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MabenauerAnzeiger Lokal- und Anzeigeblatt für Rabenau mrd Umgegend. üi:::::!!:::::!!»::!:::!«::!! ii Erscheint Aloniag, Niittwoch und Freitag, ß Vczaqvp>c>s: Alvnnllich 1,20 Sllark, -ff- >»öchcMlich 30 Pfg-, cinzclnc Nr. 10 Psq. -- Im Falle höherer Gewall (Krieg oder sonstiger :: I- Störungen des Betriebes der Zeitungen, der Liese- ü ß ranten oder der Beförderungseiurichtungen) hat -- ß der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder - s- Nnchiieserung der Zeitung odcr auf Rückzahlung - des Bezugspreises. 105. F'- usp«-6.er: Bmt Freiia! 120 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekannt- tnachnnaen des Stadtgemeinderats, sowie des Schul- und Kirchenvorstandes zu Rabenau. <l. !> Schriftleitung, Druck und Verlag von Hermann Mardeck in Rabenau. WWW, W 2. StpiWSer IMS :: Anzeigen: cinjp. Petitzeile 20 Goldpftmüq, u Ü ausiv. 30 Pfg., aiutl. Teil u. Reklamen 50 Psg. ff ß Bon uns unbekannten Auftraggebern Anzeigen nur gegen Vorausbezahlung. ' :: Anzeigen werden an den Erscheinungstagen bis u spätestens vormittags 10 Uhr erbeten. ü Für Fehler in durch Fernsprecher ausgegcbenen ff ff Anzeigen übernehmen wir keine Verantwortung, i: ff Gemeindcvcrbauds-Giro-Konto Rabenau Nr. 39. u Drahtanschrift: Anzeiger HI Amtitcher Teil. Bekanntmachung der Schule zu Rabenau. Die Ostern 1930 schulpflichtig werdenden Kinder sind Knaben, Donnerstag, den 12. September Mädchen, Freitag, den 13. September vormittags 9—12 Uhr nnzumclbeu. Die Kleinen sind persönlich vorzustellen. Schulpflich tig sind die Kinder, welche Ostern 1930 das 6. Lebens jahr erreicht haben. Ruf Wunsch der Eltern dürfen auch solche gutent- wickelte, gesunde Kinder ausgenommen werden, welche bis zum 30. Juni 1o3O das 6. Lebensjahr vollenden. Beizubriugeu für alle ist der Impfschein, für aus wärts geborene Kinder das standesamtliche Gebnrts- zcuguis. „Volksschulanmcldungs"sotmulare, welche ausgesüllt milzubringen sind, können vorher beim Hausmeister möhreud des Vormittags entnommen werden. Rabenau, am 31. August 1929. Die Schulleitung. Dir. Reinicke. Lokale- and Sächsisches. Rabenau, den 2, September 1929. * 50 Jahre Verband der Schneider-Innungen Sach sens. Vom 7. bis 10. September hält der Verband seinen 50. Berbandslag in Dresden ab und feiert damit sein SOjährigcs Bestehen. Die Gründung erfolgte 1879 ebenfalls in Dresden. Dem Verband gehöre» jetzt 115 Innungen mit 13 000 Mitgliedern an. Mit dem Ber- bandslage wird eine Ausstellung der modernsten Hand- wcikszeuge und Arbeitsgeräte verbunden. * Das Gewitter in der Nacht zum Freitag hat in weiterer Entfernung mehrere Brände durch Blitzschlag verursacht. In Pretzschendorf schlug der Blitz in die Scheune des Gul-WZitzcrs Oswald Geisfler und äscherte diese ein. Die ganze Ernte in Korn und Heu, sowie sämtliche Maschinen sind verbrannt. — In Fördergers- dorf schlug der Blitz beim Gutsbesitzer Hermann Pietzsch ein und zerstörte das Anwesen vollständig. Cvßmannsdorf. Wegelagerer. Ein Auto aus Köln wurde in der Nacht zum Sonnabend nm V/3 Uhr aus der Tharandter Straffe in der Nähe des Hirschberges von vier unbekannten Burschen ungehalten und die In sassen, drei Herren und drei Damen, wurden aufgesordert, Gäd hcrauszugebeu. Durch die Geistesgegenwart des Chauffeurs konnte das Auto durch schnelles Fahren die Flucht ergreifen. Die Burschen sind unerkannt ent kommen. Dippoldiswalde. Fer Kel markt. Von den aus- getriebenen 74 Ferkeln wurden 53 Ferkel zum Preise von 30—50 Mk. verkauft. Dresden. Einbruch in die Hanptkasse des Dresdner Hauplbahnhoss. In der Nacht zum Sonnabend wurde in die Hauptkasse des Dresdner Hauptbahnhofes einge brochen. Wie inzwischen festgestellt worden ist, sind die Diebe mittels Nachschlüssels in ein neben der Kasse lie gendes Geschäftszimmer gelangt und haben sich von dort aus unbemerkt durch eine etiva 20 Ztmtr. starke Zicgcl- wand gearbeitet. Einer dec Geldschränke wurde aus- gcknabbert. Die Diebe erlangten etwa 400 Mark. Da noch vier weitere Geldschranke angebohrt morden sind, wird angenommen, das; die Einbrecher bei ihrer weiteren Arbeit gestört moiden sind. Um van auften unbemerkt zu bleiben, sind die Fenster mit schwarzem Glanzpapier verklebt worden. Am Tatort sand man zurückgelassene Einbrechcrwerkzeuge fl Dreckaniscile, eine 50 Zimt. lange Brechstange) und einen Kamm aus braunem Horn vor. Dresden. Ernennung Elsners zum sächsischen Ar- bcitsmiuistcr. Die Nachrichtenstelle in der Slaatskanzlei teilt mit: Der Ministerpräsident Hal den Minister a. D. Georg Elsner mit Wirkung vom I. September zum Ar- beits- und Wohlfahrtsminister ernannt. Die Eruennuug Elsners, der der Allsozialistischen Partei augchört, ist al so trotz des Widerspruchs der Nationalistischen und So Zialistischen Parteien ersolgt. Dresden. Auf dem Bahnhöfe Weitzes Rotz der Strecke Moritzburg—Radebeul wollte eine Frau Lipp mann ans Dresden vor dem Halten des Zuges aus den Bahnsteig springen. Sie wurde dabei vom Zuge ersetzt und geriet unter die Räder, wobei ihr beide Beine ab gefahren wurden. Die Verunglückte starb kurze Zeil nach dem Unfall. Reichenau. Im Interesse seiner Wissenschaft erschien am Montag Vormillag Wünschelrutenforscher Flemming aus Dippoldiswalde auf der Brandställe des Liebscher sehen Gutes und stellte seine Versuche an. Die geradezu ver blüffenden Ergebnisse seiner Wünschelrute und seiner Be rechnungen setzten jedermann in Erstaunen. Er stellte eine in ungefähr 19 Meter Tiefe in der Längsrichtung der ehemaligen Scheune verlaufenden Wasserader fest, ja, es.gelang ihm sogar — ohne das; er es vorher gemutzt hätte - de» ungefähren Einschlagungspuukl des Blitzes aus der Mächtigkeit der Wasserader zu bestimmen. Eine Blitzspur ivar natürlich in dem Schutt- und Trummer- Hausen, bei dem schon wieder die Rufräumungsarbeitcn eingesetzt hatten, nicht mehr zu erkennen. Umso höher zu bewerten ist das Wünschelcutenergebnis der Flem- ming'schcn Forschung. Aus Befragen erklärte er, das; noch kein Gebäude, das mit einer neuzeitlichen Blitz- schutzanlage versehen, bisher nenncnswerlcn Schaden er litten habe. Zerceitzung von Mauerputz, auch vielleicht einiger Dachschaden müssen hingenommen werden, wenn eine solche ungeheure Kraft, wie ein Blitz darstellt, cin- schlägt. Die Hauptsache ist aber doch, das; Menschen, Vieh lind Gebäude vor Tod und Flammen erhalten bleiben. Das; dies in dec heutigen Zeit besonders wich tig ist, bedarf keiner Begründung. Die Untersuchung jeden Grund und Bodens durch Wnuschelrutensorschec Flemming ist völlig kostenlos und unverbindlich. Es Kanu datier nur jedem Haus- und Grundbesitzer geraten werden, sich dieser Gelegenheit zu bedienen. Leipzig. Am Freitag abend rutschte in der Hölli schen Strafte ein Radfahrer aus einer Strafteubahnschiene aus, stürzte und wurde von einer Stratzeudahn über fahre». Der Verunglückte war sofort tot. Wetter - Nachrichten unseres meteorologischen Souderdienftes. Voraussichtliches Wetter am Dienstag: Schön, tags warm. Mittwoch: Kaum verändert. Erman nun z. Herz, las; das Zweifeln, las; das Klmibcn, Por dem das Beste selbst zerfällt, Und wahre dir den Rest von Glanbei- A» Gutes noch in dieser Well. Schau hin aus eines Weides Züge, Das lächelnd auf den Säugling btickt, Und fühl's: es ist nicht alles Lüge, Was uns das Leben bringt und schickt. Und Herze, willst du ganz genesen, Sei selber wahr, sei selber rein! Was wir in Welt und Menschen lesen, Ist nur der eig ne Wiederschein. Theodor Fontane. RiesenNmsi, Mssentuchen und Riesentops Ohne die festlichen Gebräuche, Umzüge, Tänze und Lustbarkeiten der Handwerkergilden, Innungen und Zünfte wäre das öffentliche Leben in den alten Städten nicht so bunt und vielgestaltig gewesen, wie es in Wirk lichkeit der Fall war. Außer den ältesten seßhaften Gcwerbeständen, den Bäckern, Metzgern, Fischern, Tuch machern, Schneidern, Schustern, Waffenschmieden und Rotgießern, boten alle im Laufe der Zeit hinzugekom- menen Handwerker zu gewissen Zeiten den Mitbürgern allerlei lustiges Schaltwerk. Zur Fastnachtszeit tanzten in Nürnberg schon im Jahre 1350 die Metzger einen so genannten „Zämertanz", wobei sie sich untereinander an ledernden Ringen hielten, die wie Leberivürste ans- sahen. Nach vollbrachtem Tanz, der auf einem öffent- lichenPlatz zu allgemeinerBelustignug vor sich ging, hielten die Mitglieder dcrZnnft ein festliches Mahl und Gelage. Die Messerschmiede odcr Messerer zogen gleich den Metzgern unter Vorautritt der Stadlpfeifer durch die Stadt. Man trieb schon früh ziemlichen Aufwand bei diesen Umzügen, und so kam es, daß man wegen der hohen Kosten diese Veranstaltungen nur nach Ablans von sieben Jahren wiederholte. Späterhin fanden solche Festlichkeiten in noch größeren Zwischenräumen statt. Man mußte in der alten oas Recht zu solchen Tänzen und Umzügen verbrieft und besiegelt besitzen und so entwickelte sich der eigen artige Brauch, daß die Metzger, die das Recht zu jähr lichen Tänzen und Belustigungen besaßen, die Erlaubnis an andere Zünfte verliehen. Daß man sich sogar in „schweren Zeitläuften" das Pcrgnügen nicht rauben oder stören ließ, bestätigt ein Fall aus dem Jahre 1449. Wieder einmal war Fastnacht gekommen, und der Chronist be richtete: „Die Metzger tanzten vor das Frausntor in Nürnberg hinaus, so daß die umreitenden Feind vor dein Tor sie gnt sehen konnten. Es war dies Jahr auch ein großer gar böser Sterb in dcr.Siadi gewesen." Im Jahre 1475 machte den Beschluß eines solchen Umzuges die sogenannte „Hölle", ein großer Ausbau, der von Pferden auf einer Schleife gezogen wurde. Die Hölle barg ein Feuerwerk in sich, das am Ende der ganzen Lust barkeit vor dem Rathanse abgebrannt wurde. Statt dieser Hölle war es auch manchmal ein Haus, ein Schloß, ein Turm, eine Windmühle, ein Drache, ein Geschütz, aus dem man Figuren, „böse Weiber" schoß, die Feuer spien. Bei den Aufzügen der Zünfte führte man oft prunk volle Laden, wahre Schaustücke, mit herum; einzelne Trupps von Lehrlingen und Gesellen trugen außer schön gebildeten, im Geschmack der Zeit verzierten Werkzeugen auch ihre Erzeugnisse, und diese nicht selten in riesenhaften Ausmaßen, mit. Beliebt waren die Umzüge der Metzger mit Würsten von gewaltiger Länge und Schwere. Die 1601 von drei Meistern und einundachtzig Gesellen her gestellte Bratwurst der .Königsberger Metzger war cin- Mnsendfiinf Ellen lang und kostete vicrbundcrtzwölf Taler. Aber auch die Bäcker ließen cs sich ein Stück Geld kosten, denn sie erhielten ja von den Metzgern eine stattliche Zahl von Ellen Bratwurst verehrt. Sie machten aus zwölf Scheffeln Weizenmehl große „Striezeln" und sechs höchst ansehnliche „Kringeln", die von mehreren Bäcker gesellen aus dicken Stangen getragen wurden. Zum Backen waren die größten Backöfen gerade umfangreich genug. Mit dem Elend des Dreißigjährigen Krieges nahmen diese Schaustücke der Zünfte ein Ende; kaum aber war Friede wieder im Lande, da erwachten auch dw alten Bräuche Wieder. Niemals ist ein größeres Gebäck hergestellt worden als der große „Striezel" vom Juni 1730. Ein eigener Ofen wurde dazu auf freiem Feld zwischen Großenhain und Mnblberg erbaut. Dem Dresdener Bäckermeister Zacharias Wolftaus gelang das Meisterstück zu „Ehr und Ruhm des löblichen Bcckhen Handwerks". Man ver- wcirdeie achtzehn Scheffel Weißes Mehl im Gewicht von einundzwanzig Zentnern und sechsunddreißig Pfund; dazu wurden eineinhalb Tonnen Hefe, drcihiindcrtscchs- imdzwanzig Kannen Milch, sechzig Schock odcr dreitausend sechshundert Eier und außer der nötigen, nicht geringen Menge Salz drei Psnnd bester Muskatblütc als Ge würz gebraucht. Vor dem Backofen, der von vier Seiten gefeuert wurde und aus zwölf Schloten rauchte, mußte zmn Em und Ansgicßen des Riesenkuchens ein achtzehn Ellen langes Gerüst errichtet und der Knchen mußte auf ciwm eigenen Schieber gebracht werden, zu dem sicben- imdsimszig Breiter nötig waren; dnrch zwei Walzen und zwei Ketten samt einem Tan führte man das Gebäck in den Ofen hinein und zog es, nachdem cs fertig geworden war, wieder damit heraus. Nun war inzwischen ein eigens gebauter, aus vier Rädern beweglicher Wagen her- angeführt worden, um das Gebäck, das achtzehn Ellen lang, acht Ellen breit nnd eineinhalb Schuh dick war, weg- znschaffeu. Mit acht Pferden wnrde der sächsische Riesen striezel in das Hauptquartier bei Radewitz gefahren, um dort von den Soldaten verzehrt zu werden. Zum Zer schneiden hatte die Zunft der Messerschmiede ein eigenes Messer gemacht, das vom Griff bis znr Spitze zehn Ellen maß. Ein anderes Kunststück lieferte die Töpferzunft zu Penig im Meißnischen Lande. „Dergleichen großer Topf, wie der zu Penig aus Lehm gemacht wordrn, war nie »vor ersehcn." Er faßte nicht weniger als drei große 'tückfässer, deren jedes nur von vier starken Bauern- erdcn gezogen werden konnte. Als die ersten Ehren- stc den leeren Riescntopf auf einer dreizehnsprossigen ter von außen erstiegen, um aus ebensoviel Stufen auf den Boden des ungeheuerlichen Kruges zu gelangen, gab es ein kleines Unglück. Einer der Herren stürzte von der Leiter gegen die Innenwand, sie zerbrach und nun führte der Weg aus dem Topf direkt ins Freie. Damit war das „große Wunder zu Penig" nicht mehr zu brauchen, um Flüssigkeit irgendwelcher Art aufzunehmen. Damals wur den die Verse gemacht: „Es könnt' ein solcher Krug den Durst gar vielen stillen, Indessen wollt' ich nicht, daß ich ihn müßte füllen. Das fiele meinem Geldsack in der Tat zu schwer, Es machte zweifellos sogar den größten Seckel leer." Ein anderer Spaßvogel meinte, nicht einmal der Riese Goliath wäre so trinkfest gewesen, den Peniger Topf bK zur Nagelprobe zu leeren.