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53. Dienstag, dm 29. Mai 1900. EWebDolksfrM Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. hrünhain, hnrtmsian, Oo-ann- F^KllNsviaN LHM^Ke«NMi< SchMerSerg, 8chwarzmüerg 8zw. MtldmM. An Stelle der au» dem Bezirke der Landgemeinden verzogenen Herren August Hermann Zimmerman« in Lauter und Hüttenbesitzer Wilhelm GchSnei- in Beierfeld find die Herren Gemeindevorstand Bruno Herrma«« in Lauter und Wäschefabrikant Karl Wilhelm Kießling in Bernsbach alt ländliche Abgeordnete zur Beztrktversammlung gewählt worden. Schwarzenberg, am 23. Mai 1900. MttlAÜchs WsmVhmiHlmnimschast. I V. Dr Berthen, RegierungSafseffor. K. Wir machen bekannt, daß das Regulativ der Anstalt für staatliche Schlachtviehverficherung im Königreiche Sachsen vom 1900 bei uns zu Jedermann» Ansicht bei der Meldestelle ausliegt. ÄlS Mitglieder des BezirkSschätzungSauSschusseS sind gewählt die Herren Landwtrth Stadtverordneter Traugott Haustei«, Landwirth Fleisch-rmeister Richard Steeg, als Stellvertreter die Herren Landwtrth Eduard Unger, l Landwirth Paul Mäckel, ! sämmtl ch hier. Landwirth Eduard Ba«ma«tt, j Schneeberg, den 26. Mat 1900. Der Stadtrat-. Dl von Woydt. Feuerwehr Schneeberg. Während des Neubaues des Spritzenhauses auf dem Fürstenplatz sind die Feuer- wehrgeräthe der beiden freiwilligen Feuerwehren und der Semmar-Feuerwehr von heute ab im Spritzenhause am Straube-Hau» untergebracht worden. Schneeberg, am 28. Mat 1900. Der Stadtrat h. vr. v. Woydt. Wochen sch au. Schneeberg, am 27. Mai 1900. Da» parlamentarische Ereigniß der Woche war die überraschend in die Erscheinung getretene Verständigung über die vielumstrittene Lex Heinze. Die letzten V rhandlungStage hatten gezeigt, daß e- selbst vermittels einer Abänderung der Geschäftsordnung des Reichstage» und mit der An- spannung aller Kräfte der Rechten und de» Zentrum» nicht gelingen würde, der Obstruktion Herr zu werden; e» war also nur in Ordnung, daß auf Mittel und Wege gesonnen wurde, um den verfahrenen Parlament»karren wieder in» rechte Glet» zu bringen und die Initiative zu dieser ver dienstvollen Maßnahme ging von dem Präsidenten des Reichstags, dem Grafen Ballestrem selbst aus. Er hat den direeten Anstoß zur Waffenstreckang des Centrums gegeben, indem er mit der Ntederlegung de» Präsidium» droht«, wenn die CentrnmSpartei sich dem Vermittlungs- Vorschläge nicht fügte. Die Bksorgniß, daß in diesem Falle dem Centrum das im Jahre 1895 durch einen unerwarteten Zwischenfall in die Hand gespielte Präsidium wieder ver- loren gehen könnte, hat dann rasch den Ausschlag gegeben und so einigte man sich kurzer Hand dahin, die Schaufenster und Theaterparagraphen fallen zu lasten und im übrigen der Regierungsvorlage zuzustimmen, Damit haben jene Kämpfe, die geeignet waren, das Ansehen der deutschen Volksvertretung zu untergraben und da» parlamentarische Leben empfindlich zu schädigen, ihr Ende erreicht; die Br- rathung de» Heinze-Gesetze» ist eine unerfreuliche Episode gewesen, die nun glücklicherweise hinter un» liegt. Die Be- rathung ging schneller von statten, als man ursprünglich an- genommen hatte; der Reichstag faßte den Beschluß, ohne daß alle Mitglieder schon im Besitze der gedruckten An träge» waren; aber da unter den Parteien Einverständniß herrschte, da» Gesek in der neuen Gestalt zum Abschluß zu bringen, so machte dieser Umstand keine Schwierigkeiten mehr. Die Initiative de» Reich»tag?Präsidenten in Sachen der lvx Heinze ist in erster Linie auch dem Fleischbe schaugesetze zu statten gekommen. Die Generaldebatte darüber in dritter Lesung hat sich in Ruhe und Sachlichkeit am Montag vollzogen, am Dienstag ist die Vorlage mit großer Mehrheit angenommen worden. Die öffentliche Gesundheits pflege wird durch diese Vorlage erheblich gefördert, ganz erheb lich aber auch die deutsche Landwirthschaft. Sie erhält die Frei heit der Hausschlachtung in allen LandeStheilen, und, wenn die bisherige Fleischeinfuhr irgendwie auf die Gestaltung der Vieh- und Fleischpreise eingewirkt hat, als unbeabsichtigten wirthschaftlichen Nebengewinn dieses sanitätspolizeilichen Gesetzes günstigere PreiSverhältniffe. Denn frisches Fletsch darf fortan nur in ganzen Thierkörpern etngeführt werden, mit denen alle wichtigeren Organe in natürlichem Zusam- menhange verbunden sein müssen; da» etnzuführende Pökelfleisch muß 8 Pfund schwer sein; die Einfuhr von Büchsenfletsch und Würsten und unkontrolltrbaren Fleisch gemengen ist verboten, und weiter ist die Bestimmung ge- troff««, daß »Fletsch, welches zwar zum Zwecke seiner Halt barmachung einer Pökelung unterzogen worden ist, aber die Eigenschaften frischen Fleisches im Wesentlichen beibehalten hat, oder durch entsprechende Behandlung wtedergewtnnen kann, als zubereitetes Fletsch nicht anzusehen ist, sondernden Bestimmungen für die Einfuhr von frischem Fletsch unterliegt/ Die Lücken, die diese Bestimmung hat, wird der Bundesrath durch fachgemäße Ausführungsbestimmungen ergänzen müssen. Mit erstaunlicher Promptheit hat im Laufe der Woche der tagung»müde Reichstag auch noch die Novelle zur Gewerbe ordnung -ei der endgiltigen Gesamwtabsttmmung mit einer an Einstimmigkeit grenzenden Mehrheit angenommen und ebenso fanden die UnfallverstcherungrgesHentwürfe eine überraschend große Mehrheit. Doß mit ihnen und mit der Gewerbeordnungsnovelle wieder ein tüchtige- Stück sozialer Reformarbeit geleistet worden ist, vermögen auch die Sozi aldemokraten nicht zu leugnen, obwohl sie ihren Wählern immer wieder vordeklawiren müssen, daß von der »reaktionären bürgerlichen Masse* nicht- zu erwarten sei und alle Wechsel erst im Zukunftsstaat etngelöst würden. In der Kammer zu Part» glaubt« wohl, durch den Ausfall der GemeinderathSwahlen ermuthigt, die natio nalistische Gegnerschaft der dritten Republik von neuem den Augenblick gekommen, um mit einem starkensScblaae dos Ka- binet Waldeck-Rousseau, trotz dem friedlichen Völker-Ren- dez-oouS auf der Weltausstellung, niederzuwerfen. Man rückte dem Ministerium mit einer Anfrage über die allge meine Politik der Regierung auf den Leib, mußte indessen erkennen, daß die Mehrheit den G anz der Ausstellung nicht durch eine ministerielle Krists trüben wollte und deshalb eine di« Politik des KabinetS billigende Tagesordnung an- nahm. Auch der Trie, die Dreyfus-Affäre erneut aufer stehen zu lassen und daraus Herrn Waldeck-Rousseau den Strick zu drehen, mißglückte in dem mit großer Mehrheit gefaßten Beschlusse, daß sich die Regierung energisch jeder Wiederaufnahme de» unseligen Handels widersetzen sollte. Die christenfeindlichen Ausschreitungen in der Provinz Chihli, also in unmittelbarer Nähe der chinesischen Haupt stadt Peking, richteten sich in erster Linie gegen die dort lhätigen französischen Missionare. Bekanntlich ist gegen diese Bewegung eine gemeinschaftliche Kundgebung der fremden Gesandten in China erfolgt. Es hat sich also auch hier gezeigt, daß die französische Vertretunq in Peking, die theoretisch noch immer die Ausübung von Schutzrechten über alle in China verbreiteten fremden Missionen in An spruch nehmen möchte, nicht einmal im stände war, für sich allein ihre eigenen Landesrngehörigen wirksam zu vertheidigen. Wir sind durchaus berechtigt, dem- gegenüber darauf htnzuweisen, daß da» Deutsche Reich seine Schutzpfltchten in der Provinz Schantung stet- ener- gisch und mit gutem Erfolge au-geübt hat. So ist neuer dings für Schangtung zum Schutze der fremden Missionare und ihrer chinesischen Zöglinge eine ersprießlich wirkende Bekanntmachung der chinesischen Behörden durchgesetzt wor den, wie st« für andere Provinzen noch nicht erzielt werden konnte. Auch die Entschädigungsansprüche der während der letzten Unruhen um ihr Eigenthum gekommenen chinesischen Christen und die Wünsche des Bischofs Anzer wegen Er- Werbung von Land zu Missionszwecken find im wesentlichen befriedigt worden. Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz ist wenig erfreu- ltcheS zu verzeichnen. Obwohl die Englischen Kriegs- nachrichten dauernd ihre Unzuverlässigkeit erweisen, finken di« Hoffnungen auf einen den Buren günstigen AuSgang deS Krieges immer tiefer. Kämpfen werden sie und dem Feinde noch manche Verluste zufügen, aber die Britische Ueberlegenheit wird zunehmen, während die Mittel der Ver- theidtguna schwinden. Pretoria und Johannesburg sollen gut befestigt und armirt sein, diese Plätze mögen geraume Weile gegen die Schiffskanonen und Belagerungsbatterten der Angreifer sich zu halten vermögen, aber je stärker die Besatzung sein wird, desto schneller wird der Sturz kommen, weil Lebensmittel fehlen. Dem Belagerer find unbegrenzte Zufuhren von Munition und Proviant von den Häfen au» gesichert. Es ist daher anzunehmen, daß nur eine beschränkte Truppenzahl zur Vertheidigung der festen Plätze bestimmt und die Mehrzahl für den Guerillakrieg in die schwer zu gänglichen Schluchten von Lydenburg geworfen wird. Daß die Goldbergwerke zerstört werd«» sollen, ist von den Ver tretern Tran»vaal» in Abrede gestellt worden, aber wa» nicht vor dem Eintritt« kritisch« Augenblicke beschlossen worden, kann di« Verzweiflung schnell herbeiführen. Tagesgeschichte. — Der Reichstag ist nach seiner Sonnabendfitzung, in welcher da» Unfallversicherung»^ tz für Land- und Forst- wirthschast, sowie da» van- und See-UyfallverstcherungS- gesetz zur Annahme gelangten, in die Pfingstferien gegangen, nachdem der Präsident Graf Ballestrem den Mitgliedern eine »kurze, aber recht intensive Pfingsterholunz' gewünscht hatte. — Am Mittwoch, den 6. Juni, Nachmittag» 2 Uhr, soll die zweite Berathung der Flottenvorlage beginnen. — Die »Nordd. Allg. Ztg. schreibt: Deutsche Blätter verzeichneten die Meldung de» »Manchester Guardian*, wonach der deutsche Kronprinz Indien besuchen werde, weil der Kaiser eS wünsche, daß der Kronprinz die Grundsätze kennen lerne, wonach England seine östlichen Provinzen regiere; der Vieeköntg von Indien habe von diesem Wunsche des Kaisers Mittheilung erhalten. Wir können dem »Man cher Guardtn* verrathen, daß seine Meldung an maßgeben der deutscher Stelle den Eindruck einer kolossal fetten Ente hervorgerufen hat — Die »Nordd. Allg. Ztg.* meldet: Die durch ein Wiener Blatt verbreitete Meldung, daß der Kaiser in Be gleitung de» Kronprinzen im kommenden September dem Wiener Hofe eine« Besuch abstatten werde, ist, wie wir erfahren, unbegründet. München, 27. Mai. (W. T. B) Heute Vormittag tagte hier die Delegirtenversammlung de» bayerischen Lan desverbandes de» Deutschen Flottenvereins, an welcher auch der Protektor des Landesverbandes Prinz Rupprecht von Bayern theilnahm. Nachdem der Vorsitzende Reichsrath Frhr. v Würzburg die Versammlung begrüßt hatte, hielt P.inz Rupprecht eine Ansprache, in welcher er betonte, daß Deutschlands Industrie und Handel Schutz durch eine starke Kriegsflotte brauche. N.chts sei falscher al» unzeitige Spar samkeit. Heer und Flotte bedeuteten eine große nationale Versicherung, beide seien ein« sich rentirende Schuld. Da» Anwachsen deS Florrenoereini in Bayern möge beweisen, daß die Payern stet» bereit seien, auf da» Thätigste mitzu- wirken, wenn es sich um das Wohl de» gesammten deut- scheu Vaterlandes handle. Unterstaatssekretär z. D. Pro- ftssor v. Mayr bezeichnete e» als sehr erfreulich, daß e» ge lungen sei, die neue Flottenlast mit kleinen Steuermitteln zu decken. Die großen Steuerreserven, welche jetzt nicht angetastet würden, würden in ernsten Zeiten Deutschland in die Lage setzen, noch wett größere Summen aufzubringen. Nachdem dann noch Geheimrath P of. v. Sicherer-Münchm, ReichSrath v. Buhl-DetdeSheim und Prof. Frhr. v Stengel- München Ansprachen gehalten hatten, wurden die Satz ungen de» bayerischen Landesverbandes festgestellt. München, 27. Mai. Ein Nachtragspostulat fordert für die Projekttrung der Untermal». Canalisalion 80 000 Mark. Darmstadt, 27. Mai. Die Großherzogin wurde der »Köln. Ztg.* zufolge Freitag Abend 8 Uhr im Jagd schloß Wolfsgarten vorzeittg von einem tobten Knaben ent bunden. Es war die» wohl die Folge der Aufregung über den Tod des Prinzen Wilhelm. Heute sollte auf Anord nung des Obereonsistortum» in der evangelischen Kirche die erste Fürbitte für glückliche Entbindung gehalten werden. Kiel, 26. Mai. Die offizielle Eröffnung der Segel saison hat heut« Mittag mit dem Ansegrin d«» kaiserlichen Jachtklub» stattgefunden. Prinz Heinrich nahm an Bord seiner Yacht »Esperance* thril. Ferner betheiligten sich die Jacht der Kaiserin »Iduna*, die Marine-Jachten »Komet* und »Lust*, sowie zahlreiche andere Jachten. Da» Ziel ist Eckernförde. Aurich, 27. Mai. Die Strafkammer des hiesigen Landgericht» verurtheilte den Capitän Richard Oskar Lee- luy» au» Ostende, welcher angrklagt war, am 13/14. Mai d. I. unweit Norderney al» Ausländer, nämlich al- Füh rer de» belgischen Fischdampfer» »Franco Beige', unbefugt gefischt zu haben, zu zwei Monaten Gefängmß, und ver fügte die Emziehung der benutzten Fanggeräthe und be schlagnahmten Fisch«. Die »Franko Belge* war vom Tor pedoboote ,8 77', Commandant Oberleutnant o. Stosch, aufgebracht worden. Oesterreich. Wien, 27. Mai. Der »Neuen Freien Presse' zufolge lehnte di« Obmännereonferenz der Linken «S ab, auf Ver handlungen mit den Tschechen einzug-hen, bevor dieselben