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Dresdner Journal : 23.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-23
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 23.06.1897
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142. Mittwoch, den 23. Juni, abends. 18S7. Amtlicher Leit Kultus Nichtamtlicher Teil Kunst und Wissenschaft Bilde immerhin eine entsprechende Vorstellung machen können einzelne einer späteren Würdigung Vorbehalten bleiben, mag der be ste Die Situation ist im allgemeinen richtig beobachtet und farbig gut wiedergegeben Wer die gewaltige Feuersbrunst nicht reizvolle Arabesken zu der Selbstüberwinvung der wackeren Durchlaucht Franz Friedrich Ferdinand abgeben — Sehr ernsten Augenblick im Menschenleben eindringlich und über- würdige Ironie über seine eigene Situation leiht und in zeugend schildert Aus den zahlreichen übrigen Bildern, deren der prächtig ausgeführten Geschichte vom Ende der vierziger Novellen- und Erzählungssammlung (der eben, wenn man keinen besonders charakteristischen hat, einfach „Novellen" oder „Erzählungen" lauten kann), der 'Name der ersten im Buche enthaltenen Novelle aus das Titelblatt gesetzt „und anderes" hinzugesügt Als ob die zufällig oder absichtlich voranstehende immer die Hauptsache und das Beste wäre! Ausnahmsweise triffts wohl einmal zu in der Sammlung „Franz Friedrich Ferdinand und Anderes" von Ernst Muellenbach (E Lenbach; Dresden und Leipzig, Verlag von Carl Reißner 18S7) in der „Franz Friedrich Ferdinand", Zwischenblätter aus der Chronik eines Klein staats, in der That nicht nur die größte, sondern auch die vortrefflichste, von einem feinen Humor durchhauchte Darbietung ist. Der Regel nach ist das vormärzliche Klcinstaatswesen nur roh und grob karrikiert worden und aus dem beliebten Gegensätze "fürstlicher AllmachtSgesühle und staatlicher Ohnmacht kann ja nichts anderes erwachsen als Karrikatur. Unser Erzähler faßt die Sache beim besseren Ende an, indem er dem Fürsten eines Miniatur- staateS zu der persönlichen Bravheit eine seine und licbenS- »nd öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschulstellc zu Oberhelmsdors Kollator: da» König! Ministerium des Kultus und öffentliche Unterrichts Die Stelle gewährt außer freier Wohnung mit Garten ein jährliches Einkommen von 1000 M. für den Schuldienst und 544 M. 74 Ps. für den Kirchendienst. Gesuche sind an den Üollator zu richten und mit den erforderlichen Beilagen bis zum lO. Juli an den König!. Bezirksjchulinspcktor Echulral Lehmann zu Pirna ein zureichen. Viel Empfinden für Ausdruck und malerische Haltung be kundet Miß C. B Klitgard-Blasewitz in ihren beiden Kinderbildmsscn „Romeo und Julia" Tie junge Malerin, die z Z noch ihren Studien in der hiesigen Kopsschen Malschule obliegt, gebraucht den Kreidestift und die Reiß kohle mit flotter Sicherheit; ihre Arbeiten haben unge künstelte Frische und werden sich bei weiterem Streben voraussichtlich auch noch mehr vertiefen. Zahlreicher wie im Bildnissach sind die Leistungen auf dem Gebiete der Landschaftsmalerei und des Genres vertreten. Vieles davon ist von uns bereits erwähnt und besprochen worden Unter den neueren Eingängen findet sich eine Parklandschast von Carl Scher bring-München mit mächtigen, etwas gleichmäßig behandelten Baumgruppen, die einen Teich voll trüben Wassers umstehen. Das Bild geht in der beab sichtigten Morgenstimmung nicht völlig harmonisch zusammen Anton Aßmussen-Hamburg hat zwei stimmungsreiche, sorgfältig in Pastell durchgeführte Winterlandschasten, Prof K Rettich-Lübeck dagegen eine mehr studicnhaft behandelte Landschaft mit Gewitterstimmung ausgestellt Das von Prof. L. Dettmann-Berlin eingesendete Genrebildchcn „Passionsangler" läßt die ost gerühmten Vorzüge dieses tüchtigen Künstlers fast vermissen Es hat trotz einiger guten Beleuchtungsaccente nur mäßigen malerischen Reiz Ein durch geschickte Mache interessirendes, seinem Gegenstände nach wenig erfreuliches Bild von tendenziösem Beigeschmack ist das „Kosakcnopfer" von A Kampf-Düffeldorf Mit mehr Befriedigung wird dafür der Beschauer vor einem Bild Fritz Haß'- München verweilen, das unter dem Titel „Tot" einen Dann kamen die verschiedenen Prinzen zu Pserde, worunter besonders der Fürst von Bulgarien und Prinz Heinrich von Preußen, dieser in Marine-Uniform, anffielen. Der Jubel erreichte seinen Gipfel, als die Königin er schien, freudestrahlend die begeisterten Grüße ihrer Unterthanen empfangend und erwidernd. Sie trug ein Kleid aus schwarzer Glanzseide mit Jetstickerei; ihr schwarzer Hut wurde durch einen Spitzenbesatz gehoben Bor der Abfahrt aus dem Palast hatte sie folgende Kundgebung erlassen: „Bon Herzen danke ich meinem geliebten Volke. Gott segne es!" Neue Romane und Novellen. (Fortsetzung) Nach modischem Brauch (nebenher gesagt, eine willkürlichsten vorübergehenden Moden, die aber für Grutuauust», Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des sonders geschmackvoll gehalten sein wollen, so lange währen) wird, statt eines bezeichnenden Gesamttitels einer Das Wetter ist trübe, wird aber vermutlich trocken bleiben. Am frühen Morgen begann die Wanderung nach der inner» Stadl Tie Wagen und Omnibusse sind schwer beladen. Die Infanterie und Kavallerie strömt den Straßen zu, durch die der Jubiläumszug kommen wird. Fast alle Häuser sind ge flaggt oder mit buntem Zeug, meist Scharlach, geschmückt, über die Straßen, die der Zug nehmen wird, hängen hübsche Gewinde von künstlichen Blumen. Schon um 8 Uhr füllen sich die Tribünen und Fenster Der Auffahrt ging ein Aufzug der Kolonialtruppen und der ersten Minister der Kolonien voran. Eröffnet wurde er durch eine Abteilung der Royal Horse Guards mit der Re gimentsmusik Fcldmarschall Lrrd Roberts, der zum Kom mandeur der Kolonialtruppen für die Dauer ihrer Aiiwefenhcit in England ernannt wurde, und Oberst Ivor Herbert ritten diesen Truppen voraus. Zuerst kam die kanadische Kavallerie, als Geleit für den ersten Minister der Dominion, Hon Wilfrid Laurier, besten eigenartiges, glattrasiertes, kluges Gesicht, durch die illustrierten Blätter bekannt gemacht, der Menge besonders ausfiel Hr. Laurier erntete reichliche Grüße, um so mehr, als die Briten besonders stolz daraus sind, die sranzösischen Canadier, denen er entstammt, versöhnt und ge wonnen zu haben Aus Canada folgt Neujüdwales mit Ulanen und berittenen Jägern, hinter ihnen Hon. George Houston Reid, dann die australische Kolonie Viktoria, vertreten durch berittene Jäger und Sir George Turner; Neuseeland durch be rittene Truppen, darunter auch Eingeborene, Maori, die sich als vortreffliche Soldaten bewähren sollen, und durch Hon. R Seddon. Viktoria und Neuseeland im Zuge, die beiden in der Temokraiie am meisten vorangefchrittenen Staaten, allen europäischen und amerikanischen Republiken in dieser Richtung voraus, sie haben es sich nicht nehmen lassen, der greisen Herr scherin aus einem der ältesten Throne Ehre zu erweisen. Queenslands Reiter und Sir H M Nelson, dann die kriegS- tüchtigen Reiter vom Kap mit Sir Gordon Sprigg, berittene Jnsantcrie von Südaustralien mit Hon C C K ngston schließen sich an, woraus ohne Truppenabteiluugen die Ersten Minister von Neufundland (Sir William Whiteway) und Tasmanien (Sir E N Braddon) anschließen Daun erscheinen aus Natal Reiter und Hon. H EScombe, und wieder alle n aus West australien Sir I Forrest, womit die Vertretung der Koloni.n mit Selbstverwaltung abgeschlossen ist Tie Kronkolonien sind durch buntere, vielsach aus einheimischen Stämmen angewor bene Soldaiengruppen vertrete», berittene Infanterie aus Ceylon, Beomaur» ans Trinidad, Zaptiehs aus Cypern rc. Die Chartercd Company hat von ihren Streitkräften in der bekannten wenig bunten und doch kleidsamen Uniform mit dem breitkrämpigen Hut, dessen eine Krampe, keck ausgeschlagen, einen schneidigen Eindruck macht, eine Abteilung gestellt, die nicht geringen Beifall erntet. Eine Musikkapelle schreitet dann der kolonialen Fußtruppe vor. Alle möglichen Farben, auf der Haut der Mannschaften wie an den Uniformen, alle erdenklichen Kopfbedeckungen wirken hier zusammen zu einem Wechsel, der sich rascher und für die Phantasie anregender vollzieht als der Vorbeimarsch der Kavallerie. Da erscheinen europäische, chinesische und Shiks Schutzmannschaften von Hongkong, Malaien von Singapoie, singalesische Artilleristen von Ceylon, Truppen von Westindien, Jamaica, schwarze Konstabler von Britisch-Guyana und von der Goldküste, Hausta, Streiter der Nigergesellschast und andere Afrikaner, von denen manche schon in den Kolonial kriegen der letzten Jahre auf britischer Seite mitgesochten haben Alle diese Kolonialtruppen stellten sich in Ludgale Hill in Parade stellung auf Die Königin hat selbst den Wunsch geäußert, sie vor der Ankunft bei der Sl Paulskathcdrale zu Muster». Die Minister fuhren unterdes weiter nach der Kathedrale, um beim Empfang der Monarchin durch die Staaiswürdcnträger mitzu wirken; nach dem Dankgottesdienst nahmen sie ihren Platz im Zuge wieder ein, der dann bekanntlich Lurch die City, über die London Bridge, durch Soulhwark, über die Westminstcrbrücke nach dem Palast zurückging Nun erst beginnt der eigentliche König! Zug Eine Batterie Marineartillerie bildet die Einleitung, dann kommen in einer nicht enden wollenden Reihe, in tadellosem Paradeanzug, die heimischen Truppen, zuerst die vorzüglich berittene, glitzernde Kavallerie, der rote Waffcnrock wieg» vor Die Regimenter des Deutschen Kaisers und des Kaisers von Rußland sind darunter; andere Regimenter sind durch je eine Schwadron vertreten. Nach dem ungemein prächtigen Vorbei marsch gestaltet sich das Bild beim Vorbeiritl des Armeestabes, der Königl. Adiutamen vom Heer und der Marine, der Obersten dec Jnsanterieregimenter, der Kommandeure der militärischen Anstalten noch glänzender. Ruhiger wird es aus einmal und altertümlicher, würdevoller, denn es erscheinen in Wagen die Räte, Aldermen der City, die Sheriff- zu Pserde; sie schließen sich erst an der Grenze der City, in Temple Bar, an. Einige Offiziere, eine ganze Schar Kammerherren und andere Hoswürdenträger, dann die Militär- und Marineattachäs der Mächte, darunter der Marneattachö bei der deutschen Botschaft Korvetienkap.tän Gülich, General Hagron als Vertreter des Präsidenten der französische» Republik, General Miles als Vertreter der Armee der Ber einigten Staaten, eine Abordnung des l preußischen Garde-Dragoner-Regiments Königin von Groß britannien» nd Irland, Lberstlientenani und RegimentS- aesehen hat, wird sich davon nach dem Stegmannschcn vortrefflich ist ferner „Aloysius Täusle", keine Novelle, aber eine satyrischc Charakterstudie, auch die kleineren Kunstverein. In den Ausstellungsräumen auf der Brühlschen Terrasse, die gegenwärtig, wohl infolge der internationalen Kunstausstellung, nur einen schwachen Besuch aufzuweisen haben, ist eine Anzahl neuer Bilder aufgestellt worden, unter denen verschiedene achtbare Kunstleistungen er wähnenswert erscheinen Hierzu gehört ein Bildnis von Prof Kießling-Dresden Es stellt eine junge Dame in leichter Sommerkleidung auf landschaftlichem Hinter gründe dar In der behandschuhten rechten Hand hält sie nachlässig einen Strohhut, die Linke ist über die Augen geführt, um das entgegensallende Licht der Nachmittagssonne abzublenden Ein feiner Schatten vom Arme liegt über dem rötlich beleuchteten Antlitz. Mit freierem Anlauf, als man cs sonst von ihm ge wohnt ist, hat der Künstler Charakter und Haltung in dieses anmutige, sarbenfrische Bild gebracht. Das Stoffliche ist technisch gut behandelt und vor allem das durchsichtige Gewebe des gelben Spitzensichus trefflich wiedergegcben Ein Bildnis von monu mentalem Charakter hat Paul Beckert Berlin aus- gcstellt ES zeigt den Altreichskanzler Fürsten Bismarck in der Uniform der Halberstadter Kürassiere. Das Bild hält sich hinsichtlich der malerischen Anschauung auf einem achtbaren Niveau, der Kopf ist energisch herauS- gearbeitet und löst sich kräftig vom Hintergründe los Nur der rosige Fleischton ist ein wenig kreidig, ebenso fehlt es dem Auge an dem Glanze, der dem Original bekanntlich besonders eigen ist. Weniger durch ihr Format, als durch charakteristische Auffassung der Köpfe fallen zwei Bildnisse von L v Kreyseldt-Bieberstein auf Von bleichem Vorzüge, nur nicht ganz so rustikal in der Farbe, «st das Bildnis eines Herrn von E Jordan-Hannover Europa und dir amerikanische Zollpolitik. (O.V.L.) Ebenso wie Deutschland hat auch Österreich- Ungarn Prolest gegen den in der neuen amerikanischen Tarif- bill vorgesehenen Differentialzoll auf Zucker erhoben Auch im Jahre löst ging Österreich -Ungarn in Ler Frage des amerika nischen Zuckcrzolls gemeinsam mit Deutschland vor, daraus hin- w-isend, daß durch die Anwendung des Differentialzolles da- Meistbegüustigungsrecht verletzt werde Es ist daher zu hoffen, daß, wenn demnächst Gegenmaßregeln gegen die rücksichtslose Zollpolitik der Bereinigten Staaten sich als notwendig erweisen sollte», wir in Österreich-Ungarn einen Bundesgenossen haben werden. Zweifelhaft dürste eS sei», ob auch die übrigen Mächte, die gegen die amerikanische Zollgesetzgebung Einspruch erhoben haben, sich an gemeinsamen Schritten gegen Amerika beteiligen werden. Frankreich ist in der Lage, durch Zollerhöhungen die Einsuhr aus Amerika zu erschweren, ohne daß es deshalb einen offenen handelspolitischen Brnch mit den Bereinigten Staaten herbeizusühren brauchte, und was Holland betrifft, so Hal man in Washington Grund zu der Hoffnung, daß die holländische Regierung ihrem feiner Zeit erhobenen Proteste gegen die amerikanischen Zvllerhöhungen keine weitere Folge geben werde, nachdem der amerikamfche Senat die geplante Zollerhöhung aus Sumatra-Tabake fallen gelassen hat. Auch in Italien scheint inan dem Plan einer offenen Ripressalienpolitik nicht geneigt. Indessen hat aber doch die italienische Regierung in einer in Washington abgegebenen Note aus die Schädigungen hin- gewiejen, die den ilaüenischen Interessen aus der amerikanischen Tarispolitik erwachsen, und außerdem hat der italienische Mi nister des Äußeren im Parlament erklärt, daß, wenn die Ber einigten Siaaten auf dieser Politik beharren sollten, Italien sich genötigt sehen werde, zu prüfen, ob gewisse amerikanische Einjuhranikel und einige amerikanische Geschäfte (Versicherungs gesellschaften rc) den Gegenstand notwendiger Berieidigungsmaß- nah» en bilden könnten. Nur die spanische Negierung bat bi- jetzt ihre Bereitwilligkeit, an gemeinsamen Repreffivmaßregeln gegenüber Amerika sich zu beteiligen, in einer an verschiedene europäische Regierungen gerichteten Note kundgegeben In der Note wird u. a betont, daß die Ausfuhr der spanischen Süd- früchie nach dem mittleren und nördlichen Europa durch die amerikanische Konkurrenz vollständig lahmgelegt fei, und daß uun der neue amerikanische Zolltarif auch die spanische Jndustrie- u»d Weinaussuhr nach Nordamerika unmöglich mache Angesichts dieser offiziellen Erklärungen, die alle mehr oder minder den Wunsch erkennen lassen, die Tarispolitik der Ver einigten Staaten durch geeignete Gegenmaßregeln zu bekämpfen nnd dabei gleichzeitig die immer schärfer auslrettnde ameri kanische Konkurrenz abzuwchren, dürfte daran zu erinnern fein, daß bereits im vorige» Jahre der Gedanke eines wirtschaft lichen Zusammengehens der mitteleuropäischen Staaten gegen Amerika in amtlichen Kreisen erörtert worden ist. Bekanntlich bildete dieser Plan einen der Hauptgcgenständc, die aus dem vorjährigen landwirtschaftlichen Kongreß zu Pest zur Beratung standen. Die Forderung nach einem wie immer gearteten Zu sammenschlusse der europäischen Festlandsstaaten gegen die über seeische, vorwiegend amerikanische Konkurrenz in LandwirtfchastS- produklen sand damals namentlich in den leitenden Kreisen Österreich-Ungarns die größte Beachtung. Gras Ledebur, der österreichische Ackerbauminister, hat sich wiederholt im Sinne eines derartigen Vorgehens ausgesprochen, wobii er sich in Übereinstimmung mit seinem ungariicheu Kollegen besand, und einen dahingehenden Antrag hat seinerzeit auch die K K. Land- wirtschastSgesellschast in Wien mit großer Mehrheit angenommen In Deutschland haben diese Bestrebungen nicht nur in land wirtschaftlichen, sondern vielsach auch «n industriellen Kreisen Anklang gesunden; und wenn die Durchsührung des Plaue- vorerst auch noch recht zweifelhaft erscheinen mag, so ist doch nichts geeigneter, ihn seiner Verwirklichung näher zu bringen, als die jetzige, zu VergeltungSmaßregeln geradezu heraus- sordernde amerikanische Zollpolitik In Österreich haben nun auch die Industriellen in einer an die Regierung gerichteten Eingabe ein gemeinsames Vor gehen der Mächte gegen die MacKinley'che Tarifvorlage in Anregung gebracht, und in den industriellen Kreisen Deutsch lands mehren sich neuerdings die Stimmen, die ähnliche Forderungen stellen, erheblich Daß diese Anregungen auch in Frankreich ein Echo gesunden haben, beweist der jüngst in der sranzösischen Kammer gestellte Antrag, der eine Erhöhung der Zolllätze aus alle Erzeugnisse der Vereinigten Staaten verlangt. Welche Machtmittel aber den europäischen Staaten, wenn sie sich nur ernstlich zu gemeinsamen Maßregel» gegen die will- Novellen „In der Frühlingssonne", „Die Silberdistel", „Adalbert Riesenkönig", „DaphniS und Chloe" sind hübsch und halten den gewinnenden Ton fest, den der Verfasser in der Hauptnovelle des Bandes angeschlagen hat Aus dem rührigen Verlag von F. Fontane u Comp. in Berlin liegen uns zu der schon früher charakterisierten Novcllensammlung von N v Seydlitz noch drei weitere Bände novellistischen Inhalts vor Zunächst „Mütter", drei tragische Novellen von Dora Duncker, von denen die beiden einfacheren „Eine Mutter" und „Für ihr Kind", namentlich die letztere, chie erschütternde Geschichte einer vornehmen, mit einem verkommenen Lebemenschen ver heirateten Dame, die um ihres Kindes willen als Kunst schützin in einem der Tingel-Tangeltheater von Berlin austritt, die besseren sind In der mittleren Novelle „Sturm" erscheint nur der Druck über der Seele de» Lehrers, nicht aber der schließliche freiwillige gemeinsame Tod mit seiner von einem Italiener verführten Juaend- geliebten vollkommen begründet und überzeugend; überhaupt hat diese Novelle einen Anstrich, den ich das Kolorit ge waltsamer Modernität nennen möchte. Das Auspuffen und künstliche Emportreiben aller Situationen und mög lichen Konflikte bringt in die gewollte Wahrheitsdarstellung eine Beimischung ron Unwahrheit — Dies gilt nicht minder von den beiden im gleichen Verlage erschienenen Novellen von Cäsar Flaischlen: „Professor Hardt mut" und „Flügelmüde" Die erste nennt sich eine Charakterstudie, die andere einen Abschnitt aus dem Leben eine« Jeden Professor Hardtmut ist ein alter Philolog, der nach arbeitsreichem Leben nur noch eine Gewohnheit hat, die ihm da» Dasein lebenswert macht: jeden Tag eine Stunde in einem kleinen Kaffeehause zuzubringen Er stirbt, als der Sohn des Besitzers an der Stelle de» gewohnten alten Hauses einen neuen Prachtbau aufführt. „Flügelmüdc" ist wieder eine der Novellen au» dem kommandeur v. Falkenhayn, PreinierlicuIenantS Frhr v Möller- Lilienstern und v. Gerla», Sekondelieutenant v Stübnitz, Osfiziersabordnungen der indische» Truppen bilden den Über gang zu den Vertretern der fremden Staaten, die in alphab.tischer Ordnung gruppiert zu je vier in einem zwei fpännigen Wagen sitzen, darunter Herr v. Brauer für Baden Zwei weitcre Wagen folgen mit Herren und Damen vom Hofe, dann die Wagen mit den fürstlichen Verwandten, meist Damen, worunter wir die Prinzessinnen Viktoria von Schleswig- Holstein, Feodora von Sachsen-Meiningen, Beatrix von Koburg, Ludwig von Battenberg, Aribert von Anhalt, die Erbprinzessin von Sachse»-Meiningen, die Prinzessinnen Friedrich Karl von Hessen, Adolf von Schaumburg-Lippe, die Erbprinzessin von yoheulohe-Langeuburg, die Prinzessinnen Viktoria von Wale-, lie Herzogin von Pork, die Prinzessin Heinrich von Preußen, die Herzogin von Fife, die Großfürstin ScraiuS, die Großherzogin von Hessen, die Großherzogin von Mecklenburg- Strcliy, die Prinzessin Heinrich von Battenberg, die Herzoginnen von Koburg, Connaught. Albany, die Kaiserin Friedrich, die Prinzessin von Neapel, die Prinzessin Luise und den Herzog von Koburg namhaft machen; Utztere vier find in einem Wagen zu sammen, neben dem als besondere Auszeichnung für die Kaiserin Friedrich zwei Hosbeamte reiten Bevor die fürstlichen Heircn zu Pserde erscheinen, hat der Lord Mayor Faudel Philipps, allerdings nur von Temple Bar bis Mansion House, stimm Platz im Zuge. Koloniale und militärische Bedeckung geht den Fürsten voran. Sie reiten zu dreien in folgender Ordnung: Prinz Mohammcd Ali von Ägypten, Kronprinz von Siam, Prinz Arijugawa von Japan, Prinz Amir Khan von Persien, die Prinzen von Schaumburg- Lippe Aribert vou Anhalt, Cyrill von Rußland, Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg, Erbgroßherzog von Lvxemburg, die Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, Friedrich August Herzog zu Sachsen, Herzog Albert von Württem berg, die Prinzen Karl de Ligne (Abgesandter des Königs der Belgier), Eduard von Sachsen-Weimar, Eugen von Schweden, der Herzog von Lporto, der Kronprinz von Dänemark, der Fürst von Bulgarien (dessen Gcmahlin sich in einem der Wage» voran befindet), die Prinzen Philipp von Coburg, Danilo von Montenegro, Ruprecht von Bayern, der Erbpr nz von Sachsen- Meiningen, die Prinzen Friedrich Karl von Hessen und Albrecht von Pieußen. Regent in Braunschweig, Erzherzog Franz Fer dinand, die Prinzen Karl von Täncmail, Franz vo» Teck, der Herzog von Fife, der Marquis of Lorne, die Prinzen Adolf und Alexander von Teck, der Herzog von Teck, der Prinz von Neapel, die Piinzcn Christian Viktor und Albert von Schleswig- Holstein, Erbrinz von Coburg, Prinz Heinrich von Preußen, Großfürst Sergius, der Gioßherzog von Hessen, der Herzog von ?)ork und der Prinz Christian von Schleswig-Holstein Nun kündigte eine beturbante Schar eingeborener indischer Offiziere das Heran nahen der Königin an Sie muß den Biickinghampalast punkt ll Uhr !5 Mi», durch das große Gitterthor verlassen haben. Vor ihrem Wagen reitet der Ober kommandierende der Armee, Lord Wolselcy. Der Wage» ist von acht crömesarbigen Pferden gezogen, die prachtvoll, etwas schwer, in braunem Leder nnd Goldbronzezeschirr gehen Zur Linken reitet der Herzog von Cambridge, zur Rechten der Herzog von Connaught als Kommandierender der Truppen, nnd dem Wagenschlag zunächst der Prinz von Wales. In dem Wagen haben die Prinzessin von Wales und die Prinzessin Christian von Schleswig-Holstein Platz genommen Hinter dem Wagen wird die Königl. Standarte von einem Reiter ge führt, neben der Standarie reiten zwei höhere Offiziere, einer ist der Gcneralstabsches Lord Mechuen Berittene Hofbeamte und Diener bilden den Schluß Der Wagen der Königin ist nach allen Seiten frei, sodaß die Menge, der hohen Frau von ollen Seiten ansichtig werde» kamr. Die Königin hält einen schwarzseidenen, mit Chantilly-Spitzen bedeckten Sonnenschirm mit diamantener Inschrift am Griff, ein Geschenk des ältesten UnterhauSmitgliedes Villiers. In einem weiteren Telegramm desselben Blattes he sit cs noch u. a.: Unter den Truppen, die alle tadellos uniformiert und aus gcstattet waren, wurden besonders gut empfangen die Balaclava Brigade, nämlich die Royal-Tragoons des Deutschen Kaisers, und die Scotch Greys des Kaisers von Rußland. Öhne einen Mißton verlief das Fest freilich nicht, indem an ver schiedenen Stellen Mißsallensbezeugungen gegen die Abordnung des preußischen Garde Dragoner Regi ments laut wurden. Man wird sich in der Gesell schaft über diese Kundgebung einer pöbelhaften Ge sinnung weidlich ärgern, aber man wird sich wohl eine Lehre daraus nchmeu, daß in dem gastlichen Eng land so etwas überhaupt vorkommen konnte. Bei den Wagen der Gesandten fielen am meisten auf die im selben Wagen mit dem belgischen und holländischen sitzenden Gesandten Chinas und des Papstes, letzterer in großer Galatracht mit zahlreichen Orden, das Haupt mit einem grünen Hut bedeckt. Taran schlossen sich die Wagen mit den Prinzessinnen. Be sonders freundlich begrüßt wurde die Herzogin von Teck, an deren Seile die Fürstin von Bulgarien Platz ^genommen hatte, ferner die Herzogin von Bork und die Käuferin Friedrich. Ntbcr die Jubiläumsftierlichktitcn in England wird heute folgendes gemeldct: Die Illumination der Stadl am gestrigen Abend war von einer noch nicht dagewcsenen Prachr. Tie schaulustige Menge drängte sich bis gegen Mitternacht durch die glänzenden Straßen Trotz dieser ungeheuren Menschenmassen sind ernst liche Unfälle nicht gemeldet worden Tallsende von Menschen waren schon während der ganzen Nacht durch die Slraße» der Stadt gezogen nnd trotz deS tiüben und regeudrohenden Himmels drängten sich gestern bereits in den frühesten Morgenstunden fortwährend wachsende Menschenmengen in den Straßen zusammen, welche der JubiläumSzug der Königin zn passieren hatte Auch um S Uhr morgens hatte sich das Wetter noch nicht viel auf geklärt Um 10 Uhr vormittags begab sich der Lordmayor Faudel- Phillips zu Pferde und in Begleitung der Sheriffs nach dem Temple Bar, der alten Ost grenze der Stadt London, wo er um ^tt Uhr eintras, umdieAnkunft derKönigin zu erwarte». Als der Königl. Zug an dem Temple-Bar Halt gemacht halte, trat der Lordmayor, der inzwischen abgescsien war, au den Wagen der Königin heran und überreichte dieser das „Pearl"- Schwert der Stadt London Die Königin nahm das Schwert entgegen, händigte es aber dem Lordmayor wieder aus, der daraus wieder zu Pferd stieg und sich mit den Sheriffs dem Zuge anschloß. Ten zweite» Halt machte die Königl. Prozession um Uhr vor der Saint Pauls-Kathedrale, wo ein kurzer Gottesdienst im Freien stattsand Nach Absingung des Te Dsuws sprach Ler Bischof von London Mandell Creighton das Tankgebet und der Erzbischof von Canterbury Fredcrick Temple den Segen. Das Wetter hatte sich inzwischen auf geklärt und die Zeremonie fand bei Hellem Sonnenschein statt Ter Gottesdienst hinterließ bei allen Augenzeugen einen unvergeßlichen erhebenden Eindruck Die Chorsänger, die Geist lichkeit und an ihrer Spitze der Bischof von London und der Erzbischof von Cauterbniy rn ihren reichen geistlichen Gewändern, hatten aus den Stufen der Freitreppe vor dem westlichen Portal Aufstellung genommen, um die Königin zu empfangen. Die letztere, welche ganz in Schwarz gekleidet war und einen grauen Sonnenschirm aufgcspannt hatte, blieb während der ganzen Zeremonie in ihrem von acht Isabellen gezogenen Wagen, der dicht vor den Stufen Halt machte. Ter Prinz von Wales und die Herzöge von Connaught und von Cambridge hielten zu Pferd aus der rechten Seite des König» Wagens, während die übrigen Fürstlichkeiten, die gleichfalls beritten waren, sich um denselben herum gruppieiteu Nach Beendigung des Gottes dienstes wurde die Nationalhymne angestimmt, welche von der riesigen Volksmenge begeistert mitgesungen wurde Tie Königin, die sehr wohl aussah, war sichtlich tief gerührt und dankte huldvoll lächelnd nach allen Seiten. Dan» bcivcgte sich der Zug nach dem Mausivn-Hou'c und dem Süden Londons weiter, während die Truppen, die aus der zurückgelegten Strecke und in der Lily Ausstellung genommen hatten, mit dem Abmarsch begannen Die Königin wurde auf deni ganzen Wege mit unbeschreiblichem Jubel unter Schwenken von Taschentücher» aus den Fenstern und von den Tribünen aus begrüßt. — Anläßlich der Jubelfeier wurden in England 20 000 Gefangene frcigelasien, darunter 400 Galeerensträflinge — AuS allen Teilen des britischen Reiche-, von Hong kong bis zum Rav Bancover, von den Ost- und Westküsten Afrikas, aus Australien rc laufen Berichte über festliche Ver anstaltungen ein. Nur in Ostindien war die Feier ernst infolge der Pest und der Hungersnot. In Kalkutta und Bombay wurden öffentliche Subskriptionen, Speisungen der Armen nnd andere LicbeSwerke veranstaltet. Der „Köln. Ztg" geht über den gestrigen Festzug folgendes Telegramm aus London zu: Jahre ein .Kulturbild giebt, in dem doch die rein menfch- noch ein Bild von A Stegmann-Dresden erwähnt werden. lichen Motive da» Übergewicht haben und die gelegent- E» illustriert den Brand unserer altehrwürdigen Kreuzkirche, lichen Schilderungen aus dem Hof- und StaatSleben nur Dresdner ve»»««pret»: Für Dretden vierteljährlich: » Mark SO Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltea vierteljährlich »Mark; außer- halb des Deutschen Reiche- Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummer»: 10 Pf Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend« Fernlpr -Anschluß: Nr I2SL Journal Nnttu-lguni-sedützren: Für den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner Scherst »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zelle bO Ps. vei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hera«»«e»er. Königliche Expeditton de« Dre-dner Journal« Dre-dcn, Zwrngerstr 20 Fernspr.-Anschluß:«! 129».
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