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MsdrufferTaMatt Nr. 273 — 97. Jahrgang Mittwoch, den 23. November 1938 Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt" Postscheck: Dresden 2640 und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts WilsdruA des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des StadtraLs zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt Da» „DUSdruffer Tageblatt' erscheint werttags nachm 4 Uhr BezugSpr monatt LRM frei HauS, btt Postbesteklung ».80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lO Rv« Alle Postanstalten. Prffdolen, unsere AuSträger u Geschäftsstelle Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend I« b-fteh, «ein Aiypruct -ul Lieserung der Zet- «ung oder Kürzung de- Bezugrvieilet Rücklendang ongelaudrei SchrMftücke erl»!gi nur. wenn Rüclporio bcUieg« Anzelgrnprrts« lau« auNtegmder Preirllste Nr. 8. — Ziffer-Gebühr: 2V Rpfg. — DorgeschN»« bene Erfcheinungtlage und P atzwünfche werden nach Möglichleil berücksichtigt. — Anzeigen-Annahme bl« vormittag« 10 Uhr . ,, —.. Für die Richtig«-« »« durch tzernrul übcrmt«. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh men wir leine Gewähr. » — -— — Bei Konkur« »M Zwang«»eigletch erlifchl leder Anspruch «»f Nachiah. amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitze« Gute Nachbarschaft! Frankreichs neuer Botschafter beim Führer Der Führer und Reichskanzler empfing im Berghos auf dem Obersalzbcrg den neuernannten französischen Botschafter Robert Coulondre zur Ent gegennahme seines Beglaubigungsschreibens und des Abberusungsschreibens seines Vorgängers, Franxois- Poncct. Botschafter Coulondre erklärte dabei u. a.: Herr Reichskanzler! Ich habe den Vorsatz, das Werk, dem sich mein Vorgänger gewidmet hat, sortzuführen und mich dafür einzusetzen, daß zwischen Frankreich und Deutschland dauerhafte und vertrauensvolle Beziehungen bestehen. Beide Völker haben sich oft genug auf dem Schlachtfeld« gegeuübergestanden, um einander achten gelernt zu haben und zu wissen, daß ihre Kämpfe im Endergebnis fruchtlos ge blieben sind. Im Gegenteil, eine gemeinsame Grenze, zwei einander weitgehend ergänzende Volkswirtschaften, An erkennung der Vorzüge und der geistigen Eigenart des anderen legen es beiden Teilen nahe, in guten« Einvernehmen miteinander zu leben und aus geistigem wie auf wirtschaft lichem Gebiet fruchtbare gutnachbarliche Beziehungen zu unterhalten. Sie wissen auch, daß sie beide in die europäische Gemein schaft unschätzbare Werte mitbringen, die sie im Frieden bewahren und durch loyale, zwectvolle Zusammenarbeit in edlem Wettstreit des Verstandes und der Tatkraft noch werden mehren können. Der Führer und Reichskanzler erwiderte u. a.: Ich be grüße es lebhaft, Herr Botschafter, daß Sie in Anknüpfung an die Arbeit Ihres Vorgängers, des Herrn Botschafters Franeois-Poncet, es sich zur Aufgabe gesetzt haben, zur Schaf fung stetiger und vertrauensvoller Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich beizutragen. Ich pflichte Ihnen darin bei, daß unsere beiden Völker nllen Anlaß haben, in gegenseitiger Ächtung gute Nach barschaft zu Pflegen und sich auf geistigem wie auf wirt schaftlichem Gebiet zu ergänzen und ehrlich zusammenzu- arbeiten. Ein friedlicher Wettstreit unserer beiden Völker, zwischen denen heute jene tiefgreifenden Streitpunkte der Grenzziehung nicht mehr bestehen, die so häufig die Ver gangenheit belastet haben, kann auch nach meiner Neberzeugung nur zur allseitigen Bereicherung nicht nur unserer beiden Länder, sondern ganz Europas bettragen. Dann nahm der Führer und Reichskanzler von dem lettischen Gesandten Edgar Kreewinsch, der bereits früher sein Land mehrere Jahre in Berlin vertreten hat, das Be glaubigungsschreiben entgegen. Der Gesandte übermittelte bei dieser Gelegenheit den Wunsch der lettischen Regierung, die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Lettland, ins besondere auch auf dem wirtschaftlichen Gebiet, zu pflegen und auszubauen. Der Führer gedachte in seiner Erwiderung mit Dank der in dieser Hinsicht bisher geleisteten erfolgreichen Arbeit und begrüßte den neuen Gesandten, der nun zum zweiten Male in Berlin für diese aussichtsvolle Aufgabe zu wirken berufen ist. Englisch-französische Aussprache Der Besuch Chamberlains und von Lord Halifax' in Paris Vor der Abreise des britischen Ministerpräsidenten Chamberlain und Außenministers Lord Halifax von London nach Paris hat das britische Kabinett Beratungen abgehalten, die sich auf die vorgesehenen eng lisch-französischen Besprechungen in Paris erstreckten. Die Londoner und Pariser Zeitungen sprechen viele Mutmaßungen darüber aus, was in Paris verhandelt werden könnte, aber die Meldungen sind so wider sprechend, daß man das wirkliche Ergebnis abwarten kann. Die ersten politischen Unterhaltungen zwischen den englischen und französischen Staatsmännern in der fran zösischen Hauptstadt werden am Donuerstagvormittag be ginnen. Palästinas Finanzen vor dem Zusammenbruch Reserven völlig aufgebraucht—-1,7 Mil lionen Pfund britifchc Besatz ungsko ft enl ' Der nun schon seit vielen Monaten andauernde Kriegszustand, der das Wirtschaftsleben Palästinas saft ganz zum Erliegen gebracht hat, hat für die Finanz lage des britischen Mandats Palästina die verheerendste« Folgen gehabt. Blättermeldungen zufolge belaufen sich die Kosten für die britische militärische Besatzung, die vergeb lich versucht, den Freiheitswillen des nationalen Araber- tums im Interesse jüdischer Herrschaftspläne zu unter drücken, bis jetzt allein auf 1,7 Millionen Pfund. Diese völlig unproduktiven Ausgaben lasten erdrückend aus dein kleinen und von der Natur wenig begünstigten Lande. So ist es nicht verwunderlich, daß sich der im Rechnungsjahre 1935/36 vorhandene EinnahmcNbcrschuß des Staatshaus halts von Millionen im Rechnungsjahr 1937/38 in einen Fehlbetrag von fast 2 Millionen Pfund verwandelt hat Die im Jahre 1936 noch vor- handene Reserve von 6 Millionen wurde inzwischen völlig aufgebraucht. Angesichts der weiteren Verschärfung der militärischen Maßnahmen Englands ist die Gefahr eines völligen Zusammenbruchs der Wirtschaft und der Finanzen des schwergeprüften Landes nicht von der Hand zu weisen. Nationalsozialistische Propaganda: Jas Volk mH die Politik verstehe«! Dr. Goebbels sprach vor den Propagandisten der Bewegung des Gaues Berlin Dienstag abend sprach Gauleiter und Neichspropa- gandaleiter Reichsminister Dr. Goebbels auf einer Tagung der Berliner Propagandisten in der Kroll-Oper. Vor 2000 Propagandisten der Bewegung, den Hoheits- trägern der Partei, den Führern ihrer Gliederungen und Verbände des Gaues Berlin gab der ReichSpropagandalei- 1er einen eingehenden Ueberblick über die schwebenden Probleme und die sich daraus ergebenden Aufgaben für die Propagandisten. Der Minister erinnerte zu Beginn seiner Ausführun gen daran, wie er schon seit seiner Berufung zum Ber liner Gauleiter der NSDAP. immer wieder von Zeit zu Zeit die Amtswalter und Propagandisten der Partei um sich versammelt habe, um vor ihnen als den für die öffent liche Meinung verantwortlichen Amtsträgern der Bewe gung alle wichtigen Probleme der Zeit auseinanderzusetzen und sie von der Richtigkeit der nationalsozialistischen Ge dankengänge zu überzeugen. Zu Ansang sei das nur ein kleiner Kreis in Berlin gewesen, heute seien es schon Tausende, deren Ausgabe es nun sei, in ihren Wirkungs bezirken das zu erläutern und klarzumachen, was heute zwischen ihm und seinen Propagandisten besprochen werde. Er habe nur wenige besonders aktuelle Probleme aus der Fülle der Fragen herausgegriffen, Fragen, vor die die Männer der Partei tätlich in Fabrik, Büro und Werk statt immer und immer wieder gestellt würden. Der Par teigenosse müsse dann in der Lage sein, aus die ihm gestell ten Fragen ausreichende Antwort zu geben. Es komme in der Politik nicht nur daraus an, daß man das Richtige tut, sondern daß man das Richtige auch im rtch- gen Augenblick tut. Das Boll mutz die Politik verstehen! Deutschland habe in den ersten Jahren nach der Machtergreifung eine gewisse Risikozone durchschreiten müssen. Das sei für die nationalsozialistische Staats- führung um so schwerer gewesen, als sie bei der Lösung gewisser Ausgaben handeln mußte, ohne das Volk immer über die Tragweite der Probleme ins Bild setzen zu kön nen. Nur alte Nationalsozialisten könnten ermessen, was das bedeute. Primärste Voraussetzung nationalsoziali stischer Politik sei es stets gewesen, daß das Volk sie versteht und daß das Volk hinter diese Poli- t i k tritt. So sei es z. B. nicht möglich gewesen, etwa das deutsche Volk schon von Ansang an zum Bundesgenossen für die deutsche Aufrüstung auszurufen; denn im Augen blick hätte man damals auch die ganze Welt alarmiert. Der Minister kennzeichnete dann Umfang und Bedeu tung des nationalsozialistischen Aufbauwerkes, das man nicht in einzelne Teile zergliedern könne, das vielmehr eine totale politische Gesamtschau tzarstelle. Es sei unmög lich, den einen oder den anderen Wesenszug herauszu nehmen und zu sagen: Mit dem Nationalsozialismus im allgemeinen bin ich einverstanden, aber mit diesen und jenen Auswirkungen seiner Tätigkeit nicht, weil ich sie nicht verstehe. Viele Züge im Gesicht des Nationalsozia lismus seien im Augenblick dem einen oder dem anderen noch unverständlich, weil ihre Auswirkungen sich eben erst später zeigen würden. Die Lösung jeder einzelnen Aufgabe durch den Natio nalsozialismus sei Voraussetzung für die Lösung einer anderen. Der Nationalsozialismus sei also gewissermaßen ein progressives Jn-Funktion-Setzen eines politischen und weltanschaulichen Programms. Aufgaben der nationalsozialistischen Propaganda Aufgabe der nationalsozialistischen Propaganda sei eS nun, in steter Rücksichtnahme aus die Schwierigkeit des einzelnen Problems einerseits aus die öfsentliche Mei nung in der Welt, andererseits das Volk mit diesen Problemen und ihren Auswirkungen bekannt und vertraut zu machen. Dr. Goebbels ging dann mit den bürgerlichen Intel lektuellen ins Gericht, die die Propagande für etwas Un feines, Unvornehmes, Unduldsames und Ungezogenes hielten. Tie Abneigung der bürgerlichen Intellektuellen gegen jede Propaganda, das völlige Unverständnis für ihre R twenvigkeit gehöre zu den trübsten Kapiteln des Weltkrieges. Aus diesem Gebiet seien Deutschland seine westlichen Gegner während des Krieges haushoch überle gen gewesen. Ich möchte Ihnen einen charakteristischen Vorgang, so fuhr der Minister fort, ins Gedächtnis zurückrusen, um Ihnen zu zeigen, wie es um die psychologische Führung damals eiv-mtticb bcst!-«» war An in >»12 der bekannte Dichter Max Halbe an das Große Haupt quartier einen Brief folgenden Inhaltes: ..Es fei einem schwer besorgten Vatcrlandsfreund, der auch selbst zwei Söhne seit vier Jahren nn Felde stehen KL. dar. in vieler iurchtbarsten Stunde uuieres Volkes aeitattet. au- eine große Gefahr-ymzuwenen. Es qr Vies der auf fallende, werft als Leitartikel und ohne Kommentar er folgende Abdruck von Reden der feindlichen Staatsmänner» durch unsere eigenen deutschen Zeitungen. So brachten ge- itern die hiesigen „Neuesten Nachrichten" eine Rede von Balfour, vorgenern eine von Lloyd Erorge, ohne ein Wort der Wiederlegung dazu zu schreiben. Ich erlaube mir, die beiden Blätter beizulegen. Ich habe daraufhin einem Bries an die Redaktion meine ernsten Bedenken über diese Pra xis zum Ausdruck gebracht. Nur ein Wort sei noch hinzu» gesägt. Unsere Feinde führen diesen Krieg vor der Oeffent» lichkeit vor allem auch als einen moralischen Krieg unv hierin beruht ihre Stärke vor ihren Völkern. Eie führen diesen Krieg nach Art der Kreuzzüge oder der Religions kriege. Wir führen ihn nur militärisch. Wäre es nicht hoch an der Zeit, so schreibt Max Halbe, auch d«e geistigen Waffen zu benutzen in einem Augenblick, wo es aufs Eanz^ geht und das Schicksal von unserem inneren seelischen Widerstand von ver nächsten Minute at>» hängt. Was wurde diesem Brief eines besorgten Vaterlands freundes geantwortet? „Im Sinne Eurer hochwohlgeboren Anregung, di« Reden feindlicher Staatsmänner nicht ohne Kommentar in der deutschen Presse abzudrucken, sind Erwägungen im Gange, desgleichen, um im Sinne Ihrer Ausführungen den Krieg nicht nur mit den militärischen, sondern auch mit politisch-geistigen Wasesn zu führen/' So geschrieben am 19. August 1918. (Große Be« wegung.» Sie können sich jetzt vorstellen, warum wir den Krieg verloren haben. Und Sie können sich auch vorstellen, warum die propagandistische Seite der nationalsoziali stischen Politik anderen Mächten heute ein Tora im Auge ist. Die anderen werden sich allmählich darüber klar, daß in Berlin mitgespielt wird. (Stürmische Heiterkeit.) Auch wir haben uns die technischen Mittel der Pro paganda zugelegt, und wir haben findige Köpfe genug, die die Intelligenz und Tatkraft besitzen, diese Mittel zur Anwendung zu bringen. Früher konnte man mit diesem deutschen Volke um» springen, wie man wollte. Man hatte eS sich angewöhnt, dauernd in innerdeutsche Tinge nach Art von Gouver nanten hereinzureden und so gewissermaßen die inner» deutsche Politik zu beaussichtigen. Was aus diesem oder jenem Gebiet vor sich ging, das wurde z. B. in England von den politischen Sittenrichtern abgeurteilt und abge» beckmeflert. Aber wehe, wenn sich einmal ein Deutscher in eine innerenglische Angelegenheit hineinmischte. Das ist nun nicht mehr so. Wenn Engländer sich in unsere Dinge hineinmischen, dann könnten wir uns auch erlauben, hin und wieder mal in die englische Polutk hineinzuleuchten. Betreuung der Seele des Volles Die nationalsozialistische Propaganda siebe — so führte der Gauleiter weiter aus —. dem Volle in der Rolle eines praktischen Arztes gegenüber. Wie der Arft den Körper, so betreue die Propaganda die Seele des Volkes und gebe ibm die Mittel an die Hand, in schwe ren politischen Spannungen sich gegen Bedrobunaen und innere und äußere Versuchungen unv Gesahren zur Wehr zu setzen. Tr. Goebbels behandelte dann das Entstehen und die Entwicklung der tschechischen Krise unv zeigte auf, nach welchen wohlerwogenen Gesichtspunkten die Taknk der nationalsozialistischen Volksaufklärung in den Span nungswochen ausgerichtet worden sei. Daß man aanz bewußt z. B. während der Besprechungen in Berchtes gaden, Godesberg nnd München auf jede Verbreituna von Gerüchten verzichtet habe, nm dann am fchnellsten Tat sachen bringen zu können, während die anderen in jeder Stunde ein anderes Gerückt erfanden und dann ebenio wie ihre Hörer den Tatsachen fassungslos gegenüber standen. Der Unterschied in der Handhabung von Prene und Rundfunk ergebe sich schon daraus, daß in Deutsch land Presse und Rundfunk der Instruktion, der engen Verbindung zwischen Führung und Gefolgschaft diene, während bei den anderen die auf Gerüchten fußende In formation sich nicht nach den Interessen des Voltes richte, Or. Hacha wir- Staatspräsident Eine Einigung in Prag erzielt Ueber die Person des neuen Staatspräsidenten ist die Entscheidung gefallen. Tschechen, Slowaken und Kar» pato-Ukrainer haben sich auf den Präsidenten des Ober sten Verwaltungsgerichts, Dr. H a cha , geeinigt, der die Kandidatur auch angenommen hat. Ueber den Termin der Präsidentenwahl ist bisher noch nicht entschiede« Worden.