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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Blatt Amts uni» des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts K-schäftsftelr-n: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annvncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Tomp. AlS Beiblätter: 1 JllustrirteS Sonntagsblati (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftlicheBeilage (invnatlich). Abonnements < Preis Vierteljahr!. 1 M. 23 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mitwoch und Sonnabend. »ienstag und Freitag Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puSzeile (oder deren Raum) 1V Pfennige. Uutsnih Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Reunnndviexzigster Jahrgang. Sonnabend. 17. Juli 1897. ^onkursverfaHren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckermeisters Johann August Schimaug in Großröhrsdorf wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Pulsnitz, am 13. Juli 1897. Königliches Amtsgericht. Bekannt gemacht durch den Gerichts schreiber Aktuar HofnMNU. Sonnabend, den 17. Juli 1897, Abends ^8 Uhr öffentliche Stadtverordneten - Sitzung im Sitzungssaal. — Tagesordnung hängt in der Nathhausflur aus. — Pulsnitz, am 15. Juli 1897. Der Stadtverordnetenvorsteher. Hugo Hauffe. D euts ch b ö hm en. In Eger hat am Sonntag trotz des behördlichen, Verbotes ein deutscher Volkstag stattgefunden, der sich zu einer gewaltigen elementarischen Kundgebung ge staltete. Die Straßen prangten reich in schwarz-weiß- goldenem Fahnenschmuck. Da das Ministerium der städtischen Polizei nicht traute, bot sie tschechische Polize und Gendarmerie auf. Nicht weniger als 100 Gendarmen, 60 Finanzleute, 60 berittene Polizisten aus Prag, Militär aus Pilsen, Aufgebot von Landwehr und Infanterie aus Brüx neben 20 politischen Beamten waren eingetroffen, um angeblich zu befürchtenden Ruhestörungen vorzubeuqen. Die Patrouillen durchschritten am Sonnabend Abend mit aufge pflanztem Seitengewehr die Straßen der Stadt, jedes Zu sammenstehen von zwei Personen wurde verboten und da durch der Unwille der Bevölkerung erregt. Eger bot ein Bild, welches demjenigen Wiens am Vorabend der Revolu tion 1848 glich. Die Masse des Volkes, das mit weniaen Ausnahmen die Kornblume als Erkennungszeichen trug, vereinigte sich am Abend in verschiedenen Localen während die deutschen Reichs- und Landtagsabgeordneten Böhmens, unter ihnen Schönerer-Wien, l)r. Funke-Leitmeritz, Ivo-Wien, im Stadt hause eine Versammlung abhielten, in welcher sie einmüthig folgende Kundgebung beschlossen: An unsere Wähler! Die Negierung hat abermals auch den für den 11. Juli nach Eger einberufenen deutschen Volkstag untersagt, und dadurch eine Aussprache der erwählten deutschen Volks vertreter mit dem Volke selbst über die politische Lage, welche durch die Sprachenzwangsverordnung geschaffen wurde und über die zu deren Beseitigung zu ergreifenden Maßnahmen vereitelt. Die Einladung zu diesem Volks tage war unter sorgfältiger Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften erfolgt; die Untersagung derselben ist eine Ungesetzlichkeit, welche durch die von der Negierung an gegebenen Gründe weder beschönigt noch beseitigt werden kann. Wir verwahren uns daher gegen die fälschliche Anschuldigung, daß wir durch die Form der Einberufung des Volkstages eine Umgehung des Gesetzes beabsichtigt haben. Wir Abgeordneten des deutschen Volkes in Böh men iverden alle Mittel mit der uns durch solches Vor gehen der Negierung zur Pflicht gemachten Rücksichtslosig keit anwenden, um dem in seinem Recht verletzten Volke Genugthuung zu verschaffen. Während ähnlichen Veran staltungen der Tschechen und volksverrätherischen Parteien seitens der Regierung kein Hinderniß bereitet wird, zeigt dieses Verbot von dem ungleichen Maaße, mit welchem die Regierung mißt. Es ist ein neuer Beweis der feind seligen Haltung der Regierung gegen unser Volk. Deutsche in Oesterreich! Wir harren aus und werden, solange die Sprachen zwangs-Verordnungen in Geltung bleiben, den bisherigen entschiedensten Widerstand gegen jede Regierung fortsetzen; wir halten die Ueberzeugung fest, daß das mit uns käm pfende deutsche Volk unser Verhalten verstehen und auch fernerhin billigen wird. Mag der Kampf auch große und schwere Opfer verlangen, endlich muß er zum Siege füh ren und diese Regierung vergehen; das deutsche Volk und sein Recht werden immerdar bestehen. Eger, am 10. Juli 1897. Die Abgeordneten des deutschen Volkes in Böhmen. Ob die nunmehr auch vorliegende Kundgebung des verfas sungsgetreuen Grundbesitzes die Hoffnung auf eine befriedigende Lösung der böhmischen Sprachensrage erfüllen und Graf Badeni es verstehen wird, sie verständig auszunutzen, bleibt abzuwarten. Es fehlt nicht an Stimmen, die meinen, daß der Ministerpräsident, der die Widerstandskraft der Deut schen denn doch unterschätzte, sich bereits zu sehr in der Sache verrannt und den Rückweg sich selbst abgeschnitten habe, die Lösung der Wirren daher nur noch durch den Rücktritt Badenis möglich sei. Sein Nachfolger sei nichi gebunden, er könne die Sprachenverordnungen aufheben und dadurch die Bahn für weitere Ausgleichsverhandlungen frei machen. Fast scheint es so. Jedenfalls redet die vorgestrige Kundgebung der Großgrundbesitzer eine so maßvolle und würdige Sprache, daß sie ihren Eindruck nicht verfehlen wird. Der verfassungstreue Grundbesitz hat durch sein Schwanken in der letzten Krisis nicht zum Wenigsten dazu beigetragen, den Ministerpräsidenten in der weiteren Ver folgung des einmal betretenen Weges zu bestärken, aber die jetzt vorliegende Kundgebung macht vielleicht den bisherigen Fehler wieder gut. Sie tadelt ausdrücklich und mit Recht, daß das Nationalgefühl der Deutsch-Oesterreicher sich zu Herausfor derungen jenseits der schwarzgelben Grenzpfähle Hinreißen ließ. Sie verkennt auch nicht, daß für ein friedliches Zu sammenleben der Völker Oesterreichs von Allen gewisse Opfer gebracht werden müßten. Aber sie betont auch mit großer Bestimmtheit, daß eine so tiefgehende Bewegung sich durch Polizeimaßregeln nicht niederhalten lasse und daß daher der verfassungstreue Großgrundbesitz den deutschen Stammesge- nossen in ihrem jetzigen Kampfe treu zur Seite stehen werde. Mit aller Kraft verwahrt sich die Kundgebung gegen die „in ihren Mitteln und Zielen unklare staatsrechtliche Rückbildung" und mit Nachdruck erklärt sie, daß der deutsche Volksstamm nichts Unrechtes begehe, sondern nur seine Pflicht erfülle, wenn er die Pflege seiner Nationalität und Sprache mit aller Kraft vertheidige. Möchte diese nachdrückliche und durchaus maßvolle Sprache, wenn ihr die noch zu erwarten den Thaten entsprechen, an den maßgebenden Stellen nicht ohne Eindruck bleiben! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Einen recht guten Besuch hatte das am vergangenen Dienstag in dein prächtigen, vor Wind geschützten Lindengarten des hiesigen Schützenhauses von der Capelle des Königl. Sächs. 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 aus Kamenz gegebene Concert aufzuweisen. Die Leistungen der Capelle waren wieder nur vorzügliche und wurden mit lebhaftem Beifall belohnt. Durch eine herrliche Illumination und das öftere Aufleuchten von Buntfeuer war der Aufenthalt ein sehr angenehmer. Auch der auf das Concert folgende Ball fand zahlreiche Theilnehmer. Pulsnitz. Aus Anlaß ihrer Mündigkeitserklärung versammelte am Donnerstag Abend Fräulein Margarethe von Posern die Beamten- und Arbeiterschaft der Rittergüter Pulsnitz und Rammenau in dem zur Pulsnitzer Herrschaft gehörigen Gasthof zum Herrnhaus um sich und bewirthete dieselbe aufs Reichlichste, Es mochten ca. 100 Personen anwesend sein. An die Tafel schloß sich Tanz an. Treue um Treue, darf man wohl hier mit vollem Recht sagen, denn mancher der Anwesenden hat schon dem Großvater, später dem Vater der nunmehrigen Herrin seine Dienste ge widmet und man sah diesen Alten die Freude an, nun auch der jungen Herrin dienen zu können. Es ehrt gewiß die Gastgeberin, wenn sie beim Antritt ihrer Herrschaft auch ihren Beamten und Arbeitern eine Freude bereitet, aber es bedurfte dessen wirklich nicht erst, denn die junge Herrin hat es schon seit langer Zeit verstanden, nicht nur bei Genann ten, sondern auch bei der gesammten Einwohnerschaft unserer Stadt sich Liebe und Anhänglichkeit zu erwerben. Möge auch fernerhin ihr Wahrspruch sein: Wer Liebe säet, wird Liebe ernten! — Von freundlicher Seite ging uns noch folgender specielle Bericht zu: Am Donners- mg Abend wurde die Volljährigkeit des Fräulein Mar ¬ garethe von Posern auf Rittergut Pulßnitz im Gasthof zum Herrnhaus gefeiert. Es waren hirtzu^ eingeladen sämmtliche Waldarbeiter und Forstaufseher von den Rittergütern Pulßnitz, Hauswalde und Rammenau, die Pächter der Mühlen und der Brauerei, sowie Herr Ritter gutspachter Schultze, dessen Leute und Arbeiter mit Frauen. Nachdem den Erschienenen ein Abendbrod, bestehend in kal tem Aufschnitt und Bier, verabreicht worden war, trafen gegen '/r9 Uhr Herr General von Kirchbach, Excellenz, Frau von Kirchbach, Excellenz und Fräulein Margarethe von Posern mit Besuch ein. Auch der zeilherige Vormund, Herr Kam merherr von Wiedebach auf Wohla nebst Frau Gemahlin und Fräulein Tochter waren zur Feier erschienen. Frau Klostervoigt von Posern mußte wegen Unwohlsein leider von der Theilnahme absehen. Nach dem Eintreffen der Herr schaften gab Fräulein von Posern ihrer Freude über das zahlreiche Erscheinen der Geladenen Ausdruck, zugleich wün schend, daß das gute Einvernehmen, welches seither zwischen der Herrschaft und ihren Leuten bestanden habe, auch weiter fortbestehen möchte. Mit einem dreifachen Hoch auf dieselben schloß sie ihre herzlichen Worte Herr Oberförster Ulbricht sprach hierauf im Namen der Geladenen den Dank für den vergnügten Abend aus und bat mit einzustimmen in den Rus: Das gnädige Fräulein Margarethe von Posern, die Herrin von Pulßnitz, sie lebe hoch! nochmals und abermals hoch! Der Ball wurde eröffnet von Frl. von Posern mit Herrn Kammerherrn von Wiedebach, Frau Excell. von Kirch bach mit Herrn Oberförster Ulbricht. Als mehrere Tänze vorüber, ergriff Herr Oberförster Ulbricht nochmals das Wort, indem er Herrn Kammerherrn von Wiedebach dankte. Der Herr Kammerherr habe 12 Jahre die Oberleitung der Ver waltung mit solcher Fachkennlniß, Ruhe und Humanität ge führt, daß er als der nächste unterstellte Beamte ihm herzlich dafür danke. Ein dreimaliges Hoch auf Herrn Kammerherrn von Wiedebach schloß sich den Worten an. Letztgenannter erwiderte, er sei gerührt von den Dankesworten, er habe eine Erleichterung seiner Aufgabe in dem Entgegenkommen der Betheiligten gefunden. Fräulein von Posern engagirte in ihrer liebenswürdigen Weise die verschiedenen Arbeiter zum Tanz, auch Fräulein von Wiedebach schloß sich dem Ver- nügen lebhaft an. Während des Balles brachte Herr Schnei dermeister Eduard Kayser ein Hoch auf die junge Guts herrin aus. Nachdem der Ball in vorzüglichster Stimmung gegen Mitternacht sein Ende erlangt hatte, wurde noch Ku chen und Kaffee verabreicht. Alle Betheiligten verließen das Fest mit dem Bewußtsein, daß die Herrschaften Sinn und Interesse für die Arbeiter besitzen. Pulsnitz. Infolge des am nächsten Montag hier stattfindenden BiehmarkteS ist eS nach stadträthlicher Be kanntmachung gestattet, von Nachmittags '/,3 Uhr bis Abends 10 Uhr die Geschäfte offen zu halten. — Die großen Ferien nehmen mit heute ihren Anfang. Die große Flucht in die Bäder und Sommerfrischen geht