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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. "»/» M Ekschetnt mit «aen-b-r der Sonn- — —„ m/Wv UH^L. und «bende p 18. W» durch all« Postanstaltea zu beziehen. o Preis für da« Dterteljahr Thaler. Insertion«.Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschrn. 1857. Nichtamtlicher Theil. « Nrbersicht. Tt^e^eschichte. Dresden:' Prinzessin Louise k. H. in ffrmy erkrankt. Generalleutnant und Staatchninister a. D. v. Mtvckwitz I Wien: Audienzen. Revision des SDHiWsch - tückischen Zollvertrags. Erzherzog Max in SknedHg «rwarkrt. Graf Radehky. — München: DaS Befinden der Prinzessin Luitpold- Eine „GchellingSstraße". — Hannover: Die SundzollablösungSsnmme bewilligt. — Parkt: Ernennungen. Griechisch,« Lob der französi schen Occupationttruppen. Neue LonS der Bäckerkaffe. Städtische Auflagen. Der artesische Brunnen »on Passy. — Turin: GuteErnteauSflchten. Au« der Deptttirtenkammer. — London: Bevorstehende Reise Lord Elgin« Aü« dem Parlamente. — Kopenhagen: Zum Snndzollvertrage. Äthern Wiedererstattung der Kosten für die Okkupation in Aussicht. — Konstantinopel: Kein Angriff der Russen auf Buchara. Local - mrd Provivzialaugelegeuheiteu Dresden: Vermehrung der Loose der LandeSkotterie. Arbeitslohntaxe für Maurer und Zimmerleute. Vermischt,«. — Leipzig: Au« dem Verzeichnisse über die Universitätsvorlesungen. Versammlung sächsischer kandwirthe. — Chemnitz: GaS- finsterniß. Der Gewerbeordnungsentwurf. — Herrn hut: Verdacht einer Vergiftung — Oschatz: Aufhebung der Communalgard, — Annaberg u. Hirsch selbe: Unglücksfälle. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Dresden. Zittau.) Mittheilungen über die milden Stiftungen Dresdens. Feuilleton. Vermischtet. Inserate, ragetkalender. BSrsennachrichtev. rs-e-geschichte. Dresden, 18. März. Die au« Rom hier eingegangenen Nachrichten über da« Befinden Ihrer königl. Hoheit der vaselbst erkrankten Prinzessin Louise von Sachsen lauten noch formähread Behmgniß erregend, doch- fmd ^la^e—ffea Symptome etwa« günstiger. — Ge. Majestät der König haben einen Ihrer ältesten treuen und verdienstvollen Diener verloren: der General leutnant der Reiterei und Staatsminister a. D. Herr Jo hanne« v. Minckwitz Exrellenz ist heut« Morgen in einem Alter von 70 Jahren mit Tode abg^angen. Der Ver ewigte, welcher an dem russischen und französischen Feldzüge Theil genommen und di« zum Jahre 1817 dem aktiven Militärdienste angehört«, stand in den Jahren 1822 bis 1835 (zunächst als UnterstaatSserretär und später als StaatSminister) an der Spitze des Departements der aus wärtigen Angelegenheiten, leitet« 1833 bis 1835 zugleich daS Ministerium de« königlichen HauseS und bekleidete so dann den Posten eines königlichen Gesandten beim könig liche« Hofe zu Berlin. Er war Ritter deS k. HauSordenS der Rautrnkrone und (seit 1812) de« Militär-St.-HeinrichS- orden«, Großkreuz deS Verdienstordens und zahlreicher aus ländischen hohen Orden. Einen ausführlicher» Nekrolog hoffen wir nächstens geben zu können. Wien, 17. März. (W. Bl.) Gestern gab Se. Majestät der Kaiser nach der Rückkehr aus dem lombardisch-venetiani- schen Königreiche zum ersten Male große Audienz. Unter den Diplomaten, welche die Ehre hatten, von Sr. Majestät in besondern Audienzen empfangen zu werden, waren Ihre Excellenzen der Herr k. k. Gesandte Baron v. Koller, der dänische BundeStagSgrsandte Baron v. Bülow, der zum mecklenburgischen Ministerresidenten ernannte Herr v. Bü low, der neu ernannte königl. spanische Gesandte Don Ber- mudez de Castro und der abberufene königl. spanische Ge sandte de la Torre Ayllon. — Die „Oest-Atg " schreibt: Da die türkische Regie rung mit Rücksicht auf die In den Waarenpreisen eingetre- tenen Aenderungen daS Verlangen nach einer Revision deS österreichisch-türkischen Zolltarifs gestellt hat, hat daS k. k. Handelsministerium an die Handels- u. Gewerbekammer die Aufforderung gestellt, rin Gutachten über mehrere Frage punkte zu erstatten, al«: über die vorzüglichern Artikel, welche nach der Türkei auSgeführt und von dort nach Oesterreich eingrführt werden; dann in wie fern und bei welchen Ar tikeln ,S statthaft erscheine, statt der fixen Tarisirung jene nach dem Werthe zu belassen, und welche Garantien für di« Richtigkeit der Facturascheine geboten werden könnten. — Aus Venedig wird gemeldet, daß Sr. k. k. Hoheit der Erzherzog Ferdinand Max am 19- oder 20- d. M. in der Lagunenstadt eintreffen und da« Amt eines Generalgou- verneurS deS lombardisch - veNetianischen Königreichs antreten wird. — Die in BreSkia erscheinende „Sferza" will wissen, daß Se- Exc. der Herr Feldmarschall Graf Radetzky Verona zum'drfinitiven Aufenthalt gewählt habe. H Berlin, 17. März. Ein trauriges Ereigniß von tief erschütterndem Eindruck unterbrach und beendete die heutige 33- Plenarsitzung deS Abgeordnetenhauses. Die Sitzung be gann gegen 11 Uhr. Nach einem gestrigen Vorschläge des Präsidenten hatte man zur Abhilfe der dauernden Beschwer- den über schlechte« Verständnis der Redner im Saale eine Rednerbühne, schräg über von ihrem bisherigen Standpunkte unter dem Präsidentensitz, links vom Ministertische, vi» ä via vom Präsidenten und der über dessen Sitz gelegenen Jour nalist,ntribune angebracht. Nach Erledigung der geschäft lichen Angelegenheiten ging man zum ersten Gegenstand, der Tagesordnung: Bericht der Budgetrvmmission über die Etat« für die geistliche, Unterrichts- u. Medirinalverwaltung, über. Al« erster Redner betrat die neue Tribüne der Abg. RegierungS- rath a. D. Otto aus Düsseldorf, welcher durch eifrige« Vor kämpfen für die katholischen Interessen, sowie- durch seine wiederholte Einbringung von Anträgen auf verbesserte Stel lung der Katholiken bekannt ist. Auch in der heutigen Sitzung galt seine Rede der Verbesserung der Lage der Katho liken, welche mit dem Etat de« geistlichen Ministeriums im Zusammenhänge steht. Plötzlich entfärbte sich der Redner und stürzte auf der Tribüne zusammen. Die Minister und die nächstsitzenden Abgeordneten eilten herbei; acht Abgeord nete trugen den erkrankten College« in da« nahe gelegen« Ministerzimmer, mehrere, dem ärztlichen Stande angehörige Mitglieder de« Haus,«: die Herren RegierungSmedicinalrath vr. Wegeler au« Koblenz, geh. Medicinalrath Oe. Rhade« au« Stettin, sowie der SavitätSrath 1>r. Hasenclever au« Düsseldorf eilten sogleich zu ärztlicher Hilfeleistung herbei, Arzneien wurden herbeigeschafft rc., allein alle angewandt« Hilf« blied erfolglos, der Unglückliche Hauchte 5 Minuten vor 12 Uhr seinen Geist auS, nachdem er zuvor au« den Hän den seines Freundes, des Pfarrers Thissen zu Köln (Abgeord neten für den zweiten Aachner Wahlbezirk), die letzte Oelung empfangen hatte. Die Sterbesakramente konnten dem Ster benden nicht mehr gereicht werden, da seine Besinnung ent schwunden war und blieb. Viele Abgeordnete, auch die Herren Minister v. Raumer und v. Westphalen, welche in der Sitzung anwesend waren, blieben bis zum letzten Augen blicke bei dem Sterbenden. Dieser endete in den Armen deS Pfarrers Thissen, welcher im Augenblicke d,S Sterbens die Worte auSrief: „Vater, in deine Hände befehle ich seinen Geist!" Otto hinterläßt eine Witwe und 9 Kinder, welchen unerwartet der Tod den Gatten und Vater raubt. Wie Sie leicht ermessen mögen, war im Hause di« bewegteste Theil- nahme. Der Präsident schloß die Sitzung gegen halb 12 Uhr und beraumte die nächste auf morgen um 10 Uhr an. — Heute begannen, begünstigt von dem herrlichsten Wetter die Frühjahrsparaden der hiesigen Garnison unter den Linden. Die Mannschaften der sämmtlichen hier garnisonicenden Ca- valerieregimenler waren in doppelter Reihe vom Schlosse bis zum Standbild« König Friedrich'« II. ausgestellt. An der Spitze einer glänzenden Suite erschien um 11 Uhr zu Fuß vom Schlosse kommend Se. Maj. der König in der Uniform deS GardecorpSregiments und ging die Fronte hinauf und hinunter, worauf der Vorbeimarsch zu Fuß und in Zügen erfolgt,. München, 16- März. (A. Z.) Da« heute Vormittag gegen 10 Uhr ausg,geben, Bulletin über daS Befinden der Prinzessin Luitpold bestärkt in erfreulicher Weise die Hoff nung, daß di« hohe Frau uns erhalten bleibe; dasselbe lautet: „Ihre kais. Hoheit haben die zweite Hälfte der Nacht ruhig zugebcacht. Diesen Morgen ist die Besserung anhaltend mit großer Erleichterung des AuSwurfS. vr. Zink. I)r. Feder." — Nach einem diesen Abend über da« Befinden der Prinzessin Luitpold auSgegebenen Bulletin hat sich -in den Mittagsstunden abermals »ine Zunahme deS Fiebers einge- steht, welches gegen Abend noch nicht gänzlich nachgelassen hat. — Se. Maj. der König haben zu bestimmen geruht, daß die Löwenstraße in München fortan den Namen „Schelling- Straße" zu führen habe. Hannover, 16. März. (T. D. d. H. C ) In der heute gehaltenen vertraulichen Sitzung der Kammern in Betreff der Ablösung des SundzollS wurde die au« den Mitteln der Generalkasse zu entnehmende, einmal zu zahlende Summe von 123,000 SpecieSthalern bewilligt. — In der Ersten Kammer wurde da« Finanzcapitel gegen eine einzige diffen- tirende Stimme (Schahrath v. Bothmer) in dritter Be- rathung angenommen. — Parts, 16. März. Der heutige „Moniteur" ent hält eine lange Reihe von Ernennungen im Departement der Justiz, des Kriege« und der Marine und Aufnahmen in da« WMeninstitut deS kaiserlichen PritMN. dessen Bestand gegenwärtig 52 Pfieglinge beträgt. Der griechische Mini ster Rangabi« hat bet der Einschiffung der OccupationSttup- pen im Piräus in einem Schreiben an den französischen Ge sandten in Athen dem französischen Militär über die während der OccupationSzeit beobachtete strenge DiSriplin das größte Lob ertheilt. — Die Bäckerkasse wird vom 16. bi« zum 31. d. M- wieder eine Million Francs in durch die Stadt Pans garantirten Bons auSgeben. — Die enorme AuSqabenlast der Stadt Pari«, deren regelmäßiges Budget 41 Mill. Fr. beträgt, ungerechnet der 12 Mill. Fr. außerordentlicher Ausgaben und der im laufen den Jahre gewiß eine Höhe von 14 Millionen erreichenden Tilgungen der städtischen Schuld hat natürlich zu einer ent sprechend starke« Vermehrung der Auflagen Veranlassung gegeben. So hat man u. A- der „Jndüp." zufolge auf dem Marchs-deS-Jnnocents die Standgelder von 30 auf 60 und auf Marche-du-Temple von 20 auf 30 Cent, täglich erhö hen müssen. — Ueber die Fortschritt« in der Bohrung de« artesischen Brunnens von Passy bei Pari«, welche nach dem Systeme und unter der Leitung de« sächsischen Ingenieurs Kind ge schieht, berichtet die „Jndep ": Vor einigen Tagen begab sich eine au« dem Schooße de« Municipalraths gebildete Com mission an Ort und Stelle, um sich von dem Stande der Feuilleton. Die Denkmäler Goethe », Schiller'» und Wieland » in Weimar. Der BerwaltungSauSschuß derselben hat zur Vollendung dieser Denkmäler einen neuen Aufruf erlassen nebst einem dankbaren Rechenschaftsbericht für die bisherigen Unterstützer. AuS dem letzter» geht hervor, daß da« großherzogliche Hau« von Weimar 6700 Thaler für die Bildung der drei Statuen an zwei Künstler gegeben, da« Erz König Ludwig von Bayern gewährt hat und für die Guß- und Errichtungskosten durch frei willige Beiträge über achthalbtausend Thaler zusammengefloffen find. Die Statue Wieland'«, von Gaffer in Wien entworfen, und eben so di« Gruppe Goethe'« und Schiller'«, von Rietschel, find in München zum Guß bereit; beide Monumente könnten im Laufe de« Sommer« ganz au«geführt und am 3. September diese« Jahre«, dem hundertjährigen GeburiStaze Karl August'«, enthüllt werden, — wenn zur Beschaffung der Granit - Piedestale und Aufstellung«kosten jetzt, nachdem für da« Ganze »in Werth von einigen -8,000 Thalern aufgewendet worden ist, noch ein Rest von etwa sech«tausrnd Thalern zusammengebracht wird. Zu diesem Zwecke wendet sich der Berwaltung«au«schuß noch einmal an dir Lheilnahme aller Deutschen, besonder« der Städte und Bevölkerungen, welche die ihrige für diesen Zweck noch nicht oder noch nicht in einigem Berhältniß zu dem Stande ihrer Bildung und ihre« Vermögen« bekräftigten. Um diese letzter« Worte de« Aufruf« näher zu begründen, können wir z^r« nicht enthalte«, au« de« speciellen Nechenschaft«berichte über die geschehenen Beiträge einig« arfffälttg« Thatsachen zu entnehmen. So finden wir, daß j. v. von der Stadt Bautzen und Um gegend 25, von Hildburghausen 22 Thaler tingegangen find, aber die reichen Städte Magdeburg und BreSlau nur 10 und 13 Thaler, Frankfurt a. M. 67 Thaler (von sech« Privatpersonen gegeben) beitrugen. Wir finden, daß, während in Dresden die Sammlung die Summe von 353, in Köln von 295 Thalern er reichte, daS hochgebildete, enthusiastische Berlin sich mit 33 Thalern betheiligte, von denen der Generalleutnant v. Rado- Witz 32 Thaler im Bereiche der Generalinspection de« Militär- bilvungSwesen« sammelte. Die Städte Hannover, Danzig, Stettin, Hamburg, Königsberg, Kassel, Nürnberg, München, Prag, Wien und manche andere wohlbekannte fehlen noch gänzlich in dem Berzeichniß der Beiträge und werden sich nun hoffentlich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diesem zweiten Aufruf mit um so mehr Eifer-nach dem Berhältniß ihrer Bil- düng und ihre« Vermögens Gehör zu leihen. — Möge die Theil- nähme Deutschland« nicht Nachlassen, um jene Monumente zu vollenden, die der Gemeinsamkeit zur Freude und Ehre ge reichen. In Dresden hat fich der Empfangnahme örtlicher Bei träge Herr geh. Medicinalrath vr. Caru« unterzogen. H Zwickau, 12. März. Je seltener im Provinzialleben der Genuß ist, die Meisterschüpfungen dramatischer Dichter in der geist- und lebensvollen Darstellung großer Bühnenkünstler be wundern zu können, um so willkommener Ist e« gewiß jede«mal, wenn Literaturkrnner von Fach fich herteilaffen, solche Dich tungen in akroamatischer Form zu behandeln und durch ästhe tische Betrachtung der hauptsächlichsten dramatischen Charaktere und Situationen tiefer in den geistigen und poetischen Gehalt derselben rinführrn. Wir haben un« in früher« Wintern solcher genußreichen Borträge wiederholt zu erfreuen gehabt, und der gestrige Abend, an welchem Herr Gymnafiallehrer Mosen, Brudeo de« Dichter« Juliu« Mosen, über Goethe'« „Torquato Taffo" la», hat nach längerer Pause die Erinnerung daran leb haft erneuert. Der Redner versetzte »inleitungSweise die Zuhörer zunächst auf den geschichtlichen Boden Italien« im 16. Jahr- hundert und an die Höf« der erlauchten Häuser von Medici und Este, deren augusteische Verdienste um die Blüthe der Künste und Wissenschaften er schilderte. Am Hofe Alfon«' II. zu Ferrara lebte vom Jahre 1565 an Torquato Taffo, der un sterbliche und doch so unbeneiren«werthe Dichter (geb. 1544 zu Eorrento), und vollendete daselbst sein „befreite« Jerusalem Der äußere LebenSgang, da« eigenthümlich« Wesen und die dichterische Bedeutung Taffo'« wurden in kurzen, aber kräftigen Zügen gezeichnet und sodann nachgewiesen, wie Goethe, indem er den Aufenthalt desselben am Hofe zu Ferrara und seine fast nur inner» Erlebnisse dort zum Stoff seine« berühmten Drama genommen, im Dichter Lasso entfernt nicht sein eigne« Bild habe zur Erscheinung bringen wollen, ja wie er die« bei der diametralen Verschiedenheit de« innersten Wesen« zwischen ihm und dem historischen Tgffo, dem reinen Gefühl-dichter, ohne Un treue an fich oder diesem nicht einmal gekonnt haben würde. Sei doch, um den Lasso überbaupt künstlerisch darstellbar zu machen, sogar ein» wesentlich» Milderung sein«» krankhaft über reizt»» Wesen« nicht zu umqrhrn gewesen. Endlich wie« der Redner noch auf dir Leben-epoche de« darstellenden Dichter« hin, in welcher deffen „Lasso" entstanden srt. mvem er zeigte, wie Goethe, während er im Götz und Welcher noch völlig i n seiner Zeit gestanden, in der Zphigenia, de« Lgmont und dn» Lasso nach den bekannten, für seinen Dichterseruf entscheidend ge-