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Freitag. M^78. 5. Oetoöer 185S or angenommen. Welßerrh-ZeltungM .-,-iErschiiut -- - --- — "7 -- -I.' . -r'n Dtenstrg» t"ü>- FreltagS. Zu Vezle-rn durch alle Poflanstak- ten. Preis pro - ., ... Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger «nd Landmann. - 7. . 7..^. '-'VN'- ' 7-i ' 5' Verantwoktlicher Redacteur: Carl Zeh ne in Dip P o ld i-wal de.' 77^-7.- ' "" Pelissier in Afrika. Der ruhmgekrönte Marschall Pelissier nimmt ge genwärtig die Aufmerksamkeit der Welt vorzugsweise in Anspruch; darum erscheint eSwohl vor unseren Lesern gerechtfertigt, wenn wir in Nachstehendem eine Episode aus seinem früheren Heldenleben, die in dem Nr. .43 un serer Zeitung eingefügten Artikel über ihn gar nicht be rührt worden ist, in die Erinnerung zurückrufen. Nachdem Pelissier im Jahre 1839 als General- stabschrf.von Schramm wieder nach Algier gekommen, be fehligte er im Jahre 184S ein Regiment, und diese Pe riode war e», in der er jenen Zug nach dem Dahra unternahm.- welcher einen allgemeinen Schrei des Entsetzens hHvorrief, da Pelissier in einer Höhle 800 bis 1000 Femde vom Stamme der Üled-Ria durch Rauch erstickte. Das Dahra ist ein sonderbares Land — eine «eite Ebene, übersäet mit schrecklich zerrissenen Bergen, die im Allge meinen die Gestalt von Kegeln haben und mit Feldern von außerordentlicher Fruchtbarkeit umgeben sind. Man baut daselbst Getraide, Wein, Obst. Die Wohnhäuser find bequem, wohl gebaut, mit Gärten umgeben, das Volk genießt einen großen Wohlstand. Zwei dieser Kegel hat die Natur verbunden durch eine ungefähr 100 Meter breite Fels«,mässe,, die sich durch «ine sehr tiefe Schlucht hinzieht und die man -die Kantara nennt. Sie bildet eine der beträchtlichsten Grotten des Dahra, und zur Türkenzeit hatten die arabischen Stämme oft daselbst eine Zuflucht gesunden gegen dit Tyrannei. Die Kantara hat auf einer Seite zwei Eingänge über einander, ans der andern Seite nur ganz enge Spalten. Der Obrist Pelissier ließ die Colonne vor den Oeffnungen lagern. Die in die Grotte geflüchteten, gegen tausend Mann starken, Araber sandten ein lebhaftes Gewehrfeuer heraus; man antwortete, ziem lich auf'S Gerathewohl, da das Auge nicht in die Dunkel heit drang, mit Haubitzengranaten und Flintenschüssen. Mittlerweile waren die Truppen beschäftigt, Strohbüschel zu sammeln und Faschinen zu binden. Doch dachte Pe lissier an nichts weniger, als jene tausend Araber, die man in dieser Höhle blokirt wußte, zu verbrennen oder mit Rauch zu ersticken. Das Werk begann. Die brenn- _ baren Stoffe wurden in die Schlucht geworfen, angezün- det und der Brand unterhalten bis zum Abend. Dies geschah am 18. Juni (184S). Am Morgen des 19. wagten sich Araber aus der.Grotte, sie hörten die Vorschläge des Obristen. Man ließ sie das Lager durchschreiten, sie konn ten die unermeßlichen Haufen Brander und die bereit ge-> halten«» Fackeln sehen. Sie fanden aber die Bedingungen Pelissier'S zu hart,.verwarfen dieselben und kehrten tu die Grotte zurück, um daselbst mit Weibern, Kindern und Habe — — zu sterben. Nun begann wieder das An zünden von Feyer vor der Grotte, eS hielt he» ganzen Tag an und ward in der Nacht fortgesetzt. - Die Soldaten wurden zwangsweise verwendet, eS war für sie eine gräß liche Arbeit, inmitten des Geschreies und Getöses tm Jff- rier«. Lange erhob sich ein« zwtifache Feuersäule vor de» Oeffnungen der Höhlt. Am Morgen des 20. war nichts mehr übrig, als ein niedergebrannter Gluthhaufeii, «nd auch nichts mehr zu hören. Nun entschloß man sich, in die Höhle einzudringen. Wer schildert das grauenvolle Schauspiel, das sich den Augen darbot! Rasend gemachte Thiere, die Alles, was ihnen in den Weg kam , ^nieder rannten, — Männer, Weiber, fortstürzend zur'Flucht, erstickt, ohnmächtig. Zwanzig Schritte weit mußte man über Sterbende und Todt« gehen. Tausend Personen waren zusammengepreßt in diesen Canal ohne AuSgana. Im Hintergründe fand man aufrecht stehende Leichen imt dem Gesicht gegen die Spalten zu, um Luft zu erschnapptff?''' Ungefähr siebenzig waren noch am Leben, sie starben aber, wie man sie hinausbrachte. Andere wurden von nieder fallenden Felsenstücken zermalmt, welche die Hitze abgelöst hatte.' Eine große Zahl der Leichname hatte Messerstiche und Spuren tiefer Wunden. Ohne Zweifel hatte ein schrecklicher Kampf Statt gehabt inmitten dieser Nachk. >'' So unverantwortlich diese Handlung zu stiü fchW,!/ fand sie doch ihre Bertheidlger, und unter - diesen den Generalstatthalter Bugeaud selbst. Man'führt«? an, daß Pelissier parlamentirt, daß. er;heu denu BcrOche, den Feind aus der Höhle zu treiben, Leute verloren habe, und setzte hinzu: „Welchen Entschluß kann? Soll er vor der Höhle bleiben und die Stüber' hürch Hunger bezwingen, dabei feine eigenen Leute den'Be- schwerden der Hitze und der Erschöpfting-feinet'Börräthp aussetzen? Soll er sich zurückziehen, diese Operation sStri setzen vnd dann im Rücken 800 Feiffde behalten? Keines dieser Auskunstsmittel war zulässig. Er sinnt daher Nuss' ein anderes Verfahren zur Besiegung des Feindes; er läßt Faschinen sammeln und zündet sie am Eingänge der Höhle an, und als sie eine Zeit lang gebrannt, schickt'-ep Parlamentäre ab — man empfängt sie mit Flintenschüssen. Diese Antwort bewies keine große Niedergeschlagenheit Le« , andern Theiles; er muß glauben, die Wirkung des Ran- ches habe Niemanden eingefchüchtert , daher Iäßt er VSS Feuer vergrößern und erwartet den folgenden Tag, um wiederholt zu parlamentiren, Schweigen und Stisss^ieH ihn glauben, seine Operation habe keinen Erfolg, d«r»,r konnte nicht wissen, was im Jnirern vokging. HiarrhattitN Weiber und Kinder, Greise und Schwachmüthig« daS.Her- ausgehen verlangt und sich Bahn zu breche» gesucht« um sich lieber zu unterwerfen, als eitles gewisse». PodeS.zu sterben. Offenbar handelten diese im Sin»« des Obsiste» . Pelissier und des gesandt». Menschenverstandes. Allein neben dieser Mehrheit, die ihrem natürlichen Instinkte folgt«, gab eS eilte bis zum Märtyrerthmn'e;altirt« Minderheit,