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Erscheint jede« Wochentag ftüh » Uhr. Inserate wev- da bi« Nachmittags I Uhr für die nächst- «scheinende Nummer angenommen. ^95. Freiberger Anzeiger und Tageblatt. ' Dienstag, den 28. April. u Prei« vierteljährlich IS Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder deren Raum mit t» berechnet. rr. ^4 ^1857?" u, Der Abendstern. Der schöne Helle Stern, der jetzt in den Abendstunden die Aufmerksamkeit Aller auf sich zieht, welche einmal dem Himmel einen Blick zuwenden, ist die VenuS. Bekanntlich ist der Merkur der der Sonne zunächst stehende Planet, nach ihm kommt die Venus und Hann unsere Erde. Die Venus ist unter allen Planeten, nebst dem Monde, der einzige, der unter günstigen Umständen am Tage sichbar ist. Man sicht ihn im mer nur in der Nähe der Sonne, bald vor Aufgang, bald vor dem Niedergang derselben und daher nennt man ihn bald Mor gen- bald Abendstern. Die Venus ist derjenige Planets wel cher der Erde am nächsten kommt, in seiner größten Nähe ist er nur 5,000,000 Meilen, in der größten Entfernung dagegen 35,000,000 Meilen entfernt. Wegen dieser großen Verschieden heit in seiner Entfernung von der Erde sehen wir auch die Benus in so verschiedener scheinbarer Größe: im ersteren Fall erscheint sie größer als jeder andere Planet, im letzteren Falle aber kleiner als die andern, die sogenannten Asteroiden ausge nommen. Wegen ihrer Stellung zur Sonne und der Erde zeigt Lie Venus ähnliche Phasen wie der Mond, und wir sehen sie bald vollständig beleuchtet, bald nur theilweise; schon mittel mäßige Fernrohre zeigen Dies. Wenn sie uns vollständig be leuchtet erscheint, sehen wir sie dennoch im schwächsten Lichte, La sie dann am weitesten von uns entfernt ist. Aber auch in ihrer größten Nähe zeigt sie nicht den vollsten Glanz, denn ihre Phase ist dann am sichelförmigsten. Am stärksten glänzt sie an einer Stelle ihrer Bahn, welche zwischen ihrer größten Nähe und größten Entfernung, doch näher der letzteren liegt. DieS ist jetzt der Fall und namentlich hat sie den 4. April im höchsten Lichtglanz gestrahlt, eine Erscheinung, die etwa alle 8 Jahre eintritt. In diesem strahlenden Lichte, welches sie selbst am Tage sichtbar macht, wird sie auch noch am 15. Juni zu sehen sein, dann aber an Glanz verlieren und erst nach 8 Jahren denselben wieder erreichen. Wer also nicht glaubt, daß er noch 8 Jahre lebt, der wende jetzt seine Aufmerksamkeit der schönen Venus zu. Dem bloßen Auge erscheint der prachtvoll glänzende Stern als eine kleine Scheibe, durch ein Fernrohr sehen wir aber deutlich, daß es nur eine schmale Sichel ist, welche Licht ausstrahlt. Daß dieses dennoch so blendend ist, rührt wie schon erwähnt daher, Laß die Venus der Sonne und der Erde jetzt so nahe steht. Lichtstarke Fernrohre zeigen übrigens die Venus Nur schwer in reiner Umgrenzung, das liegt zum Theil an ihrem Hellen Lichte, vielleicht auch weil die Venus von einer dichten Atmosphäre umgeben ist. Daß die Venus wirklich eine Atmosphäre hat, ebenso ist es auch wohl unzweifelhaft, daß sie sehr gebirgig ist und namentlich sehr hohe Berge hat. Die Tageszeiten müssen auf der Venus ähnlich denen unserer Erde sein) die Jahreszeiten aber in schroffem Wechsel folgen. Die Venus hat zwar stets das allgemeine Interesse in An spruch genommen, für den Astronomen hat sie aber noch eine ganz besondere Wichtigkeit. - Da nämlich die Bahn der Venus von der Erdbahn eingeschloffen ist, so muß sie zuweilen zwischen die Sonne und die Erde treten und wir sehen sie dann mittels guter Fernrohre als ein schwarzes Scheibchen über die Sonnen- scheibe hinweggchen. Diese sogenannten Durchgänge der Venus vor der Sonne sind für die neuere Astronomie deshalb so wich tig, weil sie das sicherste Mittel geben, hl, wahre Entfernung der Sonne von der Erde zu bestimmen. . n (So Hassenstein in der Goth. Ztz.) — 711'111—IT" Tagesgeschichte. si Dresden. Der Professor 0r. Haubner ist vchm Mi- nisterio des Innern zum Landesthierarzt ernannt wordeq^ Der selbe hat in Folge seiner amtlichen Instruction allemal im Laufe dreier Jahre sämmtliche Bezirksthierärzte zu revidiren, bei dieser Gelegenheit von der Thätigkeit und wissenschaftlichen Befähi gung der Bezirksthierärzte, sowie von dem Verhalten und Ver fahren der übrigen Thierärzte Kenntniß zu nehmen und alle ihm nöthig scheinenden Verbesserungen des gpsammten Belerinär- wesens anzuordnen. Bei ausbrechendeu Viehseuchen wird er von seinen Untergebenen sofort die nöthigen Berichte zlnziehen und Anordnungen treffen, welchen sich die Ortspolizei biS auf weitere Anordnung der betreffenden Polizeibehörden zu fügen verpflichtet ist. Ueberhaupt wird der Landesthierarzt seine Rei sen auch Lazu benutzen, durch Rücksprache mit den Vorständen der'landwirthschaftlichen Vereine und einzelnen geeigneten Land- wirthen den Zustand der sächsischen Viehzucht kennen zu lernen und so der Landwirthschaft durch Beirath und gutachtliche Vor schläge nützliche Dienste zu leisten. Auch wird der LandeSthier- arzt an den Berathungen der landwirthschaftlichen Vereine auf deren Einladung theilnehmen, insoweit dieS möglich und mit seinen übrigen amtlichen Obliegenheiten vereinbar ist. Magdeburg, 10. April. Bekanntlich ziert den Markt platz von Wittenberg ein im Jahre 1817 errichtetes herrliches Denkmal Luther's. Jetzt beabsichtigt man in Wittenberg auch Melanchthon zur Feier seines Todentags (19. April 1880) ein würdiges Denkmal zu errichten, da nur geringe äußere Zeichen (eine eiserne Gedenktafel an dem einst von ihm in Miltenberg bewohnten Hause, eine unbedeutende Porzellanbüste in dex Ksrche seiner Geburtsstadt, ein Erinnerungsmal vor der Gelehrtenschule zu Nürnberg) bisjetzt den Wanderer, an Deutschlands größten Lehrer, an Luther's innigsten Freund und thätigsten Mitarbeiter am großen Neformationswerk erinnern. Zur Realisirung dieses Vorhabens ist zunächst in Wittenberg ein aus den angesehensten Männern der Stadt, Geistlichen und Weltlichen, zusammenge setztes Comiti zusammengetreten und hat durch die öffentlichen Blätter einen Aufruf zur Betheiligung erlassen, dem sich in unserer Stadt der Oberpräsident von Witzleben und der General superintendent I)r. Möller angeschlossen und gleichzeitig auch zur Annahme von Beiträgen sich bereit erklärt haben. Wien, 23. April. (D. A. Z.) Der Bruder deS aus Turin zurückgekehrten Grafen Paar, Felbmarschallleutenant Graf Paar, welcher sich in besonderer Mission in Paris befindet, ist beauftragt worden, dem Tuilerieneabintt zu eröffnen, daß Oesterreich bereit sei, die diplomatischen Beziehungen mit Sar dinien wieder anzuknüpfen, sobald Len Beschwerden abgtholftn sei, welche in den bekannten Noten des Grafen Buol äüSführ- lich erörtert sind. Die Angabe der Patrie, daß Oestevretch die Entfernung des Grafen Cavour von seinem Posten als Be dingung der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen verlangt habe, erweist sich demnach als unrichtig. Darmstadt, 19. April. Die Schullehrer unsere» Landes klagen über einen neuen Eingriff der Geistlichkeit in das Schul- : wesen. Eben wird nämlich der Versuch gemacht, die Schullehrer zu verpflichten, alle sechs Wochen mit ihren confirmirtrn Schülern zur Beichte ztt gehen und die Sacramente zu genießen. Gin Theil der Lehrer von den höhern Schulen des Landes soll sich indessen entschieden weigern, auf diesen neuen Kirchtnzwang einzugehen. Die Dorfz. schreibt: Um zu verhüten, daß keiner, der in den Stand der heiligen Eh? treten will, getäuscht werde, richtet der Domprediger C. in Halberstadt schon seit geraum-r Zeit