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7L. Jahrgang. ^ 218 Dienstag» 8. Mai 1S28 sonst««« 80 «8»>,.I rtes «I «8 t7»>. Kürie»: W >«>. Sau,. 2 «N.i>. !r uiO Mast, 0 twlj. ik iibik bis -x« , dcs,i. Ä„S. Bullc», liinscr, Kälber, eliri'ern ft. «S rrvichn bis 51. bis 51, bis bi, bis 58. bis 53, bi« >v. wein«! Iklaiie a » d: iiidcrn 0.078. iramm 'ütten. uiiiliel Kilo. cin- ts >ür >, bei inner, idc»,: Mat N G„ cmbcr rmin: un,en > Be- ecnl.i >8 <«.. 1 Br., macht. ach,, 2 bis s ch e. :uhi„. o s-b.'st ldcn: Kau- ticur Gegründet 185« Drichtanlchrllt: «»chrlchle» »r«»br» Usrniprecher-Sammelnummer: SS 241 Nur für RachtgeiprSchei 20 011 vom I. di« 13. M-> 1323 ve. ragttch ,we>manger Luslettung lr«t Hau« 1.70 Mart. <)eZUg5*WL0Uyt «ollbeiuatpret« für Monat Mch 8,1V Mari ohn, Pol>»uftellung»gebüd^ " " ^ Mu,«tuumm«r io Vlrnoig, «uberhatb »««»««« 1» Virn-t», Die «n«einen werden nach Goldinar berechnet: die einivaNiae 3« mm breite Lette " ffamilienanzetgen und Eteltengeiuche ohn» Rabatt o< mm breite ReNamezeite 253 Pin-, aicherdalb Pia. Auiwtirttae AuItrSge peaen Lorau«be,abluna. Rite «n-etae» werven »am uiowm »b Pig-> i«' au«w«rt» «« Psg. s I» Psa. außechalb bi Plg., die »so Via. Oiiertengebühr 30 Pia Schriftieituna und Haup«aelchti>«sielle: «artenstratze 2S/42 Druck und Benag von tttevick, er Retchardt in Treidelt Pollichcck-Konto 106S Ir«»»en Nachdruck nur mit deutlicher Quellenanaabe «,Dre«dner Na»r.-t »utLilia — Unverlangte Schriititücke Werder nick,' aufbewahrt. Roms neue Mittelmeerpolitik gegen Paris. Alarmnachrichten aus Rumänien. —15 javanische Kriegsschiffe nach China unterwegs. SiinLnis Rinn-Angora-Athen vor dem Abschluß ^'2.^ Zwei gesonderte Pakke. Verls«. 7. Mai. Wie aus Athen berichtet wird, scheinen Sie seit der Mailänder Begegnung von de» Außenminister« Italiens. Griechenland Sund der Türket ge- siihrl« «Unterhandlungen vor greifbaren Resultaten ,n stehe«. Der italienische Gesandte «nd der griechische Gesandte in Angora werden am Dienstag die abschließenden «erhandlungen mit dem türkischen Außenminister Ruschdi- vei führe». Das Ziel der Berhandlungen sei nicht die Gchafsnng eines dritten Paktes, sonder« zweier gesonderter Pakte, eines italienisch-türkischen «nd eines türkisch-griechi schen, die eine Art Mittelmecrabkomme« darstellten. Andere Meldnngen «olle« bereits von dem Abschluß des italienisch- türkischen Paktes «nd der Genehmigung seitens des Angoracr Ministerrats wissen. Dagegen stehe der griechisch-türkische Pakt noch auS, weil noch nich vors wir augeboten, ein Abkommen über beiderseitige Beschränkungen tn der Seerttstung abzuschltcßen und gleichzeitig die Differenzen aus der Athener Konvention über die finanzielle icht alle strittigen Fragen geregelt seien, deren rberaehewüe Bereinigung seitens Griechenlands gefordert rd. Griechenland hatte vor einigen Wochen der Türket dann die schwebenden Fragen regeln. ES gewinnt de« Anschein, daß Italien in de« letzten Tage» die Vermittlerrolle übernommen hat, da es auch seiner seits an dem konfliktschwangercn griechisch - türkischen Differenzen interessiert ist. denn der Ausbruch cnics griechisch- türkischen kriegerischen Konfliktes würde auch Italien in den Krieg hineinzichen. Da dann unzweifelhaft Italien an die Seite Griechenlands gegen die Türkei treten würde, dürften Gründe für die Türkei gegeben sein, den italienischen und griechischen Wünschen nachzukommcn. Die Wünsche Griechenlands dürsten neben der Forderung auf Be schränkung der Seeabrüstung auf Herabsetzung der seiner- zeitigen Kaution von 600 000 Pfund Sterling für die Ab findung der ausgetauschten türkischen Bevölkerung auf 100 000 oder 160 000 Pfund gerichtet sein. Aber auch im Falle eines SchciternS der griechisch-türki schen Berhandlungen wäre festzustellcn, daß in den Fragen des Mittelmeeres alle drei Staaten einig sind. Die politische Wichtigkeit der Angoraer Verhandlungen trägt vor allem lokale« Mittelmecrcharakter. Italien, das wahrscheinlich wirtschaftliche Vergünstigungen in Anatolien hält, sichert sich für den Kriegsfall den Rücken und freies Meer gegen die Levante für die Versorgung Italiens mit Rohstoffen und Lebensmitteln. Griechenland erlangt Ruhe für seinen inneren Aufbau. Die Türket wird vorläufig Italien als drohenden Anwärter aus die anatolischen Kvlvnialgebiete loS und erhofft tn Italien einen konsumkräftigen Abnehmer von Lanbcsprodukten. Die Mittelmeerpakte bedeuten erneute Stärkung des politischen Prestige Italiens gegenüber Frank reich und gegenüber der französischen Mtttelmeer-, Balkan- und Orientpolitik und auch gegenüber Südslawicn und der Kleinen Entente. krklarung Seipels zur Bela Khun-AffSre. Gegen alle revolutionären Umtriebe. — Für Akieneinbiick Ungarns. Sine Warnung an die Sozialdemokraten. München, 7. Mai. In einem dem Vertreter der „Münch. N. Nachr." in Wien gewährten Interview wandte sich Bundeskanzler Seipel gegen die Auffassung, daß die unerlaubte Rückkehr Bela Khuus von Oesterreich irgendwie bagatellisiert werbe. Wenn Bela Khun gekommen sei, um von Wien aus eine Revolution in einem Nachbar staate vorzubereiten, so sei dies ein vielleicht schlimmerer und schädlicherer Angriff auf Oesterreich, als wenn er tn Oester reich selbst seine kommunistische Agitation hätte entfalten wollen. Wir werbe« «icht dulden, erklärte der Bundeskanzler, daß auch nur der Schein entstehe, wie wen« Oesterreich zu einem Zentrum revolutionärer Wühlarbeit in andere» Staate« gemacht werden könne, und wir werben jedem der artigen versuch mit allen gesetzlich zulässigen Mitteln eut- gegentreten. Dazu gehöre insbesondere, daß den am meisten bedrohte« «nd betroffenen Nachbarstaaten voller Einblick in de« sichergeftellten Aktenbcstand gewährt werde. Sie müßten in der Lage sein, gegen Umsturzpläne ihre Vorkehrungen zu treffen «nd sich z« wehre«. Der Bundeskanzler wandte sich in diesem Zusammen hang gegen die Sozialdemokraten, die sich jetzt beeilten, den Trennungsstrich zwischen sich und den Kommunisten zu ver wischen, um eine Solidarität mit der proletarischen Welt- revolutton herbeizuführen. Mussolinis wlrlschaslspolilische Ziele. Korporative Wirtschaft gegen den Kapitalismus. Rom, 6. Mai. Im Augusteum wurde der Dritte Inter nationale Kongreß des Faschistischen Syndikats eröffnet. Nachdem der Führer der italienischen Syndikatsbewegung, Abg. Rossini, den Bericht erstattet hatte, hielt Ministerprä sident Mussolini eine Rede, tn der er ausführte: Um den italienischen Syndikalismus richtig zu verstehen, must man sich vergegenwärtige», dast der italienische Syndikalismus nach dem Kriege ein Reich von Illusionen, Utopien und Ver worrenheiten darstelltc. Das Ziel, die Menschheit durch ein fache Nivellierung des menschlichen Geschlechtes glücklich zu machen, war eine Narrheit, denn die Natur selbst ist ein Reich der Ungleichheit. Nachdem die Masten der landwirtschaftlichen Bevölkerung Italiens dem Faschismus beigctrctcn sind, ist dieser im Be- griff, tief in die Seele des Italienischen Volkes ctnzndring-n. Das italienische Volk hat den beste» Beweis seiner Anhang- ltchkeit an dieses Regime durch seine freiwillige Mitarbeit bei der Schlacht für die Lira gegeben, die glücklicherweise als gewonnen betrachtet werden kan». Es must nochmals deutlich auögcsproäxen werde», dast der Faschismus »Icht her. vorgegangcn ist aus einer Verteidigung der Interessen et», -elner Klaffen oder besonderer Berussstände. sondern die gesunde Bewegung des italienischen Volkes war und auch eine Bewegung des Volkes zu bleiben beab sichtigt. Die faschistische Negierung, die bestrebt ist, das italie nische Volk in materieller und moralischer Beziehung zu bessern, steht an der Spitze aller Nationen, was die soziale Gesetzgebung anbelangt. Mussolini sagte weiter: Wir befinden uns In einer Syn dikatsphase, die aus Gründen allgemeiner Art noch lange dauern wird, denn die europäische Krisis ist noch nicht gelöst. Die syndikalistische Organisation must vervollkommnet und das Niveau der Massen must gehoben werden. Erst dann werden wir an die letzte Phase denken können, das heißt die Phase des korporativen italienischen Staates. Unser gegenwärtiges Jahrhundert wird eine neue korpora tive Wirtschaft haben, wie das letzte Jahrhundert eine kapita listische Wirtschaft hatte. Kapital »nd Arbeit wüsten gleich gestellt werden, und beiden müssen ihre Rechte und ihre Pflichten gegeben werden. Eine neue Ae-e Poineares. Paris, 7. Mai. In Bar le Duc hielt Poincarä seine dritte große Rede, die diesmal den innerpolttischen Fragen gewidmet war und in gewisser Hinsicht als eine Programmerklärung angesprochcn werden kann. Nach einem kurzen Rückblick ans die Wahlen wies PvincarS darauf hin, wie wichtig eine kluge Borsicht In allen Fragen der Wirt schaft und der Finanzen sei, da wirtschaftliche und finanzielle Fragen noch während mehrerer Jahre die ganze französische Politik beherrschen würden. Ein neues Defizit würde nicht nur alle Bemühungen, zu einer festen Währung zu gelangen, vereiteln, sondern auch alle bisherigen Vorteile vernichten. Er hoffe, dast die neue Kammer diese Warnung hören werde, denn ein falscher Schritt würde genügen, «m das Land in den Abgrund zu stürzen. Daher bedürfe sie einer festen und dauernden Mehrheit, die alle anderen Erwägungen der end gültigen Gesundung der Währung unterstelle. Die finanzielle Gesundung sei ohne die ökonomische undenkbar. Daher werde die Kammer versuchen müssen, die industrielle und landwirt schaftliche Produktion des Landes zu erhöhen. Anderseits dürfe eine Negierung auch in Zetten finanzieller Schwierig keiten die soziale» Reformen nicht aus den Augen lassen. Poincarä schloß, Frankreich bedürfe heute mehr denn je aller Kräfte, um ohne Störung sein Schicksal selbst zu bestimmen. Es habe nur den einen Wunsch, zur Stärk««« des Welt friedens beizvtragen. In dieser Gegend, die noch die Spuren der ofscnen Kricgswundcn zeige, wünsche ein jeder a«S vollem Herzen die aufrichtige Annäherung aller Völker, insbesondere aber der europäischen. Sin alier Volksbrauch abgeschafst. Zürich, 7. Mai. Die Lanbsgemeinde des Kantons Uri. in der bisher bas Volk unter freiem Himmel die Gemetndcn wählte »nd über Gesetze abstimmte, hat mit großer Mehrheit die Abschaffung dieser 600 Jabre alte» Institution und ihre Ersetzung durch die U r » c n a b st i m m n » g beschlossen. Die Landsgemcindc besteht in der Schweiz jetzt nur noch in den Kantonen GlaruS, Unterwalden und Appenzell. Der Warnruf eines nationalen Sozialisten. Zu welchen Zuständen eine Union der Linksparteien, sollte sie aus der Wahlschlacht als Sieger hervorgehen, führen würde, das kennzeichnet noch im rechten Augenblick eine Ein gabe der kommunistischen Fraktion der Berliner Stadtverordnetenversammlung an den Magistrat, in der zur Durchführung des für Pfingsten festgesetzten 4. Reichstresfens des Noten Frontkämpferbnndcs nebst anderen behördlichen Unterstütziingömastnahmen die Hergabe von 60 000 Reichsmark aus kommunalen Mitteln und die Bcslaggnng der städtischen Gebäude mit dem blutroten Banner gefordert wird. Schneller als der Innenminister es vielleicht selbst erwartet hat, und gewiß zum größten Mißbehagen der Sozialdemokratie und Demokratie, ist mit dieser Eingabe ein stärkster Beweis er bracht worden für die Richtigkeit des Ersuchens an die Länder- regierungcn zum Verbot der Notfront. Wenn bereits jetzt „in Anerkennung der Ziele" dieser Organtsation öffentliche Ver waltungsstellen Magddienste für einen Ltnksverband tun! sollen, dann kann sich jeder einsichtige Staatsbürger ausmalen, was werden würde, wenn die Kommunisten Hand in Hand mit der Sozialdemokratie die Ncgierungsgewalt übernähmen. Nichts aber wäre irriger, als anzunehmen, baß die Sozial demokratie ihre „staatserhaltenden Kräfte" zur Verteidigung der in allen Lobtönen gepriesenen Republik gegen die zer störenden Pläne der Kommunisten aufrufen würde. Wen« beide im Reichstagssaal auch mit Fäusten aufeinander los schlagen, die Liebe des richtunggebenden Flügels der „ver einigten" Sozialdemokratie gehört noch immer den roten Brü dern zur Linken, während sie die zwar noch kleine, aber ständig wachsende Partei der A l t s o z i a l i st e n mit einem le i d e n sch'a f t l I ch e n Haß verfolgt. Wer den mit Furcht gemischten Hast der sozialdemokratischen Funkttonär» schicht gegen diese Gruppe verstehen will, -er greife zu der kleinen Broschüre „400 Tage Ostpreußen", die vo« August Winnig verfaßt morden ist (Verlag Wirth L Co» Dresden). Die Schrift ist zur rechten Zeit erschienen, um im Wahlkampf der Sozialdemokratie einen Spiegel ihrer Un zulänglichkeit vorzuhaltcn. Winnig hat in ihr mit über, legener und von allein persönlichen Haß freier Sachlichkeit Rechenschaft gegeben über seine Tätigkeit als Reichs- und Staatskommistar sowie als Ostpreußens Oberpräsident wäh- rend der Abstimmung und des Kapp-Putschcs. Doch Bedeutung für die Mahlzeit hat die Broschüre besonders dadurch, weil sie klar den Weg erkennen läßt, den die Wiedervereinigung von Mehrheitösozialisten und Unabhängigen in Wahrheit nichts anderes als die v ü l l i g e U n t e r w e r f n n g d e r S ch e i d e- mann-Gruppe unter die Haase-Gruppe war. Auch räumt Winnig mit den Legenden, die von sozialdemokratischer Seite über die Ereignisse jener Tage immer noch geflissentlich ver breitet werden, gründlich aus. Bereits im Sommer 1819 sind die Mehrheltssoziallsieni reif gewesen für die Unterwerfung unter die Unabhängigen» deren Führer Crispten bas Vaterland zugunsten der Inter nationale verleugnete. Aus Winnigs Bericht über eine Frak tionssitzung erfahren wir, daß Scheidemann in einem Referat über die Verschiebung der Wählcrmassen nach links ein „Einlenken in radikalere Bahnen" — d. h. also den Wett lauf mit dem Radikalismus der Unabhängigen — forderte. Wir misten heute, daß seitdem die Scheidemänner die radi kalen Schrittmacher der U. S. P. nicht nur eingcholt haben, sondern nun vereint mit ihnen sogar den Wcttlauf mit den Radikalinskis des Kommunismus fortsctzen. Das vor kurzem erfolgte Vttnbnisangcbot LöbcS im „Vorwärts" spricht Bände dafür. Die A l t s o z i a l i st c n haben das nicht mitmachen wollen. Dort, wo 1014 die Gesamtpartei stand, als ihre Wählermaffen geschlossen für das bedrohte Reich clntraten, haben sic das Banner eines wirklich staatSbeiahendcn, deutsch- fühlenden Sozialismus aufgcpflanzt, der sehr wohl ein Vater land kennt, das Deutschland heißt, »nd nicht zur Freude des Siegerkapitalismus das Heil des Volkes in der Inter nationale sucht. Darum der Haß des ehedem mehrheitssozia- listischcn Flügels der „Vereinigten" gegen den AltsozialiS- mus. Winnig hat schon auf dem Nürnberger Vcreinigungs- tag, Herbst 1022, Scheide man ns Betrachtungs weise, die die Politik der Partei unter die Richtschnur stelle« wollte, ob sie der Partei nütze ober schade, verworfen. Die Partei sei nicht um ihrer selbst willen da, sondern sie trüge ein Mandat von der Nation. Gerade weil der Wechsel von der Opposition tn die NcgicrungSvcrantwortlich« kcit so rasch gekommen sei, wäre die S. P. D. »m so mehr auf die Mitarbeit der anderen Parteien angewiesen. Auch dürfe die Tatsache, baß die spartakistische Anarchie nur mit Hilfe deS rechtscingcstclltc» Frontsoldatentiims habe überwunden werden könne», nicht einfach beiseite geschoben werden. Winnig» Strebe» war schon damals, die Deutsche Volks- Partei und die Deutsch nationalen für dte Mit arbeit a» dem neue» Staate zu gewinne», denn „solch «ine Politik habe keine Gegenrevolution zu fürchten". Aber die Mehrheit der Fraktion wollte von dieser, mit wirklicher Ber«