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» A. 1«, Holdet«ft»atz« 4» Mittwoch,24.Dezemberl^ ^ U»«»1v»«cher 218«» Poft^ch«k»»on>° Letp,t« 147G7 volfsmiuna «tertetjührtich m der A^chüsttslell» oder von der Pop abge-oU «ud«»d» L «p Wupr-Petl«,« P.PPM, «n»»nd« « « 4» In Dresden und g-m« Deupchlan» sret Hau» «n«»»d« d 7.8» M, An«««»« » «.»» F. — vte Vdchspche 8oU«tettunq erscheuü an «Leu «ochenta-en noch«. — «prechpunde der Redaktion: It dt» >» Uhr vor«. Anteil»« > »nmch«« von «eschdstSiNPei,«, bi» IS Uhr, von Ka»Menmvta«n dt» LI Uhr vor«. Pettt^poitiep« P«4> «> ReUmneteUL^» KmntUen-Rnjetqen SV4 — Kür nndeuMch -rschrtede««. Arecher «us^-edene »n»et«eu wnne» wir dir Perantwortltchkeit für dt« RtchtigkeU de« rep»« ft» dt» d-rchlop'. Wenn jeder Leser zwei sich die Auflage unserer Sächsischen Volks weitere Bezieher wirbt, zeitung und damit deren Leistungsfähigkeit. Selbstbesinnung H Wenn wir am Vorabend des Weihnachtsfestes rück blickend die polrtischen Ereignisse und Debatten iin östent- liehen Leben, mehr aber noch die in privaten Kreisen zusam menfasten wollen, dann müssen wir sagen, daß wir die Emp findung, ja die Ueberzeugnng haben, als ob man vielfach und zwar sehr vielfach noch an der Oberfläche hastet und gar -u gern geneigt ist, alles vom Tage für den Tag zu beurtei len. Von einem tieferen Schürfen ist auch heute noch in weiten Kreisen keine Rede. Man ist froh in dem Gedanken, der sich hoffentlich nickst als trügerisch erweist, die größten Revolutionswehen überwunden zu haben und mit einem blauen Arme davongekommen zu sein. Daher beschränkt man sich darauf, jetzt nach der Väter Sitte alles, tvas der Tag bringt, möglichst in starken Worten zu kritisieren und natürlich die eben am Ruder befindliche Regierung dafür verantwortlich zu machen. Glaubt ein Mensch im Ernste, daß es, so wie die Verhältnisse heute liegen, um ein Haar besser würde, wenn morgen ein« andere Regierung ans Ruder käme, auch wenn sie Hugenberg — Traub — Stress- mann heißen würde? Wir sind der Meinung, daß das im Ernste wirklich niemand glauben würde. Erstens könnte es eine solche Regierung nicht viel besser machen, und wenn sie es könnte, würde sie trotzdem noch all denen Anlaß zrlr Kritik geben, denen man es niemals recht machen kann und die in guten und in schlechten Zeiten keine Steuern zahlen wollen. Und das sind nicht wenige! Es erhebt sich daher die allerdings recht bange Frage, ob es in dieser Hinsicht jemals bei uns besser werden wird. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jedenfalls so lange be stimmt nicht, als besonders im deutschen Bürgertum, das heißt in den Kreisen, die man auch heute noch so nennt, man wirklich nicht lernt, Politik zu machen und man unter Poli tik nicht allein sinnlose Kritik versteht. Selbstbesinnung muß daher die Losung sein, Selbstbesinnung bedeutet Ein kehr und kaum ein Fest ist dazu besser geeignet, wie Weih nachten. Mit vollem Recht hat Justizrat Schröinbgens in seiner programmatischen Rede auf dem ersten sächsischen Katholikentage betont, daß das Christentum nickst die Re ligion der Satten, sondern der Hungernden, nickst des .Ka pitalismus, sondern der echten Nächstenliebe ist. Es wird nvanchmal behauptet, daß es viele Leute, die sich noch Christen, und auch manche, die sich katholisch nennen, geben würde, die das vergessen haben sollen. In welchem Umfange das der Fall ist, läßt sich schwer feststcllen. So viÄ ist aber sicher, daß im öffentlichen und privaten Leben und auch und nicht zuletzt in der Politik die Rückkehr zum praktischen Christentum die Voraussetzung für den Wiederaufbau eines gesunden Volkslebens in der ganzen Welt und auch in Deutschland ist. Hier gibt es nur ein entweder — oder und nichts drittes, denn cnrßerhalb des entweder — oder ist alles, aber auch alles vom Uebel. Und was wir heute im öffentlichen und im privaten Leben sehen, ist noch weit entfernt von dem, was unter Christentum zu verstehen ist. Selbstbesinnung! Damit meinen wir vor allem Li« Not und die Nöte, die in unserem Volke vorhanden sind, die Wunden, die sich an unserem Volkskörper zeigen. Und das glauben wir ohne Ueber- treiÄung sagen zu können, daß wir noch immer sehr anein ander vorübcrgehen. Der letzte Sonntag vor dem Weihnachtsfeste wird alL der goldene bezeichnet. Das Weihnachtsgeschäft erreicht an diesem, La§e gewöhnlich seinen Höhepunkt. Auch in diesem JahrA^Nfar es so. Berliner Blätter stellen für Berlin s«st, daß die Nachfrage nach Luxuswaren die in den besten Frie densjahren bei weitem übertroffen Hab«. Nach unseren Be- »Pachtungen wird es in anderen Städten nicht anders sein. Zwar nickst das Gold rollt, aber die Scheine fließen und gehen ab wie im Frieden hübsch geröstete Sennneln. Ein ungeheurer Geldstrom durchfließt das Land und läßt auch das Reichsnotopfer in weit milderem Lichte erscheinen, als dies nach dem Urteile der immer in solchen Fällen stau nrack-enden „Sachverständigen" — und was bezeichnet sich nicht alles als solche — der Fall sein würde. Vielen scheint nun dieser Strom, ja diese Welle an Scheinen, die man Geld nennt, völlig die Selbstbesinnung gerarcbt zu haben. Als ich dieser Tage einen Gang durch die Hauptstraßen der sächsischen Hauptstadt machte, einen Blick in einzelne Läden warf, sah ich allerdings auch Bilder, die sehr zur Selbstbesinnung Anlaß gaben. Man sab verlangende Ge sichter, die nicht iin Besitze einer gefüllten Brieftasche waren, und die auch nicht die stoische Selbstbescheidung besitzen, mit einem sarkastischen Lächeln dem Narrentanz ums goldene Kalb zuzusehen. Man sah Kinder und Halberwachsene, denen der Hunger bucksttäblich aus den Augen blickte. Sehr oft ist man geneigt, über solche Dinge als Einzelerscheinung hinwegzusehen und sie als Mache zu bezeichnen. Man kann aber bei einigermaßen gutem Willen sich auch sehr oft vom Gegenteil überzeugen. Im Gedränge der Prager Straße sprachen mich ztvci kleine, erbarmungswürdig aussehende Jungens an und erklärten mir, vor .Kälte in ihren dünnen Röckchen zitternd, daß sie Hunger hatten. Eine sofort vor genommene Nachprüfung der Verhältnisse hat gezeigt, wie viel Elend und Not noch besteht, von denen diejenigen, di« heute für einen Pelz Tausende aus die Ladenkasse legen, keine Ahnung haben. Ja, wir gehen an einander vorüber I Wird die Erkenntnis dessen reifen? In dem neuen Ro mane „Vaterland", den jetzt Paul Keller in 'einer ,Berz- stadt" veröffentlicht, läßt er seinen Helmut!) sagen: »Hier k»stet »er Zentner Reis 5 Mark. kl»d, lieber Freund I» lurchtdar die Bilder sind, die wir v,m Moknu»iseie»d i„ B»md«h iahen, auch in Deutschland habe» dt- Arbeiter »st «enscheiixnwiirdig ,e«otznt, zumal die landwirtschaftlichen Arbeiter daden in sialiähulichen Löchern, wenn nicht ,ar in «Ställe» selbst -eschlisen. Und auch da stand das Ichl»h neben dem schmieri>en veßubehaus — «uch in Deuichimib quetschen sich »>t große Familien in eine« engen, ungesunde» Raume iusammen. Als die Arippe herrschte, haben oit hrei Proleta, ierkiuder in einem Heit gelegen: das eine sch»» tot, das andere krank, das dritte noch gesaud. Alle diese Zustände schreie» ,um Simmel hier wie dort/ Das ist mit keinem Worte übertrieben, ist vielmehr richtig bis zum letzten Buchstaben. Woher wird, woher kann nur allein die Rettung kommen? Vom >dapitalis- mus? Nein! Vom Sozialismus ebensowenig! Vom Christentum! Ja, daher wird und muß und kann sie nur komrnen. Es ist falsch, zu glauben, daß der einzelne dazu nichts beitragen könne. Im GegenteilI Wir müssen — und ztvar jeder von uns — zur Selbstbesinnung zurückkeh ren. Jeder muß dazu beitragen, das Leben mit christlichem Geiste zu erfüllen. Zurück zur Selbstbesinnung heißt: zu rück zum Christentum! bsl. Zum Friedtergschen Vorststz gegen Grzbertder Die Demokraten haben in ihren Fraktionen im preußi schen Landtage wie in der Nationalversammlung nach ein gehender und zum Teil sehr lebhafter Aussprache über den uuqualifizicrbareu Vorstoß ihres Mitgliedes Friedberg gegen den Reichsfinanzminister Erzberger Friedbergs Vor gehen scharf verurteilt, um so mehr, als seinen Angriffen gegen Erzberger auch nicht die geringste Grundlage ge- boten war. Es hat sich herausgestellt, daß die Mitteilungen, die Friedberg in der preußischen Landesversammlung inachte, und die sich auf „Gerüchte" stützten mrd die er auch nur „gehört" hat, vollständig falsch waren. Die Angelegen- heit ist nun, so weit die Demokraten in Frage kommen, er ledigt. Wir können uns aber nicht dazu verstehen, sie, so weit das Zentrum in Frage kommt, so leichthin durchgehen zu lasten. Es muß als eine politische Ungeheuerlichkeit be zeichnet werden, daß ein führendes Mitgli^» einer Koali- tionspartei an hervorragender Stelle und noch dazu iin entscheidenden politischen Augenblick gegen ein Minister- Mitglied einer anderen Koalitionspartei solche schwere und noch dazu unbewiesene und unabweisbare Anschuldigun gen schleudert. Es war doch Erzberger nichts Geringeres als die Umfälschung eines Gutachtens d«S Reichsjustizmirn- sters zum Vorwurfe gemacht und zwar soll diese Umfäl schung vorgenommen worden sein, um eine bestimmte poli tische Aktion Erzbergers durchsetzen zu können. Um die ganze Leichtfertigkeit dieses Angriffes zn erwägen, muß nwn sich vergegenwärtigen, daß der Reichsjustizminister Schiffer selbst Demokrat ist und daß mit diesem Vorwurf seim v Parteifreundes auch gegen ihn eine maßlose Unterstelliur:z im Sinne einer Verletzung seiner Amtspflicht unternoi, - men wurde. Denn Schiffer hätte, wenn wirklich sein Gr',- achten sinnentstellend in der Nationalversammlung wiede - gegeben wäre, sofort und öffentlich mit schärfstem Protest sich dagegen wenden müssen. Die politische Wirkung des Friedbergschen Angriffes hat. sich überdies sofort in der Tatsache der Nutzbarmachung dieser gefährlichen Waffe durch die Rechtsparteien gezeigt. Solche Dinge dürfen sich nicht wiederholen. W' ' müssen ganz bestimmte Garantien dagegen fordern. Wen r man weiß und jedem Tag von neuem sicht, wie der Kam; ? gegen Erzberger immer mehr zu einem Kampfe gegen da Zentrum wird, so erscheint dieses Verlangen nur um so be rechtigter. Den T-emokaten muß zum Bewußtsein gehrack :. werden, daß ihr Tanzen außer der Reihe nur zu den-, Zwecke, um bei den Wahlen bald so, bald so reden und sic!: verteidigen zu können, aufhören muß. Auch die Demokrat« > müssen sich dazu verstehen, eine klare politische Linie einzi - schlagen und einzuhalten und olle die Verantwortlichkeiten mitzutragen, die sie durch Uwe Mitbeteiligung an der R< ' gierung übernommen haben. Deutschland mutz unterzeichnen Paris, 23. Dezember. Tie Führer der verbündeten Delegationen versammelten sich am Montag um 7 Uhr unter dem Vorsitze Clemenceaus in dessen Arbeitszimmer und setzten den endgültigen Wortlaut der Ver bündeten aus die letzte deutsche-Note fest, die sich auf das Protokoll zur Unterzeichnung der noch nicht ausgeführten Wasfenstillstandsbedingungen und die für die Zerstörung der Flotte von Stapa Flow verlangte Entschädi gung bezieht. Tie Note wird dem Freiherrn von Lers - ner durch den Sekretär der Friedenskonferenz Dutasta am Dienstag inorgens 10 Uhr 15 Minuten im Ministerium des Aeußeren mit einem mündlichen Geleitwort überreiche werden. Die Note wird in entschlossenem Tone gehalten sein und der deutschen Negierung klar die Notwendigkeit zu verstehen geben, daß sie, wenn sie ihren guten Glauben an den Tag legen wolle, das Protokoll vom 1. Novem ber unterzeichnen müsse. Immerhin wird eben falls eine durch die Verbündeten anzustelleude Untersuchung festsetzen, ob das verlangte Material nicht mit den in der, deutschen Häfen wirklich vorhandenen übereinstimme, wie das von den deutschen Marinesachverständigen dargetan wurde. Es wird vermutet, daß Herr von Lersner diese Do kumente nickst ohne Berücksiästigung lassen wird. Unter diesen Umständen erscheint es zweifell-ast, ob der Austausch der Ratifikationsurkunden noch im Laufe der letzten Woche des Jahres 1919 erfolgen kann. Der Oberst« Rat hat fer» ner die Antwort entlvorfen, die der deutschen Negierung auf ihr Ersuchen um Genehmigung einer Revision dev Zollgebühren zu geben ist. Diese Genehmigung wird erteilt werden in dem Maße, als die Wiedergutmachung-- kommission sie im Hinblick der Entwertung des deutschen Geldes für gerechtfertigt halten wird. Zu gleicher Zeit wird eine Untersuchung angestellt werden in der Frage der Ein su hrv erböte, die die deutsche Regierung erlösten hat und die hauptsächlich den französischen Handel treffen. Es ist für den Augenblick keine Zusammenkunft zwischen Hini- sterialdirektor von Simson und d-m feindlichen Vertretern wegen der Ausführungsbestimin äugen zum FriedenSver, trag vorgesehen. Paris, 23. Dezember. Tcw Generalsekretär der Kon ferenz Dutasta überz lb heute vormittag 10 Uhr !5 Min. in seinem Kabinett im Mintster'n n des Äeußeren dem Chef der deutschen Delegation v. Lersner di« Ant wort der Alliierten ruf die deuffck-e Note vorck 18. Dezember, deren Text am Montag von den Chefs der alliierten Delegationen aufgesetzt worden ist. und tcgieitetr