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Dienstag. Str. 35. 18. Juli 1871. K Weißerih-Zeitung. H. iostanstalten. ' b Psg. Ms- uud Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Atadträthe zu Dippoldisvalde und /raurußei«. Verantwortlicher vedartenr: Carl Lehne in Vippotdirwalde. NI > Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, 17. Juli. Unsere Stadt zeigte gestern, am ersten Tage des Schützen festes, schon im Aeußeren ein freundlicheres Ansehen, als in früheren Jahren: die großen Ehrenpforten am Rathhause und vor'm Gasthofe zum Stern, der reiche Schmuck der Straßen und Häuser durch Guirlanden, Kränze, Fahnen und Flaggen, durch finnige Sprüche u. s. w. galt wohl zum größten Theile der mit diesem Feste verbundenen Heimkehr der braven und tapfern Krieger aus Dippoldiswalde. Gegen 50 derselben (den übrigen 20 war die Hierherkunst aus verschiedenen Gründen leider nicht möglich gewesen) nahmen, in feierlichem Zuge aus ihrem BersammlungSlocal vom Fest-Comitee abgeholt, an dem Mahle der Schützen Theil, das im Rathhauösaale veranstaltet war, bei welchem Hr. Bürgermeister Voigt herzliche Worte der Begrüßung, hoher Anerkennung und innigen Dankes an sie richtete. Der allgemeine Jubel, der dem drei maligen Hoch auf die Wackern Streiter folgte, möge ihnen zum Beweis geworden sein, wie hoch ihre An strengungen und Aufopferungen, ihre Mühen, Stra pazen und vor Allem ihre erfochtenen Siege von uns geschätzt werden! Im ferneren Verlaufe des Festes wurden ihnen noch weitere Dankes- und Ehrenbezeigungen zu Theil, wie denn auch bei dem Schützenauszuge, dessen Mittelpunkt sie bildeten, freudige Hochs und reiche Spenden an Blumen und Kränzen nicht fehlten. In einem, eigens für die Gäste erbauten, reich deco- rirten Zelte war am Nachmittag der Verkehr und der Begehr nach einem kühlenden Trünke in großer Hitze ein äußerst lebhafter. Am Abend erfolgte der Einzug, und ein sehr zahlreich besuchter Ball im Gasthof zum Stern schloß diesen, hauptsächlich unsern Kriegern ge widmeten Festtag. Möge er ihnen Allen eine freundliche Erinnerung bleiben! — Ueber den weiteren Verlauf des Festes berichten wir in nächster Nr. ds. Bl. — Das Programm zu der viel besprochenen Extrafahrt nach Wien rc. (s. Inserat) bringt alles Wissenswerthe über diese schöne und billige Reise, die auch ab Wien jedem Touristen mancherlei Vortheile bietet. Wir machen hier besonders darauf aufmerksam. * Glashütte. Am 3. ds. Monats war unserer braven Feuerwehr die Freude beschicken, einer Nachbar gemeinde die erste wirksame Hilfe in schwerer Gefahr zu bringen und so ihre Tüchtigkeit auf'S Neue zu er proben. Bei dem schweren Gewitter, welches in den Mittagsstunden jenes Tages sich hier zusammenzog, hatte sich, wie dies stets geschieht, eine Anzahl Feuer wehrleute zur Gewitterwache im Spritzenhause versam melt. Einige davon beobachteten von einer nahen Höhe die Umgegend und meldeten eine starke Rauchsäule ganz in der Nähe. Sofort wurde alarmirt, in 2 Minuten war das Corps mit seiner Spritze auSmarschirt, und traf in 1/4 Stunde in Rückenhain ein. Hier war eine Scheune, in welche der Blitz eingeschlagen hatte, bereits eingeäschert und schon brannte der Giebel des massiven, schiesergedeckten Wohnhauses. In Abwesen heit des Commandanten, welcher als Geschworner in Dresden sein mußte, führte dessen Stellvertreter, Herr Gläser, das Commando und die Hilfeleistung, war eine so wirksame, daß das Wohnhaus gerettet und weiteres Fortschreiten des Feuers verhindert wurde; — gewiß ein anerkennenswertheS Ergebniß, wenn man bedenkt, daß außer der Karrenspritze der Feuerwehr keine andere Spritze am Platze war. (Die Spritze von Dittersdorf kam I V» Stunde später, als das Feuer bereits getilgt war.) Namentlich zeichnete sich die Steiger-Abtheilung aus, die in der Hitze und dem Rauche in und auf dem Dache des bedrohten Hauses einen schweren Stand hatte. Die hiesige Feuerwehr wird stets bereit sein, unsern Nachbargemeinden mit der Schnelligkeit zu Hilfe zu eilen, die in solchen Fällen erforderlich ist. Leider ist man aber nur ausnahmsweise in der Lage, von unserem tiefen Thale aus ein Feuer in der Nachbarschaft mit Sicherheit zu erkennen. Es möchte daher den Herren Gemeindevorständen unserer Nachbargemeinden anheim gegeben werden, falls eine Feuersgefahr bei ihnen ein treten sollte, sofort durch einen raschen Boten an den Commandanten ver Feuerwehr, Uhrenfabrikant Groß mann, oder dessen Stellvertreter, Uhrmacher Gläser, Nachricht zu geben. Am besten ist eS aber, gleich den Feuerboten mit einem angeschirrten Pferde für die Spritze zu schicken, da bei uns das Letztere, namentlich bei Nacht, doch nicht so schnell beschafft werden kann. Berlin. Die Zahlung der Kriegscontri- bution Seiten Frankreichs hat begonnen; die erste halbe Milliarde (500 Millionen) ist in den 30 Tagen fällig geworden, welche der Herstellung der Autorität der französischen Regierung in Paris folgten, und ist dies in voriger Woche geschehen. In Folge dieser Zahlung tritt nun die Räumung der Departements der Somme, der Seine-Jnferieure und der Eure ein, so weit sie noch von deutschen Truppen besetzt sind. — Bedeutende Summen der KriegScontribution sind be reits an die süddeutschen Staaten gesandt worden, die bekanntlich ihre Armee selbstständig unterhalten haben und dafür entschädigt werden müssen. So kamen nach Darmstadt 2 V» Mill. Thaler als erste Abschlags-