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^uer Tageblatt -5----- Anzeiger für das Erzgebirge ß»msp»,». Najchi-s a». ». k ''.'>.7^'^!"^*'^^',''' r«i,grom«*> Lagshiatt yo»»^g,»i^«. Eothallnvtz 41» amllichnä Velouytmachoogea A«O Katt» An» Bratt anA A»O jKmi*gnrlcht- ftll». p»ntzh»e«»»m» > ftml Litpz!» Ni.»»1 Nr. 91 Mittwoch» äen IH. April 1924 19. Jahrgang Nach äer äeulschen Nntwort. Von unserem Berliner Mitarbeiter. Die NeichSregierung hat beschlossen, .die Frage der Reparationskommission, ob die deutsche Regierung bereit ist, an dem Plan der Sachverständigen mitzuwirken, be jahend zu beantworten. Wenn diese Zeilen in den Händen des Lesers sind, .wird jdie deutsche Antwort der Reparationskornmission wahrscheinlich schon übergeben sein. Tie Reichsreqierung.hat sich zu,»diesem Schritt nach langen und eingehenden Beratungen entschlossen. Sie kann sich dabei auf.die Zustimmung der Minister präsidenten der Länder stützen. Auch die rechtsgerich tet"« Negierungen von Bayern, .Thüringen und Mecklen burg, h.rben das Vorgehen der NeichSregierung.gebilligt. Außerdem hat sich die NeichSregierung.mit den Führern der großen Parteien des Reichstags mit Ausnahme der DeutschvöUtschrn und der Kommunisten in Verbindung gesetzt. Hi.rbei ist sie lediglich aus den Widerspruch der Deulschnatioualen gestoßen. Diese erklärten ihren Ein spruch dagegen, daß die jetzige NeichSregierung.noch vor dem Wahlen irgendwelche Erklärungen über das Sach verständigengutachten abgebe, die über die .Verhand lungsbereitschaft hinaus für Deutschland bindende Fest legungen enthielten. Die Deutschnationalen fischen hin zu, ..!mß. sie sich Vorbehalten müßten, ob sie derartige Erklärungen für sich als bindend anerkennen könnten. Sie verlanaen, daß der künftige Reichstag die Möglich keit habe, über die Beantwortung der jetzt allmählich hcranretfendcn Schicksalsfrage des deutschen Volkes zu entscheiden. Diese Möglichkeit wird der deutschen Volks vertretung aber nicht geraubt. Tie jetzige Anbvvrt der NeichSregierung betrifft nur eine Vorfrage, sie dient nur der Ermöglichung von Verhandlungen, sie fällt aber noch keine endgültige Entscheidung.. Wenn auf.Grund der. bedwrstchenden Verhandlungen ein Abkommen über die Reaekma d§r Neparationsfrage zustande kommt, .so wird der neue,Reichstag sinnier noch Gelegenheit Haben, über seine Annahme oder Ablehnung zu entscheiden. Außerdem wird die Durchführung der geplanten Maß nahmen umfangreiche gesetzgeberische Arbeiten verlan- w'n. deren Erledigung ebenfalls dem neu zu wählenden Parlament Zufällen wird. Die Rechte des Volkes sind also durchaus gewahrt. Was hätte aber aTschechen-können, wenn Deutschland sich geweigert hätte, vor den Neichstagswahlen zu dem Sachverständigengutachten Stellung M nehmen? Die Alliierten hätten dann unter sich über die Lösung der Neparationsfrage beraten, phne daß Deutschland Gele genheit gehabt hätte, auch nur seine Meinung zu äußern und den Gang Per Verhandlungen durch Darlegung des deutschen Standpunktes zu beeinflussen.. Deutschland wäre dann in kurzem vielleicht von neuem vor ein Ulti ma tum und ein darauf folgendes Diktat gestellt worden unter Umständen, die für unö besonders ungünstig und gefährlich sein würden. Deutschland hätte dann vor aller Welt von neuem als der Störenfried und böswil lige Schuldner gebrandmarkt werden können, eine An- schuldigvng >die vom Ausland leider nur zu gern ge glaubt würde, .so ungerecht sie im übrigen auch immer ist. Wir aber müssen darauf.sehen, daß wir das bißchen Sympathie das wir schließlich nun doch in der Welt ge wonnen haben, nicht auf solche Weise wieder verlieren. Tie NeichSregierung hat also nur ihre wohlverstandene Pflicht getan, wenn sic die Gelegenheit, auf die bevor stehenden Entscheidungen Einfluß zu gewinnen, nicht ungenützt verstreichen ließ. Vie Ansicht Vr. Schachts zum pariser Gutachten. Ein« Auskunft an einem französischen Pressevertreter. Der Berliner Korrespondent des „Echo de Paris" batte eine Unterredung mit dem NeichSbankprästdenien Dr. Schacht über die Aufnahme der Sachverständigen berichte in Deutschland. Er berichtet darüber,, daß Dr. Schacht anerkannt habe,, daß das ReparattonSproblem aus der vergifteten politischen Sphäre losgelöst worden ist Tief erstaunt sei er aber gewesen, als er feststellte, daß die Sachverständigen Deutschland kein vollständiges Moratorium wenigstens während einiger Jahre zuge standen haben. Unter dem Eindruck der Bemühungen, die Deutschland gemacht habe, um seine Finanzen zu sa nieren und die Rührindnstrie im Gang zu halten, hätten die internationalen Ftnanzleute seiner Meinung »nach di» den« sch, Zahlungvsähigkeit überschätzt.^ Die Lasten der ersten Jahre schienen ihm für Deutschland untragbar zu sein. Er könne indes nicht sagen, ob die kür später nach fünf und zehn Jahren vorgesehenen La. sten zu hoch seien. Keine deutsch« Regierung werd« nach seiner Meinung die Sachverständtgen-Schlutzfplgerungen annehmen..ohne Durchführung »gewisser Vorbedingungen. Die Antwort auf folgende Frage erscheine ihry. für Deutschland viel wichtiger, al» der eigentliche Inhalt deS Berichtes: Wird Deutschland von neuem auf den Fuß der Gleichberechtigung in wirtschaftlicher Beziehung mit den anderen Nationen gestellt werden? Werden die Besatzungstruppen im Rheinland auf »eine vernünftige Stärke reduziert werden? Wir wollen nichts anderes, sagte Dr. Schacht, als die Rückkehr zu dem vom Ver sailler Vertraa vorgesehenen Stand der Dinge. Auf den Einwand, Deutschland könne durch eine Ab- lehnuna^seine Wirtschaft schädigen und es stehe augen blicklich isoliert in der Welt da. .wie am Ende des Krie ges, antwortete Dr. Schacht, er habe niemals an die angeblichen Sympathien Amerikas und Englands ge glaubt. Nach seiner Meinung Lei Deutschland seit fünf Jahren immer isoliert gewesen. Dr. Schacht ist mit dem, Korrespondenten darüber eintg^daß die deutschen Finan zen Hilfe vom Auslande Notwendig haben, die deutsche Währung sei' ernstlich bedroht. Wenn Deutschland leine Hilfe erhält, liege die Gefahr vor, wieder in den Zu stand vom Oktober 1923 zu verfallen. Die deutsche Be völkerung werde schwere.finanzielle Opfer nur überneh men, wenn der Preis ihrer Anstrengungen mindestens durch die Befreiung des Ruhrgebietes und der drei in folge Von Sanktionen besetzten Städte abgegolten würde. Auf die Frage,.wie er e , deute, daß die Sachverstän digen keiwe Gesamtsumme für die deutsche Schuld eingesetzt haben, meinte der Neichsbankpräsident, er be trachte diese Unterlassung nicht als Anlaß für eine Ab lehnung durch Deutschland, .,faUs die deutschen Vorbedin gungen erfüllt würden. Der Korrespondent des „Echo de Paris" fügt dem Bericht aus eigenen zu, .die deutsche Regierung, die zum Lavrteren gezwungen sei,.werde, wenn sie auch die Ideen Dr. Schachts habe, weniger Unbeugsamkeit an den Tag legen als dieser. Die NeichSregierung wisse Bescheid darüber, daß Frankreich augenblicklich in der Frage der militärischen Nuhrbesetzung »nicht nachgeben könne. Der „B. Z." wird bestätigt, .daß Dr. Schacht eine Unterredung.-mit dem Berliner Vertreter deS „Echo de Paris" hatte, ohne daß für die richtige Wiedergabe jeder einzelnen Aeußerungen eine Gewähr übernommen wer, den könne. Professor Cassels öeSenken gegen die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Dawesplanes. Professor Cassel schreibt im „Svenska Dagblad": Der Finanzplan der Sachverständigenkommission, dessen Stärke in seiner formalen Klarheit bestehe durch die Zu-, sammensassnng aller Zahlungsverpflichtungen Deutsch lands aus den: Versailler Vertrag zu einer einzigen für jedes Jahr fixierten Summe unter Angabe der Quellen, aus denen die Zahlungen fließen sollen, bedeute einen gewaltigen Fortschritt. 'Formell betrachtet habe die Kommission eine Lösung gefunden, die gesicherte und stabile Verhältnisse in sich schließe. Wenn man aber die wirtschaftliche Grundlage des Planes näher betrachte, .so verschlechtere sich der erste so günstige Eindruck des Gutachtens. .Cassel schreibt Wetter..die Kommission scheine die gegenwärtige deut sche Wirtschaftslage als Resultat der Kredttkvisis zu be trachten, und hege deshalb große Hoffnungen aus eine baldige Wiederherstellung.Deutschlands und ein kräfti ge« Wiedcrausblühen des deutschen Volkshaushaltes. Wolle man aber die Zahlungsfähigkeit Deutschlands dar legen. .so könne man nicht umhin, auf die gegenwärtige Lage des deutschen Volkes,«.auf.seine Aushungerung Md auf seinen Physisch ^und psychisch geschwächten Zustand, seine im hohen Grade verminderte Arbeitskraft und Arbeitslust Rücksicht zu nehmen... Wolle man einige Jahre vorausbltckcn,. so müsse man auch die bedenkliche Schwäche jener Altersklassen in Betracht "ziehen, die die Hauptlast der Schadenerfatzzahlungen zu tragen haben würden. ' Ebenso falsch sei es auch,, die soziale Auf lösung nur als eine KrtegSerschetnnng »zu betrachten. Die materielle Grundlage für ein Wtederaufblühen Deutschlands sei kaum so günstig, wie dies die Sachver ständigen darstellten. Sie sprächen von unaufhörlichen Veräußerungen des deutschen realen Kapitals seit dem Jahre 191». Wenn sie in diesem Zusammenhang »auk den Luxus Hinweisen, mit dem da» deutsche Eisenbahn- systcm ausgestattct worden sei, dann könnte Schweden, das während all der Jahre reichlich Gelegenheit gehabt habe, .die deutschen Eisenbahnen praktisch zu Prüfen, kaum ernst bleiben. Die Kommission betone auch die außerordentlich verbesserte Ausrüstung eines großen Teils der deutschen industriellen Anlagen. Man frage sich, ob nicht die Kommission allzuwettgehende Schlüsse aus einzelnen ausfallenden Erscheinungen gezogen habe. Der deutsche Produkttonsapparat sei bet Beendigung,des Krieges durch rücksichtslose Verwendung Md mangelnde Instandhaltung.sehr verschlechtert gewesen, und ein Ersatz de» Verlorenen sei später nur in geringem Umfange erfolgt. Wie Frankreich -as Gutachten heimlich zu änSern versuchte l Ein Sonderberichterstatter des „Manchester Guar dian"» schreibt, die Aussicht auf pine Reparationsrege lung Infolge des Sachverständigenberichtes werde ein wenig verdunkelt durch eine überraschende Entwicklung die in der französischen öffentlichen Meinung »stattge funden habe. Es werde in London nicht verheimlicht, daß diese Entwicklung als Beunruhigung ungesehen wer de. Tie französische Presse mache, offenkundig »inspU riert vom Quai d'Orsay^ Andeutungen über Abände rungen der Sachverständigenpläne. Es heißt» daß die Klausel in der der Bericht als unteilbares Ganzes be zeichnet wird, in der französischen Fassung.fortgelassen worden war und erst wieder eingefügt wurde, .als die britischen und amerikanischen Sachverständigen ihrer Ueberraschung „in beträchtlichem Maße" Ausdruck gege. ben hatten. Der Berichterstatter betont, die britische Regierung werde unter keinen Umständen einer.Abände rung des Sachverständigenplanes zustimmen, .und es be stehe alle Wahrscheinlichkeit, daß die amerikanische Re gierung »sich auf denselben Standpunkt stellen werde. Die Franzosen beabsichtigen ferner, angenommen, eine militärische Räumung des Ruhrgebietes finde statt, das wirtschaftliche Pfand beizubehalten und eine wirt schaftliche Räumung des Rührgebietes nur im Verhält, nis zum Eingang deutscher Zahlungen durchzusühren. Wenn die französische Auffassung.nicht fallen gelassen werde.so werde dies unvermeidlich zu einem ernsten Meinungsstreit zwischen Frankreich auf der einen, Groß britannien und Amerika auf der anderen Sette führen. Asquith Über das Gutachten und die Nuhrbesetzung. „Westminster Gazette" brachte am Sonntag einen Arti kel Asquiths zum Expertenbericht. Er schreibt, die Sachver. ständtgLnvorschläge s.-ic>n syrgskltigi ausgearbeitet. Deutsch land sei zur Wiedergutmachung der Verwüstungen anzuhal ten. Darüber hinaus gingen jedoch die Reparaiionspfltchten nicht. Alles, was ohne Englands Zustimmung im Ruhrrevier geschehen wäre, sei zurückzunehmen. Aber die Haltung des Kabinetts M'acdonald neige wieder zur Schwäche. Deulschlanäs Kommunisten im Dienste Moskaus. fius einer geheimen Denkschrift Sinowjews. Berliner Blätter bringen längere, .interessante Aus. lassungen über die engen Zusammenhänge der deutschen) Kommunisten mit der Moskauer Zentrale. Ein Beispiel dafür, .so schreibt die „Deutsche Tageszeitung" in welch sklavischer Weise die deutschen Kommunisten unter der Fuchtel Moskaus stehen und welche Taktik von dort au« angeordnet wird., bietet eine geheime Denkschrift Sinowjew« über „Die Lehren der deutschen Ereig nisse und die.Taktik der Einheitsfront". Interessant in dieser Denkschrift ist vor allem die Stellungnahme zu den Ereignissen in Sachfen während der Jnfla- tionskatastrophe des vergangenen JahkeS.. Man ist in Deutschland immer geneigt gewesen, das Tohuwabohu in Sachsen lediglich als Ausfluß sozialistisch-kommunistischer RegicrunflSUnfähigkeit und des zügellosesten Verbrecher tums zu betrachten. Dem ist aber nicht so. Der Ein tritt der Kommunisten in die sächsische Negierung und die Militarisierung des sächsischen Proletariats hatte nach dem Inhalt der Denkschrift eine ganz bestimmte Be. deutung in dem revolutionären Plan. Man Klaubt« da» deutsche Volk genügend durch die Ereignisse zer- mürbt um nunmehr aus der mitteldeutschen Keimzelle heraus Meinem ganz.großen Schlage ausholen zu kön nen. In den „Thesen der Moskauer Exekutive"^ die sich auf »der Denkschrift Sinowjews ausbauen, heißt es über die sächsischen Pläne folgendermaßen: „Da wir die Lag« ,so etnschätzen, patz per entschei dende Moment nicht später als in "<er, .fünf, sechs Wo chen .kommt, so halten wir es für notwendig, jede Po sition, die unmittelbar nützen kann, sofort zu besetzen. Auf Gründ der Lage glauben wir, bet gegebener Lage mutz man die Frage unseres Eintreten» in die sächsische Regierung Praktisch stellen. Unter der Bedingung, daß die Zetgner.Leute bereit sind, Sachsen »wirklich gegen Bayern und Faschisten zu verteidigen, müssen wir ein treten. Sofort Bcwafsnun» von HO 000 bi» 60000 wirk, lich durchführen, den General Müller ignorieren. Das selbe in Thüringen." Soweit e» überhaupt noch eine» Beweises.für di« Haltung Her .Kommunisten bedurfte, geht hieraus Nipp und klar hervor, daß wir im Oktober v. I. unmittelbar vor der schwersten revolutionären Erhebung standen, .die Deutschland in den-letzten Jahren durchgemacht hat. Wäre sie geglückt, dann wäre Deutschland heute ein De. partement der Moskauer Bluttyranni». Di« Gründe, für den Mißerfolg.steht die Exekutiv« tn der Hauptsache darin, datz MM in Sachsen unborbe- —E. ... - .. ... . . ... ... .... .