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Mbenaucr Amiger und Jetlnng für Seifersdorf, ^roß- und Kleinölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Eckersdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz ete. — > - - — Kummer 40. Donnerstag, den 8. April 1897.10. Jahrgang. , oder erei- 'krelttr A»s- Zunsch lung > Wer tellen« ndung Porlo- 'tarken es verst umdstilck ches vor chön ge- eihändiß mg m^ n Unter' s — Wegen Reinigung der Amtsräume ivrrden Freitag ' '"w Sonnabend, den 9. und 10. April bei dem Kgl. Amts- > Erichs j., Tharandt nur die dringendsten Geschäfte erledigt. ' c, Für Geflügelzüchter und ganz besonders für den ^andinann dürfte folgende Mittheilung des Kaiser!. Sta- i "ttischen Amtes interessant sein. Danach wurden im Jahre s ^96 in Deutschland eingeführt: Lebendes Geflügel für , G 980 000 M-, nichtlebendes Geflügel für 4 374 000 M., ^er und Eigelb für 79 237 000 M. Hiernach hat Aus unserer Gegend. d. d. BI« , ^^^7- — Am 23. d. Mts., das ist am Geburtstage unsers ——--^verehrten Landesherrn, feiert der hiesige Militärverein N Gedenktag seines fünfundzwanzigjährigen Bestehens. lUs» üm dj^z ^eft würdig zu begehen, hat der Verein schon ""ge sich gerüstet und ein reichhaltiges, seinen Patrivtis- auf's Neue bekundendes Programm aufgestellt. Als wichtige Punkte aus demselben heben wir hervor die Nie- Aügnng eines Lorbeeckranzes ani Kriegerdenkmal auf dem ^chrkiplatze, die Gedächtnißfeier für verstorbene Kameraden dem Friedhöfe und sodann gegen Abend der Festactus "" Amtshofe, wobei Kamerad Lehrer Viehrig die Fest- öis zrB und Kamerad Cantor Burkhardt die Dankrede A übernehmen die Güte hatten. Commers mit Musik und 97 ^savg, sowie von 9 Uhr ab Ball bilden den Schluß. Fest wird zwar in einfacher, aber in um so erhebeu- 'ch^r. derer Weise verlaufen, da eine rege Antheilnahme der Gc- ^denen zn ertvarten steht, und möge es eine Anregung dazu werden, auch die jüngeren Mannschaften dem Vereine Minnen. ' FW — Der Briefträger Lötzsch von hier ist vom 1. d. ' ab als Landbriefträger nach Leiben bei Riesa und 'der Briefträger Hiller von Weigsdorf nach Nabenan I Ersetzt worden. Deutschland über 100 Millionen Mark Tribut an die ausländischen Geflügelzüchter entrichtet! Wahrlich eine ernste Mahnung für den deutschen Geflügelzüchter, aber insbesondere für den deutschen Landmann. — Am Dienstag Nachmittag entstand in einer, in der 1. Etage gelegenen Kammer des dem Fleischer Raspe in Possendorf gehörigen Wohngebäudes ein Brand, durch welchen eine Stubendiele angekohlt, ferner die Wand fläche und ein Theil der Decke beschädigt, ein weiterer Schaden dagegen nicht verursacht worden ist. Den ange stellten Erörterungen zufolge ist dieser Brand jedenfalls durch ein 4jähriges Kind entstanden, welches mit Streich hölzern gespielt hat. — Ein gefährlicher Aufstand religiöser Fanatiker ist in Central-Brasilien ausgebrochen. An der Spitze der In surgenten steht Antonio Conselheiro, ein religiöser Fana tiker, den seine Anhänger Jesus Christus nennen. Sie verehren den Boden, worauf er getreten, und trinken das Wasser, worin er gebadet. Dieses Wasser soll alle Schäden heilen. Conselheiro sagte seinen Anhängern, daß sie in weniger als drei Monaten wieder auferstehen würden, falls sie in der Schlacht getövtet werden sollten. Die Regierung hat die Macht der Aufständischen unterschätzt. Zudem müssen die Regierungstruppen eine wasserlose Wüste durch queren, um dem Feinde zu begegnen. Der erste Zug, der gegen Conselheiro ausgesandt wurde, war 500 Mann stark; erlitt aber eine gründliche Niederlage. Darauf wurde Ge neral Moreira Cesar mit 1500 Mann von Bahia abge schickt. Am 3. d. Mts. wurden die Vortruppen mit dem Feinde handgemein. General Cesar hatte geglaubt, daß die Aufrührer nur 2000 Manu stark wären. Es stellte sich aber bald heraus, daß sie wenigstens 8000 Mann zählten. Als die Hauptmacht herankam, entwickelte sich ein hitziges Gefecht. Es dauerte einen ganzen Tag. Dann schickten sich die Regierungstruppen an, Canudos, die Veste Couselheiros, die anscheinend verlaffen war, zu besetzen. Mit dem Kriegsschrei: „Es lebe die Republik" marschirten sie durch ein tiefes Thal, als sie mit einem Male 5 bis 6000 Rebellen, die von den Hügeln und aus den Höhlen herankameu, angegriffen wurden. Die Truppen versuchten, den Rückzug anzutreten. Es geschah. Aber das Militär hatte die ganze Artillerie im Stiche zu lassen. Nicht einmal für die Verwundeten konnte gesorgt werden. 600 Sol daten wurden getödtet. General Moreira Cesar fand selbst den Tod. 30 andere Offiziere, darunter 2 Obersten, blieben auf dem Schlachtfelde. Die Anhänger ConselheiroS sollen wie reine Tenfel gefochten haben. Ihre langen Messer brauchten sie als Hauptwaffe. Die Insurgenten sind jetzt im Besitz der Kanonen und Munition der Besiegten und bereiten sich vor, einem neuen Zng Trotz zu bieten. Dennoch hat die Negierung einen solchen abgeschickt. Er ist 7000 Mann stark. Ob aber selbst diese Streitmacht mehr aus richten kann, als die Rebellen aus einander zu sprengen, ist höchst unwahrscheinlich. Im Falle einer Niederlage würden sie einen Guerillakrieg anfaugen. Die Negierungs- trnppen werden die Vorsichtsmaßregel treffen, alle Vesten des Feindes zu zerstören. — Der letzte Veteran. Nachdem der frühere Gendarm August Hering, 101 Jahre alt, und Leutenant v. Bähr, 103 Jahre zählend, fast gleichzeitig zur großen Armee abgegangen, erfreut sich nur noch einer der tapferen Veteranen der Freiheitskriege seines Daseins. Es ist dies der Tischlermeister Kaufmann in Rettgenstadt, Kreis Eckarts berga. Dieser alte Herr, der am 3. Januar seinen 104. Geburtstag feierte, ist, wie der „Magdeb. Ztg." geschrie ben wird, geistig und körperlich noch sehr rüstig. lnstalt veig, > lNachdruä verboten.) Meine offieiette Fran. Roman von Lol. Richard Henry Savage. Diese Freude währte indeß nicht lange, denn als ich Rv kleinen Revolver mit seinen sechs, für den Zaren be- mmmten Schüssen aus Helenes Tasche in meine eigene steckte, drang das heisere Schnarchen des Opinmschlafes an wein Ohr. Ich schloß meine schöne Last fest in meine - >üwe und bat sie mit Küssen, Liebkosungen und zärtlichen Worten mir zulicb wieder zum Leben zu erwachen. Guter Gott! Wenn ich ihr zu viel gegeben hätte! ADD Wenn sjx nicht zum Bewußtsein käme! Das war gleichbedeutend mit Untersuchung, Entdeckung und Ver nichtung! »g. Als dieser Gedanke in mir aufstieg, schüttelte ich '"fine liebliche Patientin kräftig, denn ich wußte, daß die !^vkste, wildeste Bewegung eine- der besten Mittel gegen Uvi den Opiumschlaf ist; aber sie schlief weiter und athmete ^^Nur in langgezogenem Keuchen. Im nächsten Augenblick hatte ich mit einer raschen Bewegung meines Federmesser- ihre Taille vom Gürtel bjz Schulter aufgeschlitzt uud die Schnürbänder ihres -Rieders durchschnitten, um ihr Luft zu geben. Dann schlug ich auf ihre hübschen Arme und die runden, mit i geschmückten Schultern hinein und schüttelte sie, " daß jhrx Zähne wie Kastagnatten zusammenschlugen, und so langte ich endlich mit ihr im Gasthof an. ra: Dort von einem verschlafenen Dwornik eingelassen, schleppte ich Helene verzweifelt die Treppe hinauf; es war unmöglich, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, denn welchen Grund konnte ich angeben, um zu erklären, warum 'ch meiner Frau eine solche Dosis Opium beigebracht hatte als sie vor dem Zaren tanzte? Leise und still öffnete ich mit meinem Schlüssel unsere Wohnung — eine neue Aufregung wartete meiner! Schiv^! 2ch hatte Helene auf den nächsten Sessel sinken lassen, 5083S^ W'd suchte eben in dem dunklen Salon nach einem Streich- — lwlz, als ich einen leichten Schritt vernahm — es wollte 1Y iW ffch Jemand in der Hoffnung, unbemerkt zu entkommen, lu.v Mi Dunkeln au- dem Zimmer sch'.eichen. rssors Unter den gegebenen Umständen durfte ich nicht 4'^ ^"gen, Lärm zu schlagen, aber dennoch mnßte ich wissen, gemilsl^ s mit einem Spion oder einem Dieb zu thun loo hotte. rfi-si So zog ich denn Helenes Revolver hervor, schritt in. «s' Pach der Thür, packte den Eindringling am Kragen, setzte ch'" Vie Pistole an die Stirn, führte die stille Gestalt an den Tisch und flüsterte: „Nun zünde ein Licht an oder ich jage Dir eine Kugel durch den Kopf." Er gehorchte, aber , ich fuhr zurück, als das Licht brannte, denn ich blickte in die dunklen Augen der de Launay! In Angeilblicken der äußersten Erregung pflege ich sehr kühl zn sein. Ich schritt auf die Thüre zu, schloß sie ab und schob den Schlüssel in die Tasche; dann sagte ich rasch: „Meine Frau ist sehr krank; sie hat sich beim Tanzen überanstrengt; ich mnß ihr in erster Linie ihre Arzenei geben." Eilig lief ich in mein Zimmer, holte das Fläschchen mit Belladonna und flößte ihr nach Vorschrift des Apothekers davon ein. Beinahe unmittelbar darauf trat eine günstige Wirkung ein; Helenens Pupillen erweiterten sich. „Nun," sagte ich zu der Französin, „müssen Sie mir helfen, ihr Luft zu verschaffen und den Blutumlauf zu beleben. Nasch! Bringen Sie sie sofort in ihr Schlaf zimmer. Wenn Sie auf Gnade bei mir hoffen, so ge horchen Sie schleunigst!" Meine ganz außerordentliche Ruhe machte Eindruck auf Mademoiselle EugÄne — sie gehorchte meinen An- weisnngen. Während sie dies that, flüsterte ich ihr zu: „Sie haben sich als Diebin — als Einbrecherin hier ein geschlichen!" „Nein!" rief sie entrüstet. „Ah," entgegnete ich lächelnd, „Sie werden das wohl beweisen können, nachdem ich Sie bei stockfinsterer Nacht in unseren Zimmern ertappt habe!" Statt aller Antwort rang die Französin die Hände. „Nnn, dann will ich Ihnen sagen, was Sie sind — Sie sind eine Spionin der geheimen Polizei, Sie können rnhig antworten — meine Frau hört Sie nicht." Dabei sah ich Helene an, die zwischen uns hin und her taumelte, während wir sie in ihr Zimmer brachten. „Ja," seufzte die Französin. „Sie sind eine Spionen der geheimen Polizei," fuhr ich fort, „und haben doch gewagt, ohne Baron Friedrichs Befehl hierher zu kommen. Sie befinden sich in eigenem Interesse hier? Ich konnte so sicher auftreten, weil ich wußte, daß kein Verdacht auf uns lag. „Ja," stöhnte sie verzweifelt, „ich bin hierher ge kommen, um irgend einen Brief an sie, irgend ein Liebes zeichen des Mannes zu finden, der schwört, daß er mich liebe. Dann hätte ich vor ihn treten und ihm beweisen können, daß er mich betrügt, daß er trotz aller Betheue rungen in die schöne Amerikanerin — in Ihre Frau ver liebt ist!" „Gut," sagte ich, „nun werden wir uns leicht ver ständigen : Als Sascha's Geliebte wollen Sie dessen LiebeS- handel mit meiner Frau ein Ende machen. Als ihr Gatte wünsche ich dies ebenfalls. Helfen Sie mir, sie wieder zu beleben, damit ich sie von hier fortbringen und mit ihr abreisen kann." „Warum soll ich meiner Nebenbuhlerin helfen?" zischte die Französin. „Wenn sie stirbt, bin ich viel sicherer vor ihr, als wenn sie lebt." „Weil ich Sie, falls Sie mir nicht aufs Wort ge horchen, als Dubin, als Einbrecherin der Polizei über liefere," entgegnete ich kurz. „Sie haben hier im Gasthof mir als Spionin Einlaß gefunden, andernfalls hätte man Sie nicht in unsere Zimmer gelassen; aber Sie hatten keinen Befehl dazu von Baron Friedrich, und er wird Sie dafür strafen, daß Sie seinen Namen zu Ihren eigenen Zwecken mißbraucht haben." Meine Sicherheit machte ihr bange; sie schauderte zusammen und flüsterte: „Ich will thun, was Sie be fehlen." „Dann halten Sie diese Dame in ständiger Be wegung! Massiren, schlagen, schütteln Sie meine Frau und halten Sie sie in ständiger Bewegung! Ein bischen derbes Anfassen kann ihr nur gut thun." Von diesen Worten ermuthigt, fiel die Französin über ihre Nebenbuhlerin her und bearbeitete sie in einer Weise, die dem rücksichtslosesten Quälgeist in einem türkischen Bad Bewunderung abgezwungen hätte. Ihre Schläge klatschten kräftig, ihr Schütteln war so energisch und gewaltig, daß Helene gar bald zu seufzen und zn stöhnen begann nud flehte, wir möchten Mitleid mit ihr haben — sie schlafen — ruhen lassen. Ach, welch schöner Anblick war diese Massage des Hasses! — Das Sträuben des lieblichen Opfers, die Seide und die Spitzen des in Unordnung gerathenen Ballkleides, da von ihrer bezaubernden Gestalt herabglitt, die Wuth und Kraft ihrer Nebenbuhlerin, deren Haß Helene dem Leben und der Vernunft zurückgewann. Unterdessen war ich in das äußere Zimmer zurück gekehrt, hatte geklingelt und befohlen, sofort möglichst starken Kaffee machen zu lassen und mir herauf zu schicken. Es war früh am Morgen und die Dienerschaft schon an der Arbeit, so daß ich nicht lauge darauf warten mußte. Wieder in das Schlafgemach zurückgekehrt, gewahrte ich mit innerer Befriedigung, das Mademoiselle de Launay noch immer wie rasend ihrer Aufgabe nachkam und zwar mit gutem Erfolg. Nun gossen wir der Kranken den Kaffee ein, und er wirkte sofort. (Fortsetzung folgt.)