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Zweites Blatt. chlM ft Wilsdni Tharandt, Malten, Siebenten und die Umgegenden. Amtsblatt Rgl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Ewalde mit Landberg. Hühndorf, Kausbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neu- "»neberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, » Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach b. Moborn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberq. Eiut wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Pou bezogen 1 Mk. 55 Pf Zierate werden Montags, Mittwochs und Freilags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Znseruonspreis 10 Pfg. pro viergespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berqer daselbst. 1». 14S Sonnabend, den 9 Dezember 189^ 57. ^ahr« Uw ihn nicht zu Extravaganzen zu reizen, und verließ Gebrauch machen zu können — meine Zeit >u so «bkt er I« M ^'»uu-n IL ^'"Hnwacher? ES ist in der Tyat Zeit, etwas Praxis ^ueinzublingen; bringen Sie ihn selber nach Eng and, dort Verbindungen g-nug, wag er zwei Jahre En, es wirb ihm gut lhun und seinen praknichen »Mm.* 'E >st leider schon scharf genug/ sprach Eteinhöfer gehen Sie nach dem Bahnhose, reisen Eie mit diesen Seemann nicht aus den Augen verlieren, m' nur und nickte schweigend. .Seit vier Jahren war mein Geburtstag immer so öde, traurig.* bcvc" e o! Hü ^°Uen Sie UNS einen Gefallen erzeigen?* Vergnügen, Herr Notar!" '^»nn soigen Sie den beiden Spaziergängern so rasch Er verließ langsam daS Zimmer und begab sich zu seiner Tochter, um sich mit ihr über den Zustand des Gemahls zu berathen. . Ich glaube selber, Du hast recht mit Deiner Vermutbung Vater!" sagte die Commercienräthm leichthin, »mein Mann kommt mir schon seit längerer Zeit sonder ar vor, er ist ein Schwach kopf, ich glaube fast, er leidet am Gewissen." .Gewissen!" lachte der Notar, .wie sollte der Commercien- rath zu einem solchen wunderlichen Dinge kommen? Freilich, als ich vorhin den Eginhard e'nen Hamlet nannte, wurde er förmlich entsetzt. Es wäre aber doch absurd!" „Hamlet! — ja, dos ist der rechte Name für diesen Mora listen, — wie mir d'cser Narr zuwider ist." „Er ist aus der Alt g-fchlagen," sprach der Notar, seine Tochter nachdenklich anblickend; „dire, Kmb! wenn Dein Mann plötzlich stürbe, sähe s schlimm für Dich aus." „Ich verstehe Dich nicht, Vater!" „Nun, dann wäre Hamlet der rechtmäßige Erbe, Du würdest eben genug bekommen, um n'cht zu verhungern. Denke Dir Deinen Sohn als Herrn der Fabrik," fuhr er leiser fort, „und dann stelle Dir weiter vor, daß er durch jenen Hartmuth Kenntniß von dem Vorhandensein noch anderer rechlmäß ger Erben hätte, woran ich im Grunde durchaus nicht zweifle —" „Du glaubst, Eginhard wisse von dem Dasein eines zweiten Sohnes; wohl am Ei de gar von jener Nacht im Lanbhouse?' fragte die Dame erbleichend. ^mlei!" wiederholte Steinhöfer mit sichtlichem Ent- kommen Sie zu diesem abscheulichen Vergleich?" M ist Erhard nicht ein solcher wunderlicher Tiäumer „Sie essen mit Amalien bei mir, lieber Sohn!" „Und Eginhard?" „Ja, der halte seinen grheimnißvollen Besuch. Nun, Sie kommen doch mit Ihrer Frau? Ich habe ganz Famoses, Lachs, Ihr Lieblingsessen." „Ja, ja, ich komme, Adieu, lieber Notar!" Er eilte rasch in sein Cobinet und verriegelte die Thür sorgfältig hinter sich. „Wo« ist das?" murmelte Wolff, ihm erstaunt nach, blickend, „rappelt'S bei meinem Schwiegersohn? — Adieu, lieber Notar! TaS ist neu und originell, es ist in der That nicht richtig im Oberstübchen mit ihm; — lieber Notar! ei! s bitter, „nehmen wir unö in Acht vor ihm, Herr Vater! Ich warnte Eie schon einmal, — Sie haben mich damals verlacht — Eginhard weiß mehr von der Affaire Hartmuth'S, als gut thut." „Und wenn auch, lieber Steinhöfer," versetzte Wolff gl eich- müthig. „Diese Wahrnehmung, so unangenehm sie, für uns sein kann, darf uns durchaus nicht irritiren. Er wird klug ge nug sein, den eigenen Namen nicht zu brandmarken. Deshalb ist es auch nothwendig, ihn sobald als möglich in eine geregelte Thätigkeit zu bringen, Arbeit ist die beste Med cin gegen solche Tiäumereien. England ist die Werkstatt für den künftigen Fabriksherrn. Die große Welt mit ihren Genüssen wird das Uedrige lhun, ihn zu heilen. Mein Gott! er ist jo doch auch nur ein Mensch, wenn auch ein höchst wunderlicher; es ist schon mancher Sokrates bekehrt worden. Nur dürfen Sie beileibe nicht mit dem Gelbe knickern. „Er soll Geld im Ucberfluß haben," sagte der Commer- cienralh mit dem früheren Anflug von Hochmuth, „soll an Glanz es einem engi-scheu Pair gleichthun. Aber ich fürchte, daß wir bei meinem Sohn mit unseren Plänen Bankerott machen," setzte er seufzend hinzu, „die alten Vorurtheile, welche jener unselige Mensch ihm buchstäblich eingeiwpft, find durch nichts zu tilgen. Ach, mein Kind liebt mich nicht mehr; wie mich dies schmerzt!" Der Notar schob die goldene Brille zurecht und schaute seinen Schwiegersohn prüfend an. „Sie werden alt, lieber Sohn! oder find ernstlich krank," sagte er kopfschüttelnd, „ziehen S>e Ihren Arzt zu Rathe, noch bester wäre eine längere Reise für Sie wie für Eginhard!" Der Commercitnrath wollte etwas erwidern, doch seufzte „Ich dm sogar davon überzeugt. mein Kind," erwiderte Wolff kaltblütig; „ja er weiß noch mehr, der gute träumerische Hamlet, — er kennt z. B. sogar den eigentlichen Dieb, für welchen jener Hartmuth büßen sollte. Itzt fehlte nur noch—" Er brach kurz ab und verschluckte den Schlußsatz in einem Hustansall. „Der Knabe fängt in der That an, uns fürchterlich zu werden," flüsterte die Commercienrätyin, den Vater bedeutungs voll anblickend, „er ist mein Sohn nicht meyr, sobald er es wagt, meine Existenz ernstlich zu bedrohen. Ich habe über- yaupt die sogenannte Affenliebe einer Mutter nie begreifen können, sie >st nur untergeordneten Naturen, sklavischen Eeelen eigen, weßhalb man sie am ausgeprägtesten >n der Thierwelt und beim Volke findet. Je höher der Mensch in der Gesellschaft steht, desto freier macht er stch von solcher Narrheit, — wer bezahlt mir das Opfer solcher thörichten Liebe?" „Daran erkenne ich meine Tochter," lächelte der Notar, stch vergnügt die Hände reibend, — „laß uns einmal die Sache nüchtern, ohne die gefärbte Brille der sogenannten Familien- danve betrachten. Du host diesen Steinhöfer gehelralhet, weil er hinreichend Geld besaß, um Dir ein genußreiches Leben zu gestatten; weitere Bandt knüpften Euch nicht." „Nein," sprach sie mit einem energischen Kopfschütteln, „dir Heiralh hat ihren Zweck soweit erreicht, der Mann ist mir Nebensache." „Gut, die meisten besseren Ehen werden in diesem Himmel geschloffen," fuhr der Notar cyaisch lächelnd fort, „eS war nicht anders zwischen mir und Deiner Mutter; Herz u»d Sinne finden anderswo ihre Rechnung, man mutz darin liberal sein, sowie der Anstand gewahrt wird. Ich fürchte, meine Tochter, daß Du diks.n notywendigen Satz zuweilen vergissest, und Dun Hamlet auch darin seine Sehergabe bewährt." „Du bist heute unausstehlich weitschweifig," rief die Dame mit verbissenem Groll, „laß Deine Andeutungen und geh auf die Saure los." „Nun wohl, ich glamte doch immerhin das Mutterge fühl schonen zu müssen, meine Tochter! Da Du also von Allem, was die Cwilisation zum Heiligthum gestempelt, Dich emanc pilt hast, so wollen wir geschäftlich reden. Der Com» m->c>«nrolh ist im Grunde kein Cyaeakter, obwohl er schon als Knabe stch als ein tüchtiger Nachahmer bewährte. Du weißt, daß ich ihn von zartester Kindheit schon gekannt, sozusagen nach des Vaters Tobe sein Voemund wurde. Der jüngste Sohn, nach dieser Katastrophe erst geboren, — der alte Steinhöfer starb im Dezember, während Ferdinand im April geboren wurde, — war dem Nettesten, welcher sich stets als alleiniger Erbe betrachtet halte, ein natürlicher Stein des Anstoßes. Von vieler Stunde an entwickelte stch das Talent Demes jetzigen Mann.s, er wurde mein Zögling und ich muß gestehen, raß er seinem Meister Ehre gemocht, obgleich er, wie gesagt, kein Charakter war und biS heute meine Leitung nicht entbehren kann. Er schlich sich mit bewunderungswürdigen Künsten m das H rz seiner schwachen Mutter, verdächtigte den h-ranwach, senden Bruder so beharrlich, daß er schon mit dem vierten Ja„re vom Hause entfernt in einer fernen Stadt in Pension unicrgeb »acht wurde. Ich kannte den Vorsteher persönlich und kounre >vm vertrauen; b-r gute Monn lhat Alles ums G ld." „Komm' zur Sache," rief die Commercienräthin ungeouldig, „was kümmert mich jener Brud-r, er ist todt —" „Freilich ist er todt," fuhr Wolff fort, „LaS war die ein zige s-tbstnändlge Tyat meines Schülers, sie macht seinem Chaiakl.r Ehre, spukt ober j.tzt als Gespentzerfurcht hintendrein. D cl<r tovce Bruder kümmert uns gar sehr und verdient es woal, ein Viertelpündchrn beachtet zu werden, in seinrn Erben lebt «r wieder auf. Ich weiß es, daß die Frau mit ihren beid.n Kindern, wovon daS eine vor vier Jahren ein acht- jäh- ger Bube, daS andere em Säugling, bei der nächtlichen Bestallung Ihres Mannes zugegen gewesen ist; auch ein unde- kannl-r noch junger Mann war dabei, eS wird Hartmuth ge wesen sein," „Was kümmert mich diese Frau mit ihren Kindern," rief begleite Sie in Ihr Ho-el oder auf den Bahnhof, wo- zehen, mein luder Freund!" fiel Eginhard rasch ein, ,'^^>1, daß ich Sie zum Vorwande meiner Ablehnung war Ihr Großvater, junger Herr!" dem Lone des Seemanns lag ein leiser Vorwurf, i '«>e kennen ihn nicht, riesen Gloßoatcr!" sprach Egin- , M „>ch kann nicht mit ihm in einem Raume athmen. schütze mich vor Wahnsinn!" /Puan Brandl reichte Ihm die Hand und sprach ernst: !, Äre Zeit kommt, Herr Eginhard! Gott läßt seiner s'Mlen und weiß den wirklichen Verbrecher zu finden." Zweigend vrrließen Beide das Haus und schlugen den dem Bahnhof ein. /l dem Fenster stand der Commercienrath mit seinem Mvaier. Wolf klingelte. '/as wollen Sie beginnen, Vater?" iMsen Sie mich nur, lieber Steinhöfer, wir dürfen diesen ^Etcanbt nicht ouö den Augen verlieren, er ist uns höchst gefährlich." Commercienrath seufzte und schritt dann finster auf / Diener erschien. ^<Ye in da« Comptoir und bitte Herrn Frank, stch so- ^«her zu bemühen," befahl der Notar. wen'gen Minuten trat der Procurist ins Zimmer. ^»hm Sie den jungen Herrn mit einem Seemann lieber Krank?" '/« wtn-gco Minuten verließen Beide das HauS, Herr 1 versetzte der Procurist, „ich sah sie noch eben in die ^atzc eindiegen." Roman von Emilie Heinrichs. (Nachdruck verboten.) (Fortsetzung.) /r Großvater war schon feit Jahren nicht viel Freund en seinem Enkel gewohnt, er wußte, daß er ihn schonen B ° v^e-uvugvuzen z , . i" freundlich grüßend das Zimmer. * sind sehr gülig, Herr Steinhöfer," begann Capilän verlegen, „indessen thut eS mir leid, von Ihrer K Gold der Sünde biusjen nothwenoig eisahren, woher er stammt und was tU suchen hatte." M>u verbeugte stch lächelnd und verschwand. / Commetcienrath blickte düster aus vem Fenster und / aneveryolt mit dem Taschentuch über d'e Sinn. „Ich was mir fehlt," sprach er langsam, „Alles >m Leben, "wtz widert mich an." sind dlassirt, Herr Sohn!" lachte der Notar mit > Lpotl, „zeistr-uen Sie stch, der Frühling rückt in's lachen Sie eine größ-re Reise, nach Frankreich, , England, wie Sie wollen. Nehmen Sie unseren , ' »Ni —«