Volltext Seite (XML)
Wege« Raummangels erscheint die Wochen schau i« der morgigen Nummer. vorSMag Ser MarokkoSebutte. Die Marokkodebatte im Reichstage, die an den beiden ersten BerhandlungStagen wenigstens zeitwetlg einen höheren Anflug nahm, endete am dritten mit einem öden Partei- gezänk zwischen Zentrum, Freisinnigen und Sozial« demokraten. Zunächst kam der sozialdemokratische Revisionist Frank zum Wort. Politische Bedeutung im eigentlichen Sinne hatte seine Rede nicht. Er wandte sich gegen die „National demagogen", denen der Kanzler mit einer mutigen Tat die patriotische Maske vom Gesicht gerissen habe und bestritt mit einem Zitat des Fürsten Hohenlohe „den Junkern und den Konservativen" die echte politische Gesinnung. Dann benutzte er die Haltung deS Kronprinzen im Reichs« tage, um zu fordern, daß die Demokratisierung Deutschlands vollendet werde, bevor der Kronprinz einmal den Thron besteige, damit nicht in seine Hände eine übermenschliche Macht und Verantwortlichkeit gelegt werde. Trotz der freundlichen Worte, die er im ersten Teile seiner Rede für den Kanzler gefunden hatte, stellte er doch fest, daß gegen die" Leitung der deutschen auswär tigen Politik ein geradezu unerschütterliches Mißtrauen bestehe. Auch die Entsendung des Panther nach Agadir fand durchaus nicht seinen Beifall und er warf die Frage auf, ob, wenn irgendwo deutsche Interessen militärischen Schutz erforderten, die Häfen Casablanca und Mogador nicht 'in erster Linie darauf Anspruch gehabt hätten. Bor fast leerem Hause besprach dann der Pole Graf Mielzynski den Verlauf der Debatte, um bald dem freisinnigen Abgeordneten Haußmann das Wort zu über» lassen Dieser wandte sich dagegen, daß man noch jetzt nach FrtedenSschluß tm Reichstage mit dem Säbel rassele. Hr. v. Bethmann habe Hru. p. Heydebrand da» „Schwert aus dem Mund geschlagen." Bedenklich sei es, wenn die Befürchtung, es bestehe «ine Kriegspartei mit dem Kronprinzen an der Spitze, von einem Abgeordneten mit einem „Gott sei Dank!" beant wortet werde und wenn Hr. v. Heydebrand auf England weise mit dem Rufe: „Dort sitzt der Feindl" In keinem Augenblick sei die Haltung Deutschlands diktiert worden von einem Gefühl der Schwäche. Unsere Friedensliebe habe sich gerade m diesen Zeiten der Erregung.glänzend bewährt. Den englischen Friedensbeteuerungen gegenüber könnten wir abwarten, bis England auch durch Taten eine andere Gesinnung zeige. Den Volksvertretern müsse eine größere Mitwirkung eingeräumt werden. Dann führte Abg. von Liebert (Reichsp.) aus: Der Abg. Schultz hat gestern den Standpunkt der Reichspartei vertreten. Ich werde einen allgemeineren, den nationalen Standpunkt, etnnehmen. Das Wort eines konservativen Schriftstellers „Wir leben für die ganze Menschheit!" hat jetzt in Zetten des RaubzugS gegen Tripolis kein Recht mehr, in den politischen Kodex ausgenommen zu werden. (Vizepräsident Schultz bittet den Redner, solche Ausdrücke einer befreundeten Macht gegenüber nicht zu gebrauchen.) Abg. von Liebert bedauerte tm weiteren Verlaufe seiner Ausführungen, daß Deutschland einen absoluten Verzicht auf irgend eine politische Betätigung in Marokko ausge« sprachen habe. Bei einem solchen Verzicht könne man die Folgen nicht übersehen. Wir hätten Frankreich einen außerordentlich großen Machtzuwachs verschafft, und der könnte sich einmal gegen uns selbst richten. RataillonSweise würden die kriegerischen und intelligenten Negerstämme im Senegal schon jetzt militärisch aus» gebildet. Das werde in größerem Maße geschehen. .DaS Marokko-Abkommen bedeute tatsächlich eine Macht frage. Es handle sich um die nationale Existenz und das Selbstbestimmungsrecht Deutschlands. England und Frank» reich wollten uns einengen, aber die Geduld Deusch- lands werde einmal reißen. Es sei hoffentlich das letzte Mal, daß wir in dieser Weise nachgegeben haben. Das letzte Wort in den Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland sei noch nicht gesprochen. Die Reibungen würden leider wieder beginnen, wenn die französischen Behörden sich in Marokko eingerichtet haben und die deutschen Händler dann kommen werden. Er hoffe aber, daß Deutschland auf seinem Schein besteht, daß e» sich durch alle Schwierigkeiten Durchsetzen und seinen großen Weg durch die Weltgeschichte weitergehen werde. Die Ausführungen des Mg. von Liebert riefen Staatssekretär von Ktderlen«Wächter auf den Plan. Er wies mit erhobener Stimme auch namens der kaiserlichen Regierung den Ausdruck „Raubzug" ausdrück» lich zurück und wie» gegenüber de» Befürchtungen der „schwarzen Gefahr" darauf hin, daß Frankreich 1S70 in-« gesamt 19000 Mann afrikanische Truppen nach Europa übergeführt hatte, während 50000 Franzosen in Algier standen, um dort Ordnung zu halten. Aba. Erzberger (Zentr.): Wer die Marokkopolitik von 1904 hier verteidigt, darf auch den Abschluß von 1911 nicht tadeln, denn er ist nur die konsequente Fortsetzung «»»»« »i« WM, Kn U. MM» V »r »i,»i, «ig», U «Nr. «I», MrUichMzt.« r»M»tz»u I« IM«»«, »Ir» Mr »u MchiaiuU I»d« «M,«Mitter «ächt sich it« e«t»tU»» «ich» «tr»»t»»rtllch- »r »«iMMKM, »««uln-nt» «schiM» MM «U ru,»»« »« «ip «ächt,» -»»»- »d «iNIagni. «»«M» iü -M. SichnU: t» Zl«t>dI»Ud,M »rr tu« der llt. «MM I» -M-, »«i» «» «ruitrt» 1» PM., >« amltichm I»U »,r LuM da SM. «»r»nM t» »M, im «,«.-«« »I, ' — —' ' - » »,», freund Zchne«b«A. Sohneodang 1L. KrhwarrandsiHlS. WbMslksfreunö ' N Tageblatt MöMntLblatt M für Lie kal.unb MWchenBeMmillM.Grünham.LartmLM.Fohamp' gs-WN8M.LsßM-LeusMel.HchMberg.Zchw^ Diphtherie-Serum mit der Kontrollnummer 253 — Zweihundertdreiunfünfzig — au» der Chemischen Fabrik von E. Merck in Darmstadt ist wegen Abschwächung zur Einziehung bestimmt worden. 1470 H -4 Dresden, am 10. November 1911. 8127 Ministerium des Inner«, II. Abteilung. Im Konkursverfahren über 1 ., da» Vermögen der offepen Handelsgesellschaft in Firma „Sächsische Kunstanstalt für moderne Photographie Fischer L Co." in Schneeberg, 2 ., das Vermögen de» Photographen Oskar Fischer in Schneeberg, Mit inhabers der bezeichneten Firma, 3 ., den Nachlaß der in Schneeberg verstorbenen Aurelie verehel. Fischer geb. Postl, Mitinhaberin derselben Firma, Wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwend ungen gegen daS Schlußverzeichnis der bei her Verteilung zu berücksichtigenden Forder ungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwertbaren Vermögens- stücke sowie über die Erstattung der Auslagen und die Gewährung einer Vergütung an Vst Mitglieder de» Gläubigerausschusses der Schlußtermin auf de« «. Dezember LSLL, nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Schneeberg bestimmt. Schneeberg, den 10. November 1911. Königliches Amtsgericht. Neustädtel. Freibankverwalter gesucht. Einem Anträge deS Stadtverordnetenkollegiums gemäß wird das Amt eines Freibankverwalters anderweit ausgeschrieben. Nach tz 14 unseres OrtSstatutS über die Errichtung einer Freibank hat der Fretbankverwalter von den dem Erlös aus Freibankfleisch abzuziehenden 1V Prozent den Betrag von zu erhalten. Ferner werden ihm für das etwa erforderliche Dnrchkochen oder Pökeln von je L Lzr frischen Fleisches » Pfg.; sowie das etwa erforderliche Ausschmelzen von je L Irgt deS ursprünglichen Fettgewebes anch S Pfg. zugebtlligt. Weitere Entschädigung wird ihm für seine Mühewaltung nicht Er hat dafür nicht nur die Arbeit de» Verkaufs, sondern auch daS Areibanklokal ohne besondere Entschädigung, sowie die Werkzeuge, Pökelfässer u. f. w. zu stelle«; auch etwaige Verkaufsanzeigen zu bezahlen. Wer Lust hat, unter diesen Bedingungen die Feibank in Neustädtel zu über« nehmen, wolle seine Bewerbung bi» Donnerstag, den LV. November LALL, Mittags LS Uhr bei uns einretchrn. Neustädtel, den 13. November 1911. Der Stadtrat. 2 vr. Richter, B. Schwarzenberg. Stadtverordnetenwahl betr. Für die bevorstehende Trgänzungswahl de« Stadtverordneten in Schwarzenberg liegt die Liste der stimmberechtigte« und der wählbaren Bürger vom LV. November bis mit L. Dezember LSLL im Stadthause, Zimmer Nr. 9, zur öffentlichen Einsicht auS. ES steht jedem Beteiligten frei, bis zum 24. November diese- Jahre- beim Stadtrate gegen die Wahlliste Einspruch zu erheben. Die Entschließung über etwaige Einsprüche wird noch Vor Schluß der List« gefaßt und dem Einsprechenden eröffnet werden. Bürger, die in der geschloffenen Liste nicht eingetragen find, können an de» bevorstehenden Stadtverordnetenwahl nicht teilnehmen. Schwarzenberg, am 11. November 1911. Der Rat der Stadt. vr. Rüdiger. Oeffentliche Stadtverordnete»^»«« in Lößnitz Dienstag, de« L4. November qbe«ds v Uhr. Oeffentliche gemeinschaftliche Sitzung beider städtischer Körperschaften zu Aue Dienstag, den L4. November nachmittag S Uhr im Stadtverordneten« Sitzungssaal«. : Maßnahmen gegen den bestehenden Wassermangel. dessen, was der Reichstag von jeher einmütig vertreten Kat. Wie lange sollte denn Marokko als Zankapfel zwischen Deutschland und Frankreich hin» und hsrgeworfen werde»? 1905 war allerdings Gelegenheit, ein Stück Marokkos zu bekommen. Der Staatssekretär wird in der Kommission nähere Auskunft darüber geben müssen, warum man da« mals auf daS Anerbieten Rouvier» nicht einge gangen ist. Damals habe man sogar direkt abgelehnt, mit Frankreich zu verhandeln, und die Regierung habe Fehle« gemacht. Man solle Marokko nicht als daS verschwundene Paradies und Kongo als die Hölle behandeln. Von allen Vorschlägen, die im Hause gemacht wurden, sei daS Ma rokkoabkomme» immer noch das beste. Abg. Bebel (So-.), der hierauf nochmals zum Worte kam, ging des längeren auf die durch die jetzigen Ver handlungen geschaffene Lage ein, über die man oaS Motto stellen könnte: „Rechter Hand, linker Hand, alle» ver tauscht." Weiter bekämpfte er die in den Verhandlungen zutage getretene Animosität gegen England und behauptete, daß die sozialdemokratischen Friedensdemonstrationen als ein« Stütze gegen die allgemeine Hetze wider die Regierung außer ordentlich gelegen gekommen feien. Sehr entschieden schüttelte er dann die Massenstreikpropaganda gewisser sozialdemo kratischer Kreise von der Parteileitung ab. Darüber ge rieten die Freisinnigen t» große Erregung. Zwjtschen- rufe wurden hinüber und herüber geschrien, sodaß eS fast schien, als wollten sich di« beiden benachbarten Fraktionen in die Haar« geraten. Abg. vr. Mugdan, der an den Zurufen lebhaft«« Anteil hatte, wies den Sozialdemokraten eingehend nach, daß sie eine doppelzüngige Sprache geführt hätten, dis bei den Massen notwendig den Eindruck erwecken mußte, als steuere die Sozialdemokratie im Falle des Krieges auf einen Massenstreik los. Darüber gerieten die Sozial» demokraten vpn neuem aus dem Häuschen. Zum Schluß seiner Rede wandt« sich vr. Mugdan wieder gegen di« Regierung, deren Haltung bet den Verhandlungen ein« Mißachtung de» Parlament» bedeute. Außerdem verlangte er Auskunft über die vorgebrachte Behauptung, daß das Auswärtige Amt qnfang» di« Absicht gehabt habe, in Marokko Land zu erwerben. Ziemlich erregt stellte darauf Hr. von Kiderlen» Wächter fest, daß feiten» de» Auswärtigen Amts nie« mal» eine derartige Information ergangen wär,. Er hätte schon früher darauf antworten können, hab« ober erst di« Quelle, woher diese» Gerücht stammt, feststellen wollen. Vin« Versammlung von etwa 50 Vertretern der Preffe aller deutsch« Richtungenhab« allerdings, wie er unter