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Dresdner Journal : 10.04.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187404103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-04
- Tag 1874-04-10
-
Monat
1874-04
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Journal : 10.04.1874
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^S81. Xd»onem«»t»pr»I,i liu <l«utt«k»a Lsivd«: dLUrliol»:. ... 6 7'dlr. ^LtLrUck: 1 Ulr. 15 Liurol»«diuwwsrli: 1 Ujsr. lllkr«u»»«o tritt iiUirliol» »ui»»id«lddt!» deutsoken ltviokv» ko»t und d>tvmpet»u«:KI«L trior«, lusvrLt« »prelso; kLr de» kLuw «iusr gespaltenen Detitrsils: L Xgr. Ootsr „LingesLodt" dis 2«il«: 5 ^gr. Lrsellslovur Hi^iiotl mit ^uiuLdnlv dsr Soun- und koistt»^, Absuds kllr doa kolgsudeo Da^. Freitag, den w April. DreÄnerIourMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1871 kn»«r»t«o»nn»I»mv »a»^Lrt«r » Lstpitg: />> Lrandttetter, Cvmniw«i»n»r des - Drv»dnvr dourn»!«; ebi'ndus.: ^.uArn u /I. /k're^^r, 8»wdarx-L«r!la- Vi«L-r« p-i^ 3a»«I-Lr,»l«»-rr«Llrkvr»«».: <t 1'vAisr, L«rli» Vt»u-S»illdurg-rr»g-l.«»p,ig-rr»»Il- kart ».».-Ilüocd«»; Nud. .Vo««e, LsrUn: ^1 NcD„ie^, /nr a/»dendan1,//.d/örrc^t, Lr«w«»; Lc^/ottr, vrsi- t»a: Kürsau; VUemrUt»; F'r. rr»n'-- kurt» tl : >. darAsr'sokvu d <7. Lrr»,«a»»i'seke Kuedti, d1au5«FCo., üirlit«: /nvD, Hannover: <7. ,- kari«: //ciru«, /.«/ttte, 2«tt/rr d Co., Stuttgart; Duu/ie cd Co., Lüdd 4»i»io»ce»i-Au>eau, Visu; X/ Uerausgoder: ivüuigl. D»p«-dirio» den Dresdner dournal«, Drssden, ^largaretiivnga«»»; 7>o. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 9. April. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin und Königin von Preußen sind heute Nachmittag 3 Uhr 20 Minuten, voll Weimar kommend, hier eingetrofsen und im Kgl. Residenzschlosse abgetreten. Nachdem am 1. Januar dieses Jahres eine ander weite Aufzeichnung des medizinal- und veterinärärztlichen Personals im Königreiche Sachsen stattgefunden hat und dieses Verzeichniß unter dem Titel: „Das medizinal- und veterinärärztliche Personal und die dafür bestehenden Lehr- und Bildungsan- stalten im Königreiche Sachsen am 1. Januar 1874" im Drucke erschienen ist, so wird solches, und daß Exem plare der beregten Druckschrift bei der Perlagsbuchhand lung von Rudolph Kuntze hierselbst zu dem Preise von 12 Ngr. zu beziehen sind, andurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 4. April 1874. Mmlstenum des Innern. II. Abtheilung. Körner. Jochim. nichtamtlicher Theil. Ueber sicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Posen. Königs berg i. Pr. Köln. Limburg a. d. L. München. Braunschweig. Bremen. Wien. Pest. Paris. Berit. Madrid. London. Stockholm. Christianis. New-Uork.) Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Meißen. Freiberg. Leisnig. Hubertusburg. Schneeberg. Falkenstein. Kamenz.) Berauschte». Statistik und Bolkswirthschaft. EinaesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Beilage. Gerichtsverhandlungen. (Zwickau.) Statistik und Lolkswirthschaft. Telegraphische WitterungSberichte. Börsennachrichten. Inserate. ÄEteqr.ipy^chk Nachrichten. Berlin, Donnerstag, v. April, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser hat heute Mittag den Reichskanzler Fürsten Bis marck mit einem längern Besuche beehrt. Stockholm, Mittwoch, 8. April, Nachmittags. (W. L. B.) Dem Justizminister v. Adlercreutz ist nunmehr die von ihm vor Längerem erbetene Ent lastung aus seinem Amte bewilligt und derselbe zum Gouverneur der Provinz MalmoehuS ernannt worden. DaS Justizministerium wird interimistisch vom StaatSrath Bredberg verwaltet. New-Jork, Mittwoch, 8. April, Morgens. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Seiten der Negierung und der Legislatur von New-Aork ist ein Protest gegen die Vermehrung der Grernbacks und der Noten der Natioualbanken eingelaufen. Der Londoner „Times" wird untcrm gestrigen Tage aus Philadelphia telegraphisch gemeldet, Präsident Grant habe beschlossen, ein vom Schatz- secrerär Richardson eingereichteö Demisfionsgrsuch anzunehmen. Nach auS der Havana eingegangenen Nach richten hat der neue Generalcapitän, General Concha, eine Proclamation erlassen, in welcher er erklärt, daß er seine Function mit Energie hand haben werde. Im Uebrigen fordert er zur Ver söhnung und Einigkeit auf, verbietet jegliche Agi tation und erklärt, daß die Lösung der Sklaverei- fragc vorläufig noch aufgeschoben bleiben müsse. Melbourne, DienStag, 7. April. (W.T.B., Kabeltelegramm.) Der König der Kidschiinselu, Ca- cabou, hat seine SouveränetätSrechte an die eng- lisHe Regierung abgetreten, und der dortige eng lische Covsul hat diese Abtretungserklärung, vor behältlich der Ratification durch die englische Re- rung, angenommen. LllgkStztschichte. Dresden, 9. April. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin sind heute Nachmittag kurz vor '»4 Uhr, zunächst von Weimar kommend, zu einem Besuche am königlichen Hofe hierselbst eingetroffen. Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Majestät die Königin Marie und Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg empfingen die Kaiserin im Leip ziger Bahnhofe und geleiteten Alterhöchstdieselde nach herz lichster Begrüßung nach dem k. Schlosse. Se. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Prinz Georg trugen die Uniformen Ihrer königl. preußischen Regi menter. Im Bahnhofe waren auch der hiesige königl. preußische Gesandte Graf Solms-Sonnewalde und der Gesandtjchaftsattachö Graf v. Bismarck zur ehrfurchts vollen Begrüßung Ihrer kaiserlichen Majestät anwesend; ferner der Stadtcommandant Generallieut. Frhr. v. Hausen, der k. Polizeidireetor Schwauß nnd der Eisen- bahndirector Pöge. Jeden officiellen Empfang hallen Allerhöchstdieselbe abgelehnt. Im k. Schlosse findet ',,5 Uhr bei Ihren königlichen Majestäten Fannlien- tasel statt, und Abends L i Uhr gedenken Ihre Majestät die Kaiserin nach Berlin abzureiscn. * Berlin, 8. April. Unter der Aufschrift „Zur be vorstehenden Entscheidung" bringt die „Prvv.-Con." heute folgenden Artikel: „Der Reichstag, welcher am Don nerstag (9.) wieder Zusammentritt, wird in den nächsten Tagen zur weitem öffentlichen Berathung des Reichs militärgesetzes schreiten. Die Zuversicht, daß die Krisis iu dieser Frage zu einem glücklichen Ausgange führen werde, ist in der kurzen Pause der Reichstags session bedeutend erhöht worben. Die Einsicht und der Patriotismus der nationalen Parteien haben einen noch festern Anhalt gefunden einerseits an der vollends ge wonnenen Klarheit über die Stellung der von ihrem Vertrauen getragenen Regierung, andererseits an den M- zweideutigen Kundgebungen der Volksmeinung in Mn Theilen des Vaterlandes. Wenn vor Kurzem noch der Zweifel möglich erschien, ob die von den Vertretern der Regierung in der Commission gegebenen Erklärungen auch der Ausdruck der Auffassungen und Absichten der ent scheidenden Träger der Reichsgewalt wären, so ist jedes solche Bedenken zuerst durch das bekannte Wort aus des Kaisers Munde, sodann durch die Kunde von vertrau lichen Aeußerungen des Reichskanzlers beseitigt worden. Gleichzeitig aber ist durch die anscheinend drohende Ge fahr eines Consticts über die Militärfrage die öffentliche Meinung in allen patriotischen Kreisen mächtig erregt worden und hat sich laut und entschieden dahin aus gesprochen, daß bei der bevorstehenden Entscheidung die ungeschwächte Erhaltung der deutschen Wehrkraft nach dem sachverständigen Unheil der bewährten militärischen Autoritäten des Reiches alle andern Gesichtspunkte über wiegen müsse. Von Anfang an konnte die Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang der Krisis sich vorzugsweise auf die einsichtige und patriotische Haltung des größten Theils der liberalen Presse stützen. Während die Aeußerungen derselben in den letzten vierzehn Tagen immer lebhafter und dringender wurden, sind neuerdings bedeutsame Kund gebungen in Adressen und Wählervcrsammlungcn hinzu- gekommcn, welche bestätigen, daß die Presse bei dieser Gelegenheit entschieden oer wirklichen öffentlichen Mei nung Ausdruck gegeben hat. So werden denn die reichs freundlichen Parteien im Reichstage, wenn sie nach ihrer gesammten Stellung zur nationalen Politik der Regierung mit Ueberwindung mancher Bedenken die Hand zu einem scsten und dauernden Abschluß der Militäreinrichtungcn bieten, die Zuversicht hegen dürfen, daß sie hiennit nicht blos zum Segen des Vaterlandes, sondern auch in voller Uebereinstimmung mit den Wünschen des deutschen Vol kes handeln." — Stach der „Prov.-Corresp." ist in dem Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bismarck zwar einige Erleichterung, aber noch keine wesentliche Besserung einaetretcn. — Das Gerücht von der Berufung eines Reichsvicekanzlers ist, wie der „Schles. Z." berichtet wird, aus der Luft gegriffen. Wenn man dabei an eine ver fassungsmäßige Stellung denke, so übersieht man, daß die Verfassung keinen Raum dafür hat, und wenn man dabei nur eine gewöhnliche Stellvertretung vor Augen bade, so vergesse man, daß dasür in dem Präsidenten des Reichskanzleramts eine erfahrene und das vollste Ver trauen des Reichskanzlers genießende Persönlichkeit vor Händen ist. — Der Bundes rath Hai in seiner Sitzung am 29. v. M. beschlossen, zur Ausführung des Gesetzes vom 23. Februar 1874, betreffend die Gewährung von nach träglichen Vergütungen für Kriegsleistungen der Gemeinden, nachstehende Bestimmungen zu treffen: 1. Bei Ausführung des Gesetzes sind im Allgemeinen die- jenigcn Vorschrsiten gteilhmasiig anzuwenden, welche für die Ausführung des Gesetzes vom ti. Mai 1851 über die KriegS- keistungen und deren Vergütung mavgebend gewesen sind Es gilt dies namentlich von denjenigen Vorschriften, durch welwe festgestcllt ist: 1) von welchen Behörden die An sprüche auszuruien sind, 2) bei welchen Behörde» die Anmel düng der Ansprüche zu erfolgen hat, 3) welche Behörden die Prüfung und Feststellung der Ansprüche zu bewirken haben, 4) welche Bescheinigungen und Nachweise zur Begründung der Ansprüche beizubriugen sind. >. ll. Die Ansprüche sind von den zuständigen Behörden (l. 1) in deren amtliche» Anzeigeblättern mit einer Praclusiv- frist von 6 Monaten aufzurusen. Amprüche, welche beim Ab- lauf dieser, mit dem Tage der Ausgave des betreffenden An zcigeblattcS beginnenden Frist nicht angemeldet sind, können nachträglich nicht geltend gemacht werden. lll. Sind die zur Begründung eines Anspruches erforder lichen Bescheinigungen und Nachweise (l. 4.) auch im Wege der Eommunicativn nm der Militärverwaltung Nicht zu beschaffen, io ist es zulässig, auf die sonst in der VerwaltungsprariS üb liche» Beweismittel zurüdzugchcu. Es sind jedoch ,u solchen Fällen die vollständigen Verhandlungen, vor Feststellung der Ansprüche, der betheiligten Militärverwaltung zur Erklärung vorzulegen und sind die von dieser etwa geltend zu machenden Bedeuten bei der Entscheidung in Berüdsichnguug zu ziehen. Auch ist den bezüglichen sestgcnellten Liquidationen < V) die Er klärung der Militärverwaltung beizufügen. Ansprüche, welche auch aus diesem Wege nictt genügend klar gestellt werden könne«, sind von der Anerkennung ausge schlossen. lV. Die Behörden, welchen die Prüfung und Feststel lung der Ansprüche übertragen ist (l. 3), haben zufolge des 8 3 des Gesetzes vom *3. Februar iv74 ,hre Feststellun gen etwaigen Erinnerungen des Rechnungshofes gegenüber zu vertreten. V. Die von den einzelnen Bundesregierungen dem Reichs- kanzleramt behufs Zahlung, beziehungsweise Erstattung der fcstgestellten Beträge mitzntheilenden, gehörig belegten Liqui- dämmen müssen auper dem Atteste eines RechnungSbeamten über die erfolgte Prüfung nach den Zahlen und nach den Belegen eine dahin gehende Bescheinigung der feststcllcnden Behörde enthalten, daß die Prüfung auf Grund des Gesetzes vom 23. Februar 1874 stattgefundeu, und dav in der Li quidation nur solche Beträge enthalten sind, deren Vergütung, beziehungsweise Erstattung nach dem gedachten Gesetze zu er folgen hat. Posen, 0. April. (Schles. Zig.) Seit einen: Jahre wird der polnische Sprachunterricht in den höheren Lehranstalten unserer Provinz nur noch facultativ er- therlt, so daß es den Aeltcrn der Schüler ganz überlassen bleibt, ob sie ihre Söhne an diesen: Unterricht Theil nehmen lassen wollen, oder sucht. Im Ganzen scheint diese Betheiligung eine sehr geringe zu sein, iudem die polnische Presse öfters Veranlassung nimmt, deswegen die Aeltcrn zu tadeln. Es wird nun beabsichtigt, auch in den niederen Schulen allmählich die facultative Er- theilung des polnischen Sprachunterrichts cinzuführen. Die deutschen Schulkinder bedürfen nach 4 der Oier- präsidialbestimmungen vom 27. October v. I. schon jetzt der Genehmigung des Kreisschulinspectors zur Theiluahme am polnischen Sprachunterricht, während für die Kinder polnischer Zunge das Polnische Untcrnchtsgegenstand bleibt, jedoch mit der Maßgabe, daß die Regierung in geeigneten Fällen das Gegcntheil bestimmen kant:. Es Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Refidenztheater. Das Gastspiel des Frl. Anna Schramm, welches am 8. April begann, unterstützt noch vom vorigen Jahre her das beste Andenken. Man gab drei kleine Stücke, die zugleich Kuuststücke für das schauspie lerische Virtuosenthum sind: „Eiu ungeschliffener Diamant" von Lange, „Tas erste Mittagscsscn" von Karl Gör litz und „Aennchen vom Hofe" von Jacobson, mit Musik von Michaelis. In der Auswahl solcher klei- nen Sächelchcu wird sich wohl für die Folge etwas mehr Sorgfalt empfehlen, wie sich solche vielleicht gleich zu An sang nicht ermöglichen ließ; es läßt sich meiden, trotz der mannichfaltiaen Leistungen von Frl. Schramm, Rollen zusammcnzustellcn, die in ihrer Färbung zu viel gleich artige Elemente miteinander gemein haben und sich be einträchtigen, statt sich gegenseitig durch natürlichen Con- trast herorzuheben. Im ersten Stück spielte die vortreff liche Künstlerin eine naive, lebenslustige Frau aus den untern Ständen, an der alle verzweifelten Bildungs versuche ihres vornehmen Gatten adprallen, im zweiten eine naiv dumme, ungebildete Köchin im Dialekt der Leipziger Gegend, und :m drillen gab sie vorwaltend eine pommersche Landpommeranze im Federkleid des Gäns chens von Buchenau. Hierbei kann der Eindruck einer gewissen Monotonie nicht völlig vermieden werden, und dazu komnit noch, daß den mitwirkenden einheimischen Kräften bei einem Gastspiele vorzugsweise nur Zeit und Raum geboten wird, den Gast angemessen zu uuterstützen, nicht aber durch sorgsames Studium eigene Leistungen von Gewicht dazu zu geben. Auch versagen derartige kleine Stücke, die wie der Klapperstorch meistens auf einem Beine stehen, in der Regel die Gelegenheit, daß sich Mehrere nebeneinander Hervorthun können. Im Gebiete der realistischen Lebensbarstellung, der scharf individualisirten Portraits aus dem Volke, der heiter komische:: Charakterbilder der täglichen Wirklichkeit hat Frl. Anna Schramm durch seinstcs Tressen des Con- versationstons, durch Natürlichkeit des Spiels, wobei die Bewegungen des ganzen Körpers vom Wesen der Rolle beherrscht werden, durch eine überraschende Mimik, der ein lebhaft freundliches Auge so willige Dienste leistet, — durch alle diese Eigenschaften hat die Künstlerin im Genre der modern realistischen Schauspielkunst eine Zu spitzung erreicht, wie ich sie nach mehrern Seiten hin niemals pikanter und technisch fettiger in der theatralischen Wirkung gesehen habe. Und dazu kommt auch die sel tene, hochersrenlichc Erscheinung, daß ein fortdauerndes Gastspielreisen die manierirten Schlaglichter der Ueber- treibung, die Geschmacklosigkeiten jener Efsecthascherei, welche um den Beifall der Galerie oder des Vorstadt- theaterpublicums buhlt, der genannten Schauspielerin keineswegs ausgebürdct hat. Nur ganz ausnahmsweise und ohne Aufdringlichkeit tritt eine solche Schattenseite des Vittuosenthums hervor, wie z. B. gestern im zu star ken Farbcnauftrage des Pommerliedes im letzten Stücke und beim Coupletgesang im ersten, dessen unvergleichlich geschickt wiedergegebener Inhalt völlig aus dem Charak ter des Aennchen vom Hofe hinausfühtt. Solche bei läufige Ausstellungen würde man sich versagen, wenn die Leistungen des Gastes blos aus oberflächliches Amüsement berechnet wären; sie find aber in sich kleine Kunstwerke und verdienen ebenso von jeder unwahren Beimischung frei gehalten zu werden, wie sie die Künst lerin mit gesundem sittlichen Tact, von jeder Frivolität fern hält. Hierin erkenne ich einen besondern Werth dieser Schauspielerin, denn es gehört eine rhrenwetthe Resignation dazu, jene wohlfeilen und leider stets bei der großen Masse zündenden Effecte zu verschmähe», welche man heutigen Tages leider so bereitwillig der lasciven Anspielung zugesteht. Das Publicum war sehr animitt und gab sich der srappanten Lebensnatürlichteit hin, welche die mit reichem Beifall belohnte Künstlerin in jeder Niaske so liebens würdig zum Besten gab. O. B. Pariser Briefe. Paris, « April lS74. Auf Ostereier freu'n sich hie Viel ...... sagt Goethe; unter diese quL8i-mollo-j;oniti sind jeden falls auch die Pariser zu rechnet:, wenigstens wenn man nach der kolossalen Menge von Ostereiern utthcilen will, die gegenwärtig hier verbraucht werden — das übersteigt alle Begriffe! Wohin man blickt, sieht man Ostereier, in allen Karben und Größen, von den be scheidenen roth gefärbten Ostereiern an, die bei den öpioivis und den umrrtmittl« dv vin zu einem Sous feil geboten werden, bis hinauf zu den prächtig ge malten Ostereiern, die in den glänzendsten Läden aus gestellt werden, die aber keine eigentlichen Eier mehr, sondern wahre Kunstwerke in Eiform sind; sie werden als Schmuckkästchen benutzt und verbergen in ihrem Innen: oft die kostbarsten Ueberraschungen; es ist durchaus nichts Ungewöhnliches, daß ei,: derartiges Osterei mit zwei bis drei tausend Francs bezahlt wird; oft sind es keine einzelnen Eier mehr, sondern ganze Nester, die von galanten Herren gekauft und den: schönen Geschlecht, in allen seinen verschiedenen Ab stufungen, zu Küßen gelegt werden; diese Nester sind überaus reizend aus Strohhalmen, Keld- und Witsen sind nun die Localschulinspectoren und Dirigenten der hiesigen niederen Schulen zum Bericht darüber aufge- sordert worven, ob und inwieweit der polnische Sprach unterricht in diesen Schulen in Wegfall zu bringe:: sein dürste. Die Angaben darüber lauteten verschieden: während der Dirigent der Mittelschule die facultative Ettheilung des poluischen Sprachunterrichts befürwortete, haben die Dirigenten und der Localschulinspector der Stadtschulen (Elementarschulen) ihre Ansicht dahin aus gesprochen, daß unter den jetzige«: Verhältnissen, auch für die deutsche«: Schüler, der polnische Sprachunterricht noch nicht zu entbehren sei. Es wird demgemäß mit Beginn des neue«: Schuljahres an der hiesigen Mittelschule der polnische Sprachunterricht wahrscheinlich nur nvch facul tativ, ait den Stadtschule«: dagegen, wie bisher, obliga torisch ettheilt werde«:. — Der Weihbischof und Os- ficial JaniczewSki ist von den: Oberpräsidenten ausgefor dett worden, die Propstei Kilehn« innerhalb 14 Tagen bei Thalern Strafe anderweitig zu besetzen. * Königsberg i. Pr., 8. April. Eine hier zusam «nenberufene Versammlung von Wählern hat ihr Einverständnis; mit dem Beschlusse der Commission für das Militärgesetz, betreffend die Streichung des Para graph 1 des Gesetzes, ausgesprochen. Köln, 7. April. Ueber drei an: gestrige«: Tage hier abgehaltene Versammlungen berichtet man dem „Fr. Journ." Folgendes: Ei«: so bewegtes politisches Leben, wie gestern, ist seit langer Zeit in unserer Stadl nicht dagcwcsen; den«: cs tagte«: an demselben Tage unter großem Airdrange nicht weniger als drei Parteien. An: Morgen versammelten sich zum erste«: Male friedlich die hiesigen Arbeiterpar teien im Gürzenichsaale. Anwesend waren der Präsident des Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Vereins, der ReichS- tagsabgcordncte Hasenclever, und der bekannte Agitator Tölcke von Iserlohn. Die 3500 Personen (darunter auch viele Neugierige) zählende Versammlung nahm drei Resolutionen an: I) für Umwandlung des stehenden Heeres in ein Volksheer; 2) für Befreiung der Presse vvir gewerblichen, polizeilichen und strafrechtlichen Bc schränkungcn nnd 3) gegen das Eontractdruchgesck wel ches die Eapitalmacht aus Kosten der Arbeiter stütze nnd die Coalitionsfreiheit beseitige. — Am Nachmittag hielt der katholische Volksvereiir im Kaisersaalc eine Versamm lung ab, welcher die Abgeordneten Fr. Baudri, l)r. Röüc- roth und Franssen (von Bon«:) beiwohnte«:. Nachdem die Redner ihre«: Gefühlen über die Gefangennahme des Erzbischofs Ausdruck verliehen, wurde folgende Adresse einstimmig angenommen und unterzeichnet: „Die Unte»zeichnete«i stellen an den hohen Reichstag die Bitte, sich sein Budgetrecht in Bezug auf den Mititüretal un- geichmalert zu erhallen und jedes Jahr nur eine solche Friedens pralenzstarle dcS Heeres anzunchmcn, wie sie der Leistungs jahigkcrl des Volkes entspricht und die Wahrung der Ehre und Unabhängigkeit des deutschen Reiches erfordert " Ueber eine dritte Versammlung, und zwar der natio nalliberalen Partei ist bereits in vor. Nr. berichtet wor den. Am Donnerstag wird die Fottschrittspattei eben falls eine Adresse bcrathen und beschließen. Limburg a. d. L., 6. April. Wie die „Elbf. Ztg." erfährt, hat das Appellationsgcricht in Wiesbaden unter Aufhebung des an: 4. Februar d. I. von den: hiesigen Krcisgerichte ergangene«: sreisprechenden UttheilS den Bischof Or. Blum «vegcn Anstellung dcS Pfarrers Hoube«: zu Balduinstein zu einer Geldstrafe von 209 Thlr, event. 2 Monaten Gcfänguiß verurthcilt. München, 7. April. Bezüglich des vom Reichstage beschlossenen Entwurfs des Eivilehegesetzcs vernimmt der „Nürnb. Corr.", daß hier vorerst die Krage erörtert wird, ob das Gesetz, «vie es vorlicgt, auch iu Bayern durchführbar sei, oder ob es hierzu nicht noch weiterer gesetzlicher Bestimmungen bedürfe. Von der Erledigung dieser Vorfrage wird selbstverstäudlich die weitere Be- schlußfassuug über diese«: Gegenstaud abhängen. — Ler in: Gefängnisse an der Badstraßc i«: München inhaftir- tcn Adele Spitze der ist dieser Tage ein allerh. Teeret zugestcllt worden, wonach Se. Majestät der König aus besonderer Gnade gestattet, daß sie bis 30. Juni l. I. blumen zusammengcflochten und werde«: von schön aus- gestopften, bunt gefiederten kleinen Vögel«: sorgfältig ge hütet; es ist ganz natürlich, daß diese rosigen oder himnwlblauen Phantasiccier, die aus Zucker, Chocolate oder Schmelz, mitunter wohl gar aus Gold und Silber angefertigt sind, auch von phantastische«: Vögel«: bewacht werden. Das Verschenken von Ostereiern ist hier noch sehr Mode und die graciösen Pariserinnei: halten be greiflicher Weise sehr darauf, daß diese Mode nicht in Vergessenheit gerathe. Eine andere alte Sitte ist das Verschenke«: sogeilannter Aprilfische; mit diese«: Aprilfischei: werden die Damen hier in den April geschickt, sie lassen sich auch diese Auf merksamkeit gern gefallen. Ich weiß nicht wie die Mode der Aprilfische — pvitwou« u'^vnl —, die aus uralten Zeiten stammt, eigentlich entstanden ist, ich weiß nur, daß cs eine ziemlich kostspielige Sache ist; denn diese aus Pappe, oft auch aus kostbarem Metall zierlich angefettigtcn Fische find zumeist angenehme Attrapen, in denen mehr oder minder schölle Geschenke verborgen werden. Ta nun dieses Jahr die 2lpril- fische just in die Zeit der Ostereier falle«:, muß man ein reicher Mann sei«:, um diese verschiedenen Moden mitmache«: zu können. Hierzu kommt nur: noch Long- champsü — das heißt der Moment, wo man in Paris die Krühlingsmoden zur Schau trägt, die natürlich eben falls zu große«: Ausgaben Anlaß geben; unter diesen Umständen ist cs wohl begreiflich, daß einem soliden Pariser Ehemann angst und bang werden muß, wie er seiner schöneren Hälfte Ostereier und 2lprilfische schenken und auch noch die Rechnung«: für ihre Früh lingstoiletten bezahlen soll. Die Longchampspromcnade, deren Ursprung an dieser Stelle schon mehrmals besprochen worden ist, geräth immer mehr und mehr in Versall. Früher gab Longchamps Anlaß
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