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Mchmtz-MW Verantwortlicher Redakteur: Carl Ik!)Nk in Dippoldiswalde 51. Jahrgang Donnerstag, den 22. Oktober 1885 lnd der ihr. ire, um Angaben konnten über die Richtigkeit der Thatsache einen Zweifel nicht auskommen lassen. Es wurde in dem betreffenden Aufsatze als Mittel, diesem Mißstande zu begegnen, eine Erweiterung der weiblichen Berufs- thätigkeit als nothwendig hingestellt und eine Dar stellung der Berufsarten gegeben, deren Erlernung für Mädchen möglich und nutzbringend sein möchte, ohne sie ihrem eigentlichen oben «»gedeuteten Lebens berufe allzusehr zu entfremden. Bei Beantwortung der Frage: „Was soll seitens des Hauses und der Schule für die einstige Berufsbildung unserer Töchter geschehen?" war Beiden kurz der Kreis der zu über nehmenden Verpflichtungen bezeichnet. Unter der der Schule zuzuweisenden Mitwirkung für die künftige Berussthätigkeit unserer Töchter war betont, daß eine Fortsetzung und Erweiterung des Unterrichts der Mäd chen nach ihrer Entlassung aus der Schule fortan zur unabweislichen Pflicht werde, ähnlich wie dies bei den Knaben bereits geschehen sei. Freilich solle die Theil- nahme an diesem Unterrichte nicht eine obligatorische, allgemein verbindliche, sondern nur eine freiwillige sein. Es war darauf hingewiesen, wie bereits in unserer Nähe, in Geising, eine Fortbildungsschule mit 20 Schü lerinnen bestehe. — War in dem betreffenden Aussatze schließlich die Frage aufgeworfen: „Sollte Aehnliches nicht auch bei uns möglich sein?" so ist bisher auf diese die Antwort ausgeblieben. Jetzt hören wir zu unserer Freude, daß man der praktischen Ausführung der damals angeregten Idee näher zu treten gedenkt. Herr Lehrer Buckel hat die Absicht, von Ostern 1886 an, die Einrichtung einer Fortbildungsschule für Mäd chen zu versuchen, falls sich eine einigermaßen genü gende Anzahl von Theilnehmerinnen findet. Es soll in derselben Unterricht in einfacher Buchführung, ver bunden mit Styl und Rechnen, ferner in weiblichen Handarbeiten, verbunden mit Schnitt- und Muster zeichnen, ertheilt, und schließlich durch erläuternde Lek türe hervorragender deutscher Schriftwerke das sich ent wickelnde Geistesleben der Heranwachsenden Mädchen gepflegt und erhoben werden. Die Theilnahme am Unterrichte kann sich auf alle oder nur auf einzelne der genannten Unterrichts-Gegenstände erstrecken, um so den verschiedenen Bedürfnissen und der verfügbaren Zeit Rechnung zu tragen. Es würden außer den weiblichen Handarbeiten (Nähen, Anfertigung von Wäsche und nur einfachen Kleidern, einschließlich des Schnittzeichnens) 4 oder 5 wöchentliche Unterrichts stunden stattfinden. Wie uns Herr Buckel mittheilt, gedenkt er zunächst abzuwarten, welche Betheiligung sich etwa zu erkennen giebt, um dann mit einem ge ordneten Plane hervorzutreten. Wir möchten durch unsere Mittheilung auf das von uns mit Freuden be grüßte Unternehmen die Aufmerksamkeit hinlenken und werden gern der weiteren Besprechung des Projekts unsere Spalten öffnen. — Das „Bert. Tagebl." hat vor einigen Monaten in einem Leitartikel über die öffentliche Unfall versicherung sehr sachgemäß und zutreffend aus einandergesetzt, daß nach Z 1 Abs. 1 des Unfallver sicherungsgesetzes alle Fabriken ohne Ausnahme ver sicherungspflichtig sind, und daß es dabei weder auf die Verwendung von Dampfmaschinen oder andere Motoren, noch auf die Zahl der in denselben be schäftigten Arbeiter ankommt. Nun scheint die Re daktion des genannten Blattes übersehen zu haben, daß sie in einer Mittheilung in Nr. 513 ihrer Zei tung die auch in die „Weißeritz-Ztg." übergegangen war, eine von Vorstehendem ganz abweichende Auf fassung ausgesprochen, in dem sie wiederholt darauf aufmerksam macht, daß unter die Bestimmungen des Unfallversicherungsgesetzes alle Betriebe fallen, in denen mindestens 10 Arbeiter, wenn auch mit Handbetrieb, regelmäßig beschäftigt werden, sowie ferner alle Be triebe, ohne Rücksicht auf die Zahl der beschäftigten Personen, in welchen Dampfmaschinen oder andere Motoren (unter Motoren sind auch Wasserräder rc. zu rechnen) zur Verwendung kommen. Es bedarf keiner ausführlichen Auseinandersetzung, daß zwischen beiden Darstellungen ein erheblicher Unterschied obwaltet, indem die letztere zu der Annahme führen muß, als seien nur solche Fabriken versicherungspflichtig, welche Motoren verwenden oder mindestens 10 Arbeiter regel mäßig beschäftigen, während doch nach dem Gesetz alle Fabriken ohne Ausnahme versicherungspflichtig sind. Es liegt auf der Hand, daß durch solche wie die be zeichnete Veröffentlichung viele kleine Fabrikbesitzer von der Bethätigung ihrer Meldepflicht zurückgehalten werden und dadurch den Verwaltungen der Berufs genossenschaften, deren Aufgabe ohnehin keine leichte ist, unnütze Schwierigkeiten bereitet werden. Wir wollen deshalb im Interesse der Sache für unseren Leserkreis wenigstens jene Veröffentlichung des „Berl. Tageblatts" dahin richtig stellen, daß die in der Ver wendung von Motoren oder in der Zahl der be schäftigten Arbeiter bestehenden Merkmale sich auf solche Betriebe beziehen, welche keine Fabriken sind. Bezüglich des vorstehend hervorgehobenen Wortes „regelmäßig" sei hierbei zugleich bemerkt, daß dasselbe nach authentischen Auslegungen so zu verstehen ist, daß der Betrieb, um versicherungspflichtig zu sein, auf mindestens 10 Arbeiter als Regel basirt sein muß, ohne Rücksicht auf eine vorübergehend etwa vorhandene Minderzahl, so daß also solche nicht fabrikmäßigen Betriebe, welche auf Grund ihrer Arbeiterzahl ver- sicherungspflichtig sind, wenn sie zu Zeiten weniger als 10 Arbeiter beschäftigen, nichr nur dadurch von der Versicherungspflicht befreit werden. Reinholdshain. Sonnabend, den 17. Oktober, Nachmittags verunglückten beim Heben der vom Herrn Gemeindevorstand Lotze nenerbauten Scheune der 43 Jahre alte Zimmermann Ernst Müller und der 36jährige Maurer Hermann Zönnchen, beide aus Reichstädt. Der plötzlich aufgetretene starke Wind verursachte — trotz aller in Anwendung gebrachten Vorsichtsmaßregeln — den Fall einiger Holztheile, wobei Müller Quetschung der Brust erlitt, während bei Zönnchen starke Beschädigung der Nase zu kon- statiren gewesen ist. Nach ärztlichem Gutachten dürste die Verletzung des Ersteren eine 4wöchige und die des Letzteren eine nur 3 wöchige Arbeitsunfähigkeit zur Folge haben. Das anfänglich zirkulirende Gerücht schwerer bez. tödtlicher Verunglückung aber entbehrt jeglicher Begründung. Reinhardtsgrimma. Am vorigen Sonntage feierten die beiden Eheleute, Ernst Traugott Schulze, Hausauszügler hier und Joh. Soph. Karol. Schulze geb. Steinigen, das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Die genannte Feier wurde durch einen von dem hie sigen Männergesangverein aufgeführten Morgengesang eingeleitet, welchem im Laufe des Tages Beglück wünschung und Beschenkung Seitens der Kinder, Enkel und sonstigen Freunde des Jubelpaares folgte; auch der hiesige Gemeinderath, welchem der Jubelbräutigam bis vor Kurzem 30 Jahre lang angehört hatte, ließ durch eine Deputation gratuliren und ein Geschenk überreichen. Die kirchliche Einsegnung erfolgte in der Wohnung des Jubelpaares. Möge demselben noch, ein recht glücklicher Lebensabend beschicken sein. BorlaS. Am 19. Oktober Nachmittags wurde der Hausbesitzer Walter von hier von einem zwei- spännigen Kohlenwagen auf Borlaser Flur überfahren und war augenblicklich todt. Er hinterläßt Frau und 5 Kinder. Frauenstein, 19. Oktober. Gestern fand in unserer Stadt das Wanderfest des Bezirksvereins für innere Mission zu Dippoldiswalde statt. Zu Ehren des Festes hatten trotz der ungünstigen Witterung viele Häuser Fahnen- und Flaggenschmuck angelegt. An dem Kirchenzug betheiligten sich sämmtliche Kor porationen und Vereine der Parochie, die Herren Geistlichen von hier und Umgegend, die Kirchenvor- Anlerate, welche bei der bedeutenden Auslage d«S < Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit lO Psa. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und eoinplicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag.— Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile 20Psg. Deutschlands Seemacht. Gar mancherlei Gründe veranlassen die deutsche Nation, sich in hohem Maße für die Marine zu in- leressiren. Die Kriegsmarine beansprucht ungeheure Geldausgaben und legt auch, wie die Verluste des Panzerschiffes „Großer Kurfürst" und der Korvette „Augusta" bezeugen, dem Vaterlande zuweilen ganz außergewöhnliche Opfer auf. Da fragt sich Mancher, zumal Solche, welche Deutschland noch aus der Zeit kennen, wo es noch gar keine Kriegsflotte besaß: ob die Pläne mit der deutschen Marine nicht vielleicht gar zu hochfliegende sind. Dergleichen verzagte und engherzige Patrioten oder gar scheelsüchtige Geister mögen sich beruhigen, denn die deutsche Seemacht hat erstens unbedingt eine fühlbare Lücke in der Groß machtstellung des Reiches ausgefüllt, und zweitens dürfen wir, trotz aller Opfer für die Marine, auf deren Erfolge stolz sein. Welche Macht der Erde hat in so kurzer Zeit wie Deutschland eine Kriegsmarine ersten Ranges gebildet und welche könnte es ihr gleich- ihun? Wer die deutschen Kriegsschiffe gesehen hat, wer einmal in Kiel oder Wilhelmshafen war, und wer die Torpedoflottillen manöveriren sah, der wird freilich einen Begriff davon haben, was zur Ver- theidigung der deutschen Meere, zum Schutze des deutschen Handels auf fremden Gewässern und zur Entfaltung deutscher Macht in fremden Erdtheilen durch die Errichtung der Kriegsmarine in 15 Jahren geleistet wurde. Nach dem Augenschein können sich aber die deutschen Reichsangehörigen nur in der Min derzahl von der Bedeutung und Tüchtigkeit der Marine überzeugen; von hohem Werthe ist daher für alle diese das gewiß unparteiische Urtheil, welches die englische Heeres- und Marine-Zeitung anä rotto" neuerdings über die deutsche Flotte gefällt hat. Dieses Blatt, welches ein großes Ansehen in eng lischen Marinekreisen genießt, schreibt, daß Deutschland jetzt in der Lage sei, einen erfolgreichen Seekrieg zu führen, und fügt hinzu, daß, wenn Deutschland noch einige Jahre wie bisher in Entwickelung seiner Marine fortfahre, auch diejenigen Nationen, welche bislang ausschließlich um die Palme der Seeherrschaft zu ringen gewohnt waren, sich leicht von ihrem weit schauenden deutschen Nachbar überflügelt finden möchten. Den deutschen Kriegsschiffen spendet die englische Fach zeitung das Lob, daß sie durchweg neuester Konstruktion, gut bewaffnet, gut ausgerüstet, schnellfahrend und mit trefflich ausgebildeten Mannschaften besetzt seien. Die deutschen Seeoffiziere bezeichnet sie voll von großem Selbstvertrauen, was vielleicht manchmal etwas über trieben erscheine, aber immerhin seine Berechtigung habe, denn die englische Zeitung ist überzeugt, daß die deutschen Marine-Osfiziere sich auch im Ernstfälle bewähren werden, wie sie denn schon manches Beispiel rwn Kühnheit und Energie an den Tag gelegt hätten, welches ihre innere Tüchtigkeit rechtfertige. Die Uebungs- und Schulgeschwader der deutschen Marine seien, was Stärke und Aussehen anbetrifft, so be schaffen, daß sie zuweilen die englischen Geschwader in Schatten stellen könnten. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 21. Oktober. Hiesige Eltern und Schulfreunde werden sich erinnern, daß die Ostern 1880 von unserer Schule ausgegebene Einladungsschrift zu den Osterprüfungen einen beachtenswerthen Aufsatz über „die Berussthätigkeit des weiblichen Geschlechts" enthielt. Derselbe, eine Fortsetzung und Ergänzung des 1873 erschienenen Osterprogramms, „Ueber die Wahl des Berufs," besprach zunächst die Thatsache, daß immer mehr Mädchen von ihrem unleugbar wich tigsten Lebensberufe, einst als Gattinnen und Mütter im Familienkreise zu wirken, ausgeschlossen, und ebenso wie der Mann in den Kampf um's Dasein hinaus geschleudert würden. Die dort angeführten statistischen Weißerih Zeitung erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 26 Psg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 ' Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein