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Anzeigenannahme für alle in- und ausländischen Zeitungen Wackenbeilsaeiv »Unterkaltung und Wissen", „Unterhaltungsbeilage", Dgg Leben im Vilü" Welt der Zrau», Illustrierte Sonntagsbeilage Otto Richtcrschcinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt, Streit, «u»iperrung, Betriebsstörung usw. berechtigt nicht zur Kürzung des Bezugspreises oder zum Anspruch auf Lieferung der Zeitung Nr. 167 Bsü äckanüau, Mittwocb. üen 20. Mi 1927 71. Mrrgang FOf eilige Leser. * Bei den Badischen Anilin- und Sodawcrtcu in Nordhausen entstand durch eine Frühzündung eine heftige Explosion. Zwei Arbeiter wurden in dic Luft gcschlcuderl: sic erlitten so schwere Verletzungen, das; sic lurz nach ihrer Einlieferung in das Kranken haus starben. ' Im Gegensatz zu der von dem diplomatischen Sonderkorre spondenten des Daily Telegraph ausgestellten Behauptung, dag Chamberlain sich mir der Absicht trage, Berlin vor der nächsten Völkcrbundslagung zu besuchen, wird von Chamberlain nahe stehender Seite erklärt, das; von einer iolchcn Absicht wenigstens vorläusig nichts gekannt sei. * Wie dic D. A. Z. aus Tokio meldcl, ist gestern dort der dcutsch-japanischc Haudclsvcrirag im Auswärtigen Ami unter zeichnet worden. Dic Verhandlungen waren anch in Tokio gc- sührt worden. * Ein gcwaliigcr Wolkenbruch suchte in Luxemburg das Mcrschcrtal bei Lungen heim. Die Fluten stürzten von den um liegenden Berghohen zu Tal, Fischwcihcr barsten; dic Wasscr- masscn füllten dic Erdgeschosse des Fleckens Lintgcn bis zur Decke. Vieh, Autos und Wagen wurden forlgcrisscn und das Elektrizi tätswerk teilweise zerstört. Hohe Schlammasscn bedecken weithin das Gelände. Die Kapitulation. Wien ist wieder ruhig, ist eine Stadt, deren äußer« Physiognomie schon wieder fast als normal zu bezeichnen ist. Der Streik ist zu Ende; denn die sozialdemokratische Partei- und dic Gewerkschaftsleitung haben ihn abblasen müssen. Er war nicht bloß zwecklos geworden, weil der Bundeskanzler Dr. Seipel alle Forderungen ablehnt«, er wurde auch zur Gefahr. In den kleinen Städten und ans dem Lande regte cs sich und der Marsch auf dir großen Städte war schon keine Drohung mehr, son dern war hier und da schon zur Tat geworden. In Tirol, in Steiermark, in Kärnten und im Salzburgischen konnten dic Landesregierungen mit Hilse der Heimatwehren sine Gegenaktion rasch durchführen, dic den; Streik das Rmt- grat zerbrach. Und an dem tatsächlich erzwungenen Ende ändert nichts mehr, daß die Kommunisten eine Fortsetzung des Kampfes predigen, Moskan seine Hand hi ne in steckte; der deutsche Kommuuist und Neichstagsabgeordnete Pieck kam zu spät im Flugzeug herangebraust; die Polizei griff zu und setzte ihn fest zusammen mit ein paar Beamten der Wiener russischen Handelsbertretung. Sicherlich wird- Moskau protestieren; aber die Polizei behauptet, Material genug zu haben zum Beweis dafür, das; mit auswärtiger Förderung ein regelrechter Putschversuch ge plant war. Sehr glaubhaft; es wäre ja nicht das erstemal gewesen. Und wird auch wohl nicht das letztemal sein. Die Sozialdemokratie mußte kapitu lieren. Bedingungslos. Keine Straffreiheit ist den Streikenden zugcsichcrt worden und in der Hand der Negierung liegt cs ganz allein, ob sie die Drahtzieher zur Verantwortung ziehen will. Freilich — in Osserreich ist noch viel von dem Geist — oder Ungeist erhalten ge blieben, den einst ein Ministerpräsident in die Worte kleidete: „Es wird fortgewurstelt."" Schon hat sich inner halb der österreichischen Sozialdemokratie die Frage er- haben, warum diese ganze Aktion verpuffte. Sic übernahm dic Leitung einer Demonstration, die ihr überraschend gekommen war, schon längst aber znr Revolte wnrdc. Dic Flammen, in denen der Justizpalast aufging, beleuchteten eine schwere Niederlage der Partei und der Gewerkschaften und nun beginnt man, nach einein Sün de n b o ck zu suchen. Daran ändert nichts die papi«rne Rückzugskanonade der Zeitungen, auch nicht, daß «s ein Kommunist war, der den ersten Schuß abfeuerte. Der Nest, das, was übrigbleibt, ist eine schwere wirt schaftliche Schädigung, die noch lange nachwirkcn wird. Daß sie nicht größer wurde, verhinderte nicht die Ausgabe des Streiks, soudern seine schon allzu deutlich gewordene Aussichtslosigkeit. Der radikale Flügel der österreichischen Doziald»mo- kratic, die ja an sich schon radikal genug ist, ist offenbar dem Druck von noch weiter links erlegen und der rechte gab gleichfalls nach. Wer aber wieder einmal tatenlos beiseite stand, das ist das Wiener„Bürgertum gewesen. Ihm fehlt jeglicher politischer Wille; es ist innerlich zer mürbt von Kriegs- und Nachkriegszeit. In aller Schroff heit standen sich aber die Wiener Arbeiterschaft und das flacheLand gegenüber, das nun auch zweifel los eine künftige Nachgiebigkeit den im Kampf Unter legenen gegenüber nicht dulden wird. Jenen Elementen zum mindesten, die im Dunklen wühlten und von denen dic Faden binüberlaufen nach Moskau, wird die Re« gieruug Seipel eine starke Hand zeigen müssen. Nach außeu hin ;uw die Flammen crioichen, aosr im Innern des unglücklichen Staates werden sie waitar schwelen. Ein Geschehnis wie das, das sich in Wien ereignete, bringt ja wachsende Erbitterung mit sich. Aus beiden Seiten. Und weiter wird sich diese Mißgeburt von Staat durch dic öde, aussichtslose Armut ihres Daseins hinschleppcn müssen. Einberufung -es Nationalrats. Der Verband der sozialdemokratischen Abgeordneten hat an den Präsidenten dcö NaUonalrates, Niklaö, ein Schreiben gerichtet, in dem er auf Grund der Bestimmun gen der Geschäftsordnung dic Einberufung des Natioual- ratcs für Montag, den 25. I »li, verlangt. Der Präsident hat im Sinne dieser Eingabe dic Einberufung der Sihung versügt. Mit Rücksicht darauf, daß die Be- wachung veö ParlamcntSgebäudeö durch Abteilungen des BundeShceres weiterhin nicht mehr als notwendig er scheint, wurde durch das Polizeipräsidium deren Zurück- zichung veranlaßt. Vte Untersuchung über die Vorgänge in Wien. Wien. Wie dic „Stunde" meldet, hat der Polizeipräsi dent nnncordnct, daß alle zur Anzeige gelangten Falle von Beschuldigungen gegen Mitglieder der BundeSpoltzei streng stens untersucht werden. Ans Grund der Anzeigen der Polizei hat dic Staatsanwaltschaft nach der gleichen Quelle die Unter- snchnng gegen zahlreiche Personen ringclettet. Bisher brstndcn sich mehr alö 300 Personen in Untersuchungs haft. Von den während der Straßcnunruhen verhafteten Personen sind bis gestern abend dem Landgericht I insgesamt 75 Beschuldigte cingclicfcrt worden. Dic Anklage lautet aus dic verschiedensten Delikte, aus Verbrechen der öffentlichen Ge walttätigkeit gegen dic Polizei, Aufruhr, Aufreizung gegen dic Staatsgewalt, Hausfriedensbruch und Brandstiftung. Die Eingclicscrtcn wurden gleich verhört. Dic wegen gering fügiger Delikte Bcrhaftetcn wurden später freigclasscn. Die politischen Verbände in Österreich. Wien. Dic „Wiener Mittagszcitung"" bringt an der Spitze des Blattes dic Meldung, daß der Republikanische Schutzbund und dic Fronlkämpscrvcrcliügung in der nächsten Zeit aufge hoben werden sollen. An amtlicher Stelle liegt eine Bestäti gung dieser Meldung nicht vor. Ungarische Studenten in Wien verhaftet. Wien, 19. Juli. Wie die Rcichspost meldet, wurden auch heute zahlreiche Verhaftungen vorgenommcn, die mit den Un ruhen im Zusammenhang stehen. Unter den Verhafteten be finden sich auch ungarische Studenten, dic nur zu „kurzem Studien aufenthalt" nach Wien gekommen sind. Der deutsche Gesandte bei Seipel. Der deutsche.Gesandte in Wien, Graf Lerchcnfcld, hat am gestrigen Dienstag beim Bundeskanzler Vorgesprächen, um dem Bedauern der Reichsrcgicrung über die gefallenen Opfer Ausdruck zu geben. Gleichzeitig sprach der Gesandte namens seiner Regie rung die Genugtuung aus, daß die Wiener Negierung dic kriti schen Tage so rasch beenden konnte. Moskau und die Nusseuverhaftungcn in Wien. Riga, 19. Juli. Wie aus Moskan gemeldet wird, Hai dic Nachricht von dcr Verhaftung von Angestellten der russischen Handelsvertretung in Wien in Sowjetkreisen große Unruhe aus gelöst. Die Sowjetregierung erwarte das Eintreffen authentischer Meldungen über die Verhaftungen. Tschitscherin wird morgen den österreichischen Gesandten in Moskau empfangen. In Mos kauer Kreisen wird erwartet, daß die Sowjctrcgierung wahr scheinlich die Freilassung der verhafteten Russen fordern werde. Die kommunistische Internationale hat, wie weiter aus Mos kau berichtet wird, einen zweiten Ausruf an das Wcltprolclariat gerichtet, in dem erneut zum Kampf gegen das Bürgertum auf- gcfordert wird. Lie MWMeW U MmWr mW gesverrl. Wien, 19. Juli. Mc dcr Politischen Korrespondenz von der italienischen Gesandtschaft mitgeteilt wird, entspreche» die Vlättermeldungcn, wonach die Einreise über den Brenner nach Italien für Ocstcrreicher nur aus Grund einer besonderen in Nom einzuholcnden Erlaubnis gestattet sei, nicht den Tatsachen. Für die Einreise nach Italien genügt auch siir Ocsterreicher der ord nungsmäßig ausgestellte Paß und das gewöhnliche italienische Visum. 100 Tote, 1OOO Vei-wunöete in Wien. Wien, 20. Juli. Die Zahl der Toten ist aus 100 angcwachsen. Es ist damit zu rechnen, daß nunmehr noch eine Reihe von Vcr- wnndetcn stirbt. Die Gesamtzahl der Verwundeten wird aus etwa 1000 angegeben. Der Stand der Nreimächtekonserenz. Einigung in der U-Voot-Frag«. Den Londoner Blättern zufolge sollen Grotzbrttmmic« und Japan eine einstweilige Vereinbarung wegen dcr Stärke der Kreuzer getroffen habe»;: dir Be- dingungcn seien mit den amerikanischen VerckvErn aa einem geheimgchaltencn Ort außerhalb Genfs «r»»n:rt worden. Großbritannien würde nach diesem drei oder vier Kreuzer Preisgaben. Die zwischen der britischen und der japanisch«« Dele gation zustande gekommene Einigung in der -««ser- frage wurde, wie verlautet, wesentlich erleichtert durch den Umstand, daß die britische Delegation die durch dir insulare Lage Japans begründeten Ansprüche JapanL in dcr Uutersce bootfrage grundsätzlich anerkarcnk hat. Es sollen den Japanern ungefähr ebensoviel Unter seeboote, als Großbritannien selbst beansprucht hatte, r» xrkaunt worden sein. Ek Zustimmung der japanischen Marinebehörden zum provisorischen Abkommen mit England. London, 19. Juli. Nach Meldungen ans Tokio hat die japanische Marincbchördc dcm japanischen Chefdelegierten in Genf, Saito, telegraphisch Mitteilung gcmachi, daß sie das mit England abgeschlossene provisorische Abkommen in dcr Scc- abrüstungssrage billige. Das vorläufige Abkommen werde jedoch nicht als unabänderlich betrachtet. Dic von einem Teil dcr französischen Prcsse gebrachten Mel dungen über dic bevorstehende Erneuerung des englisch-japa nischen Bündnisses werden von dcr Londoner Presse kommentar los wiedergegeben. * Kabinettüsltzung in London. Besprechungen über das provisorische englisch-japanische Flottcnabkommcn. London, 19. Juli. In dcr Downingstrecl fand hentc untcr dcm Vorsts; Baldwins eine außcrordcntlichc KabincUssißnng statt, an dcr auch Lord Beatty und Jellicoe teilnahmen. Zweck dcr Be sprechung war dic Erörterung des mit dcr japanischen Dclcga- tion in Genf erzielten provisorischen Abkommens über die Ein schränkung dcr Krcuzcr, das, wic cs hcißt, dic EinschroUuug mehrerer britischer Kreuzer erfordelich macht. Im Anschluß an den Kabinettsrai hatte Jellicoe eine längere Aussprache mil Baldwin, Chamberlain, Lord Balfour und Salis bury. Die leisten ans Genf vorliegenden Berichte wurden einer eingehenden Erörterung 'unterzogen. Der Bericht des ersten Lords der Admiralitäl zeigt, wie verlautet, daß zwischen England und Japan erhebliche Fortschritte erziel! worden sind. Dem pro visorischen Abkommen zwischen beiden Ländern wird hier die größte Bedeutung beigemcssen. um so mehr, als dcr amcrikauische Chefdelegierte erklärt Hal, daß Amerika sich bemühen werde, sich der Vereinbarung anzuschlicßen. Der deutsch-belgische Notenwechsel. Was in den Noten steht. Die deutsche Regierung hat auf die belgische Note, die zu den Vorwürfen des belgischen Kriegsministcrs gegenüber der dentschen Reichswehr Stellung nahm, jetzt eine Antwort erteilt, die bereits in Brüssel überreicht worden ist. Zwar werden auf Wuusc-i Lelgieus beide Noteu noch amtlich geheimgehaltcu, doch sind schon jetzt Einzelheiten aus dem Notenwechsel inoffiziell bekannt- geworden. Der belgische Kriegsminister stützt seine Vor- würfe in der Hanptsache auf drei Momente. Erstens be ruft er sich auf eine Note der Botschafterkoufercnz vom Februar 1925, in der gegen die Ncichsregierung der Vor wurf erhöbe» ist, daß sie mehr als die im Versailler Ver trage zugelassenen 5 Prozent vorzeitiger Entlassungen vorpehme. Zweitens wird darauf hiugewicseu, daß «ach einer Erklärung des Wehrmiuistcrs Geßler im Neichsrats- ansschuß von 60 000 Freiwilligen, die sich für die Marine gemeldet haben, nur 1800 eingestellt worden sind. Daraus folgert die belgische Regierung: da dic Marine insgesamt 15 000 umfasse, seien also in einem Jahre 12 Prozent (1800) neu eingestellt worden. Drittens: aus einer Er klärung des demokratischen Abgeordneten Rönueburg im Reichstag gehe hervor, daß jährlich 15 000 Mann ans der Reichswehr ausschciden. In der deutschen Antwort wird nnn, wie in Berliner diplomatischen Kreisen verlautet, sestgestellt, daß im Jahre 1925 überhaupt keine Note dcr Interalliierten Militär- kontrollkommifsiv» bei dcr dentschen Ncichsregierung ciu- gegangen sei. Was dic Entlassungen in den Jahren 1925 und 1926 anbcträfc, so seien in diesen Jahren weniger Mannschaften entlastest worden, als cs Dcntschland er laubt wäre. Die Ausführungcu des Abg. Nöimeburg be zogen sich nicht etwa auf jährliche Entlnstunaen.