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Dresdner W Munal. königlich Süchsisehev Staatsanzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 121. » Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden, Freitag, 28. Mai 1M). Nezugtprei«: Beim Bezüge durch die Expedition. Große Zwingerstratz« 20, fowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktag» nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrist der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 25 Pf., die Zeile grStzere, Schrift od. deren Raum auf 3 mal gesp. Textseite im amtl. Telle 60 Pf., unter dem Redaktion»strich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermätzigg. auf GeschSst-anzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 28. Mai. Se. König!. Hoheit Don Fer nando, Jnfant von Spanien, Prinz von Bayern, ist gestern 10 Uhr 10 Min. abends von hier wieder abgereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Pächter des Großherzogl. Sächsischen Fideikommißgutes Kleinradmeritz mit Buda Alfred Oskar Möbius den ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Sachsen verliehenen Titel „Groß herzoglich Sächsischer Okonomierat" annehme und führe. ^chtuhrla-enschluß in Ler Landgemeinde Stötteritz bei Leipzig. Nachdem, wie durch das vorgeschriebene Verfahren festgestellt worden ist, mehr als zwei Drittel der be teiligten Inhaber offener Verkaufsstellen im Handels gewerbe in der Landgemeinde Stötteritz sich für die beantragte Einführung des Ladenschlusses anstatt um 9 Uhr bereits um 8 Uhr abends für alle offenen Ver kaufsstellen dortfelbst ausgesprochen haben, ordnet die unterzeichnete Königliche Kreishauptmannschaft nach Ge hör des Gemeinderats und der Amtshauptmannschaft Leipzig auf Grund von 8 139k, Absatz 2 der Reichsgewerbe ordnung hiermit folgendes an: Die offenen Verkaufsstellen im Handelsgewerbe in der Landgemeinde Stötteritz müssen auch in der Zeit von 8 bis 9 Uhr abends für den geschäftlichen Verkehr geschlossen sein. Diese Anordnung tritt außer Kraft: 1. bei unvorhergesehenen Notfällen, 2. an allen Vorabenden von Sonn- und Feiertagen, 3. an den beiden letzten Sonntagen vor Weihnachten und 4. an denjenigen Tagen, die die Amtshauptmann schaft Leipzig gemäß § 139s Absatz 2 Ziffer 2 der Reichsgewcrbeordnung bestimmen wird. Tie Vorschriften der 88 139o und 139ä des ange zogenen Gesetzes werden durch vorstehende Bestimmungen nicht berührt. Als beteiligte Geschäftsinhaber sind anzusehen alle Inhaber offener Verkaufsstellen im Handelsgewerbe in der Landgemeinde Stötteritz. Während der Zeit, wo die Verkaufsstellen auf Grund gegenwärtiger Anordnung geschlossen sein müssen, ist der Berkaus von Waren der in denselben geführten Art, sowie das Feilbieten von solchen Waren auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen Orten oder ohne vorherige Bestellung von Haus zu Haus im stehenden Gewerbebetriebe — 8 42b, Abs. 1 Ziffer 1 des Gesetzes — sowie im Gewerbebetriebe im Umherziehen — 8 55 Abs. 1 des Gesetzes — verboten. Ausnahmen können von der Ortspolizcibehördc zugelassen werden. Zuwiderhandlungen unterliegen der Strafbestimmung im 8 146a der Reichsgewerbeordnung. Tie obgedachte Anordnung tritt am 15. Juni 1909 in Kraft. IV1148 Leipzig, am 22. Mai 1909. 3718 Königliche Kreishauptmannschaft. (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Teil. Vom Königlichen Hofe. Dresven, 28. Mai. Se. Majestät der König begab eich früh 6 Uhr 23 Min. ab Hauptbahnhof nach Großen hain, wohnte dort den Eskadronsbesichtigungen beim 1. Husarenregiment „König Albert" Nr. 18 bei und kehrte hierauf mit Automobil nach Wachwitz zurück. — Bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg fqnd gestern abend 6 Uhr größere Tafel statt, an der Se. Königl. Hoheit Don Fernando, Jnfant von Spanien, Prinz von Bayern mit den Herren Höchstfeines Ge folges und des Ehrendienstes tellnahmen. Ferner waren mit Einladungen ausgezeichnet worden: Ihre Exzellenzen der Königl. Bayerische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf v. Montgelas, der Königl. Spanische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Polo de Bernabö, der Staats- und Kriegsminister General der Infanterie Frhr. v. Hausen, der komman dierende General des XII. (1. K. S.) Armeekorps General der Kavallerie v. Broizem, ebenso der Geh. Legationsrat Kammerherr v. Stieglitz, Oberst und Kommandeur des Schützenregiments Edler v. der Planitz, Oberst und Kommandeur des Gardereiterregiments Frhr. Leuckart v. Weißdorf, Oberstleutnant und Kommandeur des 2. Ulanenregiments Nr. 18 Graf Vitzthum v. EckstäV4 und der Königl. Spanische Legationsrat Joss Gil Delgado. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg wohnten gestern abend 8 Uhr dem von der Dresdner Gesellschaft für neuere Philologie in der Technischen Hochschule veranstalteten Bortrage des Mr. I. C. Powys, M. A., über: „Tbs Tempest" in Begleitung der Hofdame Frl. v. Schönberg- Rothschönberg und des persönlichen Adjutanten Haupt mann v. Elterlein bei. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Im Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts fand gestern unter dem Vorsitze Sr. Exzellenz des Hrn. Staatsministers vr. Beck und Im Beisein des Ministerialdirektors, der Räte und Hilfsarbeiter des Ministeriums eine Beratung mit Sachverständigen über die geplante Neuordnung des höheren Mädchen bildungswesens in Sachsen statt, an der eine größere Anzahl von Vertretern von Stadtverwaltungen sowie von Leitern aller Gattungen der höheren Lehranstalten, ins besondere auch der höheren Mädchenschulen, ferner der Königl. Bezirksschulinspektor für Dresden I und der Stadt schulrat zu Dresden, die Leiterinnen der realgymnasialen Kurse für Mädchen in Dresden und Leipzig fowie Ver treterinnen verschiedener sich mit dieser Frage besonders beschäftigender Frauenvereine teilnahmen. Der nahezu siebenstündigen Beratung lagen vom Ministerium auf gestellte Richtlinien zugrunde. Die eingehende Aussprache führte in fast allen wesentlichen Stücken zu einer erfreu lichen Übereinstimmung. Deutsches Reich. Zur diesjährigen Nordlandsreise des Kaisers. Kiel, 27. Mai. Die diesjährige Nordlandsreise Sr. Majestät des Kaisers, für die fünf Wochen in Aussicht genommen sind, wird nach Beendigung der Kieler Woche von Travemünde aus, voraussichtlich am 5. Juli, angetreten werden. Als Begleitschiffe der „Hohenzollern" werden der neueste kleine Turbinenkreuzer „Dresden" und das Depeschenboot „Sleipner" dienen, denen sich für den Depeschen- und Kurierdienst noch drei Torpedeboote anreihen. Die Kaiserffottille, die laut ein gegangener Order am 15. Juni seeklar zu sein hat, geht zunächst durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal nach Hamburg, wo Sich der Kaiser an Bord der „Hohenzollern" einschifft, um Sich nach Helgoland als Ziel der Wettfahrt Dover— Helgoland zu begeben und sodann der in der Elbmündung stattfindenden Regatta beizuwohnen, bei welcher der neue „Meteor" des Kaisers zum erstenmal am Start erscheinen wird. Von dort begibt Sich der Kaiser durch den Kaiser- Wilhelm-Kanal nach Kiel, wo der Aufenthalt an Bord der „Hohenzollern" bis zum 2. Juli geplant ist. An Bord des „Meteor" macht dann der Kaiser die Wettfahrt nach Travemünde mit, was den Abschluß der eigentlichen Kieler Woche bildet. Ausland. Zur auswärtigen Politik Englands. .London, 27. Mai. In Beantwortung einer An frage erklärte in der heutigen Sitzung des Unterhauses Staatssekretär Grey, weder die Haager Prisengerichts. Konvention noch die Londoner Deklaration würden rati- fiziert werden, bevor das Haus Gelegenheit gehabt hätte, über diese Gegenstände zu verhandeln. Nach einer Rede DitkeS (lib.), der u. a. auch das lange Hinzögern der Kongo frage bedauert hatte, erklärte der Staatssekretär, er stimme mit dem Vorredner darin überein, daß er jede übertriebene Nervosität Europas in Fragen der aus wärtigen Politik beklage. „Wir haben", fuhr Grey fort, „in den letzten sechs Monaten eine Zeit der Kompli kationen im nahen Osten durchlebt und sind jetzt in ein verhältnismäßig ruhiges Fahrwasser gelangt. Es sollte mir sehr leid tun, wenn ich annehmen müßte, daß diese Nervosität überhaupt zugenommen hat, denn ich bin der Anschauung, daß für ein solches Anwachsen zweifellos nicht der mindeste Grund vorhanden ist." Grey sagte weiter, er möchte wohl wissen, ob diese Nervosität nicht durch die eher zu häufigen als zu seltenen Diskussionen der europäischen Presse über die Beziehungen der Mächte zueinander verursacht worden sei. Es wäre ja eine schöne Sache, wenn sich jemand von Zeit zu Zeit sein Herz untersuchen ließe, aber wenn jemand sich fort während den eigenen Puls fühle, fo könne das nicht als eine gute Gewohnheit bezeichnet werden. (Heiterkeit.) Zurzeit gäbe es keine europäische Frage, die zu einer Reibung zwischen Großbritannien und einer anderen Macht Anlaß geben könne, und er sei bedacht, hinzuzufügen, daß auch nichts vorhanden sei, was zu einer europäischen Reibung Anlaß werden könnte. Was die Kretafrage anlange, so hätten die vier beteilig ten Mächte ihre Ende Juli vorigen Jahres getroffene Entscheidung, die Truppen zurückzuziehen, nicht geändert. Er halte es nicht für unmöglich für diese vier Mächte und die Türkei, eine Lösung der Kretafrage zu finden. Zum Schluffe erklärte Grey in bezug auf die Kongosraae, wenn diese Frage rauh angefaßt werde, so könne sie eine europäische Frage entrollen, die im Vergleiche mit der, welche die Regierung in den letzten Monaten zu be- handeln gehabt habe, ein Kinderspiel sei. Von Bennet (radikal) sei eine friedliche Blockade des Kongos angeregt worden, es sei unnütz, von einer friedlichen Blockade zu reden. Bei einer Blockade müsse man Gewalt anwenden, und wenn man zu einer Blockade schreite, müsse man auf einen Krieg gefaßt sein. Der Kongostrom sei nicht das Eigentum des Kongostaats oder der belgischen Re gierung, er sei ein Fluß, der, da er einem internationalen Abkommen unterliege, für die Schiffahrt offen stehen müsse. Um ihn mit irgendeinem Erfolge zu blockieren, müsse England bereit sein, alle Schiffe anzuhalten, und wenn man sich zu solchen Schritten entschließe, müsse man damit rechnen, eine europäische Frage allerschwerster Art aufzurühren. London, 27. Mai. Das Unterhaus hat sich bis zum 3. Juni vertagt. Zur Reform Ver französischen Kriegsgerichte. (W.T. B.) Paris, 27. Mai. Die Deputierlenkammer verhandelte heute über die Reform der Kriegsgerichte. Sie verwies die Zusatzanträge, die verlangen, daß eine Verurteilung nur bei einem Stimmenverhältnis von 5 zu 2 aus gesprochen werden könne, an die Kommission zurück. Im Laufe der Verhandlung warf Labori der Regierung vor, daß sie kapituliere. Zwischen ihm und dem Unterstaats sekretär des Krieges Cheron fand ein heftiger Wortwechsel statt. Nach Schluß der Sitzung schickten sich Cheron und Labori ihre Zeugen. Diese kamen dahin überein, daß die in der Kammer gefallenen Äußerungen keine Be leidigungen in sich schließen, womit der Zwischenfall bei gelegt ist. Bon der französischen Flotte. (W.T.B.) Paris, 28. Mai. über die Beschlüsse des höheren Marinerats werden folgende Einzelheiten gemeldet: Frank reich wird in den Jahren 1910 bis 1920 33 Panzerschiffe von je 22 500 t bauen und die 6 Panzerschiffe vom Typ „Danton" vollenden. Hierzu kommen noch die sechs anderen Schiffe vom Typ „Patrie", so daß die franzö sische Flotte im Jahre 1920 45 Panzerschiffe besitzen wird. Als Ausrüstung werden für jene Panzerschiffe je 12 300 mm-Kanonen und 18 45 mm-Kanonen vor geschlagen Die Gesamtkosten werden auf 1440000000 Frcs. veranschlagt. Die marokkanische Sondergefandtschaft in Paris. (W. T. B.) Paris, 27. Mai. In der feierlichen Audienz der marokkanischen Gesandtschaft beim Präsidenten Falliöres hielt der marokkanische Gesandte eine Ansprache, in der er ausführte, er sei von Sultan Mulay Hafid beauftragt worden, die freundschaftlichen Gesinnungen zu bestätigen, die der Sultan bereits dem französischen Gesandten in Tanger zum Ausdruck gebracht habe. Der Sultan sei entschlossen, alle Bestimmungen der Akte von Algeciras zur Ausführung zu bringen. Präsident Fallieres gab in seiner Erwiderung seiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß beide Regierungen von demselben Wunsche beseelt seien, gute Beziehungen aufrcchtzuerhalten. Die aus der