Volltext Seite (XML)
-reiker^t Mljeiger und Amtsblatt des -gl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. - Erscheint i.Fr«ibergj«d. Wochen«, Ab. . My TK-H S U. für dm and. Tag. Jnser. wttdm R-R-» s bl« B. 1 l u. für nächst« Nr. Mgm. Ml Freitag, den 13. October Preis vierttljShrl. 20 Ngr. Änftrat« werden di« gespaltrn« Zeil« »h« derm Raum mit 8 Pf. btwchn»«. sie mit der Hand bezeichnete, und man setzte sich nieder. „Wir hatten folgendermaßen Platz genommen: Mitten im Zimmer stand ein viereckiger Tisch mit rothem Teppich; an einer Seite dieses Tisches saß General Moltke, zu seiner Linken Fürst Bismarck, zu seiner Rechten General Blumenthal; an der entgegen gesetzten Sette deS Tisches saß General Wimpffen allein, hinter ihm, beinahe im Schatten, die Generale Castelnau und Faure und die übrigen französische» Offiziere; es waren außerdem noch sieben oder acht preußische Offiziere im Zimmer, von denen einer auf ein Zeichen deS Generals Blumenthal sich ans Kamin stellte und auf dasselbe gestützt, Alles nachschrieb , was gesprochen wurde. ES herrschte einen Augenblick lang tiefes Schweigen; man fühlte, daß General Wimpffen in Verlegenheit war, wie er die Unterredung beginnen sollte ; da aber der General Moltke unbeweglich blieb, entschloß er sich, endlich anzufangen. „Ich wünschte", sagte er, „die Capitulationsbedingungen - zu kennen, die S. M. der König von Preußen uns zu verwilligen geneigt wäre." „Sie find sehr einfach", entgegnete General v. Moltke, „die ganze Armee mit Waffen und Gepäck ist gefangen; die Offiziere behaltm ihre Waffen als Anerkennung ihrer Tapferkeit, sind aber wie Tr^pe kneg«. gefangen/' „Diese Bedingungen sind sehr hart , Eidttte General Wimvsten es scheint mir, daß die französische Armee durch ihre TaNZ B^ hätte. Wäre eS nicht Mögüch, die ........ ... — Lapstulation unter folgenden Bedmgungen zu erlangen: Wir wür- zurück und der General Wimpffen, nachdem er von Sr. Mas. Pie den den Platz Mü seiner Artillerie übergehen; die Armee aber nöthigen Instructionen empfangen hatte , begab sich in dW deutsche dürfte sich mit ihren Waffen, Fahnen mW ihrem Gepäck unter der «iguMer. MMN vEW, h MW MN ÄP MM NM Die Zustände in Frankreich. Die Ereignisse des Jahres 1870 haben in Frankreich eine wahre Sündflvth von Büchern und Brochüren heraufbeschworen, unter denen sich manche bemerkenswerthe Arbeiten befinden, die aber fast sämmtlich den Hehler haben, daß sie Selbstbiographien gleichen und sich von persönlichen Antipathien nicht frei halten. Das soeben erschienene Buch deS Generals Ducrot, betitelt: „Sedan", ist von diesen Fehlern ebenfalls nicht ganz freizusprechen ; es enthält aber wichtige historische Documente, die an Interesse und Glaubwürdig keit umsomehr gewinnen, als der Verfasser den Ereignissen nicht allein sehr nahe gestanden, sondern auch thätig in dieselben einge griffen hat. Wir entlehnen dem Buche zwei Capitel, die besonders wichtige Momente schildern: die Zustände im französischen Haupt quartiere nach der verlorenen Schlacht und die darauf folgende Zusammenkunft der französischen Generäle mit dem Fürsten Bismarck und dem Grafen Moltke. „Sedan. Gegen 6 Uhr Abends ließ der Kaiser den General Ducrot rufen, um ihm zu sagen, daß der General Wimpffen seine Entlassung eiugereicht habe und daß er (Ducrot) das Commando übernehmen solle. Der General erklärte Sr. Majestät, daß er, wie die Dinge nun einmal ständen, dieses Commando nicht an nehmen könne. Der General Wimpffen habe am Morgen die Ehre der Oberleitung der Operationen für sich beansprucht, er habe dem „Der General Wimpffen hat einen Bericht Wer seine Zu sammenkunft mit dem deutschen Generalstabe bezüglich der Capity- lation veröffentlicht. Wir geben nun auch unsern Bericht über denselben Gegenstand; wir verdanke» ihn einem Manne, in dessen Loyalität und Wahrheitsliebe wir das vollste Vertrauen setzen dürfen. Unser Bericht harmonirt weit bester als der des Generals Wimpffen mit den Mittheilungen, die unS am Morgen nach jenem unglück lichen Ereignisse von Offizieren zuaegangen find, die unter unseren Befehlen standen, deren Aussagen somit einen quasi officiellen Character hatten. Da wir in die traurige Nothwendigkeit versitzt worden sind, dieses Blatt unserer Geschichte zu schreiben, wollen wir auch, daß es vollständig sH und Alles enthalte, was zur Be lehrung und Aufklärung unserer Zeitgenoffen und Nachkommen dienen kann. „Die Präliminarien der Capitulation. — Zu sammenkunft des Generals Wimpffen mit dem Ge neral Grafen Moltke. Wir wurden sämmtlich in einen Salon deS Erdgeschosses geführt, wo wir mindestens zehn Minuten aus den Mann warteten, der uns die WilleoSmei- nung des Königs Wilhelm eröffnen sollte. Endlich trat der General v. Moltke ein, er war begleitet vom Fürsten (da mals noch Grasen) BiSmarck, vom General von Blumenthal und von mehreren Generalslabsoffizieren. Nach einer ziemlich summa rischen Begrüßung fragte Graf Moltke den General Wimpffen, ob er Vollmachten habe; nach erfolgter bejahender Antwort ver langte er, dieselben zu verificiren, was auch sofort geschah. Der General Wimpffen stellte hierauf seine Begleiter, die Generale Faure und Castelnau vor. Auf die Frage des Grafen Moltke, welchen Character diese Herren begleiteten, entgegnete General Faure: er sei in seiner Eigenschaft als Generalstabschef deS Mar schalls Mac Mahon dem General Wimpffen beigegeben, habe aber sonst keinen officiellen Character; General Castelnau sagte: er sei Ueberbringer einer mündlichen und officiösen Eröffnung deS Kaiser- Napoleon, deren Mittheilung aber erst am Schluffe der Conferenz ihren Platz finden könne. Hierauf nannte Graf Moltke dem General Wimpffen die Herren v. Bismarck und v. Blumenthal, indem er nach jetzt, nachdem die Operationen übel ausgefallen seien, nicht das Recht, zurückzutreten. UebrigenS sei der General Douay der älteste DivifionSgeneral, ihm stehe demnach daS neue Commando zu. „Der General Douay war schon im Begriff, den Auftrag an zunehmen; auf die Vorstellungen des Generals Lebrun, seines Freundes, trat er jedoch ebenfalls zurück und erklärte, daß der General Wimpffen das Commando weiter führen müsse. „Der Kaiser schickte nun nach dem General Wimpffen; eS mochte etwa 8 Uhr sein, als derselbe eintraf; er trat mtt großen Schritten lärmend inS Zimmer, hob die Arme zum Himmel und rief: „Sire, ich habe die Schlacht verloren, ich bin besiegt worden, weil meine Befehle nicht ausgeführt worden sind, weil Ihre Generäle sich geweigert haben, mir zu gehorchen!" — Bei diesen Worten sprang der General Ducrot wie durch Federkraft emporgeschnellt in die Höhe und stand mit einem Satze vor dem General Wimpffen. „Was sagen Sie?" ries er. „Wer hat sich geweigert, Ihnen zu gehorchen? Aus wen spielen Sie an? Etwa aus mich? . . Ihre Befehle sind leider nur zu gut auSgesührt worden. Wenn wir eine entsetzliche Niederlage erlitten haben, weit entsetzlicher, als die gräßlichste Phantasie sie hätte erfinden können, so haben wir dies Ihrer tollen Selbstüberhebung zu danken. Sie allein sind verant wortlich, denn wenn Sie trotz meiner dringenden Vorstellungen unsere Rückzugsbewegung nicht aufgehalten hätten, so würden wir uns jetzt in Sicherheit in Mezieres oder doch wenigstens außer halb der feindlichen Angriffslinie befinden." Von dieser barschen Anrede des Generals, den er nicht gegenwärtig vermuthete, über rascht und einigermaßen aus der Fassung gebracht, entgegnete der General Wimpffen: „Nun wohl, wenn ich unfähig bin, so ist dies ein Grund mehr, daß ich das Commando niederlege l" Ducrot: „Sie haben diesen Morgen daS Commando beansprucht, weil Sie dadurch Gewinn und Ehre hofften ; ich habe eS Ihnen nicht streitig gemacht!... obgleich ich dies vielleicht hätte thun können. Jetzt aber können Sie das Commando nicht mehr ablehnen. Sie allein müssen die Schmach der Capitulation auf sich nehmen!" Der Ge neral Ducrot war im hohen Grade aufgeregt. Der Kaiser selbst und seine Umgebung suchten ihn zu beruhigen. AIS dieser Zwischen fall beendet war, zog sich der Commaudant deS 1. Corps (Ducrot)