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Kr.«» Mittwoch, 2; Dezember isr» 74. gahrgany. vre«««, A«r»W»chn-G»mmelnumme,: »»»1» N« Mr «»chtaetprtch«! Rr. »von «ckirNNettun, ». p»uptaelch«tl»l>ell«! Drrlde»-«. l, wartenstiabr »»/«» Gegründet 18SS »«,»«»,e«tM »»» »«. »» «. »«,««»«» »»» »et «a^tch »»»»««ltgn gufteNmi« fret Hm» 1.7« «v. Bos>bejua«vret« Mr «»»»> r«,embei et»ich>. »0 VI«. Voftgellüd, «llhne Post,ust,Nung«gebühr>. »tiuelnumme« t» PI«., «ißerhalb Lteeden« »ü Bi». «nieigenpreNe! Lik Anzeigen werden nach »aldmarl berechne«! dir einivaltige »0 a>» breite Zriie »» Big-, iiir auiwari« «o Plg. -amilien- LN, eigen nnd SteNengeiuche ohne «abati tb Pia., außerhalb ib Big. die XU mm breiie Reklame,eile ,oo xsg., auberhaib b»0 Big. vlieriengebühr »o Big. «ulwLrtige «uitriige gegen «°rau»be,ahlung Drnch ». »«»«,! «evich « «eicharb«, Dresden. Boltlcheck-Klo. >00« Lre«den Nachdruck nur mil deu».Quellenangabe iLreidn. Rachr.l »ulLiiig. Unverlangt« Schriftstück« werde» »tchl aulbewahr« Kolonien als Lockmittel Ms Ausgleich will Frankreich -as Saargebtet behalten Vraütdvrivdl oo»«r« Kurl»» Korrvspouäootau Paris, 24. Dez. Nach einer Mitteilung, die gestern abend -1« „Agentur Radio" veröffentlichte, hat dte Kam mer- kommtsston für Bergwerks wesen, die den Auf trag hatte, sich über die französische Grubenverwaltung im Saargebtet aus Anlaß der Saarverhandlungen auSzu- sprechen, ihren Bericht der Regierung vorgelcgt. In diesem Bericht spricht sich der Berichterstatter, der der Gruppe Loucheur angehörende Abgeordnete Charlot für die Ausrechterhaltung deS Siata» gao im Saargcbiet «mS. Dte Frage, welchen Preis Frankreich dafür bezahlen könne, beantwortet der Berichterstatter mit folgenden Worten: „Gibt eS keine Tauschmünze, die wir in die Waag» schale wersen könnten? Warum spricht niemand von der Frage der deutschen Kolonien, von denen einige »hu« die geringste Schädigung für unS Deutschland zurückgegebe« werden könnten im Austausch für dte Anfrechterhaltung de» gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen SaarregimeS." Bezeichnenderweise ist die erste Anregung zu diesem Dauschhandel in der Kammerkommission von einem Loth ringer Abgeordneten auSgegangeu, nämlich dem Abgeordneten von Metz, Moneelle. Elsaß-Lothringen hat ein ganz besonderes Interesse an dem ungehinderten Warenaustausch mit dem Saargebiet, an den es 45 Jahre lang gewöhnt war, nämlich solange eS selbst zum Deutschen Reich gehörte. Dte Ansicht der französischen Kammerkommtssion ist natürlich für Deutschland undiökutterbar. Allein vom natio nalen Standpunkt auS können wir uns auf einen Tausch- anbel über ein so urdeutscheS Land wie das Saargcbiet, essen Bevölkerung trotz schwerster Opfer so zäh an ihrem Volkstum sestgehalten hat und dte nichts sehnlicher wünscht als die Heimkehr ins Reich, überhaupt nicht einlassen. Würde Deutschland Volksgenossen um irgendwelcher wirtschaftlicher Gegenleistungen willen an Frankreich auslicfern, es hätte seine nationale Ehre für Zeit und Ewigkeit verscherzt. Ab gesehen davon, das, Frankreich, wie auS dem Bericht klar hervorgeht, gar nicht beabsichtigt, unS tatsächliche wirtschaftliche Gegenleistungen zu gewähren. Man mutet uns zu. ein hochentwickeltes, mit reichsten Kohlen- schätzeu versehenes Gebiet gegen irgendwelche für Frankreich und also auch für unS wertlose Kolontalgebiete abzutreten. Dazu ist dte Rechtslage aber viel zu klar. Wir haben ei» unantastbares Recht aus die Saar und wir haben als Mit glied des Bölkerbundes ebensalls ein Recht aus ein Koloutal- mandat. Bon diesen Rechten weichen wir nicht einen Finger breit ab. Daß in der französischen Kammer überhaupt dieser Vorschlag gemacht werden konnte, kennzeichnet jedenfalls den Geist, in dem Frankreich die Saarverhandlungen zu führen entschlossen ist. Sicher werden im Laufe der weiteren Saarverhandlungen noch öfters solche französischen Vorschläge auftauchcn, und man wird sie solange nicht zum Schweigen bringen können, bis man deutscherseits entschieden erklärt: „Die Saar verhandlungen sind uns kein Anlab zu einem neuen Kuh handel und die Zelte» find vorüber, wo man uns deutsches Land um einen noch so hohen Kaufpreis abkansen konnte, wäre dieser Preis auch der ganze Kolonialprcis." Attentatsvlöm mm dar de gische MnigSvaar Der italieuisch« Justizmiulfter in Paris und Brüssel svradtdvrlebt unovros ?art8vr Lorroapoackoutanf Paris, 24. Dez. Der italienische Justizminister Nocco, der sowohl in Brüssel wie in Paris offizielle Besuche gemacht hat und hier von Dar die» empfangen worden ist, ist. wie eS scheint, hauptsächlich darum gekommen, um SicherheitS- Maßnahmen gegen etwaige Anschläge d«s das Leben des belgischen Köntgspaares mit den beiden Regierun gen in Brüssel und in Paris zu verabreden, den» nach Brüsseler Nachrichten hat man dort eine ganze anarchistische Verschwörung gegen die Königssamilie aus Anlaß der bevor- stehenden Verheiratung der belgischen Königstochter mit dem italienischen Kronprinzen ausgeöcckt. Der verhaftete italie nische Anarchist B e r n e r i hat bei seinem Verhör vor dem bei- gischen Untersuchungsrichter gestanden, daß er nach Brüssel ge kommen sei. um den I u st I z m i n i st e r Rocco zu töten. Man hat aber infolge der Geständnisse Berneris einen weiteren italienischen Anarchisten namens N o s c o n t. der in einem Vorort von Brüssel wohnte, verhaftet. Zwei weitere italienische Anarchisten wurden gesucht, sind aber inzwischen entflohen. Das gemeinsam von diesen Leuten gegen die italie nische Königssamilie geplante Attentat ging daraus hinaus, daß man gegen den königliche» Zug, der die belgische Königs familie nach Italien bringen sollte, einen Bombenanschlag vor bereitet hatte. Außerdem soll der Ministerpräsident I a s pa r.. ebenso wie andere Mitglieder des belgischen Kabinetts, schon seit Wochen Drohbriefe erhalten haben, in denen ihnen für den Fall, dass die Heirat wirklich zustande komme, der Todangedroht wurde. Dr. Mol-enhauers Aufgabe Mit der Nachfolge HtlserdtngS hat der RetchSwtrtschaftS- minister Dr. Moldenhauer und mit ihm hat auch die Deutsche VolkSpartet eine schwere Last übernommen. Nach partetpvli- tischen Erwägungen wäre nichts verlockender gewesen, als dte Sozialdemokraten in ihrer Blamage sitzen zu lassen und mit verschränkten Armen zuzusehen, wie sie sich aus der Hilserding- pleite herauöwinden. Auch dte Ueberlegung, dab die Durch führung des zweiten Teiles der Finanzreform, der Steuersenkung mit dem Ziele der Kapltalneubildung. noch schwieriger sein wird, wenn dt« Sozialdemokratie von der Verantwortung für die Finanzen entlastet ist, drängt« nach dieser Richtung. Ihrem eigenen Minister gegenüber muhte sie sich, wenn er aus dem Zwang der Not finanzpolitische Sünden gegen den Geist des Marxismus beging, immerhin einige Reserven auscrlcgen, dem „Vertreter des Kapitalis mus" gegenüber hat sie viel freieres Spiel. Stärker als diese Bedenken war aber das staatspvlitische Pslichtbewußtsein in der Deutschen Volköpartei. Sie hatte Htlferdings Sturz herbei, geführt und wollte sich nicht nachsagcn lassen, dab sie sich weigere, für die Folgen dieser Tat einzustehcn. Und sie sah klar voraus, daß auch ein Genosse HtlserdtngS, ob er nun Hertz geheißen hätte oder anderswie, unter dem Druck seiner Partei nur die Mißwirtschaft seines Vorgänger« hätte sort- fetzen können. ES mußte aber ein völliger Wandel im Reichs finanzministerium etntreten, das war der Zweck der Hilser- dingkrise. Nicht nur die Personen, auch dte Methoden mußten wechseln. Deshalb sprang Moldenhauer in die Bresche. Es ist eine üble Erbschaft, die er angetreten hat. Denn als Folge der Hilferdtngschen Schlamperei und des dadurch notwendig gewordenen Eingreifens des Netchsbankprästdenten muß er sein neues Amt mit einer gebundenen Marschroute antreten, deren Einhaltung zähe Willenskraft erfordert, die aber zunächst wenig freien Spielraum für die eigene Initiative läßt. Erschwerend kommt dte Ernennung des Sozialdemokraten Robert Schmidt zum NcichSwtrtschaftS- mintster dazu,- denn nun sind die beiden wichtigen Ressorts der Arbeit»- und der WtrtschaftSverwaltung tu de» Hände« der ! Marxisten, und beide, Wissel! und Schmidt, könne« ihr mög lichstes tun. um dem Finanzmtntster dte Arbeit zu erschweren. 1 Seine dringlichsten Ausgaben sind vorgeschrteben durch das von Dr. Schacht der Regierung aufgezwungene Programm der Schuldentilgung, Kassensanierung und Etatsbalancierung. Aber diese Maßnahmen allein bedeuten noch nicht die Ret- tung. Sie müssen gerade im Sinne der volkSparteiltchen Forderungen ergänzt werben durch die Drosselung aller ver meidbaren Ausgaben in Reich, Ländern und Gemeinden und durch dte vorgesehene großzügige Steuersenkung. Nur die organische Gesamtheit dieser Maßnahmen kann den Weg ins Freie führen. ES wirb harte Kämpfe kosten, um dieses Programm im Verein mit der Sozialdemokratie durchzuführen. Vielleicht werden sich im Laus dieser neuen Entwicklung dte Gegen sätze schneller zuspitzen und vielleicht wird um so schneller dte Scheidung der unnatürlichen Ehe von WtrtschaftSvernunft und AgttationSlust in der Groben Koalition die Bahn zu neuen Lösungen fretlegen. Einstweilen ist e» jedenfalls ein tröstlicher Gedanke, daß der zur Zeit wichtigste Posten des FinanzmtntsterS sozialdemokratischer Unfähigkeit entrissen und tu zuverlässige Hände gelegt ist. 43 Lote bet -en Anruhen tn Rtyerta London, 24. Dez. AuS einer schriftlichen Antwort de» parlamentarischen Staatssekretär» des KolonialamteS geht hervor, daß bei Unruhen tn Nigeria Mitte diese» MonatS 48 Frauen den Tod gesunden haben. 25 von ihnen wurden durch da» Feuer der Truppen auf der Stelle getötet, zehn erlagen ihren Verletzungen, und acht wurde» tm Ge dränge ins Wasser gestoßen und ertranken. Gin Rakelenfiiro über -en Aermelkanal Neu York, 24. De». Frist v. Opel erklärte bei der Ankunft des LloyddampserS „Eolnmbus" im Nenyorker Hafen, er werbe im nächsten Jahr eine« Raketenslng über de» »crmetkuuak »uteruehmeu. Meihnachlsslaube Hart, umbrandet von den Wogen schicksalsschweren Ge schehens ist diesmal bas Weihnachtosest. Nirgends spürt man etwas von dem wohltätig sanften Rhythmus, in dem sonst der politische und wirtschaftliche Hochbetrieb vor der Zeit „zwischen den Jahren" abzuflauen pflegt, um erst im neuen Jahre wieder bas hastige Tempo des Alltags anzuschlagen. Im Gegenteil, es scheint, als ob sich alle Prüfungen, die ein Volk nur treffen können, zusammengedrüngt hätten zu diesem Fest. Nur Klagen und Stöhne» hört man in Deutschland. Der wirtschaftliche Niedergang drückt auf die Feier. Mehr als in den letzten Jahren mußte verzichtet werden, manche Weihnachtssreude fiel der Zeit zum Opfer, und tn allzu- vicle Familien schleicht sich Frau Sorge als ungebetener Gast. Besonders in die Häuser derer, dte von den Stößen der Krise aus den Reihen der Arbeitenden geschleudert und zur Untätigkeit verdammt wurden. Dazu kommt bei Reich, Länder» und Gemeinden eine Geldmiscre, deren Aus wirkungen mit Notbehelfen noch einmal abgewehrt wer den konnten, die aber lähmend auf der Zukunft lastet. Ein schriller Mißklang stört auch innenpolitisch die Wcthnachtsharmonie,- denn der Volksentscheid, unter Mißachtung religiöser Empfindungen aus den Vorabend des Festes angesetzt, hat zwar mit der Bildung einer Widerstandsfront gegen die blutsaugerischen Zumutungen des Auslandes sein Gutes gewirkt, aber dte Auseinander setzung darum und die üblen Begleiterscheinungen diese» Kampfes haben auch Len Abgrund aufgezeigt, der das deutsche Volk in seinen Meinungen über die wichtigsten Lebens fragen trennt. Ueber alledem frißt die Zwietracht weiter. Und hinter dem Fest lauert schon eine neue Gefahr mit der großen außenpolitischen Entscheidung tm Haag, dte mit Unterschrift und Siegel bekräftigen soll, daß unsere jetzigen Sorgen und Mühsale nur der Vorgeschmack einer viel schlim meren Entwicklung sind. Hartherzige Gläubiger bestehen auf ihrem Schein und fordern ihr Pfund aus dem Herzfleisch des deutschen Volkes. Sie schlagen die Warnungen der Vernunft in den Wind und versperren, während sic Tribute heischen, gleichzeitig alle Möglichkeiten der Erfüllung. Für Deutsch land aber spricht eine kraftlose und willensschwache Negie rung, die sich in Sorgen um ihr eigenes Dasein auszchrt und zu deren nationalem Sclbstbehauptuugswillen niemand mehr rechtes Zutrauen hat. Lauter Schatten sieht mau rings- um, schwarz in schwarz scheint der Himmel, drohend ballen sich die Wolken. Und ein Wintergewitter steht am Horizont. In diesem düsteren Rahmen erleben wir Weihnachten 1929. Hat denn das Feiern da noch Sinn? Müssen wir uns nicht bemühen, alle diese Gedanken aus dem Strahlen- kreis des Lichterbanmes zu verbannen, damit wir ein paar Stunden der Beschaulichkeit und der Weltvergessenhcit ge winnen? Müßte es sonst nicht ein Fest des KopfhängenS werden, der müden Ergebung ins Unabänderliche? So wett ist es nun, Gott sei Dank, doch nicht. Trotz der Widrig keiten, dte unS die Stimmung verderben wollen, dürfe» und sollen wir ein wirkliches Fest rüsten voll Freude und Zuverstcht, daß es uns ein innerer Halt werde auf der ab schüssigen Bahn und ein neuer Anfang zugleich. Denn gerade zur rechten Stunde rufen in dieser heiligen Nacht dte Kirchenglocken das erlösende Wort ins Land: Glaube» tst Macht. , Daß wir diese» Sinn der WeihnachtSbotschaft, dt« tröstliche Kunde vom gewissen Steg der Seelen- und der Geisteskräfte über dte feindliche» Gewalten dieser Welt tm Kampf um den Wiederaufstieg so ganz vergessen haben, das ist unsere eigentliche Schuld. Und doch sprang tm Laus der deutschen Geschichte aus diesem geheimnisvollen Quell de» Irrationalen immer unsere beste Kraft. Das „Volk der Dichter und Denker" wurden deshalb tn einer Blütezeit dte Deutschen genannt. Aber nicht nur kulturelle Werte sprossen daraus hervor, auch dte nationale Erlösung des Deutschtums tm geeinten Reich erstand tn diesem Zeichen durch ein Aufgebot höchster seelischer Kräfte unter der Füh rung eines Meisters, der, wie kein anderer, diese VolkS- kräft« entfesseln und ihre Unwägbarkeiten tn den Dienst der Politik stellen konnte. Gewiß, Blut und Eisen kamen dazu, »m das Werk zu vollenden. Wir haben dte Nolle des Eisen» dann überschätzt, allzusehr auf die schimmernde Wehr ver traut, und sie -erbrach an noch stärkerer äußerer Macht. Neue Parolen klangen jetzt auf: Wissen ist Macht, Wirtschaft ist Macht. Und den Worten folgte dte Tat. Aber wohin //es/e FE ettE Mr/e