrages erteilt hätten. Gleichzeitig ist der Inhalt der Urkunde, die darüber in Weimar ausgefertigt wurde, nach Paris übermittelt worden, damit die Entente da von in Kenntnis gesetzt werden kann und die Folgen des Friedensvertrages — Aufhebung der Blockade und Her ausgabe der Kriegsgefangenen — so schnell wie möglich in die Wege geleitet werden können. Die entsprechende Urkunde ist dann nach der Ausfertigung abends 8 Uhr vom Reichspräsidenten unterzeichnet und darauf sofort durch Kurier abgcsandt worden. Blockade-Ende. Von unlerrichteter Seite wird gemeldet, daß nun mehr die Aufhebung der Blockade und der vom obersten Wirtschaftsrat der Alliierten verfügten Handelsbeschrän kungen mit Deutschland am Sonnabend, spätestens am Sonntag erfolgen werde. -Die unmittelbare Wir kung der Aufhebung der Blockade wird ein starke« Z u st rom von Waren und Lebensmitteln alle« Art nach Deutschland sein. Private Firmen haben in den letzten Monaten fast ausnahmslos mit Unterstützung der Regierung große Einkäufe in den neutralen Län dern besorgt, hauptsächlich in Oelen und Tabak, die; nach erfolgter Aufhebung der Blockade möglichst schnell nach Deutschland hereingebrächt werden sollen. Auchs Lebensmittel sind in sehr beträchtlichen Menger» eingekauft worden und sollen mit möglichster Beschleunig gung an die Auftraggeber geliefert werden. Im Hafen von Neuyork liegen 4 0 große Schiff« Mit Nahrungsmitteln, die nach deutschen Häfen nbsahren söllen, sobald die Blockade aufgehoben wird. Wahrscheinlich werden einige dieser Schiffe bereits vor her Neuyork verlassen und in den Hamburger Hafer» einlaufen, sobald die Blockade aufgehoben ist. Freilassung der Kriegsgefangenen. Nach der Ratifikation des Friedensvertrages ish auch die sofortige Freilassung der Kriegsgefangener» zu erwarten. In einer Haager Meldung fand sich diel Bemerkung, es stehe grundsätzlich fest, daß die Rücksen dung der Kriegsgefangenen in gleichem Mäßstabe erfolgen solle, in welchem deutsche Zivilarbeiter in Frankreich» zu Len Wiederherstellungsarbeiten im zerstörten Gebiet euFresfen. "Dieser Auffassung tritt die deutsche Re gierung mit vollem Recht auf das entschiedenste entgegen. Sie betont, daß Deutschland bereit sei, an dem Wied«> auföau in Nordfrankreich mitzuwirken und zu diesem' Zwecke geschulte deutsche Arbeiter zur Verfügung zu stellen, bezeichnet es aber nicht als angängig, die Bereft- slellung dieser Arbeitskräfte in irgendeiner Weise mit 'der Heimbefördsrung der Kriegsgefangenen in Zu sammenhang zu bringen, und fordert, daß die Heim beförderung nach Artikel 214 des Friedensvertrages ohne werteres nach Inkrafttreten mit der größter» Beschleunigung erfolgt. ' - > — Ratifikation durch England'. "Wie aus London gemeldet wird, beauftragte däA Unterhaus Lloyd George, den Friedensvertrag zu» ratifizieren, ohne daß er der Kammer vorgelegt wird. Tie Durchführung im Osten. - Ter Vorsitzende der deutschen Friedensdelegation! in Frankreich, Freiherr v. Lersner, übermittelte den» Ministerpräsidenten Clemenceau folgende Note: ' „Die Ausführung des Friedensvertrags im deut schen Osten macht unmittelbar nach der Ratifikation umfangreiche Vorbereitungen erforderlich. Insbesondere würde eine unvermittelte Zurückziehung der deutschen Behörden aus den äbzutretenden Gebieten unzweifel haft große Verwirrung Hervorrufen. Dies gilt vor; <Ilem für die innere Verwaltung, die Rechtspflege undi das Verkehrswesen. Sicherheit und Ordnung erscheinens um se schwerer gefährdet, als die nationalen Gegensatz« in den in Frage kommenden Gebieten bereits jetzt zm einer starken Erregung der ganzen Bevölkerung geführtz haben. Die deutsche Regierung hält deshalb die be-- schleunigte Einleitung H unlmttelbarcr Verhaüdsuugen mit -er Polnischen f Regierung > i l für unerläßlich. Das Ziel dieser Verhandlungen würde- sein, unter Zuziehung vor allem auch der beteiligte« preußischen Ressorts, eine geordnete Uebergäbe nndj Ueberleitung der einzelnen Verwaltungszweige sicherzu^ stellen und die Einzelheiten über eine planmäßige Zw>< rückzichung der preußischen Beamten festzulegen. Dich Verhandlungen würden mit Rücksicht auf den Umfang der Beteiligung der preußischen Dienststellen und Lös notwendigen sachlichen Unterlagen am besten in Berlrw stattfinden. Es wird um eine baldgefälligc Mitteilung darüber gebeten, ob die polnische Regierung diesem! Borschlage zustimmt. / Die deutsche Vertretung i« der Sarvogierung. j '1 Der Herausgeber Ler ,/Saarbrücken« BeftsWg"«j Loser, der.einer altangesessenen Familie des Saavs