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Dresdner Journal : 07.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190303073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19030307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19030307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-03
- Tag 1903-03-07
-
Monat
1903-03
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1903
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vczugSPret«: Beim Bezug« durch di« Hcschäf1»si«u« i«««rhas» Dresden» 2,50 M (rinschl Zulragungi, durch dir üu Deuljcken Reich« » M. (au-schließlich B«stellg«ld) vierteljährlich Eiuzelu« Nummer» 10 Pf. Wird Zurücks eudung der für die Schriftleitung bestimmte», aber von dieser nicht ein» gesordetten Beiträge bean» sprucht, so ist da- Postgeld brizusüge». Herausgegeben von der Königl. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheine» r Werttag» nachm. 5 Uhr. — Originalbenchte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe aachgedruckt werden. AntündtgungSgrbüdrr«: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum so Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz 5 Pf Ausschlag für die Zeile Unterm Rc- daktionSstrich (Eingesandt) die Textzcile mitlier Schrift oder deren Raum 50 Pj. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung Annahme der Anzeigen bis mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^55. Sonnabend, den 7. März nachmittags. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Ober Postschaffner Jacob in Freiberg das ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehene Allge meine Ehrenzeichen anlege. Ernennungen, Versetzungen re. im öffent lichen Dienste. Im «eschSftsdereiche de» Ministerium» de» KultuS und öffenll. Unterricht». Zu besetzen: Die s Lehrerstelle in Neudörsel b. Ortmannsdors. Koll: Die oberste Schulbehörde. Neben SO M Wohnungsgeld für un verheirateten bez. 120 M. für verh Lehrer 1200 M Gehalt, 100 M. pers. Zulage, 110 M für Turn- und 110 M für Fortbildungsschulunterricht. Gesuche mit allen Prüfungs und Amtierungszeugnissen, sowie mit Nachweis bctr. der Militär- vflicht bis 21. März beim Bezirksschulinspektor für Zwickau 11, Schulrat Hörig, einzureichen; — die Filialkirchschulstelle zu Ranspach b. Pausa. Koll.: Die oberste Schulbehörde. Neben fr. Wohnung im Schulhause mit Gartengenuß 1200 M vom Schul-, SüO M. vom Kirchendienste, 185 M für Fort bildung-- und Turnunterricht und 72 M. der Lehrersfrau, falls sie den Handarbeitsunterricht erteilt. Vorschriftsmäßige Bewerbungen bis 24. März beim Bezirksschulinspektor Schul rat vr. Putzger, Plauen i B., einzureichen; — die Lrganisten- und Lehrerstelle in Jöhstadt. Koll.: Die oberste Schul behörde. 1800 M. Anfangsgehalt vom Schuldienste, steigend nach SO ständigen Dienstjahren bis 2400 M , 257,42 M vom Kirchendienste, sowie 150 M. Wohnungsgeld für verheirateten, 100 M. für unverh Lehrer Vorschriftsmäßige Bewerbungen bis 21. März an Bezirksschulinsp. Schulrat Schreyer, Annabrrg. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) nichtamtlicher Leit. Vie auswärtige Politik -er Woche. Während man in Deutschland die zufällige und für die allgemeine Politik unmaßgebliche Natur der letzten gemeinsamen Unternehmung Deutschlands und Englands allseitig erkannt und sich über dessen Gründe und Folgen beruhigt hat, ist jenseits des Kanals dieses durch seinen Zweck eng umgrenzte, darüber hinaus aber unverbindliche Zusammengehen, auf dessen glückliche Durchführung beide Regierungen befriedigt zurückblicken können, im Oberhause von der liberalen Opposition noch zu einem nachträglichen Vorstoße auf die Stellung des Ministeriums Balfour mißbraucht worden. Neues ist bei dieser rein parteipolitischen Ausbeutung für die politische Er kenntnis der dauernden Interessen zweier verwandter Großmächte nicht zutage gekommen — es müßte denn dieses Neue etwa darin bestehen, daß Lord Roseberry über längst bekannte Tatumstände des Venezuela-Falles eine Unkenntnis verraten hat, auf der in Deutschland kein Redakteur eines Winkel- blättchcns sich betreffen ließe. Die den Aus führungcn Roseberrys zu entnehmende Forderung, England solle sich für eine längere nach Stimmungs rücksichten zu bemessende Frist von aller politischen Gemeinschaft mit Deutschland fernhalten, kann selbst verständlich nur vom parteipolitischen Standpunkte ausgestellt werden; für verantwortliche Staats männer ist sie unannehmbar. In jedem Augen blick können wichtige Interessen eine vertrau liche Fühlungnahme Englands mit Deutschland oder umgekehrt als sachgemäß und notwendig erscheinen lassen, gleichviel ob dies den leitenden Persönlichkeiten in Berlin und London sympathisch ist oder nicht. Der eigensinnige Beschluß einer europäischen Groß macht, aus ihren Beziehungen zu einer anderen für ein, zwei Monate oder Jahre absichtlich jede Ver ständigung auszuschließen, wäre doch gerade so ein Unding, wie wenn etwa ein Soldat auf Feldwache sich einen Arm festbinden wollte in der prahlerischen Voraussetzung, er werde ihn nicht gebrauchen. Wollen die Briten sich uns auf jede Vergewaltigung der Wahrheit hin als ihre Widersacher denken, so können wir sie daran nicht hindern, und es muß ihrer Wachsamkeit überlassen bleiben, zu verhüten, daß sie bei dem jetzt als letzter Schluß ihrer Erbweisheit gepriesenen Abrücken von Deutschland nicht die Nähe des festländischen Vetters in Augenblicken entbehren, wo sie ge wohnt waren, ihn an ihrer Seite oder wenigstens nicht in der gegnerischen Front zu erblicken, in die sie ihn nach falschen Theorien leichtherzig einordnen. Die internationalen Schwierigkeiten Großbritanniens werden dadurch, daß man in London auf Kosten von Vernunft und Gerechtigkeit Deutschland zum grimmig gehaßten Nationalfeind herausstaffiert, um nichts geringer; und die englische Diplomatie könnte an Einsicht, Kraft und Sicherheit verlieren, was sie in der Gunst der Menge gewönne, durch das von den „Times" als oberste Tugend jedes auswärtigen Ministers König Edwards geforderte grundsätzliche Mißtrauen gegen einen mächtigen Festlandsstaat, das auf die Dauer geradezu verdummend wirken müßte. Wie Lord Roseberry, so hat sich auch der von der republikanischen Kammermehrheit fallcngelassene französische Präsidentschaftskandidat, Hr. Paul Deschanel, gegen Deutschland auf den Kriegspfad begeben. Die Gedanken stehen ihm nicht niedrig; das ganze linke Rheinufer hat er in Chartres für Frankreich zurückgefordert. Das ist selbst dem reich lich deutschfeindlichen Pariser „Temps" zu bunt ge worden und hat ihn zu einer kleinen Abhandlung über die Bedenklichkeit ethnographischer Gesichtspunkte in der Politik veranlaßt. Der „Frankfurter Zeitung" genügt diese Vermahnung für den vielleicht zu kühnen Schluß, Hr. Deschanel habe sich nunmehr um alle politischen Aussichten gebracht; sie vergißt, daß in Frankreich das Lächerliche längst nicht mehr tötet. Auch darf man, um die Absage des „Temps" an den ethnographischen Chauvinismus richtig ein zuschätzen, nicht übersehen, daß dieses Blatt seit mehreren Jahren wachsenden sozialistischen Ein flüssen unterliegt, und daß Hr. Deschanel vermut lich nur deshalb so scharf zurechtgewiescn worden ist, weil er Hrn. Jaures, den be kannten Führer der französischen Sozialdemokraten angegriffen hatte. Bis etwa der „Temps" auch die Zugehörigkeit Elsaß-Lothringens zu Frankreich als eine Schrulle geographischer Afterweisheit bezeichnet, wird noch viel Wasser seincabwärts fließen. Auch in der doch bei weitem unverfänglichen macedonischen Frage steckt die französische Presse, der „Temps" voran, tief in ethnographischen Kindlichkeiten und er wärmt sich weit mehr für die Ansprüche interessanter Völkerschaften als für das allerdings ethnographisch ganz ungenügende, aber dem allgemeinen Frieden dienende Ziel der russisch-österreichischen Re formen. Die Durchführung dieser Maßnahmen schreitet rüstig vorwärts. Der Generalinspektor, über dessen Absetzung Rußland und Österreich-Ungarn entscheiden, ist in der Person Hilmi-Paschas, der die für einen obersten Vertrauensmann der beiden Kaisermächte in der Verwaltung Macedoniens erforderlichen Eigenschaften besitzt, bereits ernannt, die Gcndarmerie- offiziere, die aus Belgien, aber auch ans anderen Ländern zum Schutze der christlichen Bevölkerung gegen Willkürhandlungen nach den europäischen Vilajets kommen sollen, werden bereits ausgewählt. Das Festhalten der Kabinette von Wien und St. Petersburg an ihrem Schutzprogramm, wie an der Abwehr gewaltsamer Schritte, hat der ungarische Ministerpräsident Koloman v Szell bei Be antwortung einer Interpellation von neuem bestätigt Im Pariser „Eclair" ist von einem russischen Schrift steller versichert worden, Kaiser Nikolaus von Ruß land habe an der Ausarbeitung der russisch öfter reichischen Note persönlichen Anteil genommen und betrachte die Ausführung als eine Frage seines politischen Ansehens. Die Lage der Pforte gegen über den Großmächten ist gesichert und wird es bleiben, solange sie in ihrem Reformeifer verharrt, wie das wohlverstandene eigene Interesse ihr ge bietet. Angesichts dieser festen Haltung der Re gierungcn will es wenig bedeuten, daß bulgarische Banden, nicht gestört durch die nach wie vor unergründliche Politik der Machthaber in Sofia, auf makedonischem Gebiet in hergebrachter Weise Unfug treiben, und daß in englischen und franzö sischen Blättern betrogene oder betrügende Schwarm geister die öffentliche Meinung gegen die Türkei auf hetzen. Die Frage spitzt sich am letzten Ende dahin zu, ob ans dem Balkan das Ansehen Rußlands und Osterreich-Ungarns gelten soll oder die Eigenwillig keit der kleinen Staaten und Völker. Setzen diese ihren Willen durch, so liegt der Gedanke nahe, daß durch eine Selbstbefreiung Macedoniens auch in dem unter Habsburgs Szepter vereinigten slavischen Völkergemisch der Nachahmungstrieb geweckt werden könnte und sicherlich läßt Graf Goluchowski als vor sichtiger Staatsmann dieses «xempla äocvnt! nicht aus den Augen. Anderseits hält Graf Lambsdorff seine makedonische Politik von Beeinflussungs versuchen pes Panslavismus frei. Dem vornehmsten Wortführer dieser Richtung, dem bekannten Grafen Jgnatiew, hat er eine Erholungsreise nach Nizza verordnet. Es tritt auch mehr und mehr hervor, daß die russische Volksseele nicht mehr in den Stimm ungen des Jahres 1877 lebt. Die große Masse der Muschiks will Frieden, ist in der Verabscheuung blutiger Kämpfe, deren Preis fo teuer wie ihr Er gebnis ungewiß ist, einig mit dem Zaren. Die slavischc Wohltätigkeitsgesellschaft erläßt förmliche Absagen an die türkenfresserischen Gelüste der „Crat- juschki" auf dem Balkan, in vollem Einklang mit der letzten Regierungskundgebung, wonach für eine gewaltsame Befreiung der „Brüderchen" kein Tropfen russischen Blutes beigesteuert werden soll. Auch die russischen Blätter erörtern die macedonischen Dinge ohne jeden drohenden Nebenklang nationaler Ent rüstung. Um so mehr fällt es auf, daß die Pariser Presse die doch auch von Frankreich befürworteten Reformen nach wie vor als uniureichend bekämpft und dadurch in den Maccdoniern die Vorstellung wach hält, sie seien berechtigt, durch eine bewaffnete Schildcrhebung mehr zu erreichen —, immer das alte gallische leicht fertige Spielen mit dem Feuer! Der tiefer liegende Grund ist (übrigens wohl die aus der Presse auch in amtliche Kreise hinüberrcichende Verstimmung dar über, daß Frankreich zwar um sein Einverständnis mit der russisch-österreichischen Reformaktion gebeten, aber das Pariser Kabinett nicht als gleichbeteiligter Dritter im Bunde von Wien und St. Petersburg zugezogen worden ist. Wenn sich in politischen Kreisen Italiens ähn liche Empfindlichkeiten geltend machen sollten, so ist man dort zu klug, sie an die große Glocke zu Kunst und Wissenschaft. Konzert. Der dritte Aufführungsabend des Tonkünstlervereins war durch den Besuch Sr. Majestät des König» und Ihrer Königl Hoheiten der Prinzessin Johann Georg und der Prinzessin Mathilde ausgezeichnet. Friedrich Grützmachers „Weihegesang" (op. 65) für vier Violoncelle war der Erinnerung an den vor zwölf Tagen so unerwartet schnell dahingeschiedenen ersten Vor sitzenden des Vereins gewidmet. Als Nachfolger Moritz Fürstenaus hat sich Prof. Grützmacher in dieser ehren vollen Stellung in einem Zeiträume von nahezu zwanzig Jahren durch die gediegene, tonkünstlerisch-vornehme und weitausschauende Leitung des ausgezeichnetsten Dresdner musikalischen Vereins große, unvergeßliche Verdienste um dessen Ansehen, Blühen und Gedeihen erworben Grütz machers in der gesamten Musikwelt berühmter und ge feierter Name wird für immer mit der Entwickelung und Geschichte des Vereins, sein nachwirkender Geist und Einfluß hoffentlich allezeit mit den künstlerischen Grund sätzen des Vereins, der in zwei Jahren die Feier feine« 50jährigen Bestehens wird begehen können, verbunden bleiben. DaS ergreifende, für die Vorführung im Gottes haus« bei feierlichen Gelegenheiten ganz besonders ge eignete Tonstück wurde in eindrucksvollster Wiedergabe durch die Herren Böckmann, Smith, Nebelreg und Nüsser dargeboten. Es folgte ein nachgelassenes Werk (Rondino) für je zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte von L. van Beethoven, ein klangschöne», tech nisch abgerundetes, in der Form sehr knapp bemessene« Tonstück, dessen Hauptmotiv auffallend an ein Motiv des Gesangschore« im Finale de« „Fidelio" erinnert Di« echoartigen Nachahmungen in der Koda de« Werke«, an dessen wohlabgerundcter Vorführung die Herren Biehring, Hartmann, Lange, Schneider, Lindner, Köhler, Tränkner und Kircheisen verdienstlich be teiligt waren, erschienen besonders wirkungsvoll. Als weitere klassische Darbietungen vermittelten die Herren Svödrofsky, Wagenknecht, Rokohl, Eller und Böckmann die Aufführung des köstlichen, sonnenlicht durchfluteten Streichquintetts von Mozart, das in seinem klaren, durchsichtigen und dabei doch so kunstvollen Aufbau zu den sprechendsten Beweisen dafür ge hört, daß bei genialer Anwendung mit den ein fachsten Mitteln oft die größten musikalischen Wirkungen erzielt werden können. Den Schluß des Abends bildete Saint-SasnS ursprünglich für die Konzertgesellschaft Trvmpotts" in Paris komponiertes Septett (op. 65) für Pianoforte, Trompete, zwei Violinen, Violoncell und Kontrabaß, das vom Tonkünstlervcrein bereits vor Jahren mit Hrn. Kammermusikus Fricke in der führenden Stimme zur Aufführung gebracht wurde. Diesmal hatte Hr. Bendix die Trompeten-(Piston-) Pattie, die sich dem Ganzen in maßvoller, dem Gesamtklange sein an schmiegender Verwendung einfügt, mit vortrefflichem Ge lingen übernommen Den Klavietteil des liebenswürdigen und dankbaren, in das Gebiet der feinen Salon- und Unterhaltungsmusik zu zählenden Werkes spielte mit Ge schmack und künstlerischem Feingefühl Hr. Walther Bachmann; für die übrigen Instrumente setzten die Herren König, Lederer, Rokohl, Nüsser und Held mit Erfolg ihr bewährtes Können ein. U. S. Ans dem Leben eines großen Naturforschers. Jntereffante neue Einblicke in das Leben und die Tätigkeit Charle» Darwin« gewährt eine Publikation von bisher unveröffentlichten Briefen, die soeben unter dem Titel „Korv l,ett«r« os Od»rle» v»rM>»" von Francis Darwin und A C. Seward veranstaltet worden ist. Als Charles Darwins „Leben und Briefe" 1887 veröffentlicht wurden, konnte man viele Briefe aus mancherlei Gründen dem Werke nicht cinverleiben, und seitdem sind noch viele andere Briefe des großen Ge- iehtten aufgefunden worden, u. a. im Besitz von Lady Derby, Calton, Huxley, Hall, John Morley, Max- Müller und Lord Playfair. Vielleicht der wettvollste Teil dieser beiden Bände ist jedoch eine autobiographi sche Skizze, die beim Fortschaffen der Bücher Darwins von Down ans Tageslicht kam; sie wurde bis jetzt nicht veröffentlicht - Dann zeigt sich Darwin, der bei der 'Niederschrift dieser Aufzeichnungen 29 Jahre alt war, als geborener Naturforscher Er erzählt, welch großes Ent zücken er in seiner Schulzeit hatte, Molche in einem kleinen Teich zu fischen und Kiesel und Mineralien zu sammeln. Damals hatte er eine besondere Vorliebe für die Botanik. „In Mr. Cases Schule liebte ich", erzählte er, „die Gärtnerei sehr und erfand einige große Lügen, daß ich Krokusse nach Belieben färben könnte. . . Bald, nachdem ich Steine zu sammeln begann — d H. als ich neun- oder zehnjährig war — erinnere ich mich deutlich des Wunsches, über jeden Kiesel vor der Fluttür etwas wissen zu könne» — cs war meine früheste und einzige geologische Sehnsucht zu jener Zeit." Darwin bekennt m diesem Bericht über seme Jugend, so leidenschaftlich gewesen zu sein, daß er wie ein gemeiner Soldat fluchte Während seiner fünfjährigen Fahrt auf dem „Spürhund" schrieb er viel. In einem Briefe an Henslow verbreitet er sich, als sie an der Mündung des Rio Plata ankerten, über die wunderbaren Farben des Schauplatzes: „Alles steht in Flammen, der Himmel von Blitzen, da« Wasser von leuchtenden Teilchen, und sogar die Masten haben blaue Flammen an den Spitzen Ich verspreche mir großes Vergnügen davon, über die Ebenen Montevideo« dahinzustreifen; aber ich seh« mit Bedauern aus die Tropen und ihren zauberhaften Reiz für alle Natur hängen. Zweimal ist der Vertreter des kranken Ministers Prinetti, der Unterstaatssekretär Baccelli, in der Teputiertenkammcr gedrängt worden, über die Mitwirkung der italienischen Politik an der macedonischen Aufgabe oder über die Rechte, die das junge Königreich aus dem Dreibundvertrage auf Entschädigungen für Erfolge Österreich Ungarns in den Balkanländcrn habe, Auskunft zu geben. Er begnügte sich mit der Erwiderung, der Dreibund vertrag sei geheim; von dem russisch-österreichischen Vorgehen habe Italien „frühzeitig" Kenntnis erhalten und seine Ansicht darüber geäußert. Greifbare Inter essen dritter Staaten werden durch die bevorzugte Stellung der beiden Kaisermächte in der Reformfrage nicht verletzt, und auch die europäische Solidarität leidet nicht darunter, daß ihre Spitze zur Erreichung eines bestimmten Zweckes durch zwei Regierungen gebildet wird, übrigens hat die „Nowoje Wrcmja" diese Solidarität neuerdings an einem anderen Punkte cinzuschränken versucht. Die Vollmachten der im Jahre 1883 eingesetzten internationalen Donau kommission werden am 24. April 1903 dergestalt kündbar, daß, wenn eine Macht ihren Rücktritt von der betreffenden Londoner Übereinkunft rechtzeitig anzeigt, die Kommission nur noch bis zum 24. April 1904 in Tätigkeit bleibe Tie „Nowoje Wremja" hat sich nun mit großer Ent schiedenheit gegen die weitere Beteiligung Rußlands an dieser Kommission erklärt. Auch die Teilnahme Österreich-Ungarns will sie nur für den Stromlauf westlich vom Eisernen Tor zulassen, und Mächte, die überhaupt mit der Donau nichts zu tun hätten, sollten fernerhin von der Vertretung in der Donau Kommission ganz ausgeschlossen werden. Es bleibt abzuwarten, inwieweit dieser vorzeitig ausgestreckte Fühler der „Nowoje Wremja" durch die Haltung der russischen Staatspolitik irgendwelche Bedeutung gewinnt. Während Hr. Delcassö noch in Sorge ist, wie er in der siamesischen Frage den Ansprüchen der französischen Kolonialpolitiker gerecht werden soll, hat nach dem Pariser „Figaro" England mit Siam einen Staatsvertrag abgeschlossen, der den Briten in den beiden reichsten von Siam abhängigen Malayenstaatcn Tringann und Kelantan wesentliche Handelsvorteile einräumt Bestätigt sich die Meldung des „Figaro", so würde die Enttäuschung der Frau zosen über die von Delcassö zugestandene Räumung Kelantans noch dadurch verschärft, daß die frei gegebene Provinz wenigstens wirtschaftlich von dem englichen Nebenbuhler in Angriff genommen wird. Der „Figaro" hat selbst schon ange deutet, daß, wenn die in London geschlossene Über einkunft nach der britischen Auslegung durch geführt würde, ihr Ergebnis auf eine Besitzergreifung Englands in den beiden Malayen-Staaten hinaus käme. Ter „Gaulois" spricht bereits von einem neuen Faschoda in Mittelasien, nnd auch im Westen des großen Weltteils ist, angeregt durch eine Meldung der „Nowoje Wremja", die Frage der Beherrschung von Maskat zu einem Gegenstand der Beunruhigung für Frankreich geworden. Der Deputierte Francois Deloncle hat bereits angekündigt, er werde Hrn. Telcass« darüber befragen, ob die russischen Nachrichten über den bevorstehenden Anfall des Sultanats Maskat an England begründet seien und ob der Minister den festen Willen habe, England an seine Verpflich tungen aus dem Vertrage von 1862 zu erinnern, worin seinerzeit Frankreich und Großbritannien sich über die Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit von Maskat verständigt hatten Vermutlich wird aber forscher zurück. Das Entzücken, in der ruhigen Düster keit des Waldes auf einem verfallenden Baumstamm zu sitzen, ist unaussprechlich und unvergeßlich." Als der „Spürhund" seine Fahrt vollendet hatte, heiratete Darwin feine Base Emma Wedgwood, der er in einem Briefe fagt, er hoffe, sie werde ihn menschlich machen und ihn lehren, daß in der Stille und Einsamkeit größeres Glück läge als darin, Theorien aufzubauen und Tatsachen anzuhäufcn. Das häusliche Leben Darwins war ideal, und trotzdem fühlte er sich bisweilen durch das Familienleben gestört; so schreibt er an Prof. Asa Gray in New Pork: „Kinder sind das größte Glück, aber oft ein noch größeres Elend. Ein Gelehrter sollte keine haben — vielleicht auch keine Frau — denn dann würde er in dieser weiten Welt für nichts zu sorgen haben und wie ein tüchtiger Mensch arbeiten können " Anderseits schreibt er über seine Frau: „Ihr alle kennt Eure Mutter, und was für eine gute Mutter sie Euch allen stets gewesen ist. Sie mar mein größter Segen, und ich kann erklären, daß ich sie in meinem ganzen Leben nie ein Wort habe äußern hören, da« ich ungesagt haben möchte. Sie hat niemals in der freundlichsten Sympathie gegen mich versagt, und mit der äußersten Geduld meine häufigen Klagen über schlechte Gesundheit und Unbehagen ertragen Ich glaube nicht, daß sie je eine Gelegenheit versäumt hat, gegen jemand, der ihr nahe stand, freundlich zu handeln Ich wundere mich über mein Glück, daß sie, die mir in jeder einzelnen moralischen Eigenschaft so unendlich überlegen war, ringewilligt hat, mein Weib zu werden Sie war während de« ganzen Leben« meine weise Rat geberin und heitere Trösterin; ohne sie würde mein Leben sehr lange infolge von Krankheit elend gewesen sein." Bekannt ist die schwierige Lage, in der Darwin sich befand, al« er entdeckte, vaß vr. Ruffel Wallace, der unabhängig im Malayenarchipel gearbeitet hatte, mit
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