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Wopauer« Tageblatt und Anzeiger JAontag, d»« 22. 1227 2 WmMeOer MHemeW in Wien Vunbesminister Reuftüdter Stürmer seines Amtes entyoven breite Millimelerzeile 7 Psg.; die b mm breite Millimeterzeile im Terttei. 2b P'g,; NachlaßUasiel L Ziffer- unt DaS „Zsch »Pauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Flöha und des StadtratS zu Zschopau behördlicherseits b-stimmte Blatt «rd enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonte n: Erzgebirgische Handelsbank e G. m. b H.Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Ar. 4>: Postscheckkonto: Leipzig Ar. 428-^4 - Fernsprecher Nr. 7 >2 Zeitung für die Orte: KrumhermerSdorf, Waldkirchen, Börnichen, Hohndors, Wilischlhal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharfenstein, Schlößchen Porschendors A n z e i g en p re l s e: Die 48 mr: Da« „ZschopauerTageblaii undAnzeiger, erscheintwerltägtich Monatl.Bezugepreis l.7i»RM. Zustellgeb. 2vPsg Bestellungen wndeUlnunl.Geschäst»st.,von den Boten, _ . sowievonallenPostanstaltenangenommen fük A s ch 0 P S 1t Uüd AMgegeüd ^»^iveisgebühr 2b Psg zuzügl. Port» Wien, 21. März. (Drahtmolbung). Auf Antrag des österreichischen Bundeskanzlers hat der Bundespräsident den Bundcsministcr Neustädter- Stürmer seines Amtes enthoben. Der Bundespräsi dent dankte dem Scheidenden für seine unermüdliche Tätigkeit, die er im Dienste des Bundesstaates Oesterreich «ntfaltct habe. Die Besorgung der Geschäfte des Sicher- heitswcsens, die Bundcsminister Neustädter-Stürmer ob lag, übernimmt Bundeskanzler Dr. Schuschnigg selbst. Auf seine« Antrag wurde der Polizeipräsident in Wien, Dr. Michael Skubl, vom Bundespräsidenten zum Staatssekretär für das Sicherhcitswesen bestellt. Die Vereidigung ist bereits erfolgt. Durch die einge- tretenen Personalveränderungen erfahren die mit Be schluß des Ministerrates vom 21. Dezember v. I. einge leiteten Arbeiten zur Ueberprüfung jener Gesetze und Ver ordnungen, die seinerzeit mit Rücksicht auf die außerordent lichen politischen Verhältnisse erlassen worden waren, und die gesetzgeberischen A beiten zur Fortführung des berufs- slandischen Aufbaues keine Unterbrechung. Dazu verlautet aus Wiener Regierungs kreisen, daß der Rücktritt Neustädter-Stürmers nicht unerwartet komme. Diese Veränderung sei insofern von weittragender Bedeutung, als sich Neustädter- Stürmer zusammen mit dem Innenminister Glaise-Hor- stenau für die Heranziehung der nationalen Opposition zur aktiven Mitarbeit am Staatsleben außerordentlich ein gesetzt hätte Der Polizeipräsident Skubl gelte als einer der schärfsten Gegner der nationalen Opposition. Die Hmlerglünve des Rücktrittes Neustädter- Stürmers In ihren Kommentaren über den Wechsel im Wiener Kabinett lassen die österreichischen Blätter ziemlich unver- hüllt durchblicken, daß der Rücktritt Neustädter-Stürmers mit seinem Eintreten für den als Sammelpunkt der natio nalen Bewegung gedachten Deutschsozialen Volksbund, dessen Gründung von der Regierung verboten wurde, zu sammenhängt. Durch die Umbesetzung in der Leitung des Sicherheitswesens, so meint zum Beispiel die „N eichs - p o st", werde dieses Ressort „aus der ihm unbekömmlichen Ebene politischer Betrachtung herausgehoben und unzweck mäßigen Diskussionen ein Ende bereitet". Offenbar aus )öhere Weisung erklären weiter die Blätter fast ausnahms los, daß die Amtsenthebung des bisherigen Staatssekre tärs Neustädter-Stürmer keine Einstellung der Bemühun gen um die nationale Befriedung bedeute. Aufsehenerregend erscheint die Stellungnahme der in Linz erscheinenden „Neuen Zeit". In einer Extra ausgabe, die Sonntag vormittag in Linz und in den größeren Orten Oberösterreichs verbreitet wurde, be zeichnet das Blatt die Amtsenthebvng Neustädter-Stür mers als entscheidend für das Schicksal der „Befriedungs aktion". Es sei von außerordentlicher Bedeutung, so heißt cS. »aß es der Hetze der jüdischen Presse und den Bemühun- zcn gewisser anderer Faktoren, die darauf ausgehen, den rußeupolitifchen Kurs deS Bundeskanzlers abzubicgcn und Oesterreich in eine andere innenpolitische Konstellation hin- ünzuftthreu, gelungen sei, den Sturz Neustädter-Stürmers icrbeizusührcn. Die weitere Entwicklung bleibe abzuwarten. „Wir freilich glauben", so faßt die „Neue Zeit" ihre Meinung zusammen, „daß mit drm Ausscheiden des Sicherheils ministers, eines hervorragenden Exponenten der natio- aalen Befriedung, diese selbst aus das empfindlichste ge- iroffen wurde und daß Oesterreich schweren Zeiten ent- zegengeht." Gleichzeitig mit dieser Stellungnahme meldet >as Blatt, daß zahlreiche Vertreter des hei marschutzes aus die Nachricht vom Rücktritt Neu- tädter-Stürmers ihre Aemter uiedergelegt haben, so der iberösterreichische Landessührer des staatlichen Jungvolkes mit vierzig Unterführern, ähnlich aber auch hervorragende Funktionäre der Arbeiterkammer, des Gewerkschastsbun- res und der Frontmiliz. In der Leitung des oberöster reichischen Jungvolkes seien jetzt zum Beispiel nur noch die Christlichsozialen vertreten. SesterreN vor schweren Zeiten? Okassenrücktritte oberöstcrreichischer Heimatschutzführer als Antwort auf die Amtsenthebung Neustädter- . Stürmers In ihren Bemerkungen über den.Wechsel im Wiener Kabinett lassen die Wiener Blätter offen durchblicken, daß der Rücktritt Neustädter-Stürmers mit seinem Eintreten für den als Sammelpunkt der nationalen Bewegung gedachten Deutschsozialen Volksbnnd, dessey Gründung von der Negierung verboten wurde, znsammenhängt. Aufsehenerregend erscheint die Stellungnahme der in Linz erscheinenden „Neuen Zeit". In einer Sonder ausgabe, die am Sonntagvormittag in Linz und in den größeren Orten Oberösterreichs verbreitet wurde, bezeich net das Blatt die Amtsenthebung Neustädter-Stürmers als entscheidend für das Schicksal der „Bcsriedungsaktion". Es sei von außerordentlicher Bedeutung, so heißt cS, daß es der Hetze der jüdischen Presse und den Bemühungen gewisser anderer Faktoren, die darauf ausgehen, den antzenpvlitischen Kurs des Bun deskanzlers abzubiegen und Oesterreich in eine andere innenpolitische Konstellation hineinzuführen, gclnnaen sei, den Sturz Neustädter-Stürmers hcrbeizuführcn. Die Entwicklung bleibe abzuwarten. „Wir freilich glauben", so faßt die „Neue Zeit" ihre Meinung zusammen, „daß mit dem Ausscheiden des Sicherheitsminifters, cincö hervorragenden Exponenten »er n a 1 i o n a l e n B c f r i e- dung, diese auf das empfindlichste getroffen wnrdc und daß Oesterreich schweren Zeiten entgegengcht." Gleichzeitig mit dieser Stellungnahme meldet das Blatt, daß zahlreiche Vertreter des Heimatschutzes auf die Nachricht vom Rücktritt Neustädter-Stürmers ihre Aemter niedergelegt haben, so der oberösterreichische Lan desführer des staatlichen Jungvolkes mit vierzig Unter führern, auch hervorragende Funktionäre der Arbeiter kammer, des Gewerkschastsbundes uno der Frontmiliz. In der Leitung des oberösterreichischen Jungvolkes seien jetzt nur noch die Christlich Sozialen vertreten. mer BMehWMMr gegen die deutsche Presse Eine notwendige MckMisllng vollkommen haltloser Behauptungen Zn der dringend notwendigen Abwehr der außer ordentlich gesteigerten Hetze der Wiener Boulevard-Presse Hegen Deutschland, die mit zahlreichen Verleumdungen und Falschmeldungen geführt wurde, wird von amtlicher Seite in Wien eine Erklärung veröffentlicht, in der es u. a. heißt: „Die reichsdeutschc Presse vom 13. d. M. richtete außerordentlich heftige Angriffe gegen einig: Wiener Blätter, insbesondere gegen den „Telegraph", „Die Stunde" und „Das Echo". Den unmittelbaren Anlgß hierzu bot eine Falschmeldung des „Telegraph" über eine angebliche Verhaftung des Neichspressechcfs der NSDAP., Dr. Otto Dietrich. Die Aeußerungen der reichsdeutschen Zeitungen, die dem Inhalt und dem Ton nach im wesentlichen übereinstimmen, befassen sich aber nicht nur mit den genannten Wiener Blättern, sondern versuchen unter Berufung auf den vereinbarten Presse frieden eine Verantwortlichkeit der Bundesregierung sest- zu stellen. Die Bundesregierung mißbilligt schärfstcns die Vcr- Lfsrntttchung unwahrer Nachrichten oder tendenziöser Artikel, die dem Geiste des Abkommens vom 11. Juli widersprechen, und wünscht, daß auch dort, wo schwer wiegende Meinungsverschiedenheiten vorliegcn oder eine Kritik ausgesprochen ist, der Ton ruhiger Sachlichkeit cin- gchaltcn werde. Sie mißbilligt insbesondere gehässige persönliche An griffe oder eine leichtfertige Verbreitung von diffamicren- ven Falschmeldungen, gleichgültig, welchen Rang die be troffenen Personen im öffentlichen Leben einnehmen. Das Erscheinen derartiger Meldungen, die aus privaten Quel len kommen, überhaupt zu verhindern, ist jedoch technisch unmöglich. Darüber hinaus ist festzustellen, daß die Bundesregierung in ihren Bemühungen um die Wah rung des Pressefriedens durch die Haltung der reichs- oeutschen Presse schon seit einigen Monaten entscheidend gehemmt ist." Nach dieser völligen Verdrehung der Tatsachen, namentlich der Behauptung, daß die deutsche Presse, die sich kaum mit österreichischen Angelegenheiten beschäftigt, den Anlaß zur Haltung der Wiener Presse gegeben habe, werden in der Erklärung dann die weiteren unerhörten Angriffe gegen die deutfchc Presse gerichtet, die jeder Urundlagc entbehren. So wird behauptet, daß sich — während sich die Ve- Göring spricht zur Erzeugungsschiacht Ge m e inschaftsempfang des Landvolkes am 23. März Der Rcichspropagandaleiter der NSDAP, und der Reichsbancrnsührcr geben bekannt: Der Beauftragte des Führers für den Vierjahresplan, Ministerpräsident Göring, spricht am Dienstag, dem 23. März 1937, um 18.3» Uhr, über Maßnahmen zur Ver stärkung der Erzeugungsschlacht. Die Rede wird von allen deutschen Sendern übertragen. In allen Landgemeinden zu d Gemciuschaftscmpsang durchgcführt. lchwcrdcn von reichsdeutscher Seite fast ausschließlich zcgen Wiener Boulevard-Blätter richten, die weder mit der Bundesregierung noch mit anderen amtlichen Stellen oder mit der Vaterländischen Front in Verbindung stehen — die große offiziöse deutsche Presse in Angriffen aegen Oesterreich ergeht, sich fast täglich in innere Ange legenheiten Oesterreichs einmengt und oppositionelle Be strebungen ermuntert. Nach diesen haltlosen Behauptun gen wird weiter festgestellt: „Die groß ausgezogene Be schwerde über die Nachmittagsblätter erfolgte übrigens am gleichen Tage, an den, ein österreichisches Blatt ein Gedicht milteilte, das im Deutschen Reich unbeanstandet veröffentlicht und verbreitet werden konnte und zu den rohesten Beschimpfungen gehört, die je gegen Oesterreich gerichtet wurden. Das österreichische Prefferegime ist nach wie vor auf die Herstellung eines wahren Pressefriedens vedacht und immer bereit, seinen Teil dazu beizutragen. Es ist jedoch nicht geneigt, die betont unfreundliche Hal- :ung der reichsdeutschen Presse, auch zugelassener Blätter, widerspruchslos zur Kenntnis zu nehmen, Einschüchlc- mngsversuchen nachzugehen und einseitige Zugeständnisse s« machen." * Hierzu schreibt die Deutsche diplomatisch- volitischc Korrespondenz: Schon seit längerer Zeit mußte die Beobachtung gemacht werden, daß ein großer Teil der österreichischen Presse sich — ungeachtet >er Abmachungen vom 11. Juli — dazu hergab, ihre Leserschaft ungünstig gegen das Reich zu beeinflussen, rffenbar, um damit die auf eine erfreuliche Basis gesteh en guten Beziehungen zwischen beiden Staaten zu stören. Lon deutscher Seite wurden, obwohl zweifellos System in Kesem Treiben lag und sich hinter dieser Kampagne die übittertsten Gegner der Abmachungen vom 11. Juli ver- tcckten, jene Elaborate im allgemeinen stillschweigend hin- zenommen. Erst die immer massiveren Versuche der letzten Zett, richt nur an irgendwelchen Einzelvorgängen im öffcnt ichcn Leben Deutschlands Kritik zu üben, sondern seine -olitische Zielsetzung als solche auch vor dem Ausland zu verdächtigen und hcrabzuwürdigen, haben zu den er- widerlichen Antworten in der deutschen Presse geführt. Um so eigenartiger muß cs daher erscheinen, wenn von österreichischer Seite nunmehr der Versuch gemacht vird, die Verantwortung für die Störung des Presse riedens in erster Linie der reichsdeutschen Presse zuzuschie- ien und die Ausfälle der österreichischen Presse zu baga tellisieren. Zunächst dürste davon auszugehen sein, daL die österreichischen Belange in der reichsdeutschen Presse ganz naturgemäß nur einen relativ geringen Raum ein- nehmcn können, während die reichsdeutschen Angelegen heiten in der österreichischen Presse in unvergleichlich drei tercr Form behandelt zu werden pflegen. Wobei weiter sestzustellen ist, daß dies meist keineswegs in einem posi tiven Geist geschieht, sondern daß eine Reihe von innerdeutschen Fragen ständig in polemischer Form und offenbar ohne jede Sorge um die Rückwirkungen aufgcgrisfcn wird. Man hat dabei häufig den Eindruck, daß die Sprache der Wiener und der Prager Blätter kaum noch einen Unterschied anfwcist. In der österreichischen Verlautbarung ist darauf hin- gewiesen worden, daß die deutschen Beanstandungen sich gegen einzelne Boulevardblätter gerichtet hätten, die nicht mit amtlichen Stellen in Verbindung stünden, während umgekehrt die große Presse des Reiches sich in Ausfällen gegen Oesterreich ergehe. Demgegenüber wäre f e st z u st e i i e n, daß einmal der Kreis der österreichi schen Zeitungen sich durchaus auch auf eng mit amtlichen Stellen verbundene Blätter erstreckt und daß die Heye der „Boulevardblätter" nur die letzte Veranlassung zur deut schen Presscabwcbl gegeben bai. Was i.n übriacu den gegen die reichsdeutschc Presse erhobenen Vorwurf betrifft.