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Freilag. M 2V 14. M-rj 1862 Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißerih-Ieitung. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt -er Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe )U Dippoldiswalde, /ravenfleiv und Attenberg. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. In der letzten Bersaminlung des Gewcrbevereins, der 15. und zugleich der letzten in dem vierten Vereinsjahre, wurde zunächst den Mitgliedern eröffnet, daß nächsten 17. März das Stiftungsfest des Vereins abgehalten werden solle, und wurde hierauf zur statutenmäßigen Neuwahl des aus 5 Personen bestehenden Vorstandes des Vereins ver- schritten. Die meisten Stimiklcn fielen hierbei auf folgende Herren: Buchdruckercibefitzer Jebne (42 Stimmen), Amtssportelcontroleur Karg (28), Loh gerbermeister Frosch (26), Advocat Riedel (25), I)i. Tbeile (25), Oberlehrer Engelmann (12), Gasthofsbesitzer Liebmann (8), Kaufmann Schmidt (8), Goldarbeiter Böhme (8), Kaufmann Richter (6), Schneidermeister Walter (5), die übrigen Stimmen vereinzelten sich. Die vier ersten der vor genannten Herren nahmen die auf sie gefallene Wahl an. vr. Theile jedoch sah sich in Folge obwaltender eigenthümlicker Verhältnisse veranlaßt, die ihm znge- dachte Ehre dankend abzulehnen, und trat an seine Stelle Herr Oberlehrer Engelmann als 5. Mitglied in den Vorstand ein. Nach Erledigung dieser Ange legenheit machte Herr Posamentier und Gummiwaaren- fabrikant Menius Hoffmann der Versammlung sehr interessante Mittheilungen über die Verarbeitung des Kautsch uck. Er zeigte zuerst ein Stück rohes, speckartiges Kautschnck vor, wie es vorzugsweise aus Südamerika (sog. Paragummi), früher in Flaschen form (die aber häufig, um ihr Gewicht zu vermehren, mit Sand gefüllt waren), jetzt in fingerdicken Platten, zu uns kommt. Dieses rohe Kautschnck muß aber zum Zwecke der Verarbeitung erst aufgelöst werden; aber die gewöhnlichen Auflösungsmitrel, wie Terpentinöl, Acther und Schwefelkohlenstoff verwandelten das Kautschuck nur in eine gallertartige Masse; eine eigentliche Aus lösung, wovon der Sprecher ebenfalls eine Probe vor zeigte, werde durch andere, noch nicht allgemein be kannte, Mittel bewirkt, und bat deshalb Hr. Hoffmann um Entschuldigung, wenn er auch seinerseits sich nicht über letztere ausspreche. Die Auflösung werde in mehr oder weniger dünne Platten gegossen, woraus aller hand Gummiwaaren, wie Gummischuhe, Schläuche rc., und namentlich durch eine eigentümliche Verbindung mit gewebten Stoffen die sogenannten elastischen Alpaka-Zeuge gefertigt würden, deren Anfertigung in Deutschland durch Herrn Hoffmann allein repräsentirt wird. Außerdem würden aber auch diese Platten durch geeignete Maschinen in dünne Fäden von verschiedener Stärke zerschnitten, die auf den Posamentierstuhl ge spannt (wobei sie das fünffache ihrer Länge annehmen), zu bandartigen elastischen Geweben verarbeitet würden. In welchem ungeheuren Umfange die Verwendung solcher Gummifäben stattfinde, davon gebe z. B. die Chemnitzer Gegend einen Beweis, in welcher wöchent lich für 2000 Thlr. Kautschuck von den Strumpf wirkern bei der Fabrikation von Strümpfen und Hand schuhen verarbeitet werde. Um dem Kautschuck eine größere Elasticität zu ertheilen, und damit dieselbe ins besondere auch in kalter Temperatur unvermindert bleibe, wo das rohe Kautschuck seine Elasticität verliere und steinhart werde, bediene man sich des sogenannten Vnlkanisircns, wobei das Kautschuck in einer ge eigneten Vorrichtung von Schwefeldämpfen durchdrun gen werde. Durch mannichfache Proben von Gummi platten, Gummifäden und Gummigeweben machte Herr Hoffmann seinen belehrenden Vortrag für die Zuhörer sehr faßlich und anschaulich. — Nach ihm machte Herr Golbarbeiter Böhme der Versammlung verschiedene interessante Mittheilungcn aus dem Bereich des von ihm bearbeiteten technischen Gebietes. Er sprach zunächst von dem Wiedergewinncn deS bei der Arbeit verloren gegangenen Goldes aus dem Stuben kehricht, aus dem Schleifschlamme rc. Diese goldhal tigen, sorgfältig aufgehobenen, Stoffe, im allgemeinen den Namen Krätz führend, würden in Schmelztigeln, mit Salpeter vermischt, ausgeglüht. Der Salpeter oxydirc dabei die unedlen Metalle, während die edlen Metalle, das Gold und das Silber, metallisch als sogenannter König, ausgeschieden würden. Durch Salpetersäure, die nur das Silber auflöse, werde dann letzteres vom Gold geschieden, das als braunes Pulver zu Boden falle, wieder zusammengeschmolzcn und dann zur weiteren Verarbeitung ausgewalzt werde. Zum Zwecke des Vergoldens werde das Gold in einem Gemisch von Salpetersäure und Salzsäure aufgelöst und in Ehlorgold (ober Goldchlorid) verwandelt, das in allen Verhältnissen in Wasser auflöslich sei. Es gewährte den Zuhörern ein großes Interesse, vor ihren Augen einen derartigen Vcrgoldungsprocrß vorgehen zu sehen, und ein Andenken an diesen Vorgang mit nach Hause nehmen zu können. Herr Goldarbeiter Böhme hatte nämlich eine (mit Cyankalium versetzte) Auflösung von Chlorgold mitgebracht, warf einige Streifen Zinkblech hinein, bat sich dann von den An wesenden Silber- und Kupfermünzen aus, die ebenfalls in die Flüssigkeit gelegt wurden und im Verein mit dem Zink einen galvanischen Strom in derselben er regten, der eine Ausscheidung des GoldeS ans seiner Auflösung in metallischen Zustand auf der Oberfläche der Münzen zur Folge hatte, wodurch diese mit einer dünnen Lage Goldes überzogen erschienen (galvanische