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Voiglländisciier Anzeiger L»8 LZ 6I^«b-r 1861 Sachsen. Dresden, 19. November. Die seit 30 Jahren in der ?. sächsischen Infanterie eingeführte grüne Uniformfarbe hat sich erfahrungS- mäßig so wenig haltbar gezeigt und ist in der Zusammenstellung mit der blauen Farbe so wenig augengefällig, daß man jetzt beabsichtigt, die hellblaue Uni formfarbe, welche sich bewährt hat, auch bei der Infanterie einzuführen. Die Militärverwaltung hat dabei solche Einrichtungen getroffen, daß durch diese Be- kleidung-veränderung der KriegSkaffe kein Mehraufwand erwachsen kann, und selbst für die Periode der Umänderung die gesammte Infanterie jederzeit feld diensttüchtig ausgerüstet erhalten wird. Die neueste Nummer des Amtsblattes für die landwirthschaftlichen Vereine veröffentlicht eine amtliche Tabelle, wonach der Ertrag der Ernte des Jahres 1860 im ganzen Königreiche (aus 213 Uebersichten zusammengestellt) bei Weizen, Roggen, Gerste und Raps in Schocken, Scheffeln und Gewicht, bei Hafer in Schocken und Scheffeln und bei Erbsen in Schocken über der Mittelernte (welche sich auf eine Durchschnittsberechnung der Ernteerträgniffe in den Jahren 1848 bis 1859 gründet), bei Hafer aber das Gewicht und bei Erbsen die Scheffel unter einer solchen stehend sich ergaben. Für die einzelnen KreisvirectionSbezirke stellten sich jedoch die Erträge verschieden heraus. Denn während im Dresdner Kreise aus 56 Uebersichten nur Weizen und Gerste sowohl in Schocken, Scheffeln und Gewicht die Mittelernte überstiegen, ergab Roggen nur in Schocken, Hafer und Raps an Schocken und Scheffeln und die Erbsen nur im Gewicht dieß Resultat und blieben demnach Roggen an Scheffeln und Gewicht, Erbsen an Schocken und Scheffeln, Hafer und Raps im Gewicht unter der Mittelernte. Im Leipziger Kreise lieferten aus 41 Uebersichten nur die Gerste in jeder der drei Beziehungen, Weizen, Roggen, Hafer und Raps aber nur an Schocken und Scheffeln den Ertrag einer Uebermittelernte, während Weizen, Roggen, Hafer, Raps und Erbsen an Gewicht, Erbsen auch an Schocken und Scheffeln hinter der Mittelernte zurückblieben. Im Zwickauer Kreise trug die Ernte auS 91 Uebersichten an Weizen, Roggen, Gerste und Raps in jeder Beziehung über das Mittel ein, bei Hafer jedoch nur an Schocken und Scheffeln, bei Erbsen an Schocken und Gewicht; während Erbsen an Scheffeln und Hafer an Gewicht einer Mittelernte nachstanden. Im Budissiner Kreise blieben nur die Erbsen an Scheffeln unter der Mittelernte; Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Raps aber überstiegen in jeder Beziehung, die Erbsen auch an Schocken und Gewicht das Durchschnittsmittel der vorangegangenen 11 Jahre. Die Kartoffeln an- langeud, so blieb die Ernte im ganzen Königreiche um 2 4,5 Scheffel (97 Scheffel ist der Mittelertrag) oder 25,, Procent unter der Mittelernte und zwar im Dresdner Kreise (88 Scheffel Mittelertrag) um 11,« Scheffel oder 13,1 Procent; im Leipziger (93,7 Scheffel) um 17,4 Scheffel oder 18,5 Procent; im Zwickauer (S8,4 Scheffel) um 36,- Scheffel oder 37,^ Procent und im Budissiner Kreise (S8,i Scheffel) um 23,- Scheffel oder 24,- Procent zurück. . Am 3. December diese» Jahre» wird im ganzen Lande eine Volkszählung stattfiude». Meiningen, 18. November. Eben ist Se. Majestät der König von Sachsen hier angekommen, um morgen-hei der Laufe de» neugeborneu Sohne» unser» Erbprinzen mit dessen erlauchtem Großvater, .unserm Herzog, und dem Prinze« Moritz von Sachsen-Altenburg (dem Verlobt« unsrer PrÄrzesfin Au gustes PatheuMe zu versehe«. Weimar, 18. Novbr. Heute fand vor dem Geschwornengerichte hier die Verhandlung gegen dm 20jährigen Zimmergesellen Rodeck aus Lobeda weg« Ermordung des bejahrten Professor» Dr. Wachter aus Ima, früher in Unterlosa bei Plaum, zuletzt in Lobeda wohnhaft, statt. Der Angeklagte war des Verbrechens geständig und die Gefchwornen sprachen einstimmig das Schuldig über ihn aus, worauf der Gerichtshof ihn zum Tode durch Enthauptung mit dem Fallbeil verurtheilte. Rodeck zeigte während der ganzen Verhandlung, welche nur drei Stunden dauerte, die größte Ruhe und hörte das Todesurtheil anscheinend ganz gleichgiltig an. Der Vertheidiger hatte auf alle und jede Bertheidigung verzichtet. Gotha, 15. Nov. Vor dem Schwurgericht in Weimar stand kürzlich ein fünfzehnjähriger Knabe L. Hesse auS Toba, schlecht erzogen und ein Thier quäler. Er hatte einen Hund an einem Baum in die Höhe gezogen, demselben den Leib ausgeschnitten und dem noch lebenden Thiere das Fell abgezogen; darüber war er von der Wittwe Höche betroffen und zur Rede gesetzt worden, und dies ärgerte den jugendlichen Bösewicht so, daß er der Frau drohte, er werde es ihr gedenken. Gesagt, gethan; er legte in dem Hofe der Wittwe Feuer an und 9 Wohnhäuser und 20 WirthschaftSgebäude wurden ein Opfer der Flammm. Acht Jahre Arbeitshaus ist die Strafe für den Verbrecher. Preußen. Heistern (am Rhein), 11. Nov. Gestern ereignete sich im hiesigen Dorfe nachstehendes Iagdstückchen. Der hiesige Nadler und königl. Kammerjäger Martin Kurth ist eben im Begriff, mit Weib und Kind da» Mittagsmahl einzunehmen, als durch die offene Hausthür von der Straße her mit gewaltigem Satze ein großes Thier in die Küche springt und, heftig wider den Kochheerd anprallend, unter furchtbarem Getöse niederstürzt. Drinnen in der Wohnstube bleicher Schrecken, Angst, Schreien und Zeter. Der Hausvater jedoch verliert die Geistesgegenwart nicht; er stürzt, den eben erfaßten Suppen löffel von sich werfend, in die Küche und kommt noch zu rechter Zeit, um einen stattlichen Rehbock, der eben ausetzt, durchs Fenster wieder zu entwischen, bei einem Hinterbeine zu ergreifen. Durch den gewaltigen Ruck zu Boden geworfen, aber die seltene Beute krampfhaft festhaltend, beginnt jetzt ein Ringen und Balgen mit dem unbändigen Thier, unter obligater Spectakel-Begleitung heruuter- fallender, dröhnender Kessel, klirrender Scherben, umhergeworfener Stühle, Kisten und Kasten ; aber der für seinen Hausfrieden kämpfende Held läßt den Bock nicht los, er bringt ihn endlich unter sich, und nachdem er ihn mit Hülfe hinzugekommener Nachbarn vollends bewältigt, stößt er ihm den kalten Stahl ins Herz. Wegen dieses Jagdfrevels in der Küche ist bereits vom Iagdberech- tigten Klage erhob«, dagegen der Küchenjäger sein Geschirr bezahlt hab« will. «Oesterreich. Wie ein Wiener Correspondent der „Allg. Atg." zu wissen behauptet, „steht nach der eigen« Aussage des Finanzministers, Hm. v. Plener, fest: daß die Steuereintreibung in Ungam immer leichter und ergiebiger zu werd« anfängt, so daß im Laufe des letztverfloffenm Monats nicht weniger al» 13 Mill. Fl. au» Ungarn in die Staat-kaff« flossen." Italien. Rom, 9. Novbr. (A. Z.) Eine Angelegenheit von äußerster Wichtigkeit bezüglich ihrer Folg« beschäftigt gegenwärtig den römisch« Hof. E» ist die polnische Frage. Ei« Geh. Rach de» Kaiser» Alexander kam dieser Lage hier an und überbrachte Herm v. -iffeleff dringende Instruction« und die bestimmte Aufforderung, d« heil. Stuhl zu vermögen, an die polnisch« Bischöfe eine Mahnuyg zu erlass«. Da- St. Petersburger Eabinet ist der Dieke» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag», Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher Abounemeut«prei«, welcher »rnnnmaranä» zu «ttichw» tk auL bei «eriebuna durch die Post, 1 Thlr. 10 Rgr. — Annoncen, die dis Bormittag« 11 Uhr emgehen, werden in die Lag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen sinter elnaebesde Annoncen knden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden uut 1 Rar. für die gespaltene LorpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit S Ngr. — Tür die ^«wärtiaen Sönial' SerichtSamrer und Stadträthe, für welche der Boigtläudiiche Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herm Bürgermeister Lch- m Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Thauffeegelder-Eiuuehmer Holzmüll«. für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck nnd Mühltroff. Zmeilmüstebenzigster Jahrgang. Berautwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». Sonnabend -< > - > >>>