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WdLemlitz er'tbeinen drei Nummern. PrSnumeratlenS, Preis 22j Sgr. (j Ttzlr.) «nerteÜSdrluh, 3 Tblr. für das ganze J^br, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preuöisihcn Monorchie. a g a für die Nan vranmnerirt auf diele« Siternnir-Blatt in Berlin in der ErocLilion der Allg. Pr. Siaaie Leitung ^riedriensür. Nr. 72); in der Provinz so >vie im -»«lande bei de» Wohilöbl. -voü -rmtern. Literatur des Auslandes. 108. Berlin, Montag den 7. September 1840. Portugal. Lissabon im Jahre 1839. Dom Marquis von Londonderry. Sonnabend den 2!. September liefen wir in den Tajo ein. Ich «rkannte sogleich die ganze Lokalität von Montcgo-Bay bis Belcm wieder. Fünfundzwanzig oder dreißig Jahre waren hingeschwnnden, seit ich in dem langen Halbinsel-Kriege diese Orte zuletzt gesehen. Alle Ereignisse und Iuftäudc jener Jett traten mir rasch vor die Seele. G13 verließ ich cm Land mit aufgeregter Bevölkerung, von einer glänzenden Armee besetzt: Transportschiffe und Bataillone waren in Bewegung, überall war ein reges Leben sichtbar. Und jetzt rings lautlose Stille — von Handel wenig oder keine Spur; der Tajo war leer von Schiffen; drei Englische Linienschiffe und eine Fran zösische Fregatte und Kriegsschalnppc sah man allein auf dem Wasser. Der Verlust Brasiliens und der übrigen Koloniccn machte die Ab wesenheit der zahlreichen Barken, die früher den Fluß bedeckten, hin reichend erklärlich, aber eine solche Veränderung, wie man sic jetzt an den Küsten Alemtcjo'S und i» der (siegend um Lissabon sah, musste tiefere Gründe haben. Wir passirtcn die Forts Eascaes, San Iulian und Bugio. Das erstere war fast nur eine Masse von Ruinen, ohne Truppen, mit unbrauchbaren Kanonen und Schießscharten. San Iulian sah wenig besser aus. Ich hatte mehrere Briefe au verschiedene Personen in Lissabon mitgcbracht und schickte sic etwas unbesonnen sämmtlich an den Her zog von Terceira, an den ich besonders empfohlen worden, zur Ab gabe. Am Montag den 23sten kam er zu uns, und ich muß sagen, ich hatte so wenig Ursache, zu fürchten, daß ich eine Jndiseretion begangen, daß ich vielmehr nie ein Individuum kennen gelernt, das mich so raseb und vollständig mit Aufmerksamkeit, Höflichkeit und Güte überschüttete. Er stellte seine Wägen und Pferde zu unserer Disposition, und da er hörte, daß am folgenden Tage ein Tobten- amt in der St. Vinccnzkirchc zum Andenken au Dom Pedro gefeiert werden sollte, welchem König und Königin beiwohnen würden, so übernahm cS der Herzog, sowohl uns hinzubringen als uns Plätze zu verschaffen. Roch au demselben Tage hielt ich es für meine Pflicht, dem Herzog durch einen Gegenbesuch meine Erkenntlichkeit zu bezeugen. Der Herzog war nicht zu Hause, aber iw stellte mich der Herzogin vor, cincr'Damc, die eben so berühmt ist durch ihre Tugenden als durch ihre Schönheit, was sehr viel sagen will in einem Lande, wo eine Dame vom höchsten Rang und Vermögen mit ihrem Kutscher zusammenlebt und wo die Moral im Allgemeinen so lar ist. Am 24sien holte uns der Wagen des Herzogs nm eilf Uhr zu der erwähnten Messe ab. Der ganze Hof war zugegen, so wie alle Staatsbeamten und Offiziere. Wir bekamen einen Platz hinter dem Altar, gerade gegenüber dem König und der Königin, die wir genau sehen konnten. Ihre Majestäten saßen in einer Loge in der Mitte der einen Seite der Kathedrale. Es ist eine große, alte Kirche, die überall die Spuren verblichenen Glanzes und gefallener Größe an sich trägt: alte Tapeten, alte Vergoldung, Stuck und erhabene Ar beit, die aus einander fielen. Das Ganze war eher dazu geeignet, an vaü Ende und die Nichtigkeit aller Dinge zn erinnern, als zur prächtige» Ausführung einer Königlichen Eeremouie. Die Musik jrdoch war trefflich, und die Messe dauerte gegen zwei Stunden, stand aber dem Gottesdienst der Griechischen Kirche im Norden Europa'S bei weitem nach. Eine Menge schlechtgeklcidcter Diener begleitete das Königliche Gefolge, und auch die Wagen waren in einem sehr traurigen Zu stande. Ich erinnere mich ans früherer Zeit, daß die Equipagen der PortugidsiP-cn Großen, obgleich unbequem, doch vergoldet, sauber und hübsch waren »nd gewöhnlich von Mauleseln gezogen wurden, von denen das Paar 3<M MoidoreS wcrth war. Jetzt scheint dieser Stamm Thierc ganz auSgestorbcn, und die Aermlichkcit, Plumpheit und Mißgestalt der Wagen kann nur durch die Erbärmlichkeit der Pferde übertroffen werden. Ich hörte, der Herzog von Terceira, der Großstallmcistcr ist, bemühe sich sehr, die Königlichen Marställc Zu verbessern. Seitdem die Königin von ihrem zweiten Gemahl, dem Prinzen Ferdinand von Kobnrg, zwei Söhne hat, hat vieler das Recht, König von Portugal tüulirt zu werden. Er ist außerordentlich jung, da er nicht mehr als 2l Jahre zählt, die Königin 2tt. Dieser Prinz soll ein sehr wohlmeinender junger Mann scpn, der wenig geneigt ist, sich in die Landes-Angelegenheiten zu mische». Besonderen Ein fluß auf ihn hat ein artiger Deutscher, ein gewisser Diel, der ihn nach Portugal begleitete, und eine andere bedeutende Person seines Gefolges ist ein Herr St. Leger, ein Franzose, der eine Portugiesin hcirathctc. ES ist sehr natürlich, daß dieses junge und unerfahrene KönigS- paar sich in den Händen und der Leitung geschickter und kompetenter Nathgeber befindet, und cs ist nur nach Allem, was man siebt und hört, zu beklagen, daß ein schädlicher fremder Einfluß ihre Personen umgievt, und daß die rcvolutiouaircn Septembristen dcS Ministeriums nicht nach liberale», soiwen nach rcvolulionairen Grundsätzen regie ren, im Gegensatz zu dem Absolutismus, unter dem Portugal so lange geseufzt hat. Doch um auf Donna Maria zurückzukommcn: die kleine, intcr- effante Person, die von Georg IV. und Wilhelm IV. so viel gelieb kost ward, ist jetzt eine sehr stattliche Frau geworden. Ich glaube, man sieht selten eine Person ihres Alters von so außerordentlichem Umfang. Ihre Züge sind schwcrmüthig; ihr Haar ist hell und in Locken geordnet, aber ohne Schmuck und hinten in einen Knoten zu- sammcngchunden; sie war schwarz gekleidet. ' Ihr Charakter soll sehr gntmüthig seyn; einen sonderbaren Kontrast gewährt eS, wenn sie am Arme dcS Königs geht, der ein schlanker Jüngling ist. Wie schlecht cs mit dem Königlichen Haushalt steht, kann man daraus cntnchmcn, daß die Verwaltung cS bcqucmcr findet, selbst für den Hof zn sorgen, statt den Souvcraiucn eine bestimmte Summe zu diesem Zweck auSzuzahlcn. Die Gehalte Aller sind bedeutend im Rückstand, und das Königliche Paar ist in solcher Gelbnoth, daß es gcnöthigt ist, sich auf seine Wechsel von Jude» und Privatpersonen zu ciiiem ungeheuren Diskonto Geld zu borgen. Die Ausgaben des HofcS werden von einem oberste» Evmit,'- rcgulirt. Königin und König essen fast immer zusammen, obwohl die Erstere ihr Frühstück und üöjeunor ä li> fourelwne abgesondert einm'mmt. Tische für Andere, Schmarotzer, Hoflcutö, giebt cS nicht. WaS von der Königlichen Tafel übrig bleibt, wird sofort den Armen gegeben. Jin Schloß ist selten Empfang, und selbst wenn die Königin Audienz giebt, öffnet sic kaum ibrc Lippe». Die Priester habe» großen Einfluß bei Jhrcr Majestät. (Schluß folgt.) Frankreich. Der Französische Adel vor der Revolution. Nach Joseph Droz.") Die Französische Nation war vor der Revolution,in zwei große Hauptklassc» gctheilt, Adel und Gemeine, wenn mau nicht die Geist lichkeit noch als einen besonderen Stand rechne» will. Der Adel trat niemals zu besonderen Versammlungen zusammen, wie dicS aller dings bei der hohen Geistlichkeit der Fall war, um sich über Maß regeln zu dcrathschlagcn, die sein eigenes Interesse cdcr das des Königreiches nothwendig zn machen schienen. Die Herzoge und Pairs bekaudcn sich dafür allein in dem Besitze einer politische» Autorität und hatten, so wie die Prinze» von Gcblüt, Sitz und Stimme im Parlamente zu Paris. Der Titel, den ihnen der König verliehen halte, gab ihnen am Hose solche Ehre», wie sic kein andcccr Stand besaß. Trotzdem haben sie aber niemals auf die Angelegenheiten des Königreichs oder auf die öffentliche Meinung in Frankreich cinen vorherrschenden Einfluß geübt: die Pairic ging in dem Parlamente ganz unter, und als die großen politischen Bewegungen begannen, richteten sich die Blicke Aller im Lande auf die Magistratur, nicht aber auf den Adel. ES besaß aber der Adel, unabhängig von dcn Vorrechten, welche ihm ein ausgedehnter Grundbesitz verschaffte, so wie von den am Hofe zu Versailles gesetzmäßig icstgcstellten Ehrcnrochtcn und Aus zeichnungen, noch viele andere Vorrechte, welche er der Observanz oder dem persönlichen Einflüsse zu verdanken hatte. Die höck'ste» Stellen in der Armcc, in der Diplomatie und in den Gerichtshöfe» waren ihnen zugcsichcrt. Es war zwar ein alter Grundsatz, ocn der Kanzler L'HoSpital dcn Stände» von Orleans gegenüber ausgesprochen hatte, daß die Thür zn keiner Abt von Ehrenstelleii den Mitglieder» des dritten Standes verschlossen scpn sollte, aber die Ausnahmen von der gewöhnliche» Regel waren so äußerst selten, daß diese gerade am '- Aue dessen bereits mehrfach erwähnter <u> ihr»- P xvi tVU. " w' """ "" e