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Pulsnitz er Faye blatt Fernsprecher 18. Tel.-Adr.: Tageblatt Pulsnitz Postscheck-Konto Dresden 2138. 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Bis V-10 Uhr vormittags eingehende Anzeigen finden am gleichen Tage Aufnahme Das Pulsnitzer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaup.'mannschaft u. des Finanzamtes zu Kamenz des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz sowie der Gemeinderäte Großnaundorf und Weißbach behördlicherseits bestimmte Blatt Hauptblatt und älteste Zeitung in den Ortschaften des Pulsnitzer Amtsgerichtsbezirks: Pulsnitz, PulSnitz M. S., Großröhrsdorf, Bretnig, Hauswalde, Ohorn, Obersteina, Niedersteina, Weißbach, Ober- und Niederlichteuau, Friedersdorf, Thiemendorf, Mittelbach, Großnaundorf, Lichtenberg, Kleindittmannsdorf Geschäftsstelle: PulSnitz, Albcrtstraße Nr. 2 Druck und Verlag von E. L. FörsterS Erben (Znh. I. W. Mohr) Schriftleiter: I. W. Mohr in PulSnitz Nummer 28 Mittwoch, den 3. Februar 1932 84. Jahrgang Amtlicher Teil Im Monat Februar 1932 werden folgende Steuern fällig: Am 5. des Mts. «nfwertnngsfteuer. Die Pflichtigen werden ausgesordert, die Beträge zur Vermeidung zwangsweiser Beitreibung pünktlich an unser Stelleramt abzufübren. Schriftliche Mahnung erfolgt nicht. Vom Tage der Fälligskeit ab entstehen Verzugs zuschläge nach 1V, °/« halbmonatlich. Am 10 d"s Mts. Büraerfteuer 1S3L, 2. Rate. Zu entrichten von den Veranlagten auf Grund des zugestellten Steuerbescheides, von den Lohnsteuerpflichten nach Maßgabe der Anforderung aus der Steuerkarte für 1932, stehe auch Anmerkung 2 auf der 4. Seite der Steuerkarte. Am 1S. des Mis. Kirchensteuer 1SS1 4 Termin Das Mahnverfahren beginnt am 24. des Monats. Pul» nid, am 2. Februar 1932. Der Stadtrat. Meim „rsr-tt- mW KW Abrüstungs-Konferenz mit Hindernissen Verhandlungen über Lohn- und Bürgersteuer — Die Rechtsgültigkeit des Volksbegehrens angezweifelt Dienstagmittag wurde überraschenderweise auf Grund der alarmierenden Nachrichten ans dem Fernen Osten für 2,30 Uhr eine Sitzung des Völkerbundsrates einberufen, deren Vorsitz der französische Kriegsminister Tardieu führte. Die Eröffnungssitzung der Abrüstungskon ferenz wurde daher um eine Stunde aus 4.30 Uhr nach mittags verschoben, obwohl man sich auch in Genf darüber klar ist, daß dieser ungewöhnliche Schritt der Verschiebung einer Weltkonferenz, die mit so viel Vorbereitungen aufge zogen ist, sehr starke Wirkungen und Befürchtungen in der ganzen Welt auslösen mutz. Es wird so viel geschossen, daß die große Friedensrede des englischen Außenministers um eine Stunde verschoben werden mutz. Besagt das nicht alles? England droht. Die Ratssitzung begann mit der Erklärung von Tar dieu, daß die Sitzung in höchster Eile auf Veran lassung der britischen Delegation zusammen gerufen sei. Es wurde dann sofort dem englischen Minister für die Dominions, Thomas, der aus der Arbeiterpartei stammt, das Wort erteilt. Der Engländer sprach für Genfer Verhältnisse unerhört scharf. Er erklärte, die Serie von Konflikten in Ostasien, bei der Maschinen- -gewehre, Artillerie und Flugzeuge eingesetzt seien, könne nicht unwidersprochen weiter fortdaucrn. Amerika nehme denselben Standpunkt zur Lage ein. Im Bewußtsein ihrer Verantwortung habe die englische Regierung viele diplomatische Schritte unternommen, leider ohne Erfolg. Die britische Regierung werde in Zusammen arbeit mit der Regierung der Vereinigten Staaten alles tun, um diesen Zustand zu beendigen. Die englische Regierung habe den Negierungen in Tokio und Nanking folgende Forderungen gestellt: 1. Einstellung aller Feindseligkeiten und aller Vor bereitungen zum Kriege. 2. Beiderseitige Zurückziehung der Truppen in Schanghai. 3. Schutz der Internationalen Konzession und Schaf fung einer neutralen Zone in Schanghai. 4. Sofortige Einleitung der Verhandlungen, um den Konflikt im Geiste des Kelloggpaktes und der Entschließung des Völkerbundsrates vom 9. Dezember vorigen Jahres zu regeln. Daraus verlas Minister Thomas die heute von der eng lischen Regierung im Unterhaus abgegebene Erklärung zum chinesisch-japanischen Konflikt. Der Minister zahlte dann auf, und zwar in ziemlich drohendem Ton, wievm englische Schiffseinheiten unter wegs seien und welche Truppen zur Landung bereit seien. Er erwähnte besonders, daß noch ein Flugzeugmutterschiff ab gesandt sei, und verlangte eine neutrale Zone mit neutralen Truppen. Es war bezeichnend, daß der französische lieber» setzer die scharfen Sätze des englischen Redners abschwächte. Nach dem Engländer nahm Tard! eufür Frankreich das Wort. Er schloß sich mit ziemlich matten Worten dem eng- lischen Schritt an, ebenso Grandi für Italien. Herr von Weizsäcker erklärte für Deutschland, daß es zur Defrie- düng der Lage alles beitragen wolle. Der chinesische Vertreter nahm die neutrale Zone sofort an und bat nur um Beschleunigung. Dann nahm derIapaner das Wort zu einer sehr umfangreichen Erklärung, die darin gipfelte, daß China angegriffen habe. Gelächter am RatSlisch. Die Botschafter von Großbritannien, Amerika und Frank reich seien inzwischen in Tokio über die wirkliche Auffassung der japanischen Regierung aufgeklärt worden. In sehr aus- 'ührlicher Darstellung gab dann der Japaner eine Darstellung »er Ereignisse in Schanghai, wie Japan sie auffasse. Ms er ;eendet hatte und immer wieder von den chinesischen An- zriffen gesprochen hatte, die eingestellt werden müßten, gab :s am Rarstisch Gelächter. Der Japaner nahm dann noch nnmal das Wort und erklärte in sehr gewundenen. Sätzen, laß Japan der Errichtung einer neutralen Zone in Schanghai ^stimmen wolle. Die Stimmung im Völkerbund war so erregt, wi äe es seit Jahren nicht gewesen ist. Hendersons Iriedensrede vom VMervund- sekretär zusammengestrichen. Auf der Abrüstungskonferenz, die seit nun sechs Jahren vorbereitet wurde, sind 64 Staaten vertreten, und über 500 Journalisten aus der ganzen Welt wollen über die Verhand lungen berichten. Man erwartet vorläufig keine besonderen Ereignisse von der Konferenz. Kennzeichnend hierfür ist, daß der Generaldirektor des Völkerbundes die Eröffnungs rede des englischen Außenministers Henderson, in der dieser von der Ehrenverpflichtung aller Staaten sprechen wollte, auf der Abrüstungskonferenz zu einer ernsthaften Herabsetzung der Rüstungen zu gelangen, derartig zu sammengestrichen hat, daß nur noch nichtssagende allgemeine Formeln übriggeblieben sind, die kaum noch po litische Bedeutung haben. Um die Wochenwende werden der Reichskanzler und deutsche Außenminister Or. Brüning, der englische Mi- nisterpräsident MacDonald und der französische Mini sterpräsident Laval in Genf eintreffen. Sie werden die allgemeine Aussprache auf der Konferenz, die auf fünf Wo chen berechnet wird, durch Reden einleiten. So nebenbei werden Verhandlungen über die Tribuffrage geführt werden. Die Abrüstungskonferenz hat viel an Bedeutung durch die Vorgänge in China verloren, aber auch durch die bewußte Sabotage der Konferenz durch die französische Regierung. Denn wenn nach einigen Wochen Verhandlungsdauer eine Pause von ungefähr acht Wochen einsetzm soll, so kann man eine derartige Verhandlungsmethode kaum verstehen. Nach der Eröffnungssitzung am Dienstag wird am Mitt woch die Frage der Bildung des Vorstandes der Konferenz und der fünf Ausschüsse behandelt werden. Der Donnerstag ist sitzungsfrei. Die große politische Aussprache beginnt dann ' nach einigen Sitzungen über die Geschäftsordnung in der ! nächsten Woche. Uebrigens ist es zu einem kleinen Zwischenspiel ge- , kommen, weil die Schweizer Regierung dem Sowjetagitator Radek die Einreiseerlaubnis nicht erteilt hat. Man rechnet deshalb mit einer großen russischen Protestaktion. Ferner ist eine Unmenge von Denkschriften eingelaufen, die zur Abrüstungsfrage Stellung nehmen. Wer ist in Gens? Die Weltabrüstungskonferenz umfaßt nach der amtlichen Abordnungsliste des Völkerbundssekretariats die Vertretun gen von 64 Staaten, davon die zehn Nichtmitgliedsstaaten des Völkerbundes: Vereinigte Staaten, Sowjetrußland, Türkei, Afghanistan, Abessinien, Mexiko Brasilien, Costa Rica, Heb- schas und Ecuador. Die Republik San Domingo ist durch einen Beobachter vertreten. Der Konferenz gehören an: 5 Ministerpräsidenten, 24 Außenminister, 28 Generale und 15 Admirale, ferner unzählige Generalstabs- und Admiral- stabsoffiziere, Militärattaches, zahlreiche Botschafter, Ge- sandte und hohe Beamte der Außenministerien. Das Wichtigste Die Abreise des englischen Außenministers Sir John Simon zur Abrüstungskonferenz ist auf Freitag festgesetzt. Er be absichtigt, am kommenden Montag eine große Rede in Genf über die englische Abrüstungspolitik zu halten. Neuyorker Privatbanken Haben beschlossen, die weitere Gold ausfuhr nach Europa zu verweigern. Die Federal Reserve- Dank hat sich vorläufig an dem Schritt nicht beteiligt. Die Eröffnungsrede des Präsidenten. In denselben Räumen, in denen sonst die alljährliche Vollversammlung des Völkerbundes zu tagen pflegt, wurde um t45 Uhr nachmittags die Abrüstungskonferenz eröffnet. Die Diplomatentribüne und die des Publikums war bereits lauge Zeit vor Eröffnung bis auf den letzten Platz besetzt. Im Konferenzsaal herrschte eine außerordentlich gespannte Stimmung. Tftg Anordnung des Sitzungssaales ist die gleiche wie in der Völkerbundsversammlung: Die Dele gationen sitzen in alphabettscher Reihenfolge in der ersten Bank, unmittelbar vor der Präsidentenloge. Die Seitenbänke sind dicht mit den militärischen Sachverständigen, meist hohen Generalstabsoffizieren, besetzt. Der vom Bölkerbundsrat ernannte Präsident der Ab- rüstungskonferenz, der frühere englische Außenminister Henderson, begab sich kurz vor t<5 Uhr auf den Präsi dentensitz. Zu seiner Rechten nahm der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, gleichzeitig Generalsekretär der Konferenz, Platz. Henderson warnt vor Illusionen. Henderson erklärte: „Der Völkerbundsrat hat im Jahre 1930 die Einberufung der. Weltabrüstungskonferenz be schlossen. Die Konferenz steht vor dertragi,chenTat- sache, daß im Augenblick der Eröffnung seiner Arbeiten tm Fernen Osten eine außerordentlich schwierige Lage ent standen ist. Es ist eine imperative Pflicht für die Unter- zeichnerstaaten des Völkerbundspaktes und des Kellogg- Paktes, sich an die genaue Einhaltung dieser beiden großen Sicherheiten und Garantien gegen Krieg und Gewalt zu halten. Eine geschichtliche Stunde hat geschlagen. Hier sind nunmehr die Wortführer von 1700 Millionen Menschen versammelt. Die Konferenz hat Fragen aller Nationen und aller Klassen der Welt zu behandeln. Ueber die Schwierigkeiten »arf man sich keinen Illusionen hingeben. Wir Nüssen den festen Entschluß zeigen, diese Schwierigkeiten zu Iberwinden und Wege zu schaffen, neue glorreiche Ausblicke »er Menschheit zu eröffnen. Die Konferenz beginnt ohne eine feste Tagesordnung. Die Aufgabe der Konferenz besteht daher nach meiner Auffassung in folgenden drei Punkten: 1. Ein gemeinsames Abkommen über ein wirksames Programm praktischer Vorschläge, um so schnell wie möglich eine wesentliche Herabsetzung und Beschränkung der Rüstungen aller Länder zu erreichen. 2. Keinerlei Rüstungen außerhalb des jetzt festzusetzenden Rahmens des Vertrages, durch den sich alle Nationen verpflichten, das große Ziel der allgemeinen Abrüstung zu erreichen. 3. Sicherung der weiteren Arbeiten, um das endgültige Ziel zu erreichen, auf dem Wege ähnlicher Konferenzen, die in kurzen Zeitabschnitten zusammentreten sollen. Eg kann nicht geleugnet werden, daß die Furcht der Nationen vor Angriffen einer der Gründe für die Aufrecht erbaltung der schweren Rüstungen in der Welt war. Dennoch bedeutet das Bestehen von Rüstungen eine der Hauvtnrsachen der gegenseitigen Furcht und des Argwohns, die das inter nationale Leben veraiften. den Willen zum Frieden