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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910914010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091401
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-14
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
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Abend-Ausgabe: die ögespaltene Petitzeile 40/L.Reclamen unter dem RedactiouSstrich <4 gespalten) 1^4, Familiennachrichteu und Anzeigen verlorener Gegenstände <0gespalten) SO Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Mrtra-Veilagcn (gefalzt), uur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesürderung 00.—, mit Postbeförderuug ^4 70.—. Ävuahmeschluß für Inserate: Abend »Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen.Ausgabe: Nachmittag« 4Uhr. Sonn- und Festtags stütz 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je eine halb« Stund« stüher. Inserate sind stets an di« Er»eKttt»n zu richte». 267. Montag den 14. September 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleiben Mittwoch, den 1V. VtrscS Monats die Ltadtcaffe »»V die Ltistungübuchhaitcrei geschlossen. Leipzig, den 11. September 1891. Der Rath der Stadt Leidig vr. Georgi. chulze. Bekanntmachung. Ter für Montag, den 14. dss. Man., vormittags 10 Uhr anberanmte Termin zur Versteigerung von vanplähen an der Vtrassi-, Beethoven- und FerSinand stihodc-Ltratzc wird hiermit ausgevobe» Urber den Tag des anderwcitr» Termins werden wir s. Z. Bekanntmachung erlaffe». Leipzig, den 12. September 18S1. Der Rath der Stadt Leipzig Kr vr. «eorgi. Irumbiegrl. versteigernngsausgebot. Zum Zwecke der Zwangsvollstreckung soll der dem Photographen Karl Ernst Siebe aus Leipzig, jetzt zu Halberstadt, gehörige, in der Anlage X nachstehend bezeichnet«, in der Flur Pilsen gelegene Grundbesitz mit Zubehörungen «Rittergut) Montag, dei> 21. September 18V1, vormittags von 11 Uhr a», im Riitergntsgcbüude zu Posen meistbietend versteigert werden DaS Urtdcil über Ertheilung deS Zuschlags wird an demselben Tage nach Schluß des Versleigerungslcrmins verkündet werden. Die näheren Nachmessungen über den zu versteigernden Grund besitz und die Verkaussbedinguiigen liegen an den Wochentagen von 9—12 Uhr in unserer Gerichtsschreibcrei zur Einsicht aus. Jena, den 24. Juli 1891. Grojzherzogl. Sachs. Amtsgericht, Abth. I. Obbarius i. B. Anlage X. a. — ka 3 » 21 qm Wohnhaus 13 - 14 2 74 71 4 92 — - Ü1 13 78 3 8 81 36 1 Im 30 a 48 qm b. 55 ba 90 a 09 qm Artland Nebengebäude Hofraum Beetgärtchen t. Hofe Beetgürtchen am Brauhause Beetqäotchen am Hause Gemüsegarten Obstgarten Grasplatz vor dem Hause v Termini. ^ Vrmidstr.: L rund E 18,78 ^4 s. Taxe: ^ 90000 ./ili °. 71 - 78 - 24 ck. 4-91-58 Grasrand mit Obstbäumen, Tristen, Leedc, Hopfenberg,BujchdolzXiolz, Fischwasscr, Weg, wüst« Wein berge u. s. w. Wiesen Ritter. gut Pöscn. Erstatteter Anzeige zufolge ist das für Emilie Jda Deutscher auS Tanncberg von der dortigen Ortsbehörüe am 4. Mai 1890 ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Ausfindungsfalle an uns abzugeben. Leipzig, de» 10. September 1891. Da» Polizciamt der Stadt Leipzig. I. 3547. Bretschneider. G. Bekanntmachung. DaS hiesige Schicßhaus, welches zwei Säle und eine große Zahl sonstiger, zur Ausübung der Schankwirthschaft geeigneter Räume enthält, auch seit langen Jahre» zu dem gedachten Zwecke benutzt worden ist, soll vom I. Mai l 892 oder auch schon von einem früheren Termine ab, aus 6 Jahre anderweit verpachtet werden. Die Pachtbedingungen können in hiesiger Rathserpedition ein- gesehen, auch gegen Bezahlung der Schreiblöhne abschriftlich von dieser Expedition bezogen werden. Gebote sind schriftlich bis zum 2«. September 18S1 anher abzugeben. Borna, am 29. August 1891. Der Stadtrath. I. B.: Stopskucheu, Stadtr. Leipzig, 14. September. * Se. Majestät der Kaiser Wilhelm bat durch den preußischen Gesandten Grafen zu Eulenburg für die Armen der Stadt München 10 000 ^4 dem Bürgermeister vr. v. Widenmayr überweisen lasten. * Die Manöverkritiken des Kaisers werden, so schreiben die „Münchener Neuesten Nachrichten", von Allen, welche sie zu Heren Gelegenheit halten, als Meisterstücke ebensowohl in Bezug auf die Form wie auf den Inhalt geschildert. Der Kaiser spricht vollkommen frei, das Ein gehen aus Wendungen des Manövers, welche nicht vorgesehen waren, beweist auch, daß die Kritik nickt etwa am grünen Tische einstudirt sein konnte. Er beherrscht vollkommen die Bedmgnngen der Schlagfertigkeit aller Waffengattungen, aber bei dem oft überraschenden Scharfblick für das Einzelne, scheinbar Geringfügige, für da« Taktische behält er die Generalidee, das Strategische, scharf im Auge. Wie ein rolher Faden zieht sich durch seine Kritiken daS große Problem der modernen Krieg-Wissenschaft: Ber einigung vollendeter Mannszucht mit geistiger Beweglichkeit in allen Gliedern und Stufen des HeereS. Der Soldat — Lfficier wie Mannschaft — soll mit unbedingter Hingebung der ganzen Persönlichkeit nur da- Eine im Auge haben: Pflicht! Daß es hierzu nicht genügt, nur die Gliedmaßen seines Leibes in den Dienst einer drakonisch streng verfolgten Aufgabe zu stellen, sondern daß der Soldat auch Kopf und Herz jederzeit auf dem rechten Flecke haben muß, ist bei solcher Auffassung Wohl selbst verständlich. Gerade die neueste Pbase des FeuerkampseS, das rauchlose Pulver mil dem Magazinseuer, stellt die höchsten Anforderungen auch an den letzten Mann. Furchtlosigkeit, Ruhe, Uebcrlegung muß hier auch der einzelne Schütze im denkbar höchsten Maße entwickeln. Dem Scharfblick des Kaiser« ist e« nicht entgangen, daß gerade in dieser Be ziehung der bayerische Soldat von keinem anderen des deutschen Heere« übertroffen wird. Ter deutsche Soldat ist rbensoweil von -allischer Ungeduld und Unruhe, wie von russischer Schwerfälligkeit — dem uralten Angebinde der Leibeigenschaft — entfernt. Freuen wir uns, daß dein ge diegenen „Material" nickt blos unser deutsches Officicrcorps entspricht, unter dessen Händen eben nur die deutsche Mannschaft das werten konnte, was sic darstcllt, sondern daß auch die höchsten Spitzen der Kriegsleitung und im Ernstfälle „unser Herr Kaiser" von echt deutschem Solbaten- geiste erfüllt sind! * Tie Nachricht, daß „verschiedene Einzelstaaten bereits Widerspruch gegen grundsätzliche Bestimmungen des Trunk- suchtSgesetzeS gellend gemacht hätten", ist, wie die „Berliner Politischen Nachrichten" mitiheilcn, ebenso wie die Nachricht, daß einzelne Regierungen in der Frage, „sogar ein Enguctcvcrsahren angeordnct haben", erfunden. Wer nur einigermaßen die auf den Erlaß eines TrunksucktSgcsetzeS ge richteten Bestrebungen des Näheren kennt, weiß, daß diese letzteren gerate innerhalb der verbündeten Negierungen Zu stimmung gefunden haben und daß Erhebungen, welche über die Zweckmäßigkeit eines solchen Gesetzes Aufschluß geben sollen, wie schon aus den Motiven und den dazu gehörigen Anlagen hervorgcht, unter Mitwirkung der Einzelregierungen gemacht sind, ehe an die Auf stellung des Entwurfs hcrangetreten wurde. * Der Fortgang der Handelsvertrags-Verband lungen ist ein so langsamer, daß die Vorlagen den Reichs tag ledcnfallö erst in der zweiten Hälfte seiner Session be schäftigen können. Inzwischen hat man sich in Deutschland wohl überwiegend mit dem Abschluß der Verträge trotz be deutender Opfer, die gebracht werden müssen, auSgesöhnt. Der Widerspruch in der Presse, der von agrarischer Seite anfangs sehr laut ertönte, ist ziemlich verstummt und so wird man einer günstigen Erledigung der Angelegenheit im Reichs tag mit großer Wahrscheinlichkeit cntgegengesehen dürfen. * Daß auS Trier noch keine Wunderwirkungen des „Heiligen Rockes" gemeldet werden, ist sehr auf fällig. Möglich, daß sic noch kommen, möglich aber auch, daß der Papst es diesmal für inopportun gehalten bat, in Trier Wunder geschehen zu lassen. Dieser letzteren Meinung ist ein bekannter theologischer Schriftsteller vr. Hrinric» Ben ecke, welcher in einer interessanten Broschüre (Bischof vr. Korum und die Wunderwirkung des heiligen Rockes zu Trier, Berlin, Bibliographisches Bureau) sich folgender maßen äußert: „Es hat sich für die Rockoerchrung wie für die Wunderwirkung des Gewandes ein Novum zugctragen, das allen bisherigen Tra- dilionen schnurstracks entgcgentritt. War der ulte Glaube kurzweg der: der Rock befreit die Kranken schlechtweg, und machte auch die priesterliche Vermittelung »och so viele Vorbehalte, so war doch von ärztlichen Atteste» niemals die Rede. Es hatte sich gerade dadurch die Zuversichtlichkeit der Leidenden inS Uncrineßliche gesteigert, daß die Heilkraft des Nockes jeder menschlichen Hilfe spottete. An die Stelle der Wnndcrwirkung der Tunica ist jetzt aber di« Macht vollkommenheit des Bischofs getreten, der obcnein mit unbegrenzter Polizeigcwalt ausgestattct ist. Jetzt verstehe» wir, weshalb vr. Korum in seiner Eröfsnungs- rede auf die Wunderwirkung des Gewandes äußerst kleinlaut zu sprechen kommt: „Einst entströmte diesem Heiligen Gewände gört- liche Kraft durch den Heiland. Möge auch jetzt reichlicher Segen über Alle kommen, die dieses Gewand verehren. Biele verlangen Heilung deS Leibes . . . Wir müssen seinem göttlichen Willen anheim stellen, wen er von seinem Leiden befreien will." DaS ist nicht mehr die siegesgewisse Sprache, die er vor der Ausstellung selber führte und die er seinen Secretair reden ließ. Es haben sich zwischen Trier und Roin Dinge zugelragen, von denen sich die Wundersehnnicht der Pilger nichts träumen ließ. Die ganze Situation hat sich verändert — die Wunderwirkung des Heiligen Rockes ist in Frage gestellt, und kein Anderer hat dies Wunder verrichtet, als der kühl denkende Aristoteliker Leo. Durch den unfehlbaren Papst ist der Bischof entwaffnet. Als er seinen Secretair WillemS die Rock- ausslellung ankündige» und anpreisen ließ, wußte er noch nicht, was schließlich der heilige Vater bestimmen würde. Roma locuta esb, und Bischof Korum weiß gehorsam zu sein. Ebenso gut wie ein französischer Kaiser, kann auch ein Papst Wunder sich verbitten, und der Heilige Rock wird dies Mal eine wunderwirkende Kraft nicht an den Tag legen, dessen müssen sich die Pilger versichert halten." * Der Kölner Juristentag hat sich u. A. auch mit der Frage der Rechtspflege in den deutschen Schutz gebieten beschäftigt und folgende Anträge angenommen: „Für die Ordnung der Rechtspflege in den Schutzgebieten ist die fetzige Grundlage zunächst beizubcbaltc», unbeschadet ihrer Weiterbildung nach Maßgabe des durch die praktische Erfahrung sich ergebenden Bedürfnisses. Hierbei ist in erster Linie die Rechtslage der Indier und Araber in Deutsch- Ost-Afrika zu berücksichtigen, und zwar sowohl durch Heranziehung dieser Bevölkerungselemente zur GericktS- organijation, als auch durch sachgemäß begrenzte An wendung ibreS materiellen Rechts. Von einer Aus dehnung deS deutschen RccktS und LcS deutschen Gerichts verfahrens auf die uncivilisirten Eingeborenen ist fürs Erste abzuseben und, soweit nötbig, insbesondere was Strafrecht und Strafverfahren anbetrisit, sind besondere Rechtsnormen für dieselben aufzustellen". Die bisherige C» onialgesctz- gebung, für die auch Professor Georg Meyer-Heidelberg in einem Gutachten eingetretcn war, hat sich im Wesentlichen auf der hier befürworteten Grundlage gehalten. Zu einer umfassenden organischen Eolonialgesetzgebung sind die Dinge noch lange nicht reif. * Der im Jahre 1862 begründete fortschrittliche „Berliner Arbeiterverein" siebt im Begriff, sich gleich falls der Socialdemokratie anzuschließen. In der „Volks- zeitung" werden zwei Zuschriften veröffentlicht deS Inhalts, daß der Verein nach wie vor auf seinem alten demokratischen Standpunct stehen geblieben sei. Indessen der Werth dieser Versicherungen wird schon hinlänglich durch die Tbatsachc klar gestellt, daß der Verein sich schon von dem socialdemokratischen Stadtverordneten Vogtberr Vorträge bat Hallen lassen. Bei der geringen Mitgliederzahl, die der Verein in den letzten Jahren noch aufwieS, ist der Vorgang an sich bedeutungslos. Wohl im Hinblick auf die Erfahrungen, die man mit dem Arbeiterverein gemacht, wird >ctzt an leitender Stelle innerhalb der freisinnigen Partei dem Project, einen Verein freisinniger Handlungsgehilfen zu begründen, entgeaengrtrrten, da die Bildung besonderer freisinniger Berus-Vereine von jeher als ein Fehler erachtet worden sei. * Am DienStag, den 15. d., tritt in München die Rcichsschulen mm ission zusammen. Die Berathuuge» derselben werden 3—4 Tage in Anspruch nehmen und ist deren Zweck die Feststellung derjenigen Privatlchranstalten, welche auf Grund ihres Lehrplanes zur Ausstellung von Berechtigungsscheinen für den Einjährig-Frciwilligendienst ermächtigt werten sollen. Ten Vorsitz fuhrt Herr Gcheim- rath vr. Wcymann von Berlin; als bayerisches Mitglied sungirt dabei Herr Professor vr. v. Ehrist, seit dem Ableben des Professors vr. v. Giesebrecht. Die Sitzungen finden im CultuSniinistcriuin statt. * Die „Allgemeine Zeitung" erfährt auS München von durchaus verläßlicher militairischer Seile, daß Kaiser Wilhelm über die Schwarzenauer Manöver folgende Aeußerurg in Gegenwart ihm dort zugelbeiltcr Ehrencavaliere getban habe: Es ist ganz unglaublich, was für große Fortschritte in ihrer Ausbildung die österreichische Armee binnen wenig Jahren gemacht hat. Die Manöver waren meisterhaft ersonnen und wurden von einem tüchtigen General stabe bis inS Kleinste glänzend durchgesührt. Die Truppen ließen an Ausdauer und taktischer Ausbildung nichts zu wünschen übrig. Ich habe auS Oesterreich diesmal in militairischer Beziehung einen großartigen Eindruck mit- genommeu. Auch Eaprivi äußerte sich über dir Manöver geradezu begeistert. >» * » * Die polnischen Blätter begrüßen die Ankunft deS Justiz ministers Grafen Schönborn in Lemberg und drücken ihre Genugthuung darüber auS, daß der Minister sich persönlich von dem mißlichen Stande deS galizischen Gerichts wesens ru überzeugen beabsichtige. Die Blätter betonen mit Nachdruck, daß man eS außerhalb Galiziens kaum glauben werde, daß in diesem Kronlande ein gewöhnliches summarisches Verfah ren mitunter jahrelang sich hmzieht, daß dort mancher Richter so überbürdet ist, daß er für einen Tag oft vierzig bis fünfzig Verhandlungen anzuberaumen sich gemüßigt sicht, daß bei den Bezirksgerichten die Beamten häufig von 7 Uhr früh bis 10 Uhr Abends fast ohne Unterbrechung arbeiten müssen, daß an einzelne Bezirksgerichte in Galizien zwölf- bis vier zehntausend Eingaben jährlich gelangen, mit deren Erledigung ,e Ein Richter und Em Adjunct sich abzumühen haben. Die Blätter hoffen von der Anwesenheit des JustizministcrS eine Abänderung und Besserung der Justizverhältniffe in Galizien. * Der Schlußsitzung deS Internationalen Katholiken-Con- areffcs in Mecheln wohnten der Erzbischof, der päpstliche NuntiuS und mehrere Bischöfe bei. Der Präsident Wöste ließ durch die Schriftführer die in den fünf Sectionen dcö Congreffcs gefaßten Beschlüsse verlesen. Darauf nahmen der Rector der Universität Freiburg, Berthier, und Prof. Klein von der Universität Dublin zu kurzen Reden das Wort. Der Präsident Wöste warf einen historischen Rückblick auf die seit Abhaltung deS ersten Internationalen CongrcffcS im Jahre 1863 aus dem Gebiete deS KalholiciSmuS stattgehabtcn Ereignisse und auf die ganze katholische Bewegung und sprach zum Schluffe der hohen Geistlichkeit, sowie den Ausländern, welche dem Eongrcß beigewohnt, und endlich allen Theil- nebmern an demselben seinen Dank auS. Um 11 Uhr wurde der Congreß durch einen Gottesdienst in der Kathedrale, bei welchem der Viccrector der Universität Lüttich die Predigt hielt, geschloffen. * AuS MonS in Belgien wird gemeldet: Eine neue Proclamation, die unter den Arbeitern massenhaft verbreitet wird, fordert dieselben zu äußerster Kraftanstrengung zur Erreichung ihrer Forderungen auf. * Der verstorbene Präsident JnleS Grevy hinterläßt ein Vermögen von 10 Millionen Francs. Entgegen anderer Meldung weigerte sich Grevy entschieden, die Sterbesacramente zu empfangen. * DaS Drängen der französischen Chauvinisten, die seit der Kronstädter Flottenfahrt des Admirals Gervais geschaffene Conjunctur in ihrem Sinne auSzubeuten, bereitet den maßgebenden Kreisen der Republik wieder einmal einen schweren Stand. Tie besonneneren Elemente jenseits der Vogesen verhehlen sich nicht, welche Bedenken cs bat, den Gang der Ereignisse gewaltsam beschleunigen zu wollen, und von ihnen aus wird deshalb den Hetzereien der Revanchr- patriotcn nicht der mindeste unmittelbare Vorschub geleistet, daS ist anscheinend aber auch Alles. Eben jetzt zeigt wieder die Entwickelung der Lohengrin-Affaire, wie leichtes Sviel- die Wühler in der französischen Metropole haben, weil iyncn Niemand den Daumen aufs Auge zu drücken sich getraut. Solche Zustände sind nichts weniger denn vertrauenerweckend. Die französische Republik hat im Laufe dieses Jahres einen so massenhaften Zulauf auS dem klerikal-monarchistischen Lager erhalten, daß ihre inneren Widersacher beute aus ein bedeutungsloses Häuflein zusammengeschmolzen sind, von dem keinerlei ernst zu nehmende Opposition befürchtet werden kann. ES fragt sich aber, ob die Voraussetzungen, unter denen der Maffenübertritt alter Gegner stattgefunden hat, den herrschenden republikanischen Kreisen nicht schlimmere Verlegenheiten in Aussicht stellen. Denn was so zahlreiche Klerikale und Monarchisten vrranlaßte, mil der beklebenden Staatsform ihren einstweiligen Frieden zu machen, ist selbst verständlich nicht ihre plötzliche Bekehrung zum Glauben an die Ucberlegenheit der Republik über die Monarchie, sondern eincsthcils die resignirte Erkcnntniß, daß für monarchistische Velleitäten zur Zeit keinerlei Empfäng lichkeit in der französischen Volksseele vorhanden ist, dann aber auch der Umstand, daß e« der republikanischen Regierung endlich doch geglückt ist, den Bann der Jsolirtbeit zu brechen, der von 1871 bis jetzt auf Frankreich lastete. Um welchen Preis dieser Erfolg eingeheimst wurde, kümmert die chau vinistischen Schwärmer für Rußland» Freundschaft und BundeSgenoffcnschaft sehr wenig; sie sehen nur den Erfolg selbst und in ihre „patriotische Genugthuung" darüber mischen sich alsbald sehr bezeichnende Herausforderungen an die deutsche Adresse. Der Lobengrin-Spectakel ist nur eine, und noch verbältnißmäßig harmlose Episode. Bedenklicher lesen sich schon die Ankündigungen von parlamentarischen Inter pellationen für den im October anberaumtrn Wieder- zusaminentritt der Kammern seiten« der boulangistisch- chauviuistischen Hetzgesellschaft. E» erscheint im eigensten Interesse der Negierung und der sie unterstützenden Parteien gelegen, sich die Fluth der chauvinistischen Bewegung nicht über den Kopf wachsen zu lassen, denn jeder Erfolg der letzteren würde nur auf Kosten der Autorität und Stabilität des herrschenden Regimes erzielt werden. * Während die englischen Minister fast sämmtlich im Auslande oder aus deni Lande weilen, um von ihren parla mentarischen Strapazen auSzuruhen, gönnt sich der greise Gladstone keine Ruhe. Aus seinem Landsitze Hawarden, dessen Besitz ihm seine Frau zugebracht hat, begnügt er sich nicht blos mit Holzfällen und Ansprachen an seine Pächter über Obstzucht u. s. w., sondern er beschäftigt sich ganz angelegentlich mit der demnächst beginnenden politischen Redecampagne und mit der Frage der nächsten Unterhauswahlen. Das Er- izebniß seiner Berechnungen betreffs derselben bat er im September-Heft der Zeitschrift „Ninctecnth Century" nieder- gclegt. Gladstone geht von dem Ergebnis; der während des gegenwärtigen Parlaments im Sinne seiner Partei ausgefallenen 88 partiellen Wahlen aus und leitet daraus den Schluß ab, daß ihm die nächsten Wahlen eine Mehrheit von 40 bis 100 Stimmen geben werden. Nun können allerdings allgemeine Wahlen, wo große Meinungsströmungen sich geltend machen, eine ganz andere Entscheidung bringen, als partielle Wahlen, doch ist nicht zu verkennen, daß, wenn eine große Zahl Ersatzwahlen nach einer gleicher Richtung geht, dies eine gewisse Bedeutung als Zeichen für die Strömung der Meinungen ist. Gladstone« politische Gegner erheben Ein wände gegen diese Ausführungen und fürchten nicht, daß die Liberalen mit einer so großen Mehrheit, als derselbe berechnet, aus den nächsten Wahlen hcrvorgehen werden; aber nur zum Theil bestreiten sie die Möglichkeit eines Sieges derselben. * Im Lause einer Unterredung mit einem Redacteur deS Mailänder „Secolo" bemerkte der Ministerpräsident Rubini, Frankreich habe nach zehnjähriger Erfahrung genügend Ge legenheit gehabt, sich zu überzeugen, daß der Dreibund durchaus keinen aggressiven Charakter habe. Er halte alle Befürchtungen einer bevorstehenden Gefahr für den euro päischen Frieden für unbegründet. * Der italienische Etat der öffentlichen Arbeiten für 1892/93 enthält 50 Millionen für Neubauten; es werden keine weiteren Ersparnisse vorgeschlagcn. Sämmttiche Etats werden in diese» Tagen dem Schatzminister zugeben, so daß in der zweiten Hälfte dieses MonatS die Finanzlage und die Grundzuge der Rede Nudini's definitiv fcstgestellt werden können. Die Pläne der Negierung in Betreff der parlamen tarischen Arbeiten sind bis auf eine kleine Verspätung be züglich der Wiedereröffnung der Kammer unverändert. * AuS Petersburg wird uns geschrieben: AuS bester Ouelle verlautet, daß die StaatSrcgierung beschlossen hat, sich stricte an den Wortlaut deS RoggcnaussuhrverboteS zu halten, die Ausfuhr von Roggenbrod aber nicktzu hindern. Man glaubt hier, daß der Brodhandel von Rußland nach Preußen und Oesterreich einen starken Aufschwung nebmcn wird. * Der Petersburger Berichterstatter der „Times" erfährt, für Mitte April 1892 sei eine allgemeine Mobili- sirung des russischen Heeres angeordnet, um die neue Heeresorganisation praktisch zu erproben. Alle Verträge für die strategischen Eisenbahnen und das Kriegsmaterial seien bereits abgeschlossen. Es wird zweckmäßig sein, dieser „TimeS"- Nachricht vor der Hand noch Zweifel entgegcnzustcllen. * Ucber die Entwickelung der Dinge in Chile ist die Nachricht eingclaufen, daß nunmehr die Junta die von Balmaceda auSgegcbcnen Werthe definitiv anerkannt bat. Bisher war die Sache, wie erinnerlich, in der Schwebe. ES wird berichtet: New-Pork, 12. September. (Reuter's Bureau.) Nach einer Meldung des „New-Pork Herold" auS Valparaiso veröffentlicht die Junta ein Teeret, Lurch weiches das von Balmaceda ausgegebene Silber- und Papiergeld anerkannt wird. Die Maßregel ruft allge meine Befriedigung hervor, die Bankhäuser sind wieder eröffnet, der Handelsverkehr ist wieder völlig ausgenommen. * Nach Berichten auS Santiago soll die chilenische Junta angeordnet baden, daß die Wahlen zu den gesetz gebenden Körperschaften, sowie die Präsidentenwahl auf Grund deS allgemeinen Stimmrechts erfolgen sollen. * Aus China wird über einen Erlaß deS dortigen Kaisers an sein Volk berichtet, worin die Unterthanrn vor weiteren Ausschreitungen gegen dir Ausländer gewarnt werden. Der Erlaß gründet sich aus eine Denkschrift deS auswärtigen Amtes („Tsung-li-Iaiiien"). Der Kaiser in Hessen. * Cassel, 12. September. Nachdem Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin aus Wilhelinshöhe das Dejeuner ein genommen hotten, besuchten Allerhöchstdicselben in Begleitung mehrerer Fürstlichkeiten den „Hohenzollernstadltheil", überall von den Jubelrusen der Menge empfangen. Gegen 3',, Uhr kehrten Ihre Majestäten nach Wilhelm-Höhe zurück. Gegen 6 Uhr fand die Anfahrt der Hohen Herrschaften und deren Gäste zum Parade diner im hiesigen Stadtschloffe statt. Line zahlreich« Menschen menge bildet« aus dem Friedrich-Platze und in den benachbarten Straßen ein dichtgedrängtes Spalier. * Cassel, 12. September. Nachmittag- 6 Uhr begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin zum Paradediner in- Residenzschloß. Bet dem Diner saßen link- von Sr. Majestät dem Kaiser Ihre Majestät die Kaiserin und der König von Sachsen. Zur Rechten de- Kaiser- saß die Herzogin von Edinburg. Den Majestäten gegenüber hatten der coinmandirrnd« General deS X). Armeecorp« General der Infanterie v. Grolman, Der GFM. Graf von Blumenthal und der General der Lavallerie von Albedyll Platz genommen. Se. Majestät der Kaiser trank unter Anerkennung der Leistungen auf da« Wohl de- XI. Armeecorp«. Auf der Fahrt nach dem Residcnzschloß wurde Ihren Majestäten eine Huldigung von der gesammlen Schuljugend dargebracht. Mit dem Eintritt der Dunkelheit wurde» sämmtlich« Hauptstraßen der Stadt glänzend illuminirt. * Cassel. 12. September, Abend«. Um 9 Uhr Abend- fand aus dem mit elektrischem und bengaitschem Licht aus da- Pracht vollste erleuchteten Friedrich-Platze der große Zapfenstreichs statt, der einen glänzenden Verlaus nahm. Ihre Majestäten der Kaiser, die Kaiserin und der König von Sachsen wohnten demselben mit den übrigen fürstlichen Herrschaften vom offenen Fenster de« Residrnzschlossk« au« bei und wurden wiederholt von de» überau« zahlreichen Zuschauern mit stürmischen Zurufen begrüßt.
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