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Wetznih-MW Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe » Mt „Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis Vierteljährlich 1 M. 2S Psg-, zweimonatlich 84 Pfg., «inmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummer« 10 Pfg. - Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirk, same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder veren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, <m redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Nedacteur: Carl Irhnr in Dippoldiswalde. Nr. 19. Donnerstag, den 18. Februar 1886. 52. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Auf das heute stattfindende Militärconcert im Schießhaussaale, gegeben von Herrn Röpenak mit seiner Kapelle, machen wir noch be sonders aufmerksam. Das Jägerchor ist durch seine gute Concertmusik allseitig beliebt und wird dasselbe gewiß auch hier einen gefüllten Saal finden. — Die Entlassung der 1886 zur Reserve zu be urlaubenden Mannschaften hat bei denjenigen Truppen, welche an den Herbstübungen theilnehmen, am ersten oder zweiten Tage nach Beendigung derselben, bez. nach dem Wiedereintreffen in den Garnisonen stattzu finden. Für alle Truppenlheile ist der 30. September der späteste Entlassungstermin der Reservisten, die zu halbjähriger aktiver Dienstzeit eingestellten Train soldaten sind am 30. Oktober 1886, bez. am 30. April 1887 zu entlassen. Die Oekonomiehandwerker am 30. September 1886. Beurlaubungen von Mann schaften zur Disposition der Truppenlheile haben an den Entlassungsterminen insoweit zu erfolgen, als hierfür Rekruten zur Einstellung gelangen. Glashütte. Der Haus- und Feldbesitzer, Fleischer meister Wilhelm Fischer feierte am 10. d. M. sein silbernes Ehejubiläum. Das Jubelpaar versammelte Abends seine Freunde und Bekannte zu einem Fest mahle. — Zahlreiche Gäste hatten sich zu dem am ver gangenen Sonntag von Herrn Mechaniker Kreißig, als Schützenkönig, der Schützengesellschast gegebenen üblichen Königsball eingefunden. Der Prolog, von dem Marschall der Gesellschaft, Herrn Estler, gesprochen, gipfelte in einem Hoch auf den Schützenkönig. Hierauf wurde eine von den Herren Geßner und Estler ge stiftete schwarzgelbe (die Stadtsarbe) Schleife unter entsprechenden Worten überreicht; das Geschenk ist von der jedesmaligen Königin zu tragen. Die folgenden Borträge bestanden in einigen Chören, vom Gesang verein gesungen, Deklamationen von Herrn Hanke und zwei sehr hübsch gespielten Einaktern. Bei dem nun stattfindenden Ball sanden die Tänzer kaum Platz und Muse Terpsichore wird sich gefreut haben, so viel Jünger zu finden. Dresden. Während es im Jahre 1884 im ge- sammten Königreiche 122,766 Pferde und 630,330 Rinder gab, wurden im Jahre 1885 124,929 Pferde und 642,268 Rinder gezählt, was gegen 1885 2163 Pferde und 11,938 Rinder mehr ergiebl. — Eine Vorlage ist den Ständen in dem königl. Dekret über die Bebauung des vormals militär- ftskalischen Areals, sowie über den Bau der vierten Elbbrücke und die Verlegung des botanischen Gartens in Dresden zugegangen. Die Negierung be antragt, die Ständeversammlung wolle 1. sie ermäch tigen, das durch den Bauplan erschlossene fiskalische Bauareal bestmöglichst zu verwerthen, 2. zur Her stellung einer von der Stadt Dresden zu errichtenden vierten Elbbrücke als Beihilfe eine Million Mark, sowie 3. zur Verlegung des botanischen Gartens 490,000 M. zu bewilligen. Nach dem mit der Stadt abzuschließenden Vertrage wird die Beihilfe zur Elb brücke in drei gleichen Raten gezahlt, von welchen die erste Rate 333,333'/» Mark nach dem Ankäufe der zur Anlegung der Brückenrampe erforderlichen Grund stücke, die zweite bei Beginn des Brückenbaues, die dritte nach dessen Vollendung gewährt wird. Da der Rath den größten Theil der Grundstücke am Elbberg bereits angekauft hat, so wird die erste Teilzahlung bereits in nächster Zeit fällig. Der Stadt wird die Berechtigung zur Erhebung eines Brückenzolles auf der vierten Elbbrücke zugesichert. Dresden. Die 2. Kammer überwies das Dekret, betreffend die Verwerthung des militärfiskalischen Areals in Dresden an die Finanzdeputation L in Verbindung mit der Gesetzgebungsdeputation und be willigte sodann für Erweiterungen der Bahnhöfe in Greiz und Krimmitschau die Summe von 1,159,900 Mark. Freiberg. Vom Landgericht Freiberg wurde der 22jähr. Fleischergeselle K. Ed. Schäfer aus Reichenau wegen mehrfacher Diebstähle und Unterschlagungen, u. A. soll er am 17. Oktober v. I. beim Gutsbesitzer Klemm in Pretzschendorf 2 Haaruhrketten, eine Hals kette mit Medaillon und Geld gestohlen haben und wegen welchen Diebstahles er auch freigesprochen wurde, zu 1 Jahr 3 Mon. Gefängniß und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust verurtheilt. Leipzig. Der wegen Landesverrath zu 12 Jahren Zuchthaus verurthcilte dänische Hauptmann Sara uw ist bereits in das Zuchthaus nach Halle abgeführt worden. Hohenstein. Kürzlich wurde ein hiesiger bereits vorbestrafter Einwohner wegen Falschmünzerei ver haftet. Die vorgenommene Haussuchung hatte dazu das nöthige Material geboten. Ob die im Umlauf befindlichen falschen Einmarkstücke aus dieser Quelle stammen, wird die eingeleitete Untersuchung ergeben. Penig. Dieser Tage wurde in der Nähe der Stadtwachtmeister in den Abendstunden von 3 Strolchen angefallen, überwältigt, geknebelt und nach körperlichen Mißhandlungen, wobei dem Bedauernswerthen mehrere Rippen gebrochen wurden, in die Mulde zu werfen versucht. Nur dem Umstande, daß Leute hinzukamen, ist es zu danken, daß der Versuch nicht zur Ausführung kani. Leider sind die Uebelthäter entwischt. Annaberg. Einen empfindlichen Verlust hat in einem hiesigen Hotel ein Reisender erlitten. Derselbe übergab dem Oberkellner des Hotels einen mit 2000 Mark in Reichskassenscheinen und Wechseln im Werthe von 500 M. beschwerten Geldbrief mit dem Ersuchen, denselben zur Post befördern zu lassen. In Gegen wart des Reisenden übergab der Oberkellner dem seit September v. I. in dem Hotel angestellten Hausmann den Geldbrief mit dem Auftrage, denselben zur Post zu bringen. Nach etwa einer Viertelstunde fiel dem Hotelbesitzer die Abwesenheit des Hausmanns auf. Als er den Grund der Abwesenheit erfuhr, schickte er vorsichtshalber den Kellnerburschen zur Post, um da selbst Nachfrage zu halten. Der Letztere traf den Hausmann am Postschalter marternd und selbstver ständlich beruhigte man sich vorläufig bei dieser Nach richt. Als man nachher wiederum den Hausmann vermißte, stellte man Erörterungen an und machte nunmehr die überraschende Entdeckung, daß der Geld brief bei der Post nicht eingeliefert und der Hausmann verschwunden mar. Tagesgeschichte. Berlin. Die dem preußischen Herrenhause zu gegangene neue katholische Kirchenvorlage hebt die wissenschaftliche Staatsprüfung der Geistlichen auf, läßt die Konvikte zu, welche der Staatsaufsicht nur nach allgemeinen Bestimmungen unterliegen, hebt ferner den Kirchengerichtshof auf, schränkt die Be rufung aü den Staat gegen Entscheidungen der Kirchen behörden auf alle Fälle von Amtsverlust und Minde rung des Einkommens ein. Die Berufung an den Staat in öffentlichem Interesse findet nicht mehr statt. Ueber die Berufung entscheidet das Staatsministerium auf dem Verwaltungswege. — Die Meldung des „A. f. H., daß eins der neuen Nepetirgewehre, mit denen das Elisabeth- Negiment probeweise ausgerüstet wurde, verschwunden sei, bestätigt sich dem genannten Blatte zufolge. Das Gewehr ist entwendet und an Frankreich ausgeliefert worden. Der Vorgang, der von politischer Tragweite ist, spielte sich nach den Informationen des genannten Blattes folgendermaßen ab: „Am Abend des 28. Ja nuar d. I., des Tages, an welchem im Berliner Schloß die auch von vielen Offizieren unserer Garni son besuchte Kur der Königin stattfand, erschien in der hiesigen Schloßkaserne um die neunte Stunde, also zu einer Zeit, wo selten ein Offizier außer dem dujour- habenden in der Kaserne anzutreffen ist, eine Persön lichkeit in der Uniform eines sächsischen Offiziers, in einen auffallend langen Mantel gehüllt, und erkun digte sich bei den ihm begegnenden Soldaten nach dem zunächst belegenen Kompagnie-Revier. In den Flur getreten, machte sich der „Offizier" an einer der Stützen zu schaffen und nahm ein Gewehr heraus. In diesem Augenblick ging die Thür einer Manpschaftsstube auf und ein Soldat trat heraus. Der „Offizier" herrschte den Soldaten an und hieß ihn weitergehen. Als dieser sich entfernt hatte, verließ er, das Gewehr unter seinem Mantel versteckt, die Kaserne. Der Posten erwies ihm pflichtschuldigst die Honneurs. Etwa acht Tage nachher, wenn wir nicht irren, am 5. Februar, kam aus Paris plötzlich an das Mini sterium und demnächst an das Regimentskommando die Nachricht, daß sich in französischen Händen eines der neuen Gewehre befinde, das den Stempel der 11. Kompagnie des 3. Garde-Grenadier-Regiments Königin Elisabeth trage. Der hiesige Regimentskommandeur, dem bis dahin eine Meldung von dem Verschwinden des Gewehrs nicht erstattet war, stellte sofort Nach forschungen an. Auf das Resultat der Recherchen ist man gespannt." — Die Berathungen der Kommission für den Be fähigungsnachweis (Antrag Ackermann und Gen.) nahmen Sonnabend einen überraschenden Verlauf. Je nachdem die Majorität oder Minorität durch die Ankunft eines Mitgliedes verstärkt wurde, wurde die Nothwendigkeit des Befähigungsnachweises für die einzelnen Handwerke angenommen oder abgelehnt. Erst hatten Centrum und Konservative die Majorität und nahmen den Befähigungsnachweis für ein halbes Dutzend Gewerbe an, dadurch, daß zwei freisinnige Mitglieder erschienen, erlangten die Liberalen die Majorität und lehnten ihn für zwei Dutzend Gewerbe ab. Als ein Centrumsmitglied eintrat, wechselte wieder die Majorität, und es wurden wieder einige Dutzend Gewerbe angenommen. Frankreich. Der Ertrag der Zölle und indirekten Steuern ergab im Monat Januar eine Minder-Ein nahme von 12,655,625 Francs gegen den Budget- Voranschlag , und eine Minder - Einnahme von 11,014,200 Francs gegenüber dem Ertrage im Januar 1885. — Der radikale Munizipalrath vdn Paris hat sich mit 39 gegen 8 Stimmen zu Gunsten einer voll ständigen Amnestie für alle wegen politischer Ver brechen Verurtheilte ausgesprochen. — Weitere Folgen dürfte dieser Beschluß kaum haben. — Das Bild der Deputirtenkammer hat sich durch die Nachwahlen vom Sonntag wesentlich verändert. Statt 202 sitzen jetzt nur noch 183 Monarchisten in der Kammer gegen 396 Republikaner. Die letzteren dürften noch weitere 5 vakante Sitze gewinnen. England. Das Kabinet Gladstone hat sich end lich entschlossen, wegen der am 8. Februar gehaltenen aufreizenden Steden, mehrere Sozialisten strafrechtlich zu verfolgen und sind denselben die gerichtlichen Vor ladungen zugestellt worden. — Die Vertreter der sozialdemokratischen Föderation zeigten dem Premier^ Minister schriftlich an, sie würden am nächsten Sonntag im Hydepark eine Massenversammlung veranstalten, um die Regierung zu Abhilfemaßregeln gegen den Nothstand der Arbeitslosen aufzufordern. — Der Earl of Five, eine Säule des Liberalis mus, hat dem „Schottischen Liberalen Verein" seine Abdankung als Präsident angezeigt und sich in be stimmtester Weise von der Gladstone'schen Partei ge trennt, weil er „nicht Elastizität genug besitze, um sein politisches Gewissen einem Kabinet zu überant-