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Nummer 238—34. Iahra SachMe Volkszeitung Donnerslag, 7. November 1835 Zm Fall« vo» höheier tbewolt, tterboi, «tmietrnvri B-trtebe- stSrungei« Hal sei Bezieher oder tverbunglieibenv« tet« A» fprüch«, soll« dl« Zelluilg >n defchräntlem Umlang«, -eif-itet oder nicht erscheint. — Erlülinngsort Dresden. — — — ^ echrtsNeltun,: Dresden.«., Poltrrstr. 17, gernrns 10711 ». «»11 DelchLstsstell«, Druck und Verla«; »ermanta vuchdruckerel »nd Verlag LH. und ». Mlnlel, Pollerftrab« 17, gernrief «»1», Postscheck: Rr. 101». Bank: Stadtbanl Dreien «r. «7«7 verlagsor« Dresden. «n^Igenpretle: dl, lipaltig« 22 mm breit« 3-8« 6 Pkstt lllr gamilienanzeigen » Plg. g»r Platzwünsch« vnne» wir lein« Tewihr leiste». Erscheint » »al wSchentlich. Monatlicher Bezugspreis durch Irilger einschl » Pfg dz». «0 Psg. Trlgerlohn 1,7»; durch dl« Post 1,7» elnschlleblich PoitIIbern,«1Iung»geblIhr, zuziiglich »« Psg Post-Bestellgeld. Einzelnummer 1» Plg . dl, Sonnabend-. Sonntag, nn» Festtagnumm« st» Psg. Mimische palwuillen in Mkalle Oie Stadt von den Abessiniern geräumt (Funkspruch des Kriegsberichterstatter» des DNB.) Asmara, 8. Noo. Italienische «ingeborenen-Patroulllen sind am Dienstagabend in Makall« eingedrungen. Sie sanden di« Stad« von abessinischen Truppen geräumt. Ausdehnung der italienischen Vormarschpause um «inen weiteren Tag. Nom. 8. November. Noch den Frontberichten der römischen Morgenpresse muss mit einer Verlängerung der Pause big zur Wiederauf nahme des Vorinarsckn's um einen weiteren Tag gerecl-- net werden. Die Alressinier leisten angeblich so gut wie keinen Widerstand und weichen jedem Gefecht aus. was auf italie nischer Seite einig« Beunruhigung hinsichtlich der feindlichen Absichten hervorzzerufen hat. Trotz der Zwischcnrmufe. di« zur Heronschasfung iveiteren Kricnsqeräts und Befestigung der erworbenen Stellungen dient, wird übereinstimmend von einer sehr regen Patrouillentätigkeit bis in die unmittelbare Nähe von Makalle berichtet. Auch diese Patrouillen, die durch Flugzeug« mit Nahrungsmitteln und Munition verleben werden, scheinen big seht in keine gröberen Kampfhandlungen verwickelt worden zu sein. Dagegen wird von dem rechten Flügel der ita lienischen Front ein überrascheirder abessinischer Angriff gemeldet, der jedoch zurUckgeschlagen werden konnte. Dringliche Kabinettsflhuna in London London, 8. Roo. Daily Mall und Daily Expretz veröffentlichen sensationell aufgemachte Meldungen, wonach am Dienstagabend plötzlich eine dringlich« Sitzung des Kabinetts abgehalten worden fei. In dieser Sitzung sei die Möglichkeit von Schritten zur Erleichte- rung der englisch-italienischen Spannung erörtert worden. Ver anlassung für die Zusammenkunft der Minister hab« ein Be richt des britischen Botschafter» in Rom gegeben. Die grotzen konservativen Blätter melden über «in« solch« Mtnisterbesprechung nichts. Oie Wahlen in den Vereinigten Staaten Republikanische Mehrheit im Staate Newyork Newyork, 8. Roo. Dl« bisherigen Wahlergebnisse lm Staate Newyork lassen erkennen, datz di« Republikaner die im Jahre 1932 ver lorene Mehrheit im Repräsentantenhaus des Staate» wieder gewonnen haben. Das Stimmenverhältnis stellt sich auf 81 Re publikaner zu 89 Demokraten gegenüber dem bisherigen Ver hältnis von 78 Demokraten und 73 Republikanern. Nur aus einem Wahlkreis steht das Ergebnis noch aus. Die Republikaner sehen in ihrem Sieg ein« Niederlage des New Teal und eine Verurteilung der Politik Roosevelts, dies um so mehr, als der Generalpostmeister Farley die Wahl kampagne persönlich geleitet und die Bestätigung der New Deal- Politik zur Kavdinalfrckge erhoben habe. Der Wahltag verlies außer einigen unbedeutenden Zwi schenfällen, di« von radikalen Elementen verursacht wurden, infolge umfangreicher Polizeimaßnahmen ruhig. Unabhängig von der Staatswahl trug die wohlorganisierte demokratische Parteimaschine in allen Wahlbezirken der Stadt Newyork den erwarteten Lokalsieg davon. Die Wiederwahl des jetzigen Bürgermeisters Laguardia im nächsten Jahr scheint da durch in Frage gestellt zu sein. Wenn auch die Niederlage bei der Wahl im Staat« New york als enttäuschend für Roosevelt gelten mutz, so lätzt doch das Wahlergebnis kaum Schlüsse aus die Lage im Gesamtgebiet der Vereinigten Staaten und auf die im nächsten Jahre statt- sindende Präsrdentschaftswahl zu, da der Staat Newyork van jeher vorwiegend republikanisch gesinnt war. Die BKchlergcbnisse aus anderen Einzelstaaten bestätigen dies. So waren die Demokraten in den landwirtschaftlich ein gestellten Staaten Virginia und Mississippi, wie vorausqesehen, siegreich. In Philadelphia dagegen liegt der republikanische Bürgermeister weit in Führung, während die Kontrolle des Repräsentantenhauses im Staate New Jersey noch nicht ent schieden ist. Die Stimmenzählung für die Gouverneurswahl in Kentucky, wo der Wahlkampf sehr heitz war. erfolgt erst am Mittwoch. Präsident R o o s e v e l t hat sich zur Abgabe seiner Stimme nach Hydepark begeben. Er lietz sich dort fortgesetzt über den Wahlverlauf berichten. Ser Streit um die franz. Notverordnungen Laval bleibt fest. Paris. 6. November. Entgegen den Gerüchten von angeblichen Rück- trittsabsichten des französischen Ministerprä sidenten hat es den Anschein, als ob Laval den von verschie denen Seiten gegen ihn oorgetragenen Angriffen mit aller Ent- schicdenheit entgegentreten wird. Der Innenpolitiker des Echo de Paris der gewöhnlich sehr gut unterrichtet ist. erklärt, Laval werde fick vor dem Finanz ausschuß der Kammer nicht auf ein« Zwischenlösung einlassen, sondern vom Ausschutz verlangen, di« Abstimmung gegen die Notverordnungen wieder rückgängig zu machen. Der Vorsitzend« des Finanzausschusses, Malvy. sei auch sehr optimistisch und rechne bestimmt damit, datz der Zwischenfall zur allgemeinen Zu- fricdenheit geregelt werde. Auf alle Fälle aber, so schreibt das Blatt weiter, werde vorher noch ein Ministerrat stattfinden, und es sei mit ziemlicher Sicl-erheit damit zu rechnen. datz sich all« Minister mit Laval solidarisch erklär«» würden. Sollte jedoch wider Erwarten der Finanzauslchutz auf seinem Standpunkt beharren, so sei «s nicht ausgeschlossen, datz der Mi nisterpräsident bei den Kammerberatungen davon absehen iveröe. die Vertrauensfrage zu stellen, sondern es dem Senat überlassen wolle, die von der Kammer beschlossenen Abänderungen wieder richtigzustellen. Starke SrbS-nng -er VerkaufSa-ga-e für Mineralöle in Hallen Mailand, 8. Noo. Durch ein In der „Bazetta Ufsiziale' veröffentlichtes Gesetz ist die Verkaufsabgab« für Benzin und andere Mineralöle erneut erhöht worden. Sie beträgt für rohe Mineralöle nunmehr 185 Lire je Doppelzentner, für gewiss« Transformatorenttle IVO Lire, für Petroleum 280 (bisher 150) Lire und für Benzin 881 «bisher 281) Lire. Diese Erhöhung der Verkaufsabgabe, die bei Benzin 100 Lire je Doppelzentner und bei Petroleum sogar 140 Lire beträgt, wird eine weitere bedeutende Steigerung der Treibstoffpreise mit sich bringen, nachdem erst zu Beginn des Monats September die Verkaufs abgabe für Benzin um 100 Lire und für Petroleum um 57 Lir« heraufgesetzt worden war. Zunahme der Oelausfuhr aus den Vereinigten Staaten nach Italien Washington, 6. Noo. Nach einer Mitteilung des Handels ministeriums haben sich die Ausfuhrzissern für Oel und Oel- erzeugnisse nach Italien erhöht. Daraus geht hervor, datz die amerikanisch« Oelindustrie trotz der Warnung Roosevelts die Geschäflsgelegenheit ivahrnimmt. Aus den Golfhäfen wird eine seit Jahren nicht mehr erreichte Tätigkeit gemeldet, besonders aus New Orleans, wo auch die Ausfuhr von Baumwolle, Ga solin und Fett stark gestiegen ist. Keine englische Anleihe an Wna Tokio, 8. Noo. Halbamtlich wird aus Grund eines Berichtes des japanisä-en Botschafters Ari Voshi ans Schanghai bestätigt, datz sowohl Nanking wie auch Leith-Rotz di« eng lische Sonderanleih« an China dementieren. In Japan erwartet man, datz England keine Sonderaktionen unternahmen wird ohne vorherige Verständigung mit Tokio. Japans Haltung gegenüber der Anleihefrag« an China ist unver ändert ablehnend. Man begründet di«se Haltung damit, datz die bisherige Anleihepolitik der Nanking-Regierung China nur geschadet habe. Da Nanking di« Währungsresorm ohne fremde Anleihe durchführen wolle, werde Japan die Entwicklung ab warten. Devisenkurier avgesaßt Berlin, 8. Noveinber. Wir die I u st i z p r e s se ste l l« Berlin milleilt, Hot di« Zollfahndungsftelle für "Berlin und Brandenburg wiederum einen holländischen Staatsangehörigen, den Kaufmann de Vries, d«r große Beträge von Deutschland nach Holland verschieben wollt«, festgenommcn und dem Richter vor- aefltdrt. De Vries legt« dos Geständnis ab. derartige Devisen- Ichiobungsn schon häufig vorgenommen zu haben. Mit seiner Aburteilung im Schnellverfahrei» ist bereit» in den nächsten Ta- -«« zu rechnen. Das neue Friedenswerk mit Polen Während man in Genf dazu rüstet, die gegen Italien beschlossenen Sanktionen in Kraft treten zu lassen und damit dem Welthandel nach den ersten Belebungserschei« nungen erneuten schweren Schaden zuzusügen, hat Deutsch land mit seinem polnischen Nachbarn einen bedeutsamen Vertrag aogeschlossen, der geeignet ist, die zwischen den beiden Staaten seit einiger Zeit bestehenden freundschaft lichen Beziehungen nun auch auf wirtschaftlichem Gebiet weiter zu untermauern. Es sind noch nicht einmal zwei Jahre vergangen, seitdem das Friedens werk zwischen den beiden Ländern mit dem Abschluß des zunächst für zehn Jahre geltenden Nichtangriffspaktes begonnen wurde. Die zahlreichen Skeptiker, die damals auf beiden Seiten auftraten, wurden bald eines besseren belehrt, als schon wenige Wochen danach ein Abkommen die Beendi gung des langjährigen Zoll- und Wirtschaftskrieges herbei führte. Zehn Jahre Zollkrieg, in dessen Verlauf alle nur möglichen wirtschaftlichen Kampfmittel zur Anwendung ge bracht wurden, laßen sich nicht von heute auf morgen liqui dieren. Deshalb wurde damals auch nur festgcstellt, daß der anormale Zustand der Wirtschaftsbeziehungen zu be enden sei und die Grundlagen für den weiteren Aus bau des Handelsverkehrs geschaffen werden Müßten. Die diesem Zweck dienenden langwierigen Arbeiten sind mit dem jetzt zum Abschluß gebrachten deutsch-polnischen Wirt schaftsvertrag« in ihren wesentlichsten Teilen beendet wor den. Mit ihm werden die bedeutendsten Schranken, die einer Ausweitung des Handelsverkehrs bisher noch im Wege standen, niedergeleqt und die wirtschaftlichen Be ziehungen in Bahne»! geleitet, in denen sie sich zum Nutzen beider Länder auswirken können. Aus diesen Erwägungen geht schon hervor, daß man nicht allein die wirtschaftliche Seite betrachten darf, wenn man die Bedeutung des neuen Abkommens in vollem Um fange würdigen will. Von nicht geringerer Wichtigkeit sind die Auswirkungen auf politischem Gebiet. Es ist ein unnatürlicher Zustand, wenn zwei benachbarte Staaten, die eine ausgedehnte gemeinsame Grenze und gute wirt schaftliche Ergänzungsmöglichkeiten besitzen, sich in Un frieden oder gar im Handelskrieg gegenüberstehen. Der jetzt vorliegende Wirtschaftsvertrag stellt deshalb gleich zeitig auch einen weiteren bedeutsamen Schritt in der Rich tung aus eine Festigung des freundschaftlichen Verhält nisses zwischen den beiden Staaten und damit auch des europäischen Friedens dar. Angesichts der großen Schwie rigkeiten die zu überwinden waren — es sei in diesem Zusammenhangs nur an die in beiden Ländern bestehenden strengen Devisenbestimmungen, die allgemeinen wirtschaft lichen Verhältnisse sowie die Strutturwandlungen der nationalen Wirtschaften erinnert —. war sowohl auf deut scher wie auch auf polnischer Seite ein großes Maß von Takt und Verständnis notwendig, um alle gefahrdrohenden Klippen zu überwinden. Der Abschluß des Vertrages ist gerade auch deshalb besonders zu begrüßen, weil er in eine Zeit fällt, in der sich Polen bemüht, von dein bevormun denden Einfluß des französischen Kapitals frei zu werden, die im eigenen Lande schlummernden wirtschaftlichen Kräfte in möglichst großem Umfange zu wecken und sich nach ge eigneten Handelspartnern umzujehen. Wie stark das In teresse ist, das der polnischen Wirtschaft beispielsweise von England entgegengebracht wird, geht aus dem Besuche einer britischen Wirtschastsdelegation hervor, die am 3. Noveinber in Warschau eingetroffen ist und in deren Mitte sich sogar ein Vertreter der englischen Negierung be findet. Die Engländer sind dabei in der glücklichen Lage, dem polnischen Partner auf Grund ihrer umfangreichen Kapitalreserven im Hinblick aus notwendig werdende Kre dite weitgehend entgegenzukommen, ein Vorteil, von dem das kapitalarme Polen natürlich gern Gebrauch macht. Außerdem sind den englischen Firmen keinerlei Beschrän kungen durch irgendwelche Devisengejetzgebungen auserlegt und schließlich bildet auch die Tatsache, daß die englische Handelsbilanz mit Polen passiv ist, eine starke Anregung für den Warenbezug aus England. Bereits vor einiger Zeit hat Polen auch mit den Vereinigten Staaten einen Kompensationsvertrag abgeschlossen, in besten Auswirkung vor kurzem eine polnisch-amerikanische Handelsgesellschaft in Warschau errichtet worden ist. Unter diesen Umstünden ist es daher besonders erfreu lich, daß jetzt auch der Handel zwischen Deutschland und Polen von den größten Hemmnissen befreit worden ist. Durch den neuen Wirtschaftsvertrag tritt an die Stelle der bisher geltenden Kontingents-, Kompenfations« und Einzclabkommen eine Neuregelung, nach welcher der ge samte Warenverkehr in einer Weise geregelt wird, die den Besonderheiten der beiden Lander weitgehend entspricht.