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Genauer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. AbonnementSprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l,bv Ml. Zkitllng siir WM, Äelsersdllkst Inserate kosten die Sp altenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten IS Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein« nnd Grotzölsa, Obernaun-orf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Lii-an, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationslraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 71. »-r«fpr«ch-r: Amt L-«be« 114. Donnerstag, den 18. Juni 1908. s-knsprecher: Amt D-Ube« 114. 21. Jahrgang. Hur Nsd unil frru Rabenau, den 17, Juni. — Ein für die deutsche H o lz i nd n st r ic wichtiger Trust. Um den Preistreibereien, sich infolge des großen Wettbewerbes auf dem amerikanischen Holzmarkt geltend machten, W den Waldverwüstungcn, die dort selbst in den letzten Jahren stattgefunden haben, zu be- öWen, haben sich j-tzt die fünf einflußreichsten Häuser der nordamerikanische» Holzproduktion einem Trust vereint. Dieser bezweckt die einheitliche Handhabung des Einkaufs, Fest ung gewisser Preise für den Verkehr mit den ausländischen Holzmärkten, Feststellung be- mmmlec Handelsbräuche. In dem Trust ist "n Aktienkapital von 9 Mill. Dollar vereint. EJahresproduktion an fertiger Ware beträgt 15 Mig. Kubikmeter Nutzholz. Für den ! deutschen Holzhandel ist die Gründung "'M großem Interesse, da der Verbrauch ameri- ^"Wn Holzes in den letzten Jahren wescnt- H gestiegen ist. , —Gesuche mn staatliche Beihilfen zur Erhaltung und Erweiterung der Volksbib- ^Aheken stnd bis 30. Juni d. I. bei der Amts- dnuplmannschaft DreSden-A. einzureichen. — DaS Zahn'sche Theater-Ensemble, daS i» Rabenau mit seinen wohlgelnngenen Erstellungen gut eingeführt hat, wird Milte August in, hiesigen Amtshof austreten. Die AH 16 Personen bestehende Gesellschaft, die vkr Wohnung nimmt, verfügt über !!" vollständig neues Theater und feinste Garderobe. Da man nur neue Stücke zur ^iiührrmg bringen will, hofft man auf rege ^ierstützung seitens der Bewohnerschaft. , — Ein Mißstand tritt wieder lebhaft " die Erscheinung, der nicht ost und streng gerügt werden kann, das Zertreten Getreides und der Fluren beim Pflücken .^ Kornblumen. Die Verehrer der lieblichen AAserblume begnügen sich gewöhnlich nicht mit Pflücken der an den Rändern der Felder senden Blumen, sondern dringen möglichst !r, die Felder hinein, dabei richtige Gänge wodurch die Aehrcn umgeknickt und Greten werden. Eltern und Vormünder, deren ^'der oder Pflegebefohlene beim Kornblumen- in den Getreidefeldern betroffen wer- können dafür zur Verantwortung gezogen für den entstandenen Schaden haftbar ze ucht werden. . — Zwei Vermächtnisse hat die Kirchge- ^öde Dippoldiswalde erhalten. Die A kurzem hier verstorbene Frau verw. Kauf- Jäppelt setzte ihr ein Legat von 3000 zum Zwecke der Einrichttmg elektrischer ^"vchtungsanlagcn in der Stadtkirche auS. Ai der in Dresden verstorbenen Frau Gold- Auer erhielt die Kirchgemeinde 2000 Mark Wgegen die Verpflichtung, die Grab- ?ue des Bruders der Verstorbenen auf dem Friedhöfe instand zu halten. b Aus der Altenbergerstraße in Dip- ^^biswalde ereignete sich ein Unfall- , "e»> von Ulberndorf kommenden Automobil ein einspänniges Geschirr entgegen, dessen eg, 20 Meter vor dein Automobil scheute, der Seite sprang, den Wagen mit zwei h ^"en nach der Seite schleuderte nnd Hier ls das einem hiesigen Tischler gehörende vier- Kind schwer verletzte. Der Arzt stellte Muerschütterung fest. 7" Der Bedeutung der T a l s p e r r e n zu ^ Rserleitungszwkckcn wurde durch Abg. Andrä- ^/>unsdors mit folgenden Worten gedacht: vtadt Dresden hat jetzt rund 500 000 h""' ^0 Liter Pro Kopf rechnet man N Wohl als täglichen Verbrauch, mit der h. ^^«sprengung und mit allem. Das sind H°Tag 25 Mill. Liter-2b 000 Kubikmeter, ge wacht für 1 Jahr an Wafferbedarf öOOO Kubikmeter; die Klingenberger h/br"- eine der großen Weißeritzlalsperren wohl 10 bis 12 Millionen Kubikmeter ""er fassen. Also man sieht, was für eine große Bedeutung eine Talsperre für die Was serversorgung für eine große Anzahl von Menschen haben kann. — Vor der dritten Strafkammer des Königl. Landgerichts Dresden erschien der 26 Jahre alte, aus Raudnitz in Böhmen gebürtige, zuletzt in Deuben wohnende Stcinarbeiter Josef Hrdlicke, um sich wegen Sachbeschädigung, gefährlicher Körp er Verletzung, Beamtenbe leidigung, Widerstandes gegen die Staatsge walt und Ruhestörung zu verantworten. Da der Angeklagte leugnete, machte sich eine um fängliche Beweisaufnahme notwendig. Es war hierzu eine größere Anzahl Zeugen vorgeladen. Hrdlicke ist im Jahre 1901 in Lcilmeritz wegen Körperverletzung mit sechs Monaten schweren Kerkers bestraft und am 19. Oktober 1907 in Döhlen wegen Widerstandes zu 5 Monaten 2 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Nachdem der Angeklagte die Strafe irr Bautzen verbüßt hatte, fand er Arbeit in der Fabrik von Berndt in Hainsberg. Am Abend des 3. April dieses Jahres kam es in der Ehrlichsten S ch a n k w i r t s ch af t in Deuben zwischen Hrdlicke und drei böhmischen Landsleuten zu Streitigkeiten, wo bei der Angeklagte mehrere Teller vorsätzlich zerschlug. Er wurde deshalb von dem Wirte Herrn Ehrlich mit Gewalt aus dem Lokale gebracht. Hrdlicke kehrte zurück und gab dem auf der Straße stehenden Wirte einen M-sser- stich in die linke Brust. Ehrlich wurde hier durch schwer verwundet und mußte sich sofort in die Behandlung des Herrn Dr. Brade be gebe». Der Messerheld ergriff die Flucht. Er wurde von dem Schutzmann Klemm ausge halten und verhaftet. Auf dem Transporte nach der Polizeiwache lärmte und schimpfte der Arrestant auf die Schutzleute Klemm, Hegewald und Kirmse, er leistete den erheb lichsten Widerstand und brachte auch noch dem Beamten Klemm eine Bißwunde bei. DaS Anfuhren des Angeklagten vor Gericht, er sei damals sinnlos betrunken gewesen, wies das Gericht als widerlegt zurück- Das Urteil lautete auf 5 Jahre 4 Monate Gefängnis und Einziehung des Messers. — In Sachen der Absicht, Deuben in eine Stadt umzuwandeln, hat der Hains berg e r Gemeinderat erklärt, daß ein Bedürf nis nach dieser Richtung für HainSberg nicht vorliege und man eine Uenderung nicht wünsche. — Die Strafkammer des Kgl. Landgerichts Dresden beschäftigte eine Untersuchungssache gegen den 17 Jahre alten Arbeiter Oswald Tillner ans Deuben wegen vorsätzlicher Brandstiftung und gegen den 15 Jahre alten Arbeiter Paul Beutel aus Schmiedeberg wegen Beihilfe zu diesem Verbrechen. Die Angeklagten wohnen in N i e d er h äS l i ch. Es handelt sich um B schädigung eines Baumes. Tillner fitzte eine Laubschommg auf Niederhäslicher Flur vorsätzlich in Brand. Da das Feuer schnell um sich griff, eilten beide davon. DaS Feuer wurde durch hinzugekommene Leute ge löscht. Der Schaden beträgt ca. 25 Mark. DaS Urteil lautet für Beutel aus 1 Woche, für Tillner auf 3 Wochen Gefängnis. — Umfangreiche Einbrüche in Baubuden und Baukantinen solle» in Bannewitz, Welsch Hufe, Rippien und anderen Orten in raffinierter Weise auSaeführt worden sein. Der Einbrecher soll der Gendarmerie bekannt, jedoch »och nicht ermittelt sein. — Sonntag früh erfolgte ein internationaler Wett marsch Dresden. Freiberg, der in Kesselsdorf manche Abwechslung brachte. Der Wettmarsch begann fiüh 6,10 ab DreS- den-Wölfnitz. Die 37 Kilometer betragende Rennstrecke wurde in 3—4 Stunden durch laufen. Zum Start hatten sich 37 Mann gemeldet, es starteten aber nur 18. 1. Sieger wurde H. Rath-Prag in 3 Stunden 19 Min. 25 Sek-, 2. Sieger H. Fink-Berlin in 3 Sld. 23 Min. 22 Sek., 3. Sieger H. Zagemann- Berlin in 3 Std. 25 Min. 23 Sek. — Bei Bannewitz wurde beim Gras ¬ mähen in der Nähe des nach Nöthnitz führen den Bettelgrabenweges ein Kindesleichnam ge funden. Allem Anschein nach hat der Leich nam des offenbar neugeborenen Kindes an der Fundstelle schon einige Tage gelegen. Ec war in braunes Papier eingewickelt. — Kirchen Vorstand und Sozial demokratie. Bor einiger Zeit wurde mit- geteilt, daß ei» in den Kirchenvorstand von Pesterwitz bei Dresden gewählter Einwoh ner vom LandeSkonsistorinm auS dem Grunde nicht bestätigt worden sei, weil der von der Einwohnerschaft Gewählte Mitglied der sozial demokratischen Partei ist und als solcher nicht die Fähigkeit besitze, in kirchlichen Dingen mit zureden und zu raten. Gegen diese Begründung der Nichtbestäligung wendet sich j«-tzt das Kgl. Landeskonsistorium und bemerkt, daß die Mit- gliedschaft zur sozialdemokratischen Partei nicht der Grund zur Nichtbestäligung sei. Pfarrer Naumann in Pesterwitz erklärt j-tzt im „Säch sischen Kirchenblatl" folgendes: „Für die Nichtbestätigung eines in den Kirchenvorstand von Pesterwitz bei Dresden gewählten Sozial demokraten ist, wie ich mich aus den Akten habe überzeugen können, nicht die Parteistellung, sondern der durch verbürgte kircheu- und reli- gionsfeindlichc Aeußerimgen knudgegebcue Mangel an bewährten christlichen Sinn aus schlaggebend gewesen. Die Kircheubehördeu, insbesondere das Landeskonsistorium, weisen es zurück, daß sie sich zu ungunsten der Sozial demokraten einfach von Parteilichkeit leiten ließen. — Eine Brotpreis-Verbilligung gibt die freie Bäckertnnung in Zittau bekannt. Die guten ErnteauSsichtcn dürften wohl die Ursache des Rückganges sein. — Die verstorbene Frau verw. Dehne in Niederlößnitz halte der Gemeinde eine Stiftung von 60 000 Mark hinterlassen zum Zwecke der Errichtung eines Krankenhauses. Der Gemeinderat hat aber die Stiftung unter den gestellten Bedingungen abgelehnt, da man die Gründungskosten für ein Krankenhaus auf mindestens 200 000 Mk. veranschlagte. — In Loschwitz wurde ein Bettler sestgenommen, der sich taubstumm stellte und einen Zettel bei sich hatte, auf dem er um milde Gaben bat. In der Untersuchungshaft hat er seine Sprache wieder gefunden. — Kleine Notizen — Jin dichten Ge hölz de- Schoner Grundes fand man die Leiche des 61 Jahre alten Tagearbeiters Retsch vor, die bereits längere Zeit dort gehängt haben dürfte. — Einen dreifachen Selbstmord beging die PorzellanmalerSehefran Hofmann, Dresden, Ferdinandstraße 4. Sic brachte sich mehrere Stiche in die Brust bei, suchte sich mit einem Hammer die Schädeldccke zu zertrümmern und hing sich schließlich an der Klinke der Kammec- tür. Die Frau befindet sich trotz schwerer Ver letzungen am Leben. — In Strehla sind beim Baden in der Elbe der 14 Jahre alte Oehmig und der 9 Jahre alle Gattermann er trunken. — Beim Abstichen nach einem tags zuvor geschossenen Rehbock fanden Jäger in Pillingsdorf einen weißen Rehbock (Sechsender). Es gelang, daS seltene Tier zu halten und zu binden, worauf es in der Behausung des Jagd pächters untergebracht wurde. — Auf dem zwischen Wünschendorf und Werda befind lichen unbewachten Wegübergang wurde ein Bauernfuhrwerk von einem Elsenbahnzuge über fahre», wobei eine Kuh getötet wurde. — Ein Musiker des 139. Jnf.-Reg. in Döbeln machte einen Selbstmordversuch; er öffnete sich die Pulsader und durchschnitt sich den Hals. — Das ca. 2 jährige Töchterchen des Werk meisters Strobet in Leipzig stürzte ans dem Fenster der elterlichen Wohnung aus die Straße und verstarb infolge der erlittenen Verletzungen. — Gegen das anonyme Denunziantentum richtet sich eine Bekanntmachung des Stadt- ratcs in Neichenbach i. V., der darauf aufmerksam macht, daß bei ihm eingehende anonyme Zuschriften unbeachtet bleibe» und sofort vernichtet werden. Veranlassung zu dieser Bekanntmachung ist die Ueberhandnahme der artiger Zuschriften in letzter Zeit. Dresden. Ans dem Bahnhofe Friedrich stadt wurde der Leitungsarbeiler Schäfer des hiesigen Elektrizitätswerkes bei seiner Arbeit am Hochspannmaste von elektrischem Strome getroffen und sofort gelötet. — Zum Pfarrer der Striesener Kirchgemeinde wurde Pfarrer Zenker in Lockwitz gewählt. — Unterhalb der Pieschener Fähre wurde die Leiche des Zigarrenhändlers Hildebrand von Dresden aus der Elbe gezogen. Ferner wurde unterhalb der Gerichlsstraße die Leiche des Handlungsgehilfen Emil Linke von Dres den angeschwemmt. — Unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wird vom Landgericht Dresden gegen den 15- jährigen Kaufmamrslehrling Hugo Otto Nigrin aus Dresden wegen Sittlichkeilsver- brechens und Diebstahls verhandelt. Im Scp- tember und Oktober halber Bursche in Haus fluren an einer Anzahl kleiner Knaben und Mädchen unzüchtige Handlungen vorgenommen und anderen Kindern auf der Straße Geldbe träge bis zu 50 Pfennigen weggenommen. Das Urteil lautet auf 4 Mo». Gefängnis. — Am Kuhstall in der Sächsischen Schweiz ereignete sich am 14. d. M. ein Absturz. Ein junger Mann wollte den Fel sen beim Habichtgraben ersteigen; die Kräfte Verließen ihn aber, und er stürzte ab, wobei er schwere Verletzungen davontrug, so daß er nach dem Schandauer Krankenhaus überführt werden mußte. — Endlich scheint Licht i» das Dunkel, das über den Fall Heine in Leipzig ge breitet liegt, zu kommen. Die Staatsanwalt schaft in Verbindung mit der Kriminalpolizei hat eine neue Spur entdeckt, die anscheinend in Verbindung mit der Frau Lohmann zu bringen ist. Es fand eine Konferenz statt, an der Staatsanwalt Dr- Kunze, Polizeidirektor Bretschneider u. Kriminialkommiffar Dr. Fincke teilnahmen. Ueber das Ergebnis der Besprech ung wird Schweigen beobachtet. Es scheint sich um wichtige Ermittelungen zu handeln. — Der Nückwandererverk ehr über Hamburg hat jetzt größere Dimensionen ange nommen als bisher. Täglich treffen sowohl direkt aus Newyork als auch über England amerikanische Arbeiter, zum Teil ganze Fami lien, ein, die dann regelmäßig sofort nach ihrer früheren Heimat in befondere» Eisenbahnwagen zurückbefördert werden. Der Dampfer „Prä sident Grant", der mit vollen Kajütten und voller Ladung nach einer Ueberfahrt von sechs Tagen in Europa eingetroffe» ist, brachte »ach Hamburg nicht weniger als 1335 Rückwan derer, und der in den nächsten Tagen eintref fende Dampfer „Amerika" soll gar gegen 2000 Rückwanderer mit sich führen. Unter ihnen befinden sich nur wenige Deutsche; meistens sind es Galizier, und unter ihnen Leute, die schon längere Zeit in den Vereinigten Staaten gewohnt haben. Die Rückwanderer des „Prä sident Grant", die in drei Souderzügen in ihre alte Heimat überführt werden, erklären übereinstimmend, daß sie über hinreichende Er- sparnisse verfügen, nm längere Zeit in Europa ihre Existenz zu friste», während sie in den Vereinigten Staaten bei längerer Andauer der Arbeitslosigkeit leicht verarmen würden. Sie behalten sich vor, bei einer Besserung der amerikanischen Verhältnisse sofort wieder hin- überzngehe», so daß den Schiffahrtsgesellschaften diese Passagiere sicher fein dürsten. — In großer Gefahr schwebte ein Per sonenzug der Strecke Zittau—Bischofswerda. Als der mit zwei Lokomotiven bespannte Zug das starke Gefälle zwischen Ebersbach und Neu salza passierte, machten sich an einem dreiach sigen Personenwagen 2. und 3. Klasse starke Schwankungen bemerkbar. Eine auf der Station vorgenommene Untersuchung ergab, daß ei» Rad der Hinterachse in seiner ganzen Rundung von der Achse abgesprungen war nnd nur noch lose an dieser hing.