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n. Sahrvang. Sir. »a Frrttav, 8. Februar i»2» Dr-»«mU»rIst! «ack>kl»t», »«»d»» Arrnlpuckiri-kammelnommer: 8881t Nu, lltr N»ck>lge1pickck>«: Ni. »voll GckiNItleNu-« ». HaupIftelchSIUstev«: Dr,sdku-A. t, Nla^enstratr 88/18 »«« ». «G »». »»« »«I ti^Nck» ,»-Im«y«er S-KeNu«« N»I v-n» t.w VN. v»tzdk,u,»p,rir t»r «Ron-t 8-bnuir r.io «Ik. »»,« V»ft»uftcUung1,rdüdk. Mntelnumme, ro VI,. Notrihald »reldn« tö >1». >«tkl«e»»relle: D>« «Intel,»» werden »ach »aldmar« berechne«: dl» elnlpaiu,, 8» «» »reU« Zelt« »b VI« . I«, »ulwin« «o VI,. ZamUienm,,eigen und LieUen- ^luche ohne Na»,»» »8 VI,.. «uslechald 8» VI,.. dl« 80 mm breUe NeName,e>l» «<X> VI,.. aubev- hald 88« VI». VIIerlengebLhr 80 VI«. «ulwLrlige AuIIrL,» gegen Boroi>«be,<chlun, Druck ». Verlag: Aepsck» ck Nelchaed«, Dreaden. Voft«check-»u>. ><>»« Dresden Nachdruck nur mtl deu».c.uellenan,ab« IDreadn. Rochr.i »ulLIit, Unnerlanarr kchnslftücke werden nicht aulbewahrr I-IrnLrSolrsr vlütknen ^oli«nn-Ssorgsn-/X>Iss S 7,en,w. 1^77 /^n»ri«»nn1 gut« prvIv^vi-1« LZnel XU«*»» krsger 8trsüe 12 kernrul >6378 6ake Hülkerl Xonrvrr - ItonelttorvI löxlick iionrert« ck«8 beliebten Kapellmeister» a««»»»N Agunt« mit »einen Künstlern prsger 8lrs8e Lrckd 8IckonIen»tr»L« Lurtills appelliert an -le GachverWn-lgen N»Ik mt Staat ta wlktschatttlcher Notlage Mahnung zue Einigkeit währen» »er Reparattonsverhan»lungen Berlin, 7. Febr. Der Verband der auswärtigen Preise veranstaltete heute abend im Namen der in Berlin ver tretenen Zeitungen aus dem Reiche im Tchöneberger Rat- Hanse einen Empfangsabciid, an dem die führenden politischen und wirtschaftlichen Persönlichkeiten Berlins in großer Zahl tcilnahmen. RcichSivirlschastöministcr Dr. CurtiuS führte in einer großangelegten wirtschaftspvlitischcn Rede u. a. auS: Ans Ihrem vorjährigen Empfangöabend hat Dr. Ltresemann nm Entschuldigung gebeten, überhaupt erschienen zu sein. Ich gestehe, geschwankt zn haben, ob ich Ihrer Einladung Folge leisten sollte. Die Anziehungskraft Ihres Verbandes und das Bedürfnis, in der Stunde der Abreise der deutschen Sachverständige« nach Paris einige Reisewlinsch« «uSznsprechen, haben aber persönliche und amtlick,c Bedenken zurückgedrängt. Die N c i ck, s re g i e r u n g ist sich der Bedeutung Ihres Verbandes bewußt. Sie bittet nm Ihre Unterstützung bei der Behandlung großer politischer Probleme der Gegen wart. Ihr Verband besteht aus den Vertretern der außer halb Berlins erscheinenden deutschen Tageszeitungen. Sie alle aus dem Reiche, die Sic hier in Berlin tätig sind, müssen sich alsMtttler zwischen der Peripherie und dem Zentrum, zwischen dein Lande und der Rcichshauptstadt, zwischen der Mannigfaltigkeit und der Einheit fühlen. Sie müssen in dieser Stellung im gegenwärtigen Augenblick vor allem an der Lösung der schier unerträglichen Spannungen arbeiten, die das RcichSgesitge lähmen. Der bayrisch-preußische Zwischenfall ist glücklich beigclcgt. Bleibt cs nicht aber grotesk, daß die deutschen Länder unter, einander iu völkerrechtlichen Formen verkehren oder auch nicht verkehren? Und ist cs nicht bedauerlich, daß Reich und Länder Prozesse gegeneinander führen müssen? In den Verhandlungen der Ländcrkonfercnz waren sich Reich und Länder untereinander näherge- kominen. Wir sind überzeugt, daß der Tat erst noch Aus- räuinungö. und Aufklärungsarbeit und Ucbcrwinduna von Dogmen und Schlagworlcn vvrhergehen müssen. Die Reicks- regicrung hat nach den bedauerlichen Vorgängen, die mit der Besetzung des Verwaltungsrateö der Reichs bahn Zusammenhängen, erneut die Initiative zur unmtitel- baren Verständigungs- und BcsriedungSaktiou ergriffen. Wir wüsten zu cioer Gcncralbcreinignng der siuanzielle« Differenzen gelangen, oder eine Art von Gottcssricbe« »wischen Reich und Ländern und zwischen den Länder» selbst für mindestens so lange Zeit ansrichten, als das Reich die Gefahrenzone des Reparationsproblems ans seiner Bahn durchlänst. Wir rechnen dabei aus Ihre Hilfe. Sie werden unser volles Verständnis finden, wenn Sic nnS die Nöte des Landes nahe» bringcn. Möchte dafür anderseits Ihr Verband das Seinige tun, um der Verzerrung, Herunterreißung und Verächtlich machung alles besten entgegenzutreten, was man draußen alS Berlin kennzeichnet. Lasten Sie mich nun in den Bannkreis der Außen- Politik treten. I» dieser Stunde reisen die deutschen Sach- verständigen zur Reparationskonferrnz nach Paris. Wir haben Männer gewählt, die. im Brennpunkte der Wirtschaft und Finanz stehend, Lebenserfahrung und Charakter an ihre Aufgaben setzen wollen. Tic deutschen Sachverständigen sind aber «icht Partei, verirrter oder gar Vertreter des SchnldnerftaateS, der von Zeit zu Zeit bei Prüfung seiner Leistungsfähigkeit angchört werden soll. Sie wirken vielmehr mit gleiche« Recht und internationaler Autorität In einem Eachvcrständigcngremium, dem mit dem Repara- iionSproblcm ei» dcimches SchicksaiSproblem, eine europäische Frage ersten Ranges und die Aufgabe weltwirtschaftlicher Befriedung übertragen ist. Sic sind dabei, wie in den Vor verhandlungen sichergcstcllt ist, völlig unabhängig. Die Vorschläge der unabhängigen Sachverständigen sollen alles umfassen, lo daß neben den zu bestimmenden Leistungen Deutschlands keine wetteren finanziellen An sprüche aus der KrtegSzett mehr bleiben. Bis zur Vorlage solcher Vorschläge hat di« Reparations politik zu schweigen. Erst wenn st« vorliegen, haben die Regierungen, anch Sie — wie in den Vorverhandlungen sestgcstellt ist, in voller Freiheit — Stellung z« nehmen. Bel dieser Sachlage ist auch die Forderung abwegig, die Reichsrcgierung solle zu dem letzten Bericht d«S Generalagenten Stellung nehmen. Der General agent ist der Vertreter der alliierten Gläubiger. Eine üsfent- liche Diskussion mit ihm würde eine Fortsetzung der politi schen Behandlung der Reparationssrage bedeuten und die Arbeit der Sachverständigen erschweren. Ich will mich des- halb darauf beschränken, einige Ausführungen über die Be nutzung de« für die Konferenz vorbereiteten statistischen Material» zu machen. Die Sachverständigen de» Da««»- unsere Wirtschaft wieder ihren Normalstand erreicht haben würde, und setzten danach den Jahrestribui fest. Für viele Wirtschaftszweige wird e» nicht schwer sein, z« erkennen, daß sich die Gesundung nicht in dem er« «arteten Tempo vollziehen konnte. Da» gilt besonders von der Landwirtschaft, deren große Be deutung für das gesamte Wirtschaftsleben das Dawesgulachten mit Nachdruck unterstreicht. Weniger leicht wird sich diese Nachprüfung aus manchen anderen Gebieten vollziehen. To grob die Bedeutung der statistisch ermittelten Zahlen auch ist, so wichtig ist es doch, die Augen dafür offcnzuhalte», daß eine bloß aus statistischen Größen ausgebaute Erkenntnis die Gefahr der Einseitigkeit mit sich bringt. Die Gefahr der Einseitigkeit liegt vor allem in Folgendem: Statistik knüpft au „Ordnung" an, nicht an „Unordnung". Viel schwerer ist cs. zu erfaßen, was „Un ordnung", als was „Ordnung" ist. Man kann die Häuser zählen, die gebaut werden, man kann aber ohne großen und besonderen Aufwand nicht scststellen, wie viele zurzeit ver falle» sind. Stet» wird daher die Statistik in höherem Grade die guten Momente aufzeigen, die schlechten aber nicht ent hüllen. ähnlich, wie im täglichen Leben daS Angc Armnt und Elend häufiger übersieht, als normalen Lebens standard oder Wohlstand. Neben die zahlenmäßige Erfassung muß die unmittel, bare Anschauung treten, um ein vollständiges Bild zu geben. Ein einleuchtendes Beispiel hierfür bietet zum Bei spiel bas Anwachsen der Kredite in Deutschland seit Be- enbtgung der Inflation. Wer aus der gewaltigen nominellen Steigerung schließen wollte, daß in entsprechender Höhe in Deutschland neues Kapital entstanden wäre, würde einen Irrtum begehen. Tatsächlich entfällt ein großer Teil dieses Zuwachses an.Krediten aus einen rein vrganisatorisckieu Vorgang. Ende der Inflation gab es ein deutsches Kredit system überhaupt nicht mehr. Das steigende Vertrauen in die Mark fand dann naturgemäß in einem starken Ansteigen der Zahlen der Bank, und Sparkassenauswcise seinen Ansdruck. Tatsächlich aber stand die Erweiterung der Wirtschaft und die Bermögensbtldung nicht im Verhältnis,» diese n Zahlen st eigerungen. Eine ähnliche optische Täuschung erleben wir bei der Be trachtung des Volkseinkommens. Aus der Größe des Volks einkommens aus den Umfang eines Vermögenszuwachses und auf den Grad der Kapitalbildung zu schließen, wäre ver- fehlt. Umgekehrt kann man sich zur Beurteilung einer be- stimmten wirtschaftlichen Lage nicht ans den Augenschein und die äußeren Sinncscindrücke allein verlaßen. Man hört immer wieder von Ausländern, die als Beweis für die Höhe der deutschen Lebenshaltung aus Wahrnehmungen be zugnehmen, die ste gemacht haben. Die Kleidung der Menschen, der Umfang der Neubauten, die Beliebtheit der Vergnügungsstätten, werben als Maß» stab für den Grad oes Wohlergehens der deutschen Gesamtbevölkerung genommen. Soweit es sich um Städte mit ausländischenFremden- verkehr, insbesondere um Berlin, handelt, wäre erst ein mal zu prüfen» wie viel vom Luxus der äußeren Lebens- Haltung auf die Fremden entfällt. Sodann wäre zu be- rücksichtigcn, daß im Rahmen der Fremdenindustrie, die sich äußerlich als Prunkhvlels oder Vergnügungsstätten dar, stellenden Bauwerke volkswirtschaftllch gesehen, ebenso not- wendige Prvdttktionöiniiicl wie Bergwerke und Fabriken sind. Sie lassen keine Schlüsse auf den Wohl, stand der Bevölkerung zu; auch die Schweizer gelten nicht deshalb als besonders reich, weil sie- sich für großen Fremdenverkehr eingerichtet haben. Wichtiger aber ist ein anderer Gesichtspunkt, Berlin und die anderen großen Städte sind nicht das ganze deutsche Land. Ja, zum Teil steht dieser Aufschwung In unmittelbarem Zusammenhang mit einem Stehcnbleiben oder sogar einem Absinken ein, zelncr anderer Landcsteile. so daß der Zuwachs In den anfstcigenden Städten keine absolute Steigerung des Volkswohlstandes, sondern nnr eine Ver lagerung wirtschaftlicher Kräfte innerhalb Deutschland» darstcllt. Wer in andere große Städte und auf daS platte Land kommt, dem springt der Abstand gegen die wenigen von der Entwick lung begünstigten Zentren in dsc Augen. Ter wirb sich klar darüber, daß die hier aufgenommencn Bilder ihm die Lage von neun Zehnteln der deutschen Bevölkerung widerspicgclt. Wer solche Erfahrungen nicht besitzt — und wie viele Ans- länder, die unsere Wirtschaftslage beurteilen, sind in die „Provinz", aufs Land gefahren? — der muß zu irreführen den Anschauungen kommen. So unendlich schwer ist eS, sich über die wirkliche Lage einer Nation und einer Wirtschaft ei» Urteil zu bilden. Noch ein anderer Teil der Ausgabe dieser Sachverständigenkommission scheint mir besonders dornenvoll zu sein. Es hänfen sich die Schwierigkeiten, wenn man an» den vorhandenen Gegebenheiten und den sich andentcnden Tendenzen auf lange Zeit hinaus ein Urteil über die wirk- scbastliche Leistungsfähigkeit eines Volkes fällen will. Roch schwerer ist aber die weltwirtschaftliche Gesamtlage, von der letzten Endes anch die Entsaltnnqsmöalichkekten des einzelnen Volkes abhängen, im voraus z« übersehen. Man braucht nur an die Empfehlungen der Genfer Welt» wirtschaftskonsercnz und deren bisher nnr spärliche Erfüllung. an die Tendenzen auf die Schaffung in sich wirtschaftlich völlig abgeschlossener großer Gebiete an die bei einem volle» Wiedereintritt Rußlands in die Weltwirtschaft auftanchenden Probleme zu denken, um zu sehen, wie viele Unbekannte die Gleichung hat und welche Vorsicht notwendig ist, um Re gelungen zn treffen, die den verschiedenen in dieser Un gewißheit liegenden Möglichkeiten gerecht werden. Die unseren Sachverständigen obliegende Aufgabe muß die deutsche Presse durch möglichste Disziplinierung der öffent lichen Meinung unterstützen. Fürchten Sie nicht, daß ich mich znm Dräger polizcistaat» licher Forderungen machen nnd proklamieren will: Nnbe ist die erste Bürgerpflicht. Wohl aber bars ich Sie bitte«, zu verhindern, daß allenthalben «ährend der Beratnnge« der Sachverständigen sogenannte Patentlösungen empor, wuchern und daß Protestaktionen und Resolutionen die öffentlich» Meinung verseuchen. Ich darf der Freude Ausdruck geben, daß in der bisherigen Behandlung und Beurteilung der Maßnahmen der Reichsregierung auch die Opposition das Maß von Takt beobachtet hat, bas die große Aufgabe der deutschen Politik von ihr erfordert. Ich gebe mich der Hoffnung hin. daß auch weiterhin die Reichsregierung diese in tätiger Mitwirkung und sachlicher Kritik zusammen- gefaßte Mitarbeit aller Parteien erfahren wird. ««nmimMidtt Terror im ReiMag Litauen und Rumänien werden beleidigt Berlin. 7. Februar. Fast mit sedem Tag« benehmen sich die Kommunisten im Reichstage schlechter. Kein SitzungStag vergeht, ohne daß eS z« den tollsten S k a n d a I s z e n e n kommt. Das Schimpfwortlexikon reicht für diese Brüder schon nicht mehr auS, und es erscheint auf die Dauer fraglich, ob hier der RetchStagSpräsident Lvbe mit den gewöhnlichen Geschäftsordnungsmaßnahmen durchkommen wird. Rust er einen Abgeordneten zur Ordnung, dann ertönt ein vielstimmige» Hohngeschret ««» der kommunistische« Ecke. Droht er einen AnSschluh an, dann ist vielleicht der Be- troffene einen Augenblick ruhig, doch seine Genossen treten um so rabiater auf. Besonders peinlich muß aber eine solche Wirkung sein, wenn nicht ganz unbedeutende außenpolitische Abkommen zur Diskussion stehen und die betressenben diplomatischen Vertreter tu der Loge des Reichstags Zeugen mißtönenden Geschtinpfe« sein müssen. Wie kann man auf die Dauer einem Gesandten, und wäre es auch nur der Vertreter des kleinen Litauen, zumuten, mit anzuhören, wie im Plenarsttzungösaale sein Vorgesetzter und Ministerpräsident als Henker bezeichnet wird, oder wenn die Kommunisten, wie die» bet Besprechung de« Abkommen» mit Rumänien geschah, Kübel von Schimpfwort«« auSschütten. Der Eindruck, der so entstehen muß, kann durch Ordnungsrufe und Zurechtweisungen des Präsidenten nicht verwischt werden. Hier scheint ein exemplarisches Vorgehen wieder einmal notzutun. Freilich gehört dazu wohl eine härtere Hand als die des RcichstagSpräsidenten Löbe, der gern auf halbem Wege stehen bleibt. — Der Handelsvertrag mit Litauen findet ebenso wie das von den Rumänen mit uns abgeschlossene Abkommen Zustimmung von rechts bi» links, wenn man von der törichten kommunistischen Obstruktion ab- sicht. Dann wendet sich das HauS der ersten Beratung de» Arbeitsschntzgcsetzcs z«. Die Vorlage begründet der ArbettS« minister Wissel reichlich breit. Der erste DiSkussiönS- rcdner, Dr. Moldenhauer von der Deutschen BolkSpartei» muß schon in der ersten Lesung, dis sonst nur einer summari schen Beratung dient, in die Details dieser Vorlage hinein« steigen. Der Redner verneint die Notwendigkeit des Gesetze» für den Augenblick und bezweifelt, baß e» den Bedürfnissen der Wirtschaft gerecht wird. In diesem Zusammenhänge kommt auch die Kostenfrage zur Erörterung. Die Kosten, die de« Länder» entstehen, soll da» Reich tragen.