Volltext Seite (XML)
MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und L-LNML- :,r;r Wochenblatt für Wilsdruff u. Umqcstend Kein Anspruch °u, Lieierung der Z-imng oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eiügesuncke^ erfolgt nur. wenn Rückporto beilieg,. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis- laut auslicgendcm Taris Nr. 4. — Nachwcisungs.Wedühr: ro Npsg. — Dorgeschriebene Erschelnungstage und Platzvorschriftcn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen - Annahme durch Fernru, Übermut Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 !-!7en°An^iAn^Lb^n^ — Feder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogcn werden muh oder der Auftraggeber jn Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 41 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 18. Februar 1935 Deutschland steht bereit. „Wenn wir die deutsche Unterstützung erhalte« können, dann haben wir Aussicht auf Schaffung eine: neuen Sicherheit in Europa', — daß gerade der früher, langjährige Außenminister Englands, Au st in Cham berlain, es ist, der mit diesem Satze die Antwori derdeutschenRegierung auf die Londoner Konfe renzvorschläge kommentiert, ist das beste Zeugnis dafür daß man auch in London eingesehen hat: Mit der rem negativen Politik des „Anti-Hitlerismus" darf man sich nachgerade vor der Welt nicht mehr sehen lassen! Auch ini Ausland verlangen die Völker von den Leitern ihrer Ge schicke eine positive Stellungnahme zu dem, was ist nämlich das nationalsozialistische Deutsch- land, das doch immer das Herz Europas war und bleibt, — und zwar nicht bloß geographisch! Austin Chamberlain ist — wie seine häufigen Reden im Unter baus bewiesen — keineswegs ein Freund dieses neuen Deutschland. Es mag sich für ihn angenehmer und leichte, mit Briand und dem deutschen Außenminister Dr. Strese mann geplaudert haben, als sic alle drei aus dem See von Lugano, an Bord des Motorbootes „Orangenblüte', sich über das einigten, was seit neun Jahren die Welt als den Vertrag von Locarno kennt. Aber auch Chamberlain Hai, wie fünfundzwanzig Jahre zuvor sein größerer Vater Joe Chanz>erlain, erkennen müssen, daß es auch für die heutige deutsche Politik nur einen Ausgangspunk» und ein« bestimmende Methode gibt: Wie bringen wir Deutsch land in der Welt voran, das Deutschland von heute Daher Hal die deutsche Regierung auch erklärt, das „es zu begrüßen wäre, wenn — nach den vorhergegan genen britisch-französischen Besprechungen — zunächst dti königlich-britische Regierung als diejenige Teilnehmerin an den Londoner Besprechungen, die zu gleich Garant von Locarno ist, bereit wäre, hierübe, in einen unmittelbaren Meinungsaus tausch auch mit der deutschen Regierung zu treten' Damit ist gesagt, daß die Londoner Vorschläge sofort und an einem besonders hervorstechenden Punkt in Angriff genommen werden sollen und auch können Diese direkte Aufforderung an die Adress« Londons ist so deutlich, daß sie an sich schon aller übelwollenden Mutmaßungen in der Auslandspresse ent geaenwirken müßte, die deutsche Antwori bedeute einer „diplomatischen Schachzug'. Denn er geht aus den Kerr der ganzen Sache los, den auch Austin Chamberlain be rührte, wenn es in der deutschen Antwort heißt, di« Reichsregierung „sei grundsätzlich bereit, ihre Luftstreit kräslc als Abschreckungsmittel gegen Friedensstörungen einzusetzen". Und man müsse darüber verhandeln, au! welchen Wegen eine entsprechende Vereinbarung verwirk licht werden könne, die — und darin gipfelt die deutsch« Antwort — „die größtmögliche Sicherheit aller Unter zeichner verbürgt". Gerade darum darf man als Deutscher noch einmal Sir Austin Chamberlain — ohne die innenpolitischen Ab sichten seiner Rede zu berühren — auch in einem zweiten Satz zitieren: „Wenn wir den Beistand einer oder mehrerer der großen festländischen Luftstreitkräfte im Fall« des Angriffs auf unser Gebiet erhalten wollen, dann müssen auch wir in der Lage sein, imFalle,datzsic angegriffenwerden, ihnen eine entsprechende Hilf« zu leisten.' Wenn also das vor drei Jahren abgeschlossen« «Locarno' im Sinne der heutigen militärischen Macht mittel und der Londoner Vorschläge „korrigiert" werden soll, dann kann es nur die französische Presse überraschen, daß Deutschland Luftstreitkräfte überhaupt haben muß, um als gleichberechtigter Partner in einem solchen Pakt Geltung zu haben. Deswegen hat aber auch der Pariser „Temps' durchaus recht, wenn er zur deutschen Antwort schreibt, die „Luftkonvention" sei nur ein Teil des Gesamtplanes, und man könne sie nicht für sich „all gemein abschließen'. Doch schon dieser Hinweis der deutschen Antwort aus den Kern der ganzen Sache — nämlich die deutsche Gleichberechtigung in der Frage der Sicherheit — Hai in Paris stark verschnupft. Das ist aber mehr eine Angelegenheit der Taktik. Denn der verantwortliche Außenminister Laval hat, laut Mitteilung eines Pariser Blattes, darauf hingewiesen, daß die deutsche Antwort «keine Möglichkeit ausschlietze". Aber wenn er weiter sagte, die Antwort „bringe auch nicht den ge ringsten greifbaren Beweis des wirklichen Wunsches Deutschlands, am internationalen Leben teilzunehmen", so darf man Herrn Laval mit einem französischen Sprich wort begegnen: „Yui trop ombrasss, mal stroinä", also „wer sich zu viel vornimmt, dem mißlingt alles". Gerade das aber vermeidet die deutsche Antwort. Das erkennt man übrigens auch in London. Irgend wo mutz die ganze Sache doch nun praktisch angepackt werden! Und es widerspricht durchaus nicht den deut schen An- und Absichten, datz, wie ein maßgebendes Londoner Blatt schreibt, „das geplante Lufiabkommen soll 'n den Rahmen eines allgemeinen europäischen Sicher heitssystems eingespannt werden." Und sogar oie matz- aebende französische Wirtschaftszeitung verschließt sich Die „vier Säulen" des europäischen Friedens. Große außenpolitische Rede Hulls. Staatssekretär Hull hielt in New Nork eine poli tische Ansprache über die amerikanische Außen politik. Er teilte zum ersten Male die gegenwärtige amerikanische Außenpolitik in vier deutlich getrennte Gruppen ein, deren jeder gegenüber er eine verschiedene Haltung einnimmt. An erster Stelle steht für ihn Kanada und gleichzeitig das ganze Britische Reich, dem er gleich zu Beginn seiner Rede herzliche Grütze übermittelt. Er spricht von gemeinsamer Erbschaft und tiefer Hingabe an die Ideale Frieden, Gerechtigkeit und Fairneß. — Weiterhin versicherte er, baß Amerika seine „splendid isolation" aufgcgcben habe, daß es keinerlei imperialistische Ziele verfolge, sondern in Frieden und Vertrauen mit anderen Völkern zusammen arbeiten wolle. Die zweite Gruppe ist für ihn Latein amerika, dem er nochmals die Gefühle des guten Nachbarn ausspricht und freundschaftliche Zusammen arbeit zum gemeinsamen Nutzen zusichert. Die dritte Gruppe ist Europa, worunter Hull den europäischen Kontinent versteht. Es halte sich von den politischen und wirtschaftlichen Auseinander setzungen zwischen den europäischen Ländern fern, aber es nehme tiefen Anteil an dem Frieden und der Stabilität innerhalb Europas und daher beteilige es sich an den vereinten Bemühungen, diese Ziele zu erreichen oder zu sichern. Als die vier Säulen dieser Teilnahme bezeichnete Hull erstens den Kellogg-Pakt, zweitens die Bereit- Willigkeit Amerikas zu einem Nichtangriffspakt, drittens Amerikas Entschluß, sich bei drohender Kriegsgefahr mit anderen Nationen zu beraten, viertens Amerikas Zugeständnis, auf neutrale Rechte zu verzichten und Maßnahmen anderer Nationen gegen einen Angreiferstaat nicht zu durchkreuzen, so bald es selbst und unabhängig zu der Absicht ge kommen sei, daß der betreffende Staat der An greifer sei. Das Wettrüsten müsse ausgcschaltet werden, und diese Ausschaltung se die wesentliche Vorbedingung für Amerikas Mitarbeit an obigen politischen Maßnahmen. Als letzte Gruppe bezeichnete Hull den Fernen Osten. Die Tradition der amerikanischen Fernostpolitik sei die offene Tür. Das Ziel der Vereinigten Staaten sei die Erhaltung von Frieden und Stabilität in Ostasten sowie aus dem Stillen Ozean Kurz, Amerika erstrebte Frieden in diesen „vier größeren Abteilungen der amerikanischen Außenpolitik", einen Frieden zwischen Freunden, die ihre Unabhängigkeit nicht gewaltigen und doch nicht unbedingt sichernden Rüstungen verdankten, sondern friedlichem Geben und Nehmen in politischer und Wirtschaftlicher Zusammenarbeit. Vor einer neuen Konferenz Simon-Laval? Wie aus unterrichteter Quelle in Paris verlautet, werden die Außenminister Frankreichs und Englands noch im Laufe des Monats Februar, aber erst nach dem in der nächsten Woche erwarteten Besuch des österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg, zur Beantwor tung über die durch die deutsche Antwortnote geschaffene Lage und die Weiterführung der internationalen Verhand lungen im Sinne des Londoner Programms Zusammen treffen. Jn unterrichteten Kreisen glaubt man, daß wahrscheinlich gemeinsam von England und Frankreich in kurzer Zeit an die an dem Londoner Programm interessierten Mächte die Einladung zu einer Konferenz entweder in London oder in Genf ergehen nicht der Ansicht, die deutsche Antwort sei ein „Ausgangs punkt für Verhandlungen", von denen man sich allerdings auch in Paris nicht verhehle, daß sie „lange dauern und gkwisse Schwierigkeiten bringen würden" Wenn schließlich der Pariser „Matin", dem man wirk lich keinerlei Vorliebe für Deutschland nachsagen kann nun auch zur deutschen Antwort erklärt, daß „das Tor ott" « Ee, die guten Willens sind", so bedarf Mahnung an die deutsche Negierung gewiß nicht. Denn allc Vorschläge werden von ihr „im Geist von^er^o^^ geprüft werden, aber auch 6 Sicherheit des Deutschen Reiches Herzen LmopN^ Fuders exponierten ^ag^im werde. Weiter erfährt man, daß der Quai d'Orsay wahr scheinlich in den nächsten Tagen in Berlin erneut um Beantwortung der französischen Note über den Ostpakt bitten wird, da dieses Problem in dem deutschen Dokument nicht erwähnt worden ist. Von den Stimmen der Presse zu der deutschen Antwortnote ist noch der offiziöse Temps hervorzuheben, der sagt, daß die einzige praktische Schluß folgerung, die man aus der deutschen Antwort ziehen könne, die sei, daß die Verhandlungsmöglichkeiten weiter beständen, und daß die Tür zu einer nützlichen Aussprache nicht geschlossen sei. „Ein moralischer Erfolg für Silier." Günstiger Eindruck der deutschen Antwort in den Vereinigten Staaten. Obwohl sich die amerikanische Regierung naturgemäß jeder Einmischung in die schwebenden euro päischen Fragen enthält, so ist doch unverkennbar, daß die deutsche Antwort auf die englisch-französischen Vor- schlüge einen günstigen Eindruck gemacht hat. Man sieht in ihr einen praktischen Beweis für Deutschlands Willen zu gemeinsamer Friedensarbert. Die Tatsache, daß England und Frankreich der Reichsregierung ein gemeinsames Vorgehen in der Frage der Luftabwehr vor geschlagen haben, wird als außerordentlicher mora lischer Erfolg für Hiller gewertet. Man ist in amerikanischen politischen Kreisen im Interesse einer Förderung des Abrüstungsgedankens für jede staats männische Tat, wie sie die deutsche Antwort darstellt, dankbar. Es wird hoch anerkannt, daß Deutschland die ausgestreckte Hand der früheren Feinde ergreift und so die Hoffnung auf eine baldige Einigung erweckt. * „Ave IeuWM klillll es keim Friede« gebe«". London, 17. Februar. Tie deutsche Antwortnote auf das englisch-französische Protokoll nimmt als wichtigstes poli tisches Ereignis der vergangenen Woche den ersten Platz in der englischen Sonntagspresse ein. Eine eingehende Prüfung der deutschen Antwort veranlaßt die Blätter zu einer günsti geren und großzügigeren Beurteilung der Lage, als dies noch am Sonnabend der Fall war. Das Eingehen Deutschlands auf den Luftpaktplan und die allgemeine Verhandlungsbereitschaft der deutschen Regierung werden als optimistisches Vorzeichen für die kommenden Verhandlungen bewertet, wenn auch die von Seiten Frankreichs zu erwartenden Schwierigkeiten kei neswegs unterschätzt werden. Der diplomatische Mitarbeiter des „Qbserver" meldet, daß der Meinungsaustausch über die deutsche Note zwischen London und Paris bereits im Gange sei. Es sei klar, daß die französische Regierung bis zu einem gewissen Grade bedaure, daß in der Note die Abrüstung und der Völkerbund nicht er- wähnt werden. Andererseits sei es aber noch nicht klar, ob sich die französische Regierung über die taktischen Fragen schlüssig geworden sei, ob der getrennte Abschluß eines Lüstpaktes die Erzielung eines allgemeinen Sicherheitssystems fördern oder aber ausschiebend beeinflussen werde. Die britische Regierung neige ihrerseits zu der Ansicht, daß diese schwierige Frage im gegenwärtigen Augenblick noch gar nicht akut sei, denn die deutsche Note sei in ihrer unmittelbaren plastischen Wirkung lediglich eine Forderung nach einer genaueren Darlegung der englischen und französischen Absichten. Allerdings sei die eng lische Negierung durch die Bedingungen der englisch-französi schen Erklärung vom 3. 2. durchaus auf eine „allgemeine Re gelung" festgelegt, in die der Luftpakt eingebaut werden müsse. Nach Ansicht Londons sei aber der Weg jetzt frei für die wei teren Verhandlungen und daher wäre es die richtige Taktik, mit denjenigen Punkten zu beginnen, über die am ehesten eine Vereinbarung erzielt werden könne. Die englische Regierung betrachte es als befriedigend, daß der deutsche Tert keinen Teil der Londoner Vorschläge von den allgemeinen Verhand lungen ausschließe, die jetzt sicherlich in der einen oder anderen Frage zwischen den fünf beteiligten Parteien stattsinden wür den. sin der Tat hätte man zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erwarten können, daß die deutsche Regierung in ihrer Stel lungnahme weiter gehe als dies der Fall sei. <"ndem sich Deutschland bereit erkläre, über eine allgemeine europäische Regelung zu verhandeln, habe es den ersten Schritt zu einer Zusammenarbeit mit den anderen europäischen Staaten getan. In einem Leitartikel des „Observer" heißt es «. a., es