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Dresdner Journal : 08.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187512088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18751208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18751208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-08
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Journal : 08.12.1875
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w SKI Mittwoch, dm 8. December. 1875 Ld«»»«»«»to»roi,r l» k»L»«L L»t«k»: 1U»rUob^ ... 18 N»rd ^jLUrüod! 4 U»r^ bv kl. L>ULvIl»«8uww«r»t 10 kk. L>—r^»ld äe» äerittoLsv 8«obv« tritt kott- was 8tuup«I,a»odI»L bisiu. Iu»sr»t«opr«i»«r Vür ä«o k»«u> «il>«r ^«p»It*n«a?«tit»SlI»: X) kl. vowr „Lü»z«»vä!" äi» 2oi1«: «0 kk. Dres-ntrAMml. Lroedot»»»» 'rL-iict, aut ä«r Kona- v»U k^isrt«^«, kür ä«a solK«aclso Verantwortlicher Redacteur: Hsfrath I. G. Hartmann in Dresden. ! »»MLrtar LttpttU: H 11ra-<üt«tt«>', 6oauai»ioaLr «I« 1-r«äL«r ^oanutt»; ed»oä»i.: »^0, L»»d»i,-»«rUL-VW»-L«tpit^ L»—I-Lr—tt»-rr»att»rt ». N : es kontert I«rU» Mt»a-L»-»dar^-kr«U.1^tp«lK - kr»aK1art ».N.- »Üacd«»: L»<i. sto«»«, IvU»: ü. L >r«»»<a: L Le^ott«,- «r*,Uui: L üea»»A«n'» öaiB»u; Vd»»a1t»: F> Xraaittart ».». - L «ü>» u. (7. Luobb, /-a-s-Fdo.» «rUW: L—", v. Sc^«t«- »att.! L««, L«U»«r F So., «attaari: I-a«»b« F 0o., Lamdar»: k. H«-«!-»,, Vi«»: ^1. SxpstU:. Lorano^odorr RSai^l. L»v«Utiov <t»> I)r—<ia«r 7oara»1«, Oroä«a, LMiaxeritn«« di« S*. Aichtawtlilher Theil Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. ZeituugSschau. (Röpublique franyaise. — Nioskausche Zeitung. — St. Petersburger Zeitung. Nord. — Journal de St. Pätersbourg.) TageSgeschichte. (Berlin. Stuttgart. Paris. Lissabon. London. St. Petersburg. Konstantinopel. Athen. New-Uork.) Dresdner Nachrichten. Provinzial-Rachrichtev. (Leipzig. Glashütte.) Vermischte-. Statistik und BolkSwirthschast. Feuilleton. EingesandteS. Inserate. TageSkalender. Beilage. Börsennachrichten. Telegraphische WitterungSberichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Versailles, Montag, 6. Deeember, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National- Versammlung gelangte der Bericht der Commis- sion zur Borderathung der auf die Auflösung der Nationalversammlung bezüglichen Anträge zur Verlesung; eS wurde beschlossen, in die Berathung darüber rinzutreten, sobald über die Eintheilung der Wahlkreise zur Vornahme der Wahl von 7s Senatoren Beschluß gefaßt sei. Sodann begann die Berathung über die Vor- läge, betreffend die Justizreform in Aegypten. Der Berichterstatter der Commission, Rouvier (von der Linken), sprach gegen die Vorlage, ebenso Boucher (von der Linken), während Boysset (von der Linken) sich für die Vorlage erklärte. Die Berathung wird morgen fortgesetzt. (Vgl. unsre Pariser Eorrespondenz unter „TageSgeschichte.") London, Montag, 6. Dccember, Nachmittags. . (W.T. B.) Wie „Rrutrr'S Bureau" meldet, ist dem Gouverneur der Militärakademie in Wool wich, Oberst Storkes vom JngenieurcorpS, der Befehl zugegangen, sich sofort in besonderer Mission nach Aegypten zu begeben. Wie der „Times" aus Alexandrien vom heuti gen Tage gemeldet wird, entbehrt die Nachricht, daß die türkische Regierung dem Khedive wegen des Verkaufs der Suezcaualactien an England Vorstellungen gemacht habe, jeder Begründung. Hinsichtlich des Gerüchts von der beabsichtigten Anuectirung Abessiniens durch den Khedive wird eonstatirt, daß die ägyptische Regierung keines- wegS im Sinne habe, Abessinien oder auch nur »ine Provinz desselben zu anuectiren. Sie wolle vielmehr nur den König Johann zwingen, geeig- nrte Maßregeln zu treffen, um dir Plünderungen deS ägyptischen Gebietet durch seine Unterthanen zu verhindern, die sich bereits 5 Jahre lang fort gesetzt wiederholt hätten. Die ägyptischen Trup- prn haben den Befehl erhalten, daS abessinische Gebiet nicht zu betreten, sobald der König Jo hann sich bereit erklärt, die erforderlichen Zusiche- uugen in Betreff deS Verhaltens seiner Untertha- nen zu geben. London, Montag, 6. December, Abends. (W. T. B.) Heute hat in der Kohlengrube „Swaithe Main" bei BarnSley, einer der größten Gruben im südlichen Aorkshire, eine furchtbare Explosion stattgefuuden. Zur Zeit der Katastrophe befanden sich mehr alS 300 Grubenarbeiter iu der Grube, und man fürchtet, daß über 200 derselben um da» Leben gekommen sind. London, Dienstag, 7. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kanzler der Schatzkammer, Sir Northcote, hat gestern in Manchester eine Rede gehalten, die Mittheilung von Details über den Ankauf der Suezcanalactren aber abgelebnt, indem er bemerkte, die Regierung werde demnächst Gelegenheit haben, sich im Parlamente darüber zu äußern. Wenn England Besitzer eines AntheilS an dem Suezcanal geworden, um seine Verbindung mit Indien zu sichern, so sei dieü nicht ausschließ lich auS taoistischen Absichten geschehen, sondern mit dem Wunsche,- daß alle Nationen der näm lichen Freiheit der Verbindung mit Indien theil- hastig würden. Belgrad, Montag, 6. December, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Skupsch- tina wurde der Entwurf des Budgets für das Jahr 1876 vorgelegt. Derselbe schließt in dem Einnahme, und Ausgabeetar mit 40 Millionen Piaster ab. Washington, Montag, 6. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kongreß ist zusammenge- treten, und find 286 Drlegirte anwesend. Kerr wurde mit 173 Stimme« zum Sprecher gewählt. Die Präsidentenbotschaft wird für morgen erwartet. Der Bericht des SecretärS des Kriegs, Belknap, hebt hervor, daS Unionsgebiet solle gegen die An griffe von der Grenze von Texas geschützt werden. Die Ausgaben des KrieaSmiaisterinmS betrugen 41,277,000 Dollars, 1 Million weniger, als sie veranschlagt worden. Dieselben sind pro 1876 auf 33,452,000 Dollar- veranschlagt. Dresden, 7. December. In der auswärtigen Presse wird die Suczcanal- angelegenheit noch immer lebhaft erörtert. Während die englischen Blätter, ohne Unterschied der Patteistellung, die in so überraschender Weise von ihrer Negierung ausgeführte Maßregel des Actienankaufs durchweg billi gen und zugleich sich bemühen, dieselbe als eine von dm Verhältnissen gebotene, jeden aggressiven Charakters entbehrende und den allgemeinen Handclsintcrcssen aller Stationen förderliche commerzielle Unternehmung darzu- stellcn; während die österreichische Presse in kühler Un befangenheit mit geschehenen Dingen sich abzufindeu weiß, geben die Franzosen ihrer Mißstimmung über das entschlossene Vorgehen des Cabinets von St. James kräftigen Ausdruck und bccifcrn sich russische Organe, die ihren eigenen Aerger über die originelle Revanche, welche England gegenüber dem übermächtigen Vordringen Rußlands in Mittelasien genommen, zum Theil noch vorsichtig verhehlen, das in der französischen Presse aufgclodrtte Feuer nach Kräften zu schüren. In der letzteren sind es auffallender Weise die liberalen Par teien, deren Opposition gegen die projectirte Justizreform in Aegypten gerade viel dazu beigetragen hat, die fran zösischen Sympathien des Khedive zn dämpfen, die am lautesten über die angeblich ihrem Lande angcthanc Kränkung sich beschweren. So druckt neuerdings die „Rdpublique franyaisc" einen hierauf bezüglichen Brief eines Staatsmanns ab, welcher so ziemlich die politische Lage Europas durch den Uebcrgang der Suezcanalacticn in englische Hände für gefährdet erachtet. Durch die Besitzer greifung Aegyptens habe England, sonst der eifersüchtigste Hüter der ottomanischcn Integrität, die Thore der orientalischen Frage weit geöffnet, welche Oesterreich nnd Rußland seit Monaten emsig bestrebt waren geschlossen zu erhalten. Nun sei die Lage dieser beiden Mächte ge genüber den insurgirten Provinzen der Türkei eine ganz veränderte geworden; England selber fordere sie auf, ihrerseits eine Besitzergreifung vorzunehmen. Die Auf rcchthaltung der guten Beziehungen zwischen Oesterreich und Rußland erschienen sehr problematisch, und offener Krieg könne daraus entstehen, denn angenommen, das Berliner Cabinet unterstütze eine derartige Erwerbung einer der beiden Nachbalanächte, so werde es sich seinen Lohn dafür jedenfalls ansbedingen, und das wäre wohl freie Hand gegenüber Frankreich oder Holland. Und gelänge es auch dem aufrichtigen Friedenswunsche der russischen uud österreichischen Regierung, die neue Ge fahr noch für einige Zeit zu beschwören, die Verwicke lung sei doch unausbleiblich, die Lösung nur um so schwieriger. Die Nachfolge im Orient sei durch Eng- lauds Vorgehen eröffnet worden, die Ostmächte werden den geeigneten Moment answählcn, um ihren Antheil zu regeln, und Deutschlands Beistand werde der einen oder andern der beiden rivalisirenden Mächte zu Gebote stehen; auf alle Fälle würde Fürst BiSmarck sich die volle Acttonsfreiheit zu sichern wissen und »unter Verfolgung seiner Pläne gcgrn Frankrcich und Holland, die deutsche Ein heit vollenden von der Nordsee bis zum adriatischen Meere!" — Weit sachgemäßer und verständiger, als die franzö sische Presse in ihren ausschweifenden Phantasmagorien, aber mit offenbarem Unwillen lassen russische Blätter über Englands Vorgehen sich vernehmen. Sv heißt es in der »Moslauschen Zeitung", das seltsam ge- heimnißvolle Wesen der britischen Diplomatie in Betreff der im Orient entstandenen Schwierigkeiten habe sich endlich in voller Offenheit entladen. England, das so eifersüchtig die Erbschaft des „kranken Mannes" behü tet., beerdigt ihn plötzlich lebendigen Leibes und ergreift die schon im Voraus ins Auge gefaßte Beute. „So sehen wir England bereits mit vollwichtiger Hand in Aegypten den Herrn spielen, und das wird erst als ein frut aeeompli zur allgemeinen Kcnntniß gebracht. Die englischen Diplomaten, welche mit den Ungeheuern Schwie rigkeiten einer allgemeinen Liquidation des ottomanischen Reiches sehr wohl bekannt waren, fanden bei dem Lärm des herzegowinischen Aufstandes den günstigen Moment zur gewaltsamen Zueignung. Der coup ä« main ist meisterhaft gemacht — in Form eines Handelsgeschäfts zwischen zwei Negierungen. Es ist erstaunlich, daß man in Europa bisher so wenig gehörige Aufmerksamkeit auf die Ränke der englischen Diplomatie gewandt hat. Uns däucht, daß infolge dieser Abmachung die Schwierigkeiten jpn Orient sich bedeutend compliciren werden. Die Ab machung ist keineswegs ein einfacher Handel. Sie stellt Fragen der kitzlichstcn Qualität in den Vordergrund, wie davon noch kein Beispiel vorgekommen." Das Mos kauer Blatt geht so weit, die Rechtsgilttgkeit des ganzen Handels anzuzweifeln. — Von den St. Petersburger Blättern hat bisher kein einziges zu der durch England geschaffenen neuen Situation im Orient Stellung ge nommen. Nur die „St. Petersburger Zeitung" läßt in ihrer Rundschau die Bemerkung einfließen: „Jedenfalls dürfen wir hoffen, daß Rußlands Interessen, welche gebieterisch die Freiheit des Suezcanals als in ternationale Handelsstraße erfordern, auch unter den plötzlich veränderten Bcsitzvrrhältnissen an dem Canale kräftig gewahrt werden." — Von sonstigen der russischen Negierung nahestehenden Organen ist der Brüsseler „Nord" am klarsten mit der Sprache herausgegangen. Steuerdings schenkt dieses in politischen Dingen wohlbe wanderte Organ den vorstehend mitgethcilten Ausfüh rungen der „Rüpublique frau^aise", welche seiner Mei nung nach der Logik nicht ermangeln, besondere Auf merksamkeit. Freilich kommt das Brüsseler Echo der russischen Diplomatie im Hinblick auf die bewährte Frie denspolitik der drei Kaiserreiche doch zu ganz anderen »Schlußfolgerungen. Das Blatt schreibt hierüber: „Daß der von England soeben vollzogene Act in gewissem Maße die Wiedereröffnng der orientalischen Frage be deuten könne, ist unbestreitbar; daß England damit still schweigend Oesterreich und Rußland einladet, ihrerseits Besitzvergrößerungen vorzunehmen, ist möglich; daß end lich die Nachahmung des von England gegebenen Bei spiels dazu angethan wäre, die bestehenden Beziehungen der europäischen Staaten zu trüben und Verwickelungen hervorzurusen, das ist offenbar. Aber der Korrespondent des Pariser Blattes vergißt das Eine, daß die nordischen Mächte keineswegs geneigt sind, das allgemeine Interesse Europas persönlichen Nebenzwecken aufzuopfern." Hier weist der „Nord" auf den jüngst telegraphisch avisirtrn Artikel des „Journal de St. Pvtersbourg" hin, in wel» chem es heißt: „Die orientalische Frage geht ganz Europa an, ^as allein competent ist, dieselbe »u lösen und die dortigen Krisen beizulegen. Welche Entscheidung auch ge troffen werden möge, dieselbe wird nicht da- Ergebniß eines Bruchs, sondern einer allgemeinen Verständigung sein." Wenn dasselbe Blatt an einer anderen Stelle das Dreikaiserbünduiß mit einem „unerschütterlichen Felsen" vergleicht, so ist hiermit die beste Antwort auf die wüthige Alarmtrompete gegeben, welche die Pariser Presse anzustimmen beliebt. Möge ihr dir Versicherung des „Nord" zur Beruhigung dienen, „daß die nordischen Mächte die Politik der gegenseitigen Verständigung und Uebereinstimmung, welche sie zum allgemeinen Wohle seit einigen Jahren befolgen, nicht aufzugeben gedenken und daß sie eine Politik egoistischer Exklusivität verschmähen." TageSgeschichte. - * Berlin, 6. December. Wie der „St.-A." hente mittheilt, werden an den am 9, und 10. d. M. bei Hubertus stock stattfindenden Hofjagden außer Er. Majestät dem Kaiser sich bethriligen Se. k. und k. Hoh. der Kronprinz, Se. Majestät der König von Sachsen, Se. k. Hoheit der Großhrrzog von Mecklenburg-Schwerin und Ihre königl. Hoheiten der Prinz Friedrich Karl, der Prinz Georg von Sachsen und der Prinz August von Württemberg. — Das „ölvmorial äipiomaticzn«" vom 13. November enthält Mitthcilungen über die politische Bedeutung des im Frühling dieses Jahres von Sr. Majestät dem Könige von Schweden und Norwegen am hiesigen Hofe abgestatteten Besuchs, welche ihrem Wortlaute, wie ihrer Tendenz nach, als unrichtig be zeichnet werden müssen. Stach dem „St.-A." find bei jener Gelegenheit weder Verträge abgeschlossen worden, noch haben politische Erörterungen der bezeichneten Art stattgefunden. „ Sicherlich haben — sagt das hiesige officielle Blatt — dir zwischen Sr. Majestät dem Kaiser und Seinem königl. Gast hier gepflogenen Brzirhungm beiden Monarchen zu hoher Befriedigung gereicht; der Besuch selbst hat aber den Charakter einer rein persön lichen Begegnung der befreundeten Monarchen getragen und bewahrt. Politische Zwecke und Verabredungen sind demselben fern geblieben." — In ter Sitzung des Bundesraths vom 5. d. Mts. wurde ein Schreiben des Präsidenten des Reichstages, betreffend den vom Reichstage gefaßten Beschluß bei Gelegenheit der Prü fung der Abgeordnetenwahl im 10. Liegnitzer Wahlkreise mitgetheilt. Ueber einen Gesetzentwurf wegen Einführung des Gesetzes über die Portofreihriten in Südhessen wurde die Beschlußnahme Vorbehalten. Der vom Reichstage angenommene Gesetzentwurf, betreffend die Umwandlung von Actien in Reichswährung erhielt die Zustimmung. Es wurden ferner Ausschubberichte erstattet über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Erwerbung eines Schießplatzes für dir Artillerieprüfungscommission u. s. w., sowie über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Art. 1b dcs Münzgesetzes; ferner über eine Vorlage, betreffend die Festsetzung der zur Um- wechseluug von Goldmünzen gegen andere Ntünzsorten verpflichteten Kassen; über die weitere Ausprägung von Kupfermünzen und über die Abänderung der Statuten der Provinzialactienbank des Großherzogthums Posen. — Wie „W. T. B." meldet, hat der Bundcsrath be schlossen, vor Einziehung der Silbcrthaler zunächst nur deren Coursfähigkcit cinzuschränken, und dieselben wie Rrichssilbermünzen als gesetzliches Zahlungsmittel für Zahlungen bis 20 Mark vorläufig fortbestehen zu lassen. — Der Vicepräsidcnt des Staatsministeriums, Finanzminisier Camphausen, der Handtlsminister Dr. Achenbach und der Staatsminister Dr. Delbrück, Prä sident des Reichskanzleramtes, waren heute Vormittag Feuittetoll. Redigirt von Otto Banck. Residenztheater. Gastspiel des Hrn. Karl Sontag vom königl. Theater zu Hannover. Am 6. December zum ersten Male „Die Harfenschule" von A. E. Brach vogel. Herr Sontag hat im Beaumarchais eine Leistung entwickelt, welche er lange Zeit neben anderen Rollen zu Gastspielreisen würde benutzen können, wenn das Stück dies aushielte. Die Rüstigkeit des Steuermannes wird aber das gebrechliche Fahrzeug lange überleben. Obgleich das Haus leider wieder schwach besucht war, vermochte es doch der Künstler, alle Anwesenden vom ersten Augenblicke an so zu srsseln und nach und nach zu erwärmen, daß die Theilnahme eine ebenso un gewöhnliche wie berechtigte zu nennen war. Für den Kenner der schauspielerischen Aufgaben nnd specirll der modernen Schauspielkunst bot rr einen ganz besonder» Genuß, indem er das jetzt Ungebräuchliche und doch so Nothwendige direct in den Vordergrund stellte — ich meine die Flüssigkeit und Natürlichkeit der Rede. Jene Natürlichkeit und durchsichtige Einfachheit der Redekunst, welcher, wie Shakespeare sagt, das Wort leicht von den Lippen geht, ist auf der heutigen Bühne nur noch in der Posse, überhaupt in der niedrig rea listischen Sphäre des Vorstadttheatrrs »u Hause — im höhcrn Drama und an wirklichen Kunftinstituten ist sie mehr und mehr hinau-declamtrt. Und doch gehört diese Redekunst eben so nothwrndig dem Theater, wie sie dem Leben gehört. Ich hab« in der Wirklichkeit noch nie mals Personen, die eifrig miteinander spräche«, falsch betonen, oder mit uncharakteristischen Mitteln ihren Sinn verstärken gehört. Wie selten geschieht es und wie wohl thut es, auf der Bühne, welche die Wirklichkeit bedeutet, dasselbe wahrzuuehmcn. Nach dieser Seite hin konnte man bei Hrn. Sontag's Beaumarchais schwelgen, und diese Seite ist die ganze Kraft der Rolle, ja ist über haupt das Wesentliche aller Partien im Conversationsstück. Und mit dieser richtigen Sprache findet sich auch das richtige Spiel ganz von selbst. Wer in den Gesprächen des Lebens zu den Worten unpassende oder verspätete Gesten gesehen hat, der thut wohl, sich diese Seltenheit roth im Kalender anznstreichrn, sie wird ihm wohl nicht zum zweiten Male begegnen. Unschön, für die Kunst stillos können die Gesten der Wirklichkeit sein, gefühl- und sinnentsprechend richtig macht sie jedes Kind und jeder Greis in jeder Lage und in jedem Stande vom Bettler bis zum Fürsten. Noch ganz besonders gelang es Herrn Sontag, das höhnische, entlarvende, blamirende Wort mit innerlichster Hingabe an die Malice auszusprechen, eine für jeden Darsteller dieses Beaumarchais unschätzbare Eigenschaft. Ueber das Stück läßt sich nichts weiter sagen, als daß es in Scene und Dialog sehr zugespitzt wirksam ist, sonst aber für den Dramatiker eigentlich Das aus macht, was für den Träumer die in der Luft herum fliegende gebratene Taube aus Schlaraffenland mit Messer und Gabel darin. Auf Erden fliegen solche Vögr^ nicht herum, aber es wäre daselbst das Leben eine Lust und jeder Kampf ein Vergnügen, wenn derartige Situationen und Scenen möglich wären, wie sie sich in dieser „Harfen schule" Schlag auf Schlag zur Wonne aller Tugend haften zugetragen. Die Gesammtdarstellung war eine recht lobens- werth«. O. B. Rundschau über Theater uud Musik. "s- Für unsre deutschen Componisten scheint ein mit der Zeit mehr und mehr verheißungsvoll werdender Opernfrühling anzubrechen. Die glücklichsten Erfolge haben jedenfalls „Die Folkunger" von Edmund Kretsch mer aufzuweiscn, welche im vorigen Monat am Ham burger Stadtthcater und an der Münchner Hosbühne in Scene gingen. An beiden Orten hat das Werk festen Fuß im Repertoire gefaßt, und auch die Kritik äußert sich über dasselbe mit lebhafter und warmer Anerken nung. Aber auch andere Operncomponisten haben heute keinen Grund mehr, sich über Nichtberücksichtigung zu beklagen. Wir erwähnen nur den „Golo" von Bern hard Scholz, „Der Widerspenstigen Zähmung" von Hermann Götz (dieser Tage am Leipziger Stadttheater mit günstigem Erfolge in Scene gegangen) und die das Märchen von der schönen Melusine behandelnden Opern von G rammann und Theodor He ntschel. Die Ton dichtung des Letztgenannten erblickte das Lampenlicht Mitte vorigen Monats im Stadttheater zu Bremen, an welchem der Autor als Kapellmeister fnngirt. — Auch auf dem Gebiete der Concertmustk zeigt sich eine leb hafte Concurrenz in der Ausbeutung der poetischen Stoffe. Nach dem Vorgänge Raff'S hat August Klug hardt eine symphonische Dichtung „Lenore" veröffent licht, welche im letzten Concert der „Euterpe" zu Leip- zig aufgeführt wurde. Es ist reinste „Programnimusik". Der Text der Bürger'schen Ballade erscheint in der Par titur vollständig abgedruckt. In den ersten drei Sätzen dienen die betreffenden Strophen als Überschriften, in Schlußsätze vettheilen sie sich je nach Inhalt alS Weg weiser für die ihnen zugehörigen Musikstellcn; dort deu ten sie den Inhalt der Musik im Allgemeinen an, hier beleuchten sie dieselbe ins Einzelnste Tact für Tact nach größern oder kleinern Gruppen. Es fehlen nur noch die Holzschnitte dazu, um Alles recht handgreiflich zu machen. Die Begabung des Componisten soll unver kennbar sein, aber ein derartiger Materialismus in der Kunst verdient die entschiedenste Verurteilung; denn es ist und bleibt alle Zeit ein verderblicher Jrr- thum, die Darstellung des Sachlichen auf diese Weise durch die Musik als solche erzwingen zu wollen. — Die letzte Aufführung des Riedel'schen Vereins in Leipzig brachte Händrl's „Israel in Aegypten". Mehr als anderwärts bei Händel ruht gerade in diesem Ora torium der Schwerpunkt in den Chören, und zwar hat der Componist, wie man aus mehr als einem Umstande schließen darf, deren Ausführung einer numerisch so stark als möglichen Sängcrschaar zugedacht. Prof. Karl Riedel hat diese Beobachtung wohl beherzigt, und um Händel's Absichten genügend zu entsprechen, trug rr «sorge für wesentliche Verstärkung seines gewiß schon stattlichen Vereins. So traten die Herrlichkeiten der Chöre, die durch vorzügliche Unterstützung des Gewand- hausorchesters, sowie der Orgel der Thomaskirch« ge hoben wurden, überall in bestechender Pracht zu Tage. — In Berlin hat die Generalintendantur der königl. Schauspiele aus der zu luxuriösen Kleidung der weib lichen Darsteller eines neulich aufgefühtten Lustspiels Anlaß genommen, die Mitglieder des Schauspiels im Allgemeinen zu ersucben, ihre Costume rc. in modernen Stücken dem Charakter derselben anzupassen. So ein fach und selbstverständlich diese Mahnung ist, dürsten die davon betroffenen Damen doch dann eine Beeinträch tigung eines ihrer angestammtesten Frauen- und Bühnen- rrchte und eine Grausamkeit auS wahrhaft meiningenscher Costumegewifsenhaftigkeit erblicken. Zudem sieht man dir oft am niedrigsten bezahlten, talentlosesten „Künst lerinnen" der zweiten, dritten und vierten kleinen Bühnen
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