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Dresdner Journal : 16.01.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187901160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790116
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-01
- Tag 1879-01-16
-
Monat
1879-01
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 16.01.1879
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^12 Donnerstag, den 16. Januar. 1879 l» ss»»»«» : ISÜrliek: . . IS MrU«k: 4 H*rtl LV kk Llnr«Nl«^vuru»vri»71V?f rk»Ii> äs» äeutickell ksiodss tritt kost- >mä 8t«o»pelru»ekl»^ Uiuiu. loserLtsoprel^e: kür äsn K»um eiasr ketitrsile 20 ?t voter „Lm^sssLät" äis 2«il« KO kk. l^liüti mit Xrunirkme äsr Sonn- nvä ksiertn^'' X>^«nä» für äso tol^enäen 1»8 Zrrs-nti Journal. Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Io»sr»1«n»na»km<- »nr^Urt»» L-ix»»?: F'r. Lranctstetter, Lvmmii«iooLr «1« Vrvsävvr äourn^i»; Huodar» U«rU» Vi«o L»iprtx >»»«I - vc,«i»«rr»»KN t ». U; Laa»en«te«n L koA?e^, Uerlio Viill-LwdmU ?r»U-I«Ipriss kriLiltarl ». N Hauck«»: äUo«e, >»rU»: S. L'or»nci, /««, Sr«»«: L Schotte, Sr»,>»n: ÄanAen's Lürsitu; 6k«mair» H. ^o«At; krunttart ». U: F, ^acA^'iieUs u. L,'. Z/k-i-mann »etlS Nuedtl lnälunx; SSrUt»: tr LkMe , , L»Mtov«r: 0. k»rt, L«rIw -rr»oLkiirt » H Start^urr: Dande L S»mdar^ F' /e/rväAkn, ^ci i8tr>n«r Ner»u8xed«r: Iküoiet. kxpeäition 6e» Oresäasr äourn^i», i>re«6«v, i!«insser»lru«8e üo. 20. Amtlicher LheU. Dresden, 1b. Januar. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg ist vergangene Nacht 12 Uhr 10 Min. von Leipzig wieder hier eingetroffen. Dresden, 31. December 1878. Se. Majestät der König hat zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der Physiologie an der Universität Leipzig, Geheime Hofrach vr. Carl Friedrich Wilhelm Lud« wig den ihm von Er. Majestät dem König von Bayern verliehenen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Ta-rSgeschichte. (Dresden. Berlin. BreSlau. Mün chen. Karlsruhe. AuS Thüringen. Paris. Amster dam Luxemburg. Bern. Kopenhagen.) Zur Orientfragt. Ernenuuuaeu, Versetzungen rc. im Ssfentl. Dienste. Dresduer Nachrichten. Proviuzialuachrichten. (Freiberg. Zwickau. Plauen. Oberoderwitz.) vermischtes. Statistik und Lolkswirthschast. Giugesaudtes. Feuilleton Inserate. Tageskaleuder. vörsenuach richten. Telegraphische Witterungsderickte Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 15. Januar, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Im Abgeordneteuhause ist nachstehender Antrag deS Abg. Arhrv. v. Heere man eivgegaugen: Das Abgeordnetenhaus wolle beschließen, die königl. StaatSregierung aufzufordern, die Bevoll mächtigten Preußens zum BundeLrathe dahin zu instruiren, daß sie dem Gesetzentwürfe, betreffend die Strafgewalt des Reichstags, ihre Zustimmung nicht ertheilen. Wien, Mittwoch, 15. Januar. (Tel.d.Dresdn. Journ.) Eine Deputation deS Vereins für kauf- «Lnnische Interessen trug dt« HandelSminister Ritter v. Chlumecky die Klagen über die Rach theile vor, welche der österreichischen Industrie durch den französischen Generaltarif erwachsen. Der Handelsmintster erwiderte, er lege größere» vewicht auf den Abschluß von vertraben mit Deutschland and Italien, und sprach die Hoffnung aus, da- bald rin Provisorium mit Krankeich aus Eruud der Meistbegünstigung sich schaffen lassen »erde. (Einem Telegramm der „Boh." zufolge er klärte der Minister v. Chlumecky ferner, die Verkehrs störung mit Frankreich sei unerwartet wie eine Ele mentarkatastrophe gekommen. Er habe noch am 28. December einen günstigen Abschluß der Verhandlungen gehofft. Die in der Weltausstellung bewiesene Con- currenzfähigkeit der österreichischen Industrie dürste zu Frankreichs schroffer Haltung beigetragen haben. Den neuesten Pariser Depeschen zufolge sei gegründete Hoff nung auf eine baldige Beseitigung des Generaltarifs und ein Provisorium auf der Basis des Meistbe günstigungstarifs. Er hoffe die Herstellung günstiger Handelsbeziehungen mit Frankreich vor seinem Austritt aus dem Amte. Die Deputation hob schließlich her- Feuilleton. Nedigin von Otto Bauet. K. Hostheater. Altstadt. — Dienstag den 14. Januar gastirte in Mozart'S „Zauberflöte" Herr Siehr vom königl. Theater m Wiesbaden als Sarastro. Seine Stimme hat Metall, Kern und auch Noblesse deS Klanges, weniger aber Fülle und gleichmäßige Kraft und bedarf in den tiefsten Tönen eine» sehr vorsichtigen Ansatzes. Eine genügende Be herrschung derselben hat sich Herr Siehr noch nicht ungeeignet, die Intonation schwankte mehrfach, die Rhythmik deS Vortrags war nicht fest, die musika lische Behandlung machte nicht den Eindruck der Sicher- beit. Erst weitere Rollen indeß können die Leistungs fähigkeit deS Gaste- bestimmter ergeben. Repräsenta tion und Ausführung des Dialogs waren sehr löblich. Einige zufällige Aenderungen in der Besetzung änderten auch die Gesammtwirkung der Vorstellung. Statt Herrn Riese'» war Herr Anton Erl mit fleißigem Bemühen für Tamino emgetreten, Frau Otto- AlvSleben sang wieder die Königin der Nacht und Herr Decarli den Sprecher, und zwar mit großem Bortheil für diese Partie. Im Uebrigen sind außer Fräulein Malten und Frau Schuch als vorzüglich in ihren Leistungen die drei Damen und die drei Genien zu erwähnen. In der Flötenarie Tamino'S sollte man die Flöte von ihrem Standpunkte »wischen den Loulissen, der ihr Ton und Wirkung schädigt, wieder in» Orchester wie früher setzen; das musikalisch Richtige ist einer beab- vor, daß der lOprocentiae Zuschlag eine ungenügende Repressalie sei, was der Minister auch anerkannte.) Paris, Dienstag, 14. Januar, Abends. (W. T. B.) Die amtliche Verkündigung einer Amnestie für etwa 2000 an dem Communeaufstand betheiligte und verurtheilte Personen wird in nächster Zeit erwartet. Versailles, Dienstag, 14. Januar, Abends. (W.T. B.) Der Senat und die Deputirtrnkammer haben ihre Sitzungen heute wieder ausgenommen. Im Senat eröffnete Gaulthier de Rumilly als Alterspräsident die Sitzung mit einer Ansprache, iu welcher er darauf hinwies, daß die Abstimmung vom 5. d. Mts. dir republikanischen Institutionen aufS Neue bestätigt habe. Die Wahl deS BureauS wurde auf morgen festgesetzt. Während der Sitzung erschien der Ministerpräsident Dufaure und wurde mit sympathischen Kundgebungen feiten der neugewäblten Senatoren empfangen. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „Tagesgeschichle".) In einer heute stattgehabten Versammlung der Mitglieder der Linken des Senats wurde beschlossen, Martel als Candidat für die Präsidentenwahl an Stelle des Herzogs v. Audiffret-Pasquier auszu stellen. In der Deputirtenkammer wurde ZuleS Grövy mit 290 von 299 abgegebenen Stimmen wieder zu» Präsidenten gewählt. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Zu Bicepräfideuten wurden Bethmont, Brisson, JuleS Kerry (Linke) und Graf Durfort de Civrac (Rechte) gewählt. In parlamentarischen Kreisen wird versichert, die Rechte habe beschlossen, sich in allen wichtigen Kragen, wie u. A. in der Amnestiefrage, der Ab- stimmung zu enthalten und diese Kragen die re publikanischen Mitglieder unter fick zur Entschei dung bringen zu lassen. Die Rechte werde ferner eine Erklärung abgeben, in welcher sie ausführen werde, daß infolge ihrer parlamentarischen Macht losigkeit ^mpuissLnev) ihr diese abwartende Hal tung als die geeignetste erscheine. Rom, Dienstag, 14. Januar, Abends. (W.T.B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wur den zunächst mehrere Regierungsvorlagen, Varun- 1er der neue Handelsvertrag mit Oesterreich, ein- gebracht und sodann mit der Berathung des Bud gets für daS Ministerium der öffentlichen Arbei ten begonnen. London, Dienstag, 14. Januar, Abendö. (W. T. B.) Einer officiellen Meldung aus Kalkutta zufolge haben die TuriS Stämme sich bereit er klärt, den Engländern ein Unterstützungscorps von 2000 biS 3000 Mann zu senden. Der vom „New-Derk Herald" nach dem afgha nischen Kriegsschauplätze entsendete Specialcorre- spondent meldet, daß der Generalgouvernrur von Turkestan, General v. Kauffmann, den Emir Schir Ali eingeladen hat, nach Taschkend zu kommen, wo derselbe am 5. Februar erwartet wird. Der Emir erhält täglich Berichte von seinem Sohne Jakub Khan. Glaubwürdigen Gerückten zufolge beginnt aber da« englische Gold wachsenden Ein fluß auf Jakub Khan auszuüben, welcher wahr scheinlich bald den Thron seines Vaters usurpiren wird. Tagesgeschichle. Dresden, 15. Januar. Aus Leipzig wird uns zur Vervollständigung der in voriger Nummer ent haltenen Mütheilungen berichtet, daß Ihre Majestät die Königin im Laufe des gestrigen Tages außer den bereits erwähnten Wohlthätigkeitsanstalten auch sichtigten Täuschung, die doch nicht erreicht werden kann, vorzuziehen. C. B. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 14. Januar: „Maidenspeech", Plauderei in 1 Act von I. Grün- stein. — „Die Verlassenen", Lustspiel in 1 Act von Bauernfeld. — „Paula's Geheimniß", dra matischer Scherz in 1 Act von Oskar Blumenthal. (Alle drei Novitäten zum ersten Male.) Mit gewohntem Fleiß hatte die Regie die eben genannten kleinen Stücke einftudirt und möglichst sorg sam besetzt. In so guter Vorführung bleiben sie immer ein möglichst verwendbares Material, um, wenn auch nicht gerade in dieser Zusammenstellung, so doch viel leicht als Beigaben zu einer etwas längeren Comödie oder schwankartigen Arbeit einen Theaterabend mannich- faltiaer gestalten zu helfen. Es sind eben drei Kleinigkeiten zwar verschiedenen Genres und auch etwas verschiedenen Werthes, aber doch darin sehr ähnlich, daß jede derselben, ohne an sich einen durchschlagenden glücklichen Effect zu erzielen, amüsante Einzelnheiten und recht dankbar spielbare Scenen enthält. Grünstein hat für seinen Scherz mit englischer Ueberschrifi den Begriff der sogenannten Jungfernrede eines Abgeordneten ausgebeutet. Ein Graf, den die Wahl getroffen, macht einer Gräfin, der reichsten Grundbesitzerin seines Kreises, seine Visite. Beide üben sich bei ihrem Dialog in den ebenso treffenden, wie landläufigen Phrasen über verschrobene Madchen- trziehung und wahre Frauenwürde, und da Beide sich noch eine- heirathSfähigen Alters erfreuen, so kann der Verfasser dem üblichen Theaterbrauch nicht dem Asyl des Vincentiusvereins, der Krankenstation des Albert-Zweigvereins Möckern (in Leipzig), der Kinderheilanstalt des Prof, vr Hennig und der Fach schule für weibliche Handarbeiten der Frau Busch Be suche gewidmet hat. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg ist nach dem Theater noch gestern Abend von Leipzig nach Dresden zurückgereist. Heute (Mittwoch) wird Se. Majestät der König die Universität mit Seinem Besuche beehren und wahrscheinlich den Vor lesungen des üector magoik. Prof. vr. Stobbe, des geh Justizraths Prof. vr. Schmidt, des Decans der Juristenfacultät Prof. vr. Wachs und des Prof. vr. Cohnheim beiwohnen. Nachmittags H5 Uhr findet Diner im königl. Palais Statt, zu welchem abermals eine Anzahl distinguirter Personen Einladungen er halten haben, und Abends 7 Uhr 55 Min. erfolgt die Rückreise Ihrer Majestäten nach Dresden. * Berlin, 14. Januar. Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl hat sich gestern Abend von hier zu seiner Tochter, der Prinzessin Heinrich der Niederlande, nach Schloß Walferdingen in Luxemburg begeben. — Die Hoftrauer am hiesigen Hofe um den verewigten Prinzen Heinrich der Niederlande wird mit Ablauf des 26. Januars beendet sein. Hoffest lichkeiten werden innerhalb dieser 2 Wochen nicht stattfinden. Das Krönungs- und Ordensfest, welchem das auf den 18. d. angesetzt gewesene Capitel des schwarzen Adlerordens am 25. Januar vorangehen soll, wird nach der „N. Pr. Z." am Sonntag, den 26. Januar, im hiesigen königl. Schlosse abgehalten werden. Ob wegen der Trauer das Fest unter Fort- lassung des üblichen Festmahles begangen, oder ob die Hoftrauer für den letzten Tag der 14 tägigen Trauer zeit abgelegt wird, ist noch nicht entschieden. Die -roße Cour im königl. Schlosse wird, wie es heißt, sodann am Donnerstag darauf, der erste SubscriptionS- ball am 31. Januar stattfinden und die übrigen bereits geplanten Hoffestlichkeiten in der beabsichtigten Reihen folge sich anschließen. — Nachdem gestern daS Staats ministerium eine Sitzung abgehalten, ist heute auch der Bundesrath zu einer Plenarsitzung zusammen getreten. In letzterer wurden, wie die „Nat.-Ztg." berichtet, nach Feststellung des Protokolls der vorigen Sitzung die Uebersichten der Geschäfte des Reichsober handelsgerichts und des Bundesamts für das Heimath- wesen pro 1878 entgegengenommen und ein Antrag, betreffend die Aevderung der Reichsstatistik aus Anlaß der Theilung der Provinz Preußen den Ausschlüssen überwiesen. Dann beschäftigte man sich mit Besetzung erledigter Stellen der DiSciplinarkammer. Endlich wurden mündliche Berichte erstattet über mehrere auf Elsaß-Lothringen bezügliche Gesetzentwürfe, nämlich erstens wegen Feststellung des Landeshaushaltsetats für 1879/80; zweitens über das niedere Unterrichts- wefen und drittens über die Beschränkung der Baufreiheit in den neuen Stadttheilen von Straß burg. Den Schluß machte die Vorlegung von Ein gaben — Die Zeitungsnachricht, daß die Einberu fung des Reichstags jetzt definitiv zum 20. Februar anberaumt sei, wird heute officiös als unrichtig be zeichnet und dabei bemerkt, es liege zur Zeit noch gar kein Entschluß über den Termin der Einberufung vor. Auch die telegraphisch verbreitete Mittheilung, daß im Finanzministerium bereits ein Entwurf zu einem Quotisirungsgesetz ausgearbeitetwerde, ist, nach der „N. A. Z." völlig unbegründet. Es könne jetzt über haupt nur von einer vorläufigen und grundsätzlichen Erklärung die Rede sein. Jede legislatorische Arbeit in den Einzelstaaten könne erst die Folge vollzogener, nicht aber erst angeregter Steuerreformen im Reiche sein. Die grundsätzliche Stellung der Regierung aber werde wahrscheinlich sehr bald ihren Ausdruck durch Erklärungen des Finanzministers finden. — Dasselbe Blatt bestätigt, daß die Vorlage über die Strafge widerstehen, die Visite zu einer Verlobung erotisch emporwachsen zu lassen. Trotz dieser Abschwächung eines natürlichen Verlaufs, der bei mehr Prosa mehr komische Chancen gehabt hätte, hielten die beiden Dar steller, Frl. Ulrich und Hr. Dettmer, in diesem Duo die Wirkung durch eine geistvolle und liebenswürdige Darstellung aufrecht. Im Bauernfeld'schen Stücke sind hübsche Schilde rungen angestrebt in Bezug auf gesellschaftliche Zu stände, welche sich für junge und noch nicht völlig wunschlose Damen herausstellen, sobald sich in deren Familie di: aristokratischen Verpflichtungen dauerhafter erwiesen haben, als das Vermögen. Die Frl. Ulrich und Zipser und die Herren Dett mer, Bauer und Marcks stellten die Figuren dieses Stückes mit recht gutem Humor dar. In dem Hrn. vr. Adolf Günter hat Bauernfeld eine seiner derbsten, aber nicht glücklichsten Zeichnungen geliefert. Dieser gebil dete feurige junge Mann hat selbstverständlich auch in Stulpenstiefeln promovirt, da er diese Toilctten- stücke, verstärkt durch eine Jagdjoppe, anlegt, wenn er vornehm einzelnen Damen seinen Besuch in wichtigster Angelegenheit macht. Blumenthal'S Scherz, der in einer natürlich un- motivirten Eifersuchtsscene gipfelt, sucht seinen Effect mehr in vereinzelten Späßen, als m einer lebenswah ren Schilderung. Hr. Richelscn spielte darin recht dankenswerth mit guter Maske und charakteristischer Haltung einen Oberlehrer Gericke, welcher so unge heuer kenntmßreich ist, daß ganz Tertia ihn bewun dert und er seiner jungen Frau neben der Liebe eine unbehagliche Ehrfurcht einflößt. Sie hat sich deshalb ihre Liebesbriefe an ihn dereinst durch einen Cousin Walt des Reichstages vom Reichskanzler im Auf trage des Kaiser- an den BundeSrath gebracht ist, und bemerkt dazu: Dieser Modus der Einbringung ist nicht, wie behauptet worden, ein neuer, er ist vielmehr wie derholt bei wichtigen Entwürfen zur Anwendung ge kommen, u. A. war die Vorlage über die Stellver tretung des Reichskanzlers im vorigen Jahre in der selben Art erfolgt. — Gegenüber einem Wiener Tele gramm ist die „N. A. Z." nach eingezogener Erkun digung in der Lage zu erklären, daß die Sprache Wiener Blätter über den Gesetzentwurf, betreffend die Strafgewalt des Reichstages, die deutsche Regie rung zu keinem diplomatischen Schritt veranlaßt und daß der Prinz Reuß weder am 11. d. M., noch an einem anderen Tage weder amtlich noch nichtamtlich dem Grafen Andraffy den Gedanken nahe gelegt hat, auf die Urtheile der österreichifchen Presse über den ge nannten Gesetzentwurf oder andere interne Angelegen heiten Deutschlands einen Einfluß auszuüben. — Die Mitglieder des obersten Reichsgerichts sollen nach dem neuen Besoldungsplan, wie man der „W.-Z." schreibt, denselben Gehalt beziehen, wie jetzt die Räche des Reichsoberhandelsgerichts, d. h. 9900 M. exclusive der Wohnungsentschädigung. Die Absicht, den Gehalt der Mitglieder des Reichsgerichts auf 12 000 M. zu erhöhen, hätte sich angesichts der finanziellen Lage als unausführbar erwiesen. Eine Besoldung von 9900 M. entspricht bekanntlich dem Maximalgehalte der preußi schen Obertribunalsräthe. Der Präsident deS ReichS- oberhandelsgerichts bezieht jetzt 21000 M., die beiden Vicepräsidenten oder Senatspräsidenten 13 500 M. — Der neu ernannte österreichisch-ungarische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf v. Szechenyi, ist heute Mit tag hierselbst eingetroffen und wird in den nächsten Tagen Sr. Majestät dem Kaiser sein Beglaubigungs schreiben überreichen. — Wie die „N Pr. Ztg." ver nimmt, ist die Abhaltung des Kriegsgerichts iu Sachen des „Großen Kurfürsten" dem Commando - des Gardecorps zu Berlin übertragen. Zum Vor sitzenden desselben ist der Generalinspector deS Mili- tärerziehungs- und Bildungswesens, General der Ca- vallerie Baron v. Rheinbaben, zu Beisitzern 2 General lieutenants der Infanterie, bez. der Artillerie ernannt worden. Das übrige Personal ist aus der Marine berufen. Die Untersuchung wird der Auditeur der Marinestation der Ostsee, Justizrath LooS, führen, und Letzterer auch Referent im Kriegsgericht sein. v. Berlin, 14. Januar. Das Abgeordneten Haus nahm in seiner heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf, betreffend die richterlichen Mitglieder der Grundsteuerentschädigungscommission, in dritter Be rathung unverändert an. Hierauf wurde nach längerer DiScussion das Gesetz, betreffend den Ankauf der Homburger Eisenbahn der Connexität mit dem Bahn hofsbau zu Frankfurt wegen an die Budgetcommisfton überwiesen. Denselben Beschluß faßte das Haus auf den Antrag des Abg. vr. Hammacher in Betreff der Uebersichl über die Verwaltung der fiskalischen Berg werke, Hütten und Salinen während des Etatsjahre» 1877/78. Es folgte die dritte Berathung deS Gesetz entwurfs, betr. die Reorganifation der 3 vormals sächsischen Stifter Merseburg, Naumburg und Zeitz. Der Abg v. Meyer (Arnswalde) beantragte, an Stelle der Beschlüsse zweiter Lesung die Regierungsvorlage wieder herzustellen. Auch der Aba. Schmidt (Sagan) rieth dem Hause, nicht wegen indifferenter Ceremonien allzu starr an seinen gefaßten Beschlüssen festzubalten und durch ein freundliches Entgegenkommen auch der Meinung des anderen Haufes Rechnung zu tragen, während der Abg. Vr. Eberty da» Festhalten deS bis her eingenommenen Standpunktes der CommissionSbe- schlüsse befürwortete. Dieselbe Meinung sprach der Abg. Richter (Sangerhausen) aus. Die Vorlage wurde in der Fassung der Commissionsbeschlüsse definitiv corrigiren lassen und eines dieser aufgesundrnen, an den Cousin gerichteten Originale ruft das Mißver- ständniß hervor. O. B. Eduard Kurzbauer Die österreichische Malercolonie in München hat eines ihrer Häupter, die Schule der Wiener Genre malerei ihren hervorragendsten Zögling verloren; Eduard Kurzbauer ist in München am 13. Januar einem lan gen, furchtbaren Leiden erlegen. Wir entnehmen da» Folgende dem sachkundigen Nachruf der „Presse": Kurzbauer war der Sohn des verstorbenen Professors der Handelswissenschast am Wiener Polytechnikum und ist 1840 in Wien geboren. Auf den Bildungsgang de» Künstlers, der im frischesten ManneSalter stand, fällt lein Schimmer der Romantik, wie auf die Lehrjahre eine» Defregger oder Munkacsy. Man rühmte an der Akademie den Fleiß des jungen Menschen, ohne sich Außerordentliches von dessen künftigen Erfolgen zu versprechen. Kurzbaucr war auch bereits 27 Jahre alt, als seine „Märchenerzählerin" einige Aufmerksam keit erregte nnd ihm die Aufnahme in die Schule Piloty's ermöglichte. Dort einmal herausgerissen au» den wirren Umgebungen und Traditionen, entfaltete sich Kurzbauer'S Talent sehr rasch, und schon das erste größere Bild, das er 1870 aus München in seine Vaterstadt sendete: „Dir ereilten Flüchtlinge", räumte ihm jene hervorragende Rangstelluna ein, die er seither zu behaupten gewußt. Alle Vorzüge seiner Darstellung», weise kommen auf diesem Bilde bereit» in eminentester Weise zur Geltung, wenn auch die technische Ausfüh rung theilweise noch die letzte Vollendung vermisse«
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