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Wöchentlich erscheinen drii Nummern. Pränumeratlsns- Vrei« 22^ Sgr. (j Ikblr.l vierteljährlich, 3 Zhir. für daS ganz« Jahr, ohne «r- böhung, in allen rhcllcn der Preußische« Monarchie. Magazin für die Man »ränumerirt auf diese« Beihlatt der Mg. Pr. Staal«- Zeitung in Berlin in der Exvedition (Mohren-Straß« No. 34>; in der Provinz so wie im Ausland« b«i den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 129 Berlin, Mittwoch den 28. Oktober 183S Frankreich. Geheime Korrespondenz der Königin Marie Antoinette.") Der Leipziger Buchhändler, Herr Wilh. Arges, scheint' durch die Herausgabe der uulcugenanmeu Sammlung die Bcrdffcmiichimg einer Reihe von historischen Dokumenten aus Französischen Zeitschriften zu beabsichtigen, die sonst nicht leicht in Deutschland anzciroffen werden. Ueber die Einrichtung einer solchen Sammlung, über ihre dereinstige Ausstattung mit kritischen Anmerkungen oder historischen Erläuterungen, belehrt uns zwär keine Vorrede, indeß scheint die Absicht des Herausge bers bereits aus dem Gegebenen klar am Tage zu liegen, und wir glau be», das von ihm Gebotene in jedem Falle mit Dank annchmen zu können. Die aus dem Titel zuerst genannte Gorrcspondance sccrete >1« älaric-.Vntoinette avant et apres le vo^aze sie Varcunes ist (was der Herausgeber nicht bemerkt hat) aus der seit zwei Jahren in Paris erscheinenden tlcvue rctrospcctive vom I. 1838 I'. I. (^r. 3) p. 443 bis 473 und B. II. (Xr. 4) p. l — 74 entlehnt, und war bereits in einem Deutschen Auszüge in den Blättern für literarische Unterhal tung und im Morgenblatte mitgethcilt worden. Hier stnde» sich nun die vollständigen Aktenstücke, als ein nicht unwichtiger Beitrag zur Ge schichte der Jahre 1791 und l792, und als ein noch wichtigerer Bei trag zur Charakteristik der Königin Marie Antoinette. Es sind nämlich -Briese der Monarchin an ihren Bruder den Kaiser Leopold II., Ant wortschreiben desselben, gesandtschastliche Berichte des Grafen Mercv-Ar- gemcaur aus Brüssel an den Kaiser und an den Fürsten Kaunitz, Stücke ans der Korrespondenz des Grafen mit Marie Antoinette, mit dem Grafen de la Mark, dem Grasen Romanzoff und dem berühmten Burke, endlich mehrere Denkschriften über de» Zustand der Dinge im damaligen Frankreich. Rest gesteht, das, ihm beim ersten Durchlcscn dieser Briefe in der kevne rctrospcctivc, die ihm durch besondere Gefälligkeit mügetbeill wurde, einige Zweifel über die Echtheit derselben aufstiegen, da man in jetziger Zeih gar nicht vorsichtig genug bei Fran zösischen Memoiren, wenn sie sich auch so zuversichtlich änkündigcn, als die jetzt in zwei Deutschen Ucbcrsctzungen verbreiteten Memoiren Napo- leon's, sehn kann. Auch hat der Französische Herausgeber selbst im Vorworte bemerkt, das! cs befremdend erscheinen müsse, auf welchem Wege die Briese der Königin an ihren Kaiserlichen Bruder und au den Grafen Mercv nebst der hier mitgcthcillc» Korrespondenz dieses Diplo maten mit anderen Staatsmännern in das Französische Haupt-Archiv nach Paris gekommen waren. Als Grund dieser Erscheinung gjcbt er an, bah ja unter der Kaiser-Herrschaft bedeutende Theile dcr Staats- Archive zu Wien, Nom, Madrid und in anderen Hauptstädten nach Paris geschafft wären und sich dadurch auch die Verpflanzung jener Original-Dokumente nach Paris erklären ließe. Wer das Treiben Fran zösischer Intendanten und Evacualions-Kommissionen gekannt hat, wird Liese Vcrmulhung wenigstens nicht ganz unwahrscheinlich finden. Am meisten spricht aber sür die Echtheit dcr Briefe, daß der Herausgeber alle Leser auffordert, sich von der Authentizität derselben an Ort und Stelle zu überzeugen, und dcr Umstand, das; (so viel dem Nef. wcnig- stcns bekannt ist) keine Gegenschrift die Richtigkeit seiner Erklärung in Zweifel gezogen hat. Nun könnte man wohl in einer Denkschrift,, welche dem Schreiben der Königin an den Kaiser Leopold vom 3. Sept. 1791 beigefügt ist (p. 30 — 40), in Ton und Inhalt Aeußcrungen und An spielungen auf historische Gegenstände finden, welche dcr Denkuugswcise einer Frau eigentlich fremd sind, aber man muß sich erinnern, daß die Königin nicht mit klaren Worten sich als die Verfasserin derselben angicbt (voiei un älcmoir«, schreibt sic, gni pourra von« woutrer notce zinsition an vra! et ce guc non-; ponvons espcrer dc von») und daß sie in jener Zeit in ihren Entschließungen von Barnavc und feinen Freunden sehr abhängig war, deren gcmaßiqlc Gesinnungen in einer Zeit der Unruhe und Gesetzlosigkeit sich hier leicht wicdeierkennen lasse». Ja, selbst in dem Gebrauche mancher Französischen Wörter, die im Alt-Französischen ungebräuchlich waren, wie comcidcr, stichle, cnzerer, coercible u. a., zeigt sich dcr Einfluß der damaligen Rathge ber. Ohne uns also jetzt weiter auf kritische Erörterungen einzulaffrn, oder zu untersuchen, warum Kaiser Leopold an seine Schwester nicht Deutsch, sondern Französisch geschrieben habe, oder in einzelnen Stellen *)8ouveair- Uistori» vc«. t. torreslloliaanoe-«eretk Nc Karie-4nloi- nett« avant el »pss- le vn^axe Ne Vateoues. — Itoeumeu« relstite e NeNopti«»« <te le t! uMol j u >- — KI< : 4) LxeeutNm »ex zu>cemeull üu I-i- knnel rSvolutlounaire. n 1 l.etfre «je bkapolvon au inars« l,»k N-itMer. «Ivtivant en»-eini°« üa Ilbrmr« ?-Iw Neblnreiulie-x Leiprix, 18ZL. 7^0 S « <20 kpr.) (wie p. 48 und 82) die auffallende Aehnlichkeit mit den neuesten Prin zipien constitutionnellcr Monarchien! beleuchten zu wollen, berulngcn wir uns bei den Erklärungen des Herausgebers und berichte» kürzlich über de» Inhalt. Es gebt aus diesen Briesen (welche die Zeit vom 2. Mai bis zum 0. Oktober I79> umfassen) besonders eine dreifache Bemerkung, die für die Charakteristik der Königin Marie Antoinette von Wichtigkeit ist, hcrvor. Zuvörderst erscheint sie, die in so vielen Schriften des Leicht sinns, dec Verschwendung, dcr Eitelkeit, der I»trigucnfuchl und anderer Fehler beschuldigt ist, hier als eine Frau voiftrichligem Uriheile, Scharf sinn und Meisschenkcnntmß. Ihr Verstand ist i» dcr Schule des Un glücks vollkommen gereist. Ihre nolhzedruugcne Einmischung in die Negierungs-Angelegenheiten verhehlt sie nirgends, wie auch der Graf de la Mark dem Grafen Mercy ganz bestimmt erklärt, daß die Königin im Mittelpunkte der Geschäfte stehe und de» König, der dazu nicht geeignet sey, ersetzen müsse (p. 84); aber ihr Unwille, daß ihre Umge bungen so schwankende Maßregeln ergriffen und nicht mit Mnlb und Kraft handeln wollten, daß sie selbst nirgends die rechte Unterstützung fände, spricht eben so deutlich aus ihren Briefen. Wir können uns nicht enthalten, eine Stelle aus dem Briese an den Grafen Mercy vom 12. September 1791 (p. 81) milzutheilen, den die Königin unmittel bar »ach dcr Erklärung ihrcS Gemahls, die Constitution von 1788 an- zunehmc», geschrieben hatte. I> s azit ü present. do reAler sa lnaccbc et sa conduite d'aprös les circonslances. d« voudrais hien «ine tont le Monde verlöt sa conduite d'apres la nnonnc; inais, meine dans notre Interieur, nons avons de Arands «Irstacles et de Arands comüats ä livri r. l'IaiAnev - moi; je vons assure izu il saut bleu plus de conraA« ä supporter inou ctat cpie si on se trouvait au mllii u d'nn conibat; <l'aut»l>t gne je ne ine suis Alleres Irompee et lzue je ne v,»is ,^ue iu.ilbcul's dans le Pili d'cncrAie des uns et dans I» inauvaise volon'v des autres. Non Dicu! est-jl pos- «iblo «ne nee »vec du caractece et sentant si iiien le sanA cpri coule dans mes veines, je sois deslince » passer mes jnurs dans Ull tel meclo et avec de tels Ilommes! inais ne er<>)'ei- Pas pnur cela ,zue mnu couraAv m'abandonne. IXon pnur moi, msis pour nron enlant, je ine soutiendrai et jo remplirai juslpsau bout ms lonAliv et penible carriere. de ne v-lis plus ce cpie j'ccris, adieu. In "Beziehung auf die so ebcn erwähnte Constitution und die dem Kö niglichen Paare so ost gcinachte» Vorwürfe der Doppelsinnigkeit oder Unredlichkeit bci dcr Amiahmc derselbe» am 14. Septcniber 1791 silid ferner die Arußcrungen dcr Königin von besonderer Wichtigkeit, und man sicht cs diesem Briefe an, daß ihre ganze Seele darin ist, wie sie sich in einem derselben (p. 20) ausdrückt. Sic betrachtet die neue Constitution als so unnatürlich (monstrueuse), das; solche sich unmög lich lange hallen könne. Aber sic glaubt nicht, daß der König ihr seine Zustimmung verweigern dürfe, wozu die anSgcwandcNcn Prinzen und vcrschicdcnc auswärtige Höfe ratheii, und wofür sich Burke in eincr hier mitgcthciltcn Denkschrift an die Königin (p. 23 — 28) erklärt halte, dc crois, sagt sic, gu ll est Necessaire, iptand on sura pr«- ssntc lülctc au roi, gu il di'clare ljlio ses «pinioim nc sollt pliint clianAces; guül liioutlait dan.s Sa dccl.i, atinn du 20 do dlliu (am Tage vor der Fluchlreise nach Varcmies) I inipossibilite uü il ctait de Aouverner avoc Ic nonvcl ordro dc cllnscs; ,zuül pcnse vncore dc meine, inais ,pic pnur la tramzuillitc dc snn pa)s il sc saerilic et gue, puurvuczue son peuple et la Nation trouvent !c houlieur dans snn acceptation il n licsite pas ä la donner; el I» vue do cc bnnlicur III! lera bicnlut «ublier toulcs les peine» cruelles <0 aineres czuon a sait cprouver ä lui et aux-sieus: inais si I'nn prcnd cc parti i! laut )' tenir, evitcr surtont tont ce «zlii pourrait ilnnner dc la mcstance et marcbcv en czueliznv sorlc tnnjours, la loi ä la main; je vous promcls izuc c'est la incil- Iluir« maniere dc les cn dcKnulcr tont dc suite (p. 17). Vlit solchen an mehrcrcn Slellcn dieses Brieswechsels ausgesprochenen An sichten über die Annahme der Constitution ist auch Kaiser Leopold ein verstanden, dessen Briese und Denkschriften überhaupt eine scbr milde und versöhnliche Gesinnung zeigen, der es zwar deutlich ansspricht, daß die Sache des Französischen Königs-Paares die Sache aller Euro päischen Könige sey (p. 27), aber zugleich die Wiederherstellung des ancicn rcAimo sür unverträglich mit dem Glücke Frankreichs hält UNL eine Verbindung dcr Constitution mit den Grund-Prinzipiell einer Monarchie für das nützlichste und heilsamste Mittel erachtet, um die Verwirrung in Frankreich zu beendigen (licr ectte constitutum avcc les Principes londaiuentaux de la monarcbic, est le seul but au«picl on pent viser raisonnablemcnt p. 82). Unparteiische Bk.