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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 08.06.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-06-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130608025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913060802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913060802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-06
- Tag 1913-06-08
-
Monat
1913-06
-
Jahr
1913
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WenM-EmMr WM Ttnntsblcrtt. Nr. 130. Sonntag, den 8. Juni 1913. Zweites Blatt. sich diese Kugel zur Wohnung aussuchte, hat nie auf der Erde geschlagen! Arme, alte Mut- Eine Abteilung der Fremdenlegion befand und glimmt, glaubt man das AuMitzen der in das schwarzen Beamtenwohnungen, in niederen, ver- erstarrendes Grausen vor einen düstern Etwas m wandle sich sofort telegraphisch an den Präsi- man einen alten, zerrissenen Sack gebreitet. Vollzugs. Oberstleutnant P. fand anscheinend ein be-i hastig durch das wogende Gedränge hindurch gearbeitet und warf sich mit schrillem, klagen- Es geht taub gekrampft, auf Eisensplitter hat den Leutnant Braune getros-jward lauter und angstvoller: U entkleiden, waschen und auf eine der' unsere Lungen und Gesichter sind voll Kohlen staub — — wir taumeln und tasten uns die wir langen, ringen verzweifelt mit dem Tode um unser Leben. fliegt er Uber einen Zaun. Ich sehe, sich siir die französische Fremdenlegion habe am rigen Schwaden. schleichen dahin, me- Gewehre über, ohne vor brennendem Durst lauter, grauer Dampf brodelt vor uns empor und hoch über uns in den« tiefen, leuchtenden in voller Tätigkeit war. gerade dabei, den alten werfend, da sie, als eine Erfindung des sels, ihren Trägern Unglück bringen Afrika an, um seinen Sohn noch einmal sehen und ihn zu umarmen. und den Meinen das tägliche Die braunen, arbettsharten sich unruhig auf der Bettdecke sich auf Betreiben des erbitterten Vaters französische Militärbehörde pro forma mit Untersuchung der Angelegenheit besaßt, endete nicht etwa mit einer Bestrafung Oberstleutnants P.; dieser wurde vielmehr Obersten befördert. wie tue sonderes Vergnügen daran, den Unglücklichen im Lctzarett auszufuchen. ,.Wie geht es Dir? Bist Du bald geheilt?" Doktor nicht mehr im Wege". Dann, wie im wirren, jagenden Wundfieber fortfahrend, mit leiser trockener Stimme: „Wenn ich so tief unten in den Stollen und Schächten itehe, meine Belegschaft über wache, kommt mir die Erinnerung an meinen ersten Schlttchttag; das Krachen der Spreng schüsse hallt fern herüber, wie dumpfer Kano nendonner, das Echo verdoppelt das Getöse, die Luft ist schwer und grau von Kohlenstaub, loie von Pulverdampf und wenn es dann so gespenstig und rot um die Wetterlampen zuckt ein starres Entsetzen . . . Eine Granate ist dicht neben dem Bataillon eingeschlagen und eins der umherzischenden M. bedankte sich und erwiderte: gut, mein Oberst." Höhnisch lächelnd entgegnete P zu durch einen hohlen Schrei oder ein hysterisches i Lachen. Eine junge, blonde Frau hatte sich ! gerissen, so daß er nur noch an einem Haut fetzen niederbaumelt; der uns begleitende Stabs arzt eilt herbei, ein Schnitt, der Arm ist ab Weit aus der Ferne Herm er klingt schaurige Grolllen eines Genütte Nein, Lene, meine Tochter, die Offiziere. Jetzt ein kurzer, trockner Schlag,. Euer Hans Grün sinkt vorne über, mitten ins Herz Dann machte er sich mit der ver- nen lief durch die dampfende, schwere Masse j Erde unter unseren zweifelnden Mutter auf und trat die Reise nach! der zusammengedcängten Frauen, unterbrochen i und zu zittern, es die der Sie des zum dunklen Strecken hinab Inzwischen waren die Eltern des M. in jbewußtlose empor, vorsichtig und weich, und Oran gelandet und der Vater teilte seine bevor trugen sie in den Lazarettraum, wo der Gru Brot geben!" Hände bewegten und die Stimme „Hütet Euch! Endlich Licht! Dort, dort! Siehst delte man weiter gegen ihn und benahm sich der Lust hingeweht zu sein, auf seilen des Kriegsgerichts ganz so, als säße! Und Du, Hans, was Augen können Dich vor mehr sehen! Warum wimmernd im Staube? einmal so still und so nicht wiedererkenne! stehende Ankunft in Z. telegraphisch denubenarzt schon Kriegsgericht T. mit. Dieses hatte, wie durch! Man war Oes Bergmanns Sterben Skizze von A. v. d. Wa r n o w. (Nachdruck verboten.) Es war ein Unglück geschehen; drunten Wir hatten unsere Tornister zurückgelassen, Munition und Verbandszeug hepaüsnehmen und unsere Feldkessel auf die umgehängten Mäntel schnallen müssen, marschierten mit ge ladenen Gewehren in Kompagniekolonnen aus- denten der Republik und erbat Aufschub de wird auch dieses Mal an mir voräberschweben, wie so oft in meinem Leben! Er Hat mich damals, vor vierzig Jahren, nicht mit den Ein wildes Stöhnen und ein bebendes Wei- das gegen gehe. Man glaubte die Herzen angstvoll unter den bunten Röcken schlauen zn hören, ern k ü n st l i ch k o n st r u i e r t e r V e r- Pergamentene Gesicht von Staub und Kohle dachtsmomcnte zum Tod durch Er- geschwärzt; er wurde aus einer Bahre vov- schießen! Ohnmächtig brach M. zusammen übergetragen, in schmutzige Decken gehüllt, aus dessen unchillkürzlich beim Lesen dieser aller Menschenwürde und aller Menschlikeit hohn sprechenden Schurkerei. Kann es wirk lich Deutsche geben, die ihr Heil und ihren Seelenfrieden in der Fremdenlegion zu finden wähnen, wo man, sobald das Opfer zur Strecke gebracht ist, die Maske rücksichtslos fällen läßt? Hier in Deutschland sollten solche Vorgänge wie der vorstehende — die meisten werden uns ja verborgen bleiben — hinaus- gerüfen werden ins Land, daß es bis ins letzte Dorf, bis in die letzte Hütte schalst, wo Deutsche wohnen! Endlich muß doch einmal der Schim mer von Romantik, der unbegreiflicherweise für manche Köpfe die französische Fremdenlegion Oss 6näe eines jungen cieullcken fremcienlegionärs. Ein empörender Vorgang, der, wenn er sich in der nachstehend geschilderten, kann, glaublichen Weise zugetragen hat, nicht scharf genug gebrandmarkt und beleuchtet wer den kann, wird dem „Schwäbischen Merkur" berichtet. Er ist ein neues Beispiel fana - tischen Deut s chenhas s e s »md wirst ein interessantes Schlaglicht auf die französische Militärgerichtsbarkeit und die Skrupel losigkeit der franzö f i s ch e n Offi ziere in der Fremdenlegion. machst Du? Meine Staub und Rauch nicht windest Du Dich so Warum wirst Du auf fremd, daß ich Dich Tot? - Tot! ! Alle noch nicht vom Schachthut nehmen, er wird Himmelsbrief gegangen, den ihm sein kleines auch fernerhin für Euch das tägliche Brot Schwesterchen schrieb und den er immer einge- aus der Tiefe und der Nacht der Erde holen.! nähte in seiner Uniform auf seiner Brust trug. Geht jetzt nach Hause und steht dem Herrn s Ein braveres und edleres Herz, als das, das umgewandelt habe. Ohne sich um dieie An weisung zu scheren, ließ Oberstleutnant P. auf die Nachricht von der bevorstehenden Ankunft der Eltern M.'s sofort ein Exekutionspeloton von zwölf Mann antreten und den unglücklichen, halbtoten Menschen, der sich nicht einmal aus den Beineu halten konnte, wenige Minuten vor Ankunft des Zuges, der die Eltern brachte, er schießen. Als Vater und Mutter in den Hof des Untersuchungsgefängnisses traten, war ihr Sohn bereits beerdigt. Wohl hat knieten weinend am Fußende des Bettes. Derfmenstrauß gegeben, gewiß zum Andenken, aber Verwundete ächzte vor Schmerz, während ihn j Blumen bedeuten Unglück und bringen ihrem geschickte Hände auszogen, aber er biß Lie Besitzer den Tod. Das ist ein alter Krieger- schmalen, dürren Lippen zusammen, um keine! glaube — — tote Blumen sind Totenblumen Schwäche zu zeigen. Dann sich an die knieende.und man muß an ihnen sterben . . . Armes Frau und Kinder wendend, sagte er fast rauh! junges Mädchen! arme, törichte Braut' — — und unwirsch: „Lene, und Ihr kleines, dum-! Ein Schrapnellftück hat dem neben mir mes Kropzeug, weint nicht so, der Todesengel i gehenden Gefreiten Schröder den Arm fast ab- werben lassen, um den unerträglichen Zuständen und Ihr da, kleines, weinendes Volk, , - „ in Deutschland zu entgehen! Man erinnert sich Großvater wird, wills Gott, die Grubenlampe getroffen. Die Kugel war gerade durch den in den Mienen des Angeklagten erkenn-, die Förderschale die verunglückten Männer aus bare Ang st und die Beisitzer stimmten in der Nacht und der Tiefe empor zum goldenen die allgemeine Heiterkeit mit ein. Tageslicht schaffen würde, bei jedem Glocken- Jn dieser Stimmung und ohne aus die Be-'Zeichen erbebend. weise und Beteuerungen des M. näher einzu-! Endlich kamen die Verunglückten ; zuerst ein gehen, verurteilte man ihn auf Grund grauhaariger Alter, der Steiger, das verwelkte, lallen, dunsten Flügeln überdeckt, als ich noch chnd hui! iru Morgenrot meines Lebens stand, er wird'wie derselbe lustig durch die Luft dahin wir- auch diesmal vorübergehn, da der Abend sür^belt . . . mich kommt, mit Stille und Zwielicht. Wie! Aber weiter! weiter! die Verwundeten und viele frische, kräftige Jugend, Freunde und! Toten bleiben hinter uns zurück — überall — Kameraden, fanden schon dicht neben mir den! überall - - - Sie fallen dicht; die Verwundeten Tod, getroffen vom Kugelhagel der Schlacht, j und Toten, wir stolpern über üe und wir tre- Du es nicht? — Der Tag — — die Sonne, Menschen ! Glück auf! Dem großen Lichte entgegen — — o ! welche tiefe, jubelnde Helle - die Sonne! — — Näher zur Sonne!" Die Stimme des alten Mannes erstarb, der Todesengel war ganz leise herabgeschwebt und hatte ihm die müden Augen zugedrückt, daß er da lag so friedlich und still, wie ein Schlafen der nach des Tages Mühen und Sorgen, der einem goldenen, klingenden Morgen entgegen schlummert Draußen aber drückte der Engel der Nacht seine schwarze, schwere Hynd auf die Erde, jedes Sonnige, Lachende und Farbige er stickend, jede rote, atmende Helle vom Himmel löschend, daß er einem grauen, kalten Leichen tuche glich, in dessen schwere Falten alles ver sinkt und aufhört zu sein .... fem wurde er schwer ver w u n d e t. Er Verl o r die Besinn u n g und als er sie wieder erlangte, war seine Kompagnie^ längst außer Sehweite. Erst nach mehreren Tagen, nachdem er sich, der Not ge-i Füßen scheint zu klirren ist das Rusen und Toben Donner wird lauter und ein schwüler Tag, die Sonne brennt wie flüs siges Eisen und versengt die lechzenden, ris- stgen Schollen zu grauer Asche; wir keuchen unter der Last der Waffen und des Gepäckes. Träger, grauer Staub umdampft uns und wirbelt empor unter dem Stampfen so vieler Tausende von Füßen. Der Staub verklebt uns fast die Augen, schnürt uns die Lungen zu sammen und überzieht uns mit seiner dicken, greisenhaften Masse, daß wir, umqttalmt von. den Staubwolken, fast wie Unholde der Unter welt erscheinen, aus Staub geformt und in tot, alle um mich Heft nichts, als weiße blutige Leichen ! Ich bin allein zurückgeblieben, der Todesengel war an mir verübergeschwebt, nah, ganz nah, und oft ist er nur so noch vorüber geschwebt in meinem Leben, wenn ich die schwarzen brennenden Steine bvach, die mir Eine Abteilung der Fremdenlegion befand. ,mch immer zu umweben scheint, der vollen sich auf dem Marsch im marokkanischen Auf-1 Klarheit Weichen und die wahre Sachlage in standsgebiet. Ein blutjunger deutscher Frem- ihrer ganzen B r u t a l i t ä t u n d denlegionär, Hans M., erhielt den Auftrag, ch ci n d l i ch k e i t unverhüllt hervortreten, einen Palrouillengang auszuführen. Auf die-! — — — — — in K., von dem Urteilsspruch. Sein Vater lieber dessen weißes verzerrtes Gesicht hatte mitten der sengenden Gluthitze. . und wurde ins Untersuchungsgefängnis zurück- denen bei jeder Bewegung ein feiner körniger ^narrenves ^rarnen oc gebracht. Kohlenstaub empor wirbelte; dann kam eine-schien über all diesen weißen Gesichtern zu Auf seine flehentlichen Bitten benachrichttgte Zweite Bahre, auf der die starre, wächsernes schweben und sie mit schneidendem, winterlichen man schließlich seine Eltern, gutgesteltte Leute Leiche des erschlagenen Gedingehüuers lag.'Eishauch zu umwehen — — alle froren, -- horchend, aller entbehrlichen Ausrüstungsstücke j . . . entledigt hatte, traf M. total erschöpft und mit einem der Schächte waren Gesteinmassen nieder- hohem Fieber bei seiner Kompagnie wieder eüQ gegangen, hatten einen Gedingehüuer erschlagen Er wurde im Feldlazarett ausgenommen, aber und einen Steiger schwer verletzt. Drinnen in schon nach wenigen Tagen auf Veranlas sung dem Verwaltungsgebäude, dem Maschinen-und des Abteilungsführers Oberstleutnant P., dem. Kesselhause ein fieberndes, atemloses Hasten, Kriegsgericht X. vorgeführt und der — ein Hin- und Hereilen der Menschen, Fragen Fahnen s l u ch t und Preisgabe von Dienst-! und schnelle Gegenfragen ; draußen vor dem und Ausrüstungsgegenständen als dringend verü Schachtturm, auf dessen Dach die beiden Soil- dächtig angeklagt. s rüder schwirren und sausen, klang das anKt- Zur Üeberraschung aller Anwesenden stellte volle Stimmengewirr der Frauen, ihr schluch- Kriegsgei-icht in der Verhandlung zunächst zendes Weinen, denn die Kunde des Unglücks fest, daß M. noch nicht einmal 17 Jahre alt . hatte sich blitzschnell durch den Ort verbreitet; war und folglich wegen Minderjährig- in die hoben, schwarzen Arbeiterkasernen, in die teil nach dem französischen Gesetz überhaupt niederen, schwarzen Beamtenwohnungen, in kein Engagement für die Legion mit ibm ab- Schnapsschenken, Wirtshäusern und Kcmfmanns- gcschlosten werden konnte! Trotzdem verhau- läden überall schien sie mit dem Kohlenstaub Staub zerrinnend. Wir chemisch und müde, die Tritt, alle verschmachtend und nagendem Hunger. ... . „ Blau des Himmels zucken blitzschnell weiße, ^dem Angstschrei über die blutige Leiche. Ihr flatternde Wölkchen, aufsprücheud und erlöschend, j langes, lichtblondes Haar hatte sich gelöst, flog! das sind die berstenden Schrapnells. Nun er- i im Winde um das weiße, totbleiche Gesicht, blicken wir auch die ersten Toten, überall lie fegte den schwarzen, mit Kohlenstaub bedeckten gen sie, soweit man sehen kann, in den Gräben .Beeile'Boden und legte sich, wie ein leuchtender auf den Feldern, die weißen, knochigen Hände Dich, das Lazarett bald zu verlassen, draußen Schleier über die starre, beschmutzte Hülle desin den grauen, blutigen " „ . ! warten zwölf andere Kugeln auf Dich!" ! Toten. idem Micken, auf dem Bauch, die Beine empor- Man verhetze sich in die seelischen und kör-j Wie gelähmt durch Angst und schrecken um- reckend, wie zum Stoß; in den weißen, wich perlichen Qualen des M., um die Brutalität drängten sie die anderen Frauen ; aber rauhe,! fernen Gesichtern ein versteintcs Grauen und des P. richtig einzuschätzen! zarbeitsharte Bergmannshände hoben die Halb- ter! arme, steine Schwesher! Wir schwärmen aus. Wir ducken uns hin ter Steinen und Dunghaufen, die hier und da aufgefahren sind, wir werfen uns in ausgetrock nete Gräben und Vertiefungen nieder, ununter brochen feuernd. Wo die feindlichen Kugeln nie derregnen, fliegt grauer Staub empor, so daß das ganze Feld rings uni uns zu brennen scheint. Es knattert und kracht die Ohren be täubend, dazwischen husten und -Prusten die Mitmilleusen scharf und schrill, daß es klingt, wie das höhnische, zufriedene Lachen des Teu fels über all den Jammer und das Elend. Ich kaure mit Fritz Held hinter einem wilden Birn bäum, wir drängen uns eng zusammen und drücken uns flach auf die Erde nieder. Ueber uns, in den Aesten und Zweigen des Birn baumes, kracht und prasselt es, Holzstücke und Rinde rascheln auf uns herab, daß es klingt, als gehe loses Gestein nieder, und vor uns. hinter uns nichts als rote, zuckende Glut und grauer, schwelender Dampf, daß es scheint, als ob uns hundert schlagende Wetter umlodern, hun dert feurige Schwaden, alles in Flammen und Rauch erstickend. Wir sind nur noch wenige Lebende unter all den stummen, bleichen Toten; wir bluten,, unsere Gesichter sind von Pulverdampf ge schwärzt, unsere Uniformen zerrissen und wir fiebern, und zittern vor Aufregung . . . aber die Furcht bat sich verloren . . - wir gleichen Traumwandelnden, ivtr schießen und laden nur noch mechanisch, unser Fühlen und Denken hat sich völlig abgestumpft .... >- Dg richtet sich plötzlich Fritz starr und steil empor, seinen Händen entfällt das Gewehr, er greift um sich in die Lust, dreht sich einmal um sich selbst und schlügt dann schwer hin,, rotes Blut rieselt in einem dünnen Faden über sein weißes Gesicht, die Augen, weit aufs, sind erstarrt, wie beim Anblick von etwas Furcht barem und Schrecklichem . . . Ich bin allein, allein zwischen all den Toten und Sterbenden . . . . mich wollte der Tydesengel nicht, und ich kam heil und gesund aus dieser Nacht voll Blm und Grauen. Glück auf ! Ich sah nach dem Rasen der Hölle, dem Wüten der Schlacht den lachenden sonnigen Tag wieder, all die stille Schönheit, die Gott so reich über die Weiten ausgebreitet hat, ich sah das Leben wieder — sah die Lieben!" Dann begann der alte Steiger zu röcheln und im Fieberdelirium zu raunen, fast unver stündlich: „An die Gewehre! Gewehr über! Ohne Tritt marsch! Bataillon soll chargieren! — geladen ! Kompagniekolonnen formiert! Das Gewehr zur Attacke rechts! Marsch, marsch, Hurra ! — Wo bist Du Fritz? Wa rum fällst Du zu Boden? Tot? Tot! — Unsere Geflehter waren weiß unter der grauen dicken Staubschicht und unsere Lippen zuckten vor Erwartung und Aufregung: wn alle wußten, daß es der Schlacht, dem Tode ent- der Schlacht. Der Schüsse zu sehn. Dann kommen sie alle, die toten Menschen, in langen Reihen und ich sehe sie vorüberziehen ganz dicht und all das Ferne und Verblaßte wird wieder lebendig. Es ist Vor kurzem behaupteten französische Müt- Tod, getroffen vom Kugelhagel der Schlacht,! und Toten, wir stolpern über ne und wir tre- ter, daß der frühere Bürgermeister von Use-i erdrückt von der Wucht niedergehender Gesteine ten auf sie; die Reihen des Bataillons lockern dom, Trömel, nach seiner eigenen Aussage und erstickt und versengt von den roten feu-!sich. „Aufgeschlossen, aufgeschlossen!" schrien aber teiger fen. Es war unsere erste Leiche, man hob sie, die Nachtschwaden ziehen, und die Schächte sind der auf und legte sie seitwärts an die Graben-!angefüllt mit Grubengas ! Da geht Gestein Zeugen einwandfrei festgestellt worden ist, be- L , „ , ... , ... , , , „„ . reits eine Anweisung des französischen Kriegs- vielen, längs der Wand stehenden Eisenbett-Iböfchung der Chaussee. Ein junges Mädchen — j nieder, die Verzimmerung weicht und bricht! Ministeriums erhalten, wonach der Präsident der stellen zu legen. Zwei kleine Kinder, einfach!vielleicht die Braut? — — hatte ihm bei un- Wir laufen vor dem Tode. Wir keuchen, Republik den M. begnadigt und seine Strafe aber sauber gekleidet, und eine junge Frau^ferem Ausmarsch aus der Garnison einen Blu- einandergezogen. Einige der Kameraden schie- . „ „ . . . j Und jetzt umdrängen die Frauen und Kin- nen leise zu beten, andere lachten und man in fröhlichster Laune ini Restaurant. Der der den schwarzen Schachtturm, in dampfenden, suchten Witze zu machen, um ihren Mut zu Vorsitzende Oberstleutnant P. witzelte über die schweren Massen zusammengepreßt, harrend bis zeigen, und andere langten die Spielkarten aus —----- den Brotbeuteln, sie in den trockenen Graben Tcu- sollen.
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