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Dresdner Journal : 22.03.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190203224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19020322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19020322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-03
- Tag 1902-03-22
-
Monat
1902-03
-
Jahr
1902
- Titel
- Dresdner Journal : 22.03.1902
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Br,u,»Preis: Bei« Bezüge durch di« G^-fta-eae tnnertzat» »readena r,so M («tnschl H,tia„ung), durch die Vß W» T.unchcu Reiche » M Ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich. Auzelne Nummern 10 Ps Mrd Zurücksenduna der für Ue ÄchrisUettung brstimiuieu. «der von diefer nicht ein« «eieiberlen Beiträge bean- Frucht, io ist da« Postgelb beizufügen. HerauSgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Dresdner Journal. Erscheinen« Wrrttag« nach« » Uhr. A»t»»bt«»n»»«e»»hre»: Dir Zeile kleiner Schrift der 7 »al gespaltenen Ankündi gung».«eile oder deren Rau» »0 Ps Bei Labellen- und Zifsernsatz S Pf Aufschlag für die Zelle Unter« R«- daltion-ftrich (Eingesandt) die Textzeile mittler Schnst oder deren Raum ü« Pf. Gebühren - Ermäßigung bet dsterer Wiederholung Annahme der Anzeigen di« mittag« 1« Uhr für du nach mittag- erscheinende Nummer. O 67 Sonnabend, den 22. März nachmittags. 1902. Bestellungen ans da- Dresdner Journal für das werden in DreSden-Altstadt in unserer Geschäftsstelle (Zwingerftraße 20), in Dresden - Nenstadt in der Hofmufikalienhandlung von Adolf Brauer (F. Plöt ner), Hauptstraße 2, und bei Hrn. Aldert Grunert ^F. u. M. Geißlers Nachf.), Bautzner Straße 63, zum Preise von 2 SS. S0 I»». angenommen. Bei den Poftaustaltev im Deutschen Reiche be nagt der Bezugspreis für diese Zeit In der näheren und weiteren Umgebung Dresdens gelangt das Dresdner Jourual noch am Abend zur iln-gabe; so in den Ortschaften des oberen Elb- thaler bis Schandau, in denjenigen des unteren Elbthales bi- Meitze« und in den an der Tharandter and Radeberger Linie gelegenen Orten. Wo in den vorgedachten Orten die Blätter den Beziehern nicht mehr zugetragen werden, wollen sich letztere mit der Post wegen Abholen- int Einvernehmen setzen. Geschäftsstelle Les VresLuer Zouruals. Amtlicher Teil. St. Majestät der König haben dem Generalmusik direktor Geheimen Hofrat Ernst Edlen v. Schuch die goldene Medaille Virtuti ot ingeuio mit der Berechtigung, dieselbe am Bande det Berdienstordens zu tragen, Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der in Sachsen staat-angehörige Orientalist l)r. jur. Schulz in Berlin den ihm von Sr Majestät dem Schah von Persien verliehenen Sonnen- und Löwen-Orden 3. Klasse annehme und trage. Ee. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Pianofortefabrikant Werner in Dresden den ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Anhalt verliehenen Titel Hof-Piano- sortefabrikant annehme und führe. Grnenuuugtu, versetzuuge« rc. im öffeutl. Dienste. IwGeschtftSbereiche de-Ministerium« »erFiuanzen. Bei der Post-Berwaltung ist ernannt worden: Pollmer, seither Postsekretär, al- Postmeister in Mügeln (Bez. Dresden). lVehkdl Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) nichtamtlicher Teil. Die auswärtige Politik Ler Woche. Das herannahende Osterfest findet die auswärtigen Beziehungen unseres Vaterlandes ohne Trübung, ja im Zeichen eines gesicherten Fortschritt-, der mehr al- schlechthin genügend ist. Zn die Feiern der stillen Woche kann daS deutsche Volk mit dem Bewußtsein eintreten, daß seine Weltstellung weit weniger umwölkt ist al- die internationale Lage der meisten anderen Großstaaten. Englische Blätter haben allerdings geglaubt, dem Deutschen Reichskanzler ihr tiefe- Beileid ausdrücken zu müssen wegen der an geblichen Gefährdung seiner Laufbahn. Aber man weiß nachgerade, daß diese Klagen vom Themse strande nur der Enttäuschung über die beim Grafen v. Bülow vorausgesetzte, aber nicht angetroffene Empfänglichkeit für gewisse Gedanken der englischen Politik entspringen. Die Londoner Presse fände einen würdigen Gegenstand ihrer Teilnahme näher in den englischen Staatsmännern, denen neben dem südafrikanischen Kriege noch andere Dinge die Oster pause verdunkeln könnten. Graf v. Bülow darf nach einem Winter ununterbrochener Arbeit seine kurze Erholung in der Zuversicht genießen, daß seine Be mühungen, Deutschlands Ansehen bei den aus wärtigen Mächten zu festigen und zu fördern, einen glücklichen Fortgang nehmen. Mit den Vereinigten Staaten können wir diesmal das AuferstehurgSfest zugleich als den Frühlingsanfang einer neuen, wärmeren Grund stimmung beider Völker begehen. Die Erfolge Prinz Heinrichs bürgen dafür, daß eS nicht ge lingen wird, die Kabinette von Berlin und Washington zur Entfremdung oder gar zum politischen Bruch zu bringen. Die letzten Angriffe gegen den Deutschen Botschafter Hrn. vr v. Holleben wären, trotz ihrer Erbärmlichkeit, ohne den durch die Prinzenreise in Amerika herbrigeführten er freulichen Wandel in der Beurteilung Deutschlands doch nicht so schnell und unter persönlichem Ein treten des Präsidenten Roosevelt für den grundlos verdächtigten Diplomaten abgeschlagen worden. Jetzt aber haben wir mit Genugthuung erfahren, daß man zur Brandmarkung solcher Machenschaften in Amerika nicht minder bereitwillig war als in Deutschland. Auch innerhalb der Kreises der europäischen Mächte dürfen wir von unserem ohne Heraus forderung und ohne Schwäche behaupteten Platze in der vordersten Reihe befriedigt Umschau halten. Graf v. Bülow reist gewiß nur deshalb nach Italien, weil dessen Landschaft schon um den Aus gang der März die milden erfrischenden Wirkungen eines südlichen Frühlings bietet. Es giebt keine politischen Gründe, die seine Anwesenheit in Venedig oder am Comer See notwendig machten. Aber es wäre nur natürlich und dem ungetrübt freundschaft lichen Verhältnisse zu unserem transalpinen Ver bündeten entsprechend, wenn der Reichskanzler einer Besprechung mit einem etwa in seine Nähe kommenden italienischen Staatsmanne nicht geflissentlich aus- wiche. Jedenfalls wird der OsterauSflug unseres leitenden Staatsmannes in die hesperischen Gefilde auch für die deutsche Politik keine verlorene Zeit sein. In den deutsch-italienischen Beziehungen steht mehr die fortdauernde Pflege überlieferter und erprobter Grundsätze im Vordergrund als das Bedürfnis nach neuen Abmachungen. Dies gilt für beide Verbündete: auch in Italien denken die verantwortlichen Leiter nicht daran, bis her unbetretene Wege einzuschlagen. Der Minister de- Aeußeren Piinetti hm am 15. März unter dem Beifall ter Kammer erklärt, daß Italien neben der Verbesserung seiner Beziehungen zu Frankreich die alte Freundschaft mit England schalten wolle, jo, Lunft und Wissenschaft. Königl. Schauspielhaus. — Am 21. d MtS.: „Rosenmüller und Finke". Original-Lustspiel in stkf Akten von vr. Karl Töpfer. (Neu einstudiert) vr. Karl Töpfer, geb 1792 in Berlin und ursprünglich Schauspieler, gestorben 1872 in Hamburg, zehört ebenso wie Karl Blum denjenigen Lustspiel dichtern der ersten Hälfte de« vergangenen Jahrhundert» »n, denen noch ein großer Erbteil von Kotzebue anhaftet 2»ine Stücke, die sich häufig an französische Lustspiele anlehnten, zeichnen sich vor vielen seiner Zeitperiode »eist durch eine gewiß« Feinheit der Detaüznchnung, wirksame Komposition und viel Bühnengeschick aus Sine» seiner besten Werke ist „Rosenmüller und Finke", da» früher zu den beliebten Repertoirestücken auch de» Dresdner Theaters gehörte. Zwar sind auch hier der Unwahrscheinlichkeiten und Uebertreibungen, an denen die ganze damalige Lustspiellitteratur litt, genug vorhanden, auch fehlt der Folge der Situationen ein feste» Gefüge, und die Leichtigkeit und Schnelligkeit der Lösungen der Konflikte steht mcht im Verhältnis zudem Ausbau der letzteren, aber e« bietet eine lebhafte und rasch schreitende Handlung, abwechslungsreiche Scenen und einen flüssigen Dialog, der viel gesunden Humor und heitere Laune wiedergiebt Dazu kommt eine gute Sharaklerisierung mannigfaltiger, in ihren Leben»- anschauungen und Lebensumständen scharf einander entgegenstehender Personen und eine treffende und doch nicht verletzende Satire Es werden in „Rosenmüller und Kinke" keine tieferen Lebentprobllme erörtert, aber wo solche gestreift werden, wie die Berufswahl der Söhne, um die sich eigentlich di« ganze Handlung dreht, eine solch« bildet, werden sie doch in glücklicher Weise zur Zufriedenheit der Zuschauer abgethan Den letzteren wird reichlicher Sloff zur Unterhaltung und Lachlust zu teil, und eS wird ihnen ein amüsanter Abend bereitet DaS Stück stellt an und für sich keine großen schau spielerischen Aufgaben und bietet der Regie keine besonderen Schwierigkeiten, trotzdem kann der gestrigen Aufführung leider kein unumgeschränkte« Lob zu teil werden Eine vortreffliche Leistung zwar war die drs Hrn Müller, der den Großkaufmann Christian Timotheus Bloom in kleinstädtisch'verknöcherter Maske und Zeichnung ebenso vorzüglich traf, wie er den Scenen da« lebhafteste Ge präge zu verleihen wußte Ihm stand würdig zur Seite Hr. Huff al« sein trockener, stet« schlagfertiger Kontorist Hillermann und Hr Neumann als würdebewußtcr Major der Schützengilde Bäckermeister Mählig. Bei de« letzteren Echo indessen, dem Hauptmann der Schützengilde Apotheker Licht, wurde die unbewußte Komik dieser Figur von Hrn Gebühr darstellerisch wohl zu sehr ins Poffenhafte gezogen Hrn Froböses Leistung war eine gut durchgeführte, aber er faßt unserer Meinung nach den Großhändler au« der Residenz Friedenberg kaum richtig auf Friedenberg ist, gerade im Gegensatz zu Bloom, «in zwar g«rieben«r, aber welt gewandter, großstädtischer Kaufmann — seine Tochter spricht ja von Gesellschaften und Bällen, die er giebt — und dies muß sich auch in der Erscheinung ausdrücken Der pensionierte Hauptmann Bloom des Hrn Bauer wie der Grenadier Sturr de« Hrn Eggerth litten in der Kostümier ung an zu großer Eleganz und Jugendlichkeit, besonders letzterer machte mehr den Eindruck eines wohlfituierten Offizier«, al« den eine« alten Invaliden Die Herren Ren«, Gunz und Kunde entsprachen den ihnen ge stellten Aufgaben; ebenso Frl Schendler al« nervöse altjüngferliche Wirtschafterin Beatrix und Frl GaSny al« reizende und herzlich-heitere Ulrike, während Frau Salbach« vortreffliche« Können nicht darüber hinweg- zutäuschen vermochte, daß ihr Rollen wie der vielleicht 18jährige Wildfang Rosamunde von Kronau nicht daß diese Beziehungen sich sogar gegenwärtig inniger denn je gestaltet haben Damit ist gesagt, daß die italienische Mitielmeerpolitik mit Frankreich und England möglichst gleichmäßig in Fühlung bleiben wird. Sie ist hierzu in der Lage, weil ihre Absichten, auch im Innersten, nicht auf gewaltsame Veränderungen an den Küstenrändern des mittelländischen Beckens hinausgehen. Dem widerspricht es nicht, wenn die italienische Diplomatie sich im Hinblick auf künftige Möglichkeiten in Pari- und London die Ueber- zeugung verschafft haben sollte, daß eine friedliche Ausdehnung des italienischen Einflusses in Tripolis bei Frankreich wie bei England nicht auf Wider stand stoßen würde. Irreführend aber war die An kündigung einer militärischen Expedition Italiens nach Nordafrika. Denn eS gehört zu den Grund- rügen der italienischen Politik, mit der Türkei auf freundschaftlichem Fuße zu leben und sich nicht für Interessen Dritter gegen die Pfo.te vorschicken zu lassen. Bemerkenswert war es immerhin, daß die Ente der tripolitanischen Expedition gerade in dem unter französischem Einfluß stehenden „Corriere della Sera" in Mailand ausflatterte. Es giebt außerhalb der amtlichen Kreise in Frankreich Politiker genug, die für das von ihnen betiiebene schnellere Vorgehen in Marokko eine anderweitige Verwickelung in Nordafrika als Kulisse an sehen, hinter der Frankreich weniger scharf beob achtet werden könnte. Ter „Eclair" hat erst kürz lich auseinandergesetzt, daß die französische Besitz ergreifung von der wichtigen Oase Fignig keine Veränderung des status guo bedeute und von den anderen an Marokko interessierten Mächten still schweigend hinzunehmen sei. Während unter den Mittelmeerstaaten trotz einer neuen, für den Juni in Aussicht gestellten italie nisch-französischen Flottenkundgebung in Brest, wie auch trotz des aus Besorgnis vor der unfreundlichen Volksstimmung beschlossenen Verzicht- auf den Besuch König Eduards an der französischen Riviera in Cannes keine deutliche Scheidung nach abgegrenzten Jnteressenkreffen eingetreten oder für die nächste Zu kunft zu erwarten ist, hat in Asien der r»ssisch- fr-nzäsische Zweibund öffentlich und amtlich seinen Platz gegenüber der englisch-japanischen G:uppe eingenommen. Wir glauben nicht, daß der Deutsche Reichskanzler besonders überrascht war, als ihm am 19. März nacheinander der russische und der französische Botschafter die zwischen den Kabi netten von St. Petersburg und Paris auSgetauschte identische Note überreichien Man erinnert sich, daß am 7. d. MtS. in der französischen Deputierten- kammer Hr. Delcassv auf eine Frage des Abg. Denis Guibcrt erklärte, Frankreich besitze „das Mittel", um seine Interessen im fernen Osten auch nach dem Abschlusse des englisch - japanischen Bünd nisses wahrzunehmen. Unter diesem Singular „das Mittel" konnte nichts anderes gemeint sein als eben daS Bündnis Frankreichs mit Rußland. Seine förmliche Ausdehnung auf die asiatischen Interessen gebiete der Zweibundmächte wäre wohl kaum erfolgt ohne das naturgemäße Bedürfnis Rußlands, den vereinten Kräften Englands und Japans auch in FriedenSzeiten und bloß diplomatisch nicht allein die Spitze bieten zu müssen. Frankreich wiederum hat eigene Gründe genug, um sich auch in seiner chinesischen Politik Arm in Arm mit Rußland zu zeigen. Man braucht nur auf die Bedrohung der südlichen Provinzen Chinas durch einen anscheinend ziemlich ernsten Ausstand, wie auch an die Fortschritte Englands und Japans in Siam zu denken. Die vor ¬ übergehende Mißgunst, die in England durch den französisch-russischen Notenaustausch entstehen kann, glaubt Lelcasft, der in feiner jüngsten SenotSrede dem englisch-japanischen Vertrage fast noch mehr Lob spendete, als dem neuen asiatischen Bunde Frankreichs und Rußlands, wohl in Kauf nehmen zu können, weil Rußland zu einer aggressiven Halt ung gegen Großbritannien sicherlich weniger geneigt ist als vielleicht in dem anderen Zweibunde Japan zu einer besonders scharfen Politik wider Rußland, also der Eintritt des cusus t'oecksris für Frankreich kaum ernstlich in Aussicht steht. Im Gegenteil, England könnte einem etwaigen UnterstützungSgesuch Japan« gegen Rußland gerade nach dem jüngsten Noten austausch mit dem Hinweise bcgegnen, eS habe auf Frankreich aufzupassen. Die Isolierung deS Zaren reiches für den Kampf um Korea besteht nicht mehr, und damit rückt dieser Kampf selbst in weitere Ferne. Die russische Diplomatie hat den Schachzug der englischen, der in dem Lansdvwnc-Hayaschi-Ver trage enthalten war, wett gemacht. Der Friede im fernen Osten wird erhalten bleiben, gerade weil seine Störung nicht bloß zwei, sondern nach der neuen diplo matisch-strategischen Aufstellung vier Mächte in Mit leidenschaft ziehen würde. ve jeu o« vauäruid PL8 la olluuckelle. Deutschland, das ebensowenig wie die Vereinigten Staaten die politischen Pläne jener vier Machte teilt oder durchkreuzt, kann der nunmehr vollzogenen Gruppierung von Zweibund gegen Zweibund gelassen zuschaueu Auch die Frage nach neuen Zugeständnissen Rußlands für Frank reichs europäische Politik braucht unS kein Kopf zerbrechen zu machen. Die russische Staatskunst, die, wie die amtlichen Erläuterungen zu der neuen Abmachung abermals erkennen lassen, Frieden braucht, festigt nicht ihre Stellung im fernen Osten, um sie gleichzeitig in Europa wieder zu erschüttern. - Sollten in Ostasien Kräfte frei werden, so würde Rußland sie wohl lieber für Persien verwenden, wo, wie ter „Figaro" sagt, sei" Einfluß sich wie ein Oelfleck auSbreitet. Die russische Presse hat sogar neuerdings auch für den Persischen Golf von einer Interessengemeinschaft mit Frankreich gesprochen, während sie gleichzeitig Afghanistan und Indien nicht aus den Augen läßt. Der Besuch der Präsidenten Loubet in Ruß land findet unter diesen Umständcn die Aufgaben de- franko-russischen Bündnisses erheblich erweitert im Vergleich mit dun Zeitpunkte, da Hr. Felix Faure den Kaiser Nikolaus in St. PeierSburg be suchte. Der Präsident reist absichtlich erst nach den Kammerwahlen und gedenkt vor Eröffnung der Depu tiertenkammer am 2. Juni wieder in Paris zu sein. Die Wahlen selbst finden erst gegen Ende April statt, die Bewegung unter den Parteien ist aber schon in vollem Gauge. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden die Anhänger dcr gegenwärtigen repu blikanischen StaaGcinrichtungen nochmals als Sieger aus diesen Kämpft» hervorgehen. Tie Stellung det Ministerpräsidenten Waldeck Rousseau dürste jede Gefährdung der näcksten Monate überdauern. Da gegen wirdderfranzösischeMinister des Aeußern vielleicht unter den Angriffen der Linken zu leiden haben, sofern es ihm nicht gelingt, trotz, ja gerade wegen dcr neuen asiatischen Verpflichtungen Frankreichs an der Seite Rußlands durch eine koloniale Abmachung mit England in Afrika seine Gegner zu entwaffnen. Besonders ergiebig ist im Laufe der Woche die telegraphische Berichterstattung über die auswärtigen Parlamente gewesen. Es seien hier einige der her vorstechendsten Züge der dortigen Ereignisse fest- Uegen. Ja Frl Laue, dre ihre wenig dankbare RoUe mit viel Geschick und Geschmack durchzusühren wußte, können wir wohl ein Gute« versprechende» Talent unserer Bühne begrüßen R B Berichte aus den Königl. Sammlungen 1901. 4 Historisch« Museum. E» konnten dreizehn Stücke — elf für da« Historische Museum, zwei sür die Gewehrgolerie — rrwvrben werden, die sämtlich deshalb von Bedeutung sird, weil sie in der Sammlung bisher noch nicht vertreten gewesene Typen darstellen Diese Stücke sind: 1. Ein orienta lische« Ringpanzerhemd, sogenannter „Juschman" Die rechteckigen, vergoldeten und versilberten Eisenplätlchen, die zur Verstärkung Teile der Brust und de» Rücken« bedecken, tragen arabische Schrift,eichen Auf der Innen seite de« einen von ihnen ist eine ZeughauLmarke ein- geschlagen, die da« Panzerhemd in die Zeit Maho- met«I1 (1451 bi« 1481) verweist — 2 Ein Schweizer dolch; Griff au» Holz, Klinge mit italienischer Mark« Die mit schwarzem Samt bezogene Scheide ist mit ver goldetem Kupfer beschlagen und zeigt auf der Vorder seite da« Urteil de« Pari« E« läßt diese Arbeit die Hand eine« tüchtigen Schweizer Meister», etwa au« dem 3 Jahrzehnt de« 16 Jahrhundert«, erkennen — 3 Ein au« Leder (cuir bouilli) hergestellter Helm in der Form de« spani schen Morion« mit Lingkritzten und getriebenen Ornamenten und messingenen Rosetten An dem Helme sind Ohren klappen angebracht, die mit Riemen unterm Kinn zu sammengebunden wurden. Italienische Arbeit um 1580. — 4 bi« 7. Vier türkische Turbane, au« der Krieg«- bcute von 1683. Ihre Erwerbung ist für die Samm lung um so wichtiger, al« sie nachweislich sich schon krüher einmal in deren Besitz befunden hatten Die» ist wahrscheinlich auch der Fall mit der folgenden Nummer — 8. Ein Paar lange, in aufwärt» gebogene Schnäbel endende, reich gestickte türkische Schuhe. — 9. Ein Paar Beintaschen mit dem getriebenen Mono gramm de« Kurfürsten August (-j- 1586) und verzierten, silbernen Nieten, der Resi einer bisher nicht bekannten Harnischgarnitur. — 10 Ein kmsächsischer Degen mit Ersenschnitt, Gravierung und reicher Vergoldung an Kling« und Gefäß und mit dem Monogramm König August« de« Starken — 11 Eine Bombe (Mörser geschoß), von der Belagerung Dresden« im Jahre 1760 stammend, bei Neuostra ausgegraben. Au« den Erwerbungen für die Handbibliothek, die um 42 Nummern vermehrt werden konnte, find hervorzuheben eine Anzahl wertvoller Monographien de« bekannten Waffenhistoriker« Wendelin Boeheim, da« Museum Soyterianum (mit dem selten gewordenen Supplement), der Jllustrated Catalogue os fleel and iron work European. London, Burlington Fine Art« Club 1900; da» Dictionnaire ercyclopödique de« marque« et Monogramme» rc von Ri»-Paquot Unter den 42 Nummern sind 3 Fortsetzungen, 2 Ueberweisungen de« Königl. Ministerium« de« Innern und 8 Geschenke Zurückgegeben wurde der Stadt Meißen auf deren Wunsch ein von ihr dem Museum am 15 Juli 1875 leihweise überlassener Schild au» dem 14 Jahr hundert Im Saal neuerer Waffen wurden neu aufgestellt auf einem drehbaren Eisengestell die neueren Hinterlader» und Reprtitrgewehr», wie fi« in den europäischen Armeen während der letzten Jahrzehnte verwendet wurden oder noch werden. Da» Studium der einzelnen Systeme ist durch die Drehbarkeit de« Gestell«, da« ein Betrachten der Gewehre von allen Seiten ermöglicht, wesentlich er leichtert worden Wie in den früheren Jahren wurden auch in dem verflossenen die mit der Sammlung in Verbindung stehenden Studien in der „Zeitschrift für historische Woffenkunde" veröffentlicht
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