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W^ed^ ». NidaMa» Preddeu.Aeaftadt L M«hn«r »aßt < Dir Z«tu»§ erfch^nl Dic«»«^ Pmeaerftag »»d Annnadoad srüh. Adou»e»»M»- »ikrlrtjÄhrl »t. lM uoit» Bot«. v«j Mer Liatzmmg fiw Hau« «rhevt dir ^vU iwch ema btchr dm» 2» Pfg Sächsische AochntuG Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die tgl. A»töha»pttna»nschaften Dre-de»-Altstadt und Dre-den-Neustadt, für die Ortschaften des kzl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Reda klein und Verleger Kerrman« Müller in Dresden. Inserate »t»dtn dt» «onwP Muiwach u. Kwiwg Au«a> ««gmommen u»d wpcn: dl-^lAriteddPfl. In»« Eingesandt: SV Pf,. Inseraten- P»natz«eftelenr Redots «ollr. S L Daute S t Ve IrnoAlsch, I»v«nde»d«^ in Drr4k n, Hamburg, Bern», Zrautfnrt «M ». s. » Sonnabend, dm 8. Januar 1887. 49. Jahrgang. Politische Weltscharl. Deutsches Sketch. Kaiser Wilhelm hat unter dem 1. Januar folgende- Handschreiben an den deutschen Kronprinzen gerichtet: En», kaiserl. und königl. Hoheit haben mir heute in Ihrer Eigenschaft al- rangältest« Geaeral-Feldmarschall der Armee — umgeben von einer die einzelnen Theile derselben repräseutireaden hohen Generalität — die Glückwünsche de- Heere- zu meinem 80jäbrigen militärischen Dirustjubiläum ausgesprochen. Ich habe Gr. kaiserl. und königl. Hoheit und den Ei« umgebenden Generälen au- warmem und tief bewegtem Herzen gedankt, empfinde aber da- Bedürfniß, meinen Dank auch an die ganze Armee weiter gehen zu lassen und an dem heutigen Tage auch an diese einige Worte zu richten. Die Armee w«ß, wie nahe sie meinem Herzen immer gestanden hat und sie wird verstehen, welche Empfindungen mich heute bei dem Gedanken be wegen, ihr nun 80 volle Jahre angehört zu haben. ES ist eine lange und wahrlich eine wechselvvlle, «tigniß- reiche Zeit, die heute an meiner Erinnerung vorüber- zirht. Beginnend in ernsten Tagen schwerster Prüfung, habe ich wohl auch im weiteren Verlaufe der Jahre mancher Sorge und manche- Tage-, wo mir da- Herz schwer war, zu gedenken, aber eS sind deren doch nur sehr wenige gewesen im Vergleiche zu den vielen Tagen d,S Glücke- und der Freude, die mir zu erleben vergönnt war. Mein Blick kann sich nicht in die Vergangenheit richten, ohne mein tief bewegte- Herz von Dank für die Gnade deS allmächtigen Gotte- überströmen zu lassen, der wahrlich Große- an mir gethan, der mich so lange erhalten und mir so viel des Glücke- beschert hat. Und welchen Wechsel hat die Armee in diesen 80 Jahren mit mir erlebt! Sie stand, al- ich in dieselbe eintrat, nach dem schwersten Schlage, der Preußen jemals ge troffen hat, zurückgedrängt an die äußersten Grenzen deS Reiches, aber der Soldatensinn, den meine glorreichen Vorfahren in sie gepflanzt, blieb ungebrochen und trieb bald neue Keime. Da- bethätigten die Befreiungskriege, die schönst« Erinnerung meiner Jugend; diesen Sinn erhielt sich daS Herr in der treuen Arbeit einer langen FriedeaS- zeit und die Ruhmesthaten der Armee io neuerer Zeit be zeugen wahrlich, daß jener Geist in voller Kraft erhalten und weiter gediehen ist. Ich habe viele Veränderungen mit der preußischen Armee erlebt, in ihrer äußeren Form, sowie in ihrer Truppenzahl. Ich habe ihre Vereinbarung mit den übrigen deutschen Kontingenten sich vollziehen und die Marine entstehen sehen; e- find unter meinen Lugen Generationen durch die Armee gegangen, aber innerlich in dem Herzen und dem Empfinden der Armee giebt eS keine Veränderung. Den Sinn für E re und ür Pflicht über Alle- hoch zu halten und jederzeit be ¬ reit zu sein, daS Leben dafür zu lassen — dieS ist daS Band, welches alle deutschen Stämme eng umschließt, welche- Enkel und Urenkel jetzt ebenso fest wie früher die Vorfahren vereinigt und welche- meine Regierung mit Siegen geschmückt hat, deren ich heute al- der hellstrahlendsten Stellen meine- militärischen Leben- in hochgehvbenster Empfindung gedenke. E- ist wahrlich eine hohe Freude für mich, an dem heutigen Tage in solcher Weise zur Armee sprechen zu dürfen und sagen zu können, daß wir stet- fest za einander gehört haben: ich mit meinem ganzen Herzen und Denken, di« Arm«« mit vollster Treue, Hingebung und Pflichterfüllung, für w«lche »nein Dank und meine Anerkennung die lebendigste Empfindung meine- Herzen- bi- zu meinem letzten Athemzuge bleiben wird. Ew. kaiserliche und königliche Hoheit wollen diese meine Worte durch die hierher be rufenen Generale zur Kenntniß der Arme« bringen lassen. Die Reich-tag-kommission trat am Mittwoch in die zweite Lesung der Militärvorlage ein. Nach kurzer Debatte, an welcher sich namentlich der Krieg-Minister Bronsart v. Dchrllendorff, sowie die Abgg. Richter und Windthorst betheiligten, wurde der erste und wich tigste Paragraph der Vorlage, worin die Erhöhung der Frieden-präsenzstärke deS Heere- auf 7 Jahre gefordert wird, gegen die Stimmen der Konservativen und Na tionalliberalen abgelehnt. Wenn eS nun auch noch nicht ausgeschlossen ist, daß da- Plenum deS Reichs tage- schließlich dennoch die Forderung der Regierung bewilligt, so kann man sich doch nicht verhehlen, daß der ergebnißlose Verlauf, welchen die zweite Lesung der Vorlage seitens der Kommission gehabt hat, ein böse- Omen ist. Die Frage: waS nun? — so bemerkt die „National-Ztg." hierzu — wird feiten- der Bevöl- kerung durchweg mit der anderen Frage verbunden, wann gedenkt endlich der Reichskanzler in Berlin ein zutreffen, um persönlich an den Berathungen deS Par lamentes theilzonehmen? Wir dürfen nicht verschweigen, daß seine lang« Abwtsenheit von der Reich-Hauptstadt iu den für die Militärvorlage eintretenden Parteien eine gewisse Unsicherheit erzeugt, zumal durch dies,- Sich- fernhalten von der Berathung da- von fortschrittlich- klerikaler Seite verbreitete Gerüche, die Auffassung deS Fürsten BiSmarck betreffs der Militärvorlage decke sich durchaus nicht mit der de- Krieg-Minister-, neue Nah rung erhält. DaS Foyer im ReichStagSgebäude bot am Mitt woch, obwohl keine Plenarsitzung stattfand, ein weit belebteres Bild, als man e- sonst gewohnt ist. Die Ablehnung der Militärvorlage seitens der Kommission war allgemein der Gegenstand der Unterhaltung. Wa» steht nunmehr zu erwarten? — diese Frage hörte man auS Aller Munde. Windthorst benutzte die Frühstücks ¬ pause zu einer langdauernden privaten Unterhaltung mit dem Krieg-Minister. Der EentrumSführer dürfte jedoch recht wenig erfahren haben, denn der Minister beschränkte sich darauf, dem beredten Herrn zuzuhören und von Zeit zu Zeit mit dem Kopf, zu nick,n, als ,in Z,ich,n. baß er Herrn Windthorst verstanden hab,. Di,s,r batt, vorher in der KommisfioaSsitzung Schulter an Schulter mit Eugm Richter d«S Seil der Verschleppung-politik gezogen Die Finanzfrage, welche di« beiden Verbündeten auf. warfen, gehört überhaupt nicht vor den Reich-tag, sondern muß der Sorge der einzelnen Landtag, üb,r> laff,n bl«ib,n. Eug,n Richt,r gab sich daneben all, ,rd,nklich, Müh,, n,u«n Stoff zu aufr,g«nden Agita tion,n zu find,n. Er provocirt, „n, Auskunft über di, politische Lage, indem er äußerte, sie könne, nach dem Verhalten der Regierung doch nicht sehr bedrohlich sein. Auch suchte er die Regierung über ihre Absichten bezüglich einer eventuellen ReichStagSauflösung au-zu- horchen. Allerdings blieb seiner Liebe Mühe umsonst, immerhin lieferte er aber durch fein unruhig,- Wrse» d,n Beweis, daß ,S ihm keineSweg- sehr zuversichtlich und hoffnungsfreudig zu Muth, ist. Auch l)r Windthorst vrrrirth, daß ,r sich d,S RifikoS, d,m sich die Een» trumSpartei infolge ihrer Politik gegenüber der Militär vorlage auSsetzt, wohlbewußt ist. Wie in Deutschland, so beschäftigt man sich na türlich auch in Frankreich sehr angelegentlich mit der Frage, ob eS der Diplomatie gelmgea wird, d«n Fri«d«a zu erhalten. Im Allgemeinen scheint die Stimmung deS französischen Volke- durchau- keine kriegslustige zu sein, wie auS dnn nachstehenden Briefe hervorgeht, den ein bedeutender französischer Gelehrter an einen Mit arbeiter d,S „Berl. Tageblatt,-" g,richt,t hat. „Sollte ein Krieg au-brechen - heißt »S in dem Schrift stücke — .fv würde da- völlig gegen den Willen dr- französischen Volk,- geschehen. Man muß eben üb«r Frankreich nicht nach den Berichten gewisser Blätter urtheilen, welche monarchistische oder militärische Nei gungen hegen und in deren Interesse ,- liegt, die Völker gegen einander auszureizen. Em Krieg wird von Frank reich nicht begonnen werden, denn hierzu wäre die Ein willigung der Nation nöthig und diese Einwilligung wird die Regierung nie erhalten. Man ist übrigen- in Frankreich überzeugt, daß da- deutsche Volk ebenso gegen den Krieg ist wie da- französische, aber man glaubt, daß die deutsch, R,gi,rung mit Unruh, da- Vordringen drr r,publikanisch,n Jd,,n in Frankrrich betracht,!, weil sie fürchtet, daß da- Beispiel ansteckend wirken könnte. Dank dem republikanischen Geiste jedoch, der bei un- täglich imm« weitere Fortschritte macht, erlöschen di« Revanche- Gtdanken immer mehr und mehr und da- Volk ist nur darauf bedacht, seine inn«en Einrichtungen zu befestig«». Feuilleton. Skliebt uud verloren. Noma« au- der Gegenwart von G»ßa, (8. Fortsetzung.) .Nein", zögerte Krau Materna verwirrt und ver legen. .Aber da fällt mir ein —' und al- ob sie fich auf etwa- Zugehörig,- besinne, erhob sie sich rasch, um mit großen Schritt«,, die durchaus nicht an ein, Dame erinnerten, de» kleinen Salon zu verlasse». ValeSka aber legte ihre Noten vor sich hin und be gann zu spielen. ES »ar eine leichte, heitere Musik und ValeSka spielte mit gewohnter Fertigkeit. Otto »ar von dieser Art, die Tobten der Familie abzolhuo, so verblüfft, daß er sprachlos in seinen S^sel zurücksank und nach eine« fragenden Blicke auf die schöne Klavierspielerin sein Auge erwartung-voll auf die Thüre richtete, durch welch» die Wittw, Matern« hioa»-g«-avgen «ar, »m etwa- B«gessene-, vielleicht die schriftlichen Belege de» Tod,» ihr^ Gatten h«b,i- zuhvleo. Aber Frau Materna hatte nur da- Wiederkomm«! »ergeffeu und al- vale-ka anfhtrte zu spielen, blickte sie sich »«»ändert nach »hm um, al- wenn sie seinen Beifall erwartet habe. Da er sei», Verstimmung mcht wobl v,rbergen konnte, eilte fi, rasch an seine S«te, um mit ihrer »«che» kleine» Ha»d d»e Falte» auf seiner Stirn, zu glätte». Er ließ »S ruhig geschehen, denn die Berührung dieser Hände lhal ihm immer wohl wie die Berührung von Feenhand. Aber er änderte weder seine Haltung, »och sagte er ei» Wort der Entschuldigung ob« Erklärung. .WaS denkst Du?" fragt, sie schmeichelnd. Er schüttelte nur stumm den Kopf. E- wäre für ihn in diesem Augenblicke auch schwer gewesen, zu sagen, «a- er dachte. Seine Gedanken über da- Gehörte waren zur Zeit so getheilt, »ie seine Empfindungen. .Schon wieder Zweifelsucht!" rief fie halb unwillig. .O, mein Gott, Otto! Wohin soll da- noch führen?" Sie stand auf und ging zum Fenster. .Zweifel, geliebte Vale-ka?' sagte er kühl. .Woran? An dn» Todten, der hier eben io Frage kam? DaS wäre doch absurd. Du sch«nst nur zu geneigt, mir jede kleine Dnstimmvng al- Zweifelsucht auSzulegen. Ich kann doch nicht an Dir u»d an Dein« Mutter zweifeln, deun ich seh« Euch vor mir; so wenig wie an mir selbst, de»n .ich denke, also bin ich", sagt EartefiuS »nd darin stimme ich ihm bei." „Da- ist eben Deine kühle, nüchterne Philosophie", fiel ValeSka lebhaft eia, „die Alle- a»S d«n Bewvßt- seio erklärt und dies,- für da- Maaß aller Dinge hält. Meia philosophisch« Grundgedanke heißt: „Ich liebe, darum bin ich" und ich meine, daß, wenn D» ebenso dächtest, wir viel glücklich« s«a würden." Otto mußte unwillkürlich lach«». .Frauealogik!" lachte «. „Aber doch eine Jak»a- sequeaz Oder Du Haft Deine» vat« »ie geliebt." Sw trat langsam »äh« uud ließ sich mied« a» s«a« Seite »jeder . Kann man auch da- lieben, »aS man nicht kennt?" fragte fie .Kann man auch »inen Schatten liebe»? Ja, wenn er der Schatten «ne- geliebte» Wesen» ist. Denn nur Lieb» erweckt Liebe. Verehren kann ich meinen Vater, den ich nicht kannte und nie gesehen habe; lieben — nein." .Seine Züge »«den fich Dir doch im Bilde spiegeln", beharrte Otto. .Ich hätte den Ma»n, d« mir eia zweiter Vat« hätte werden können — gern einmal gesehen." Vale-ka schüttelte mit einem abwehrenden AuSdrucke den Kops. .Wir besitze» kein Bild von ihm", sagte fi». .Keine Photographir? Kei» Gemälde?" fragt» Ott» «staunt. .Nicht »iamal «n»n Schatt»»riß", s»»fzt« fi«, i» Nachdenken versank»». .Ab« di« Mutt« hat Dir d»ch j»de» Zag d»S th«ur»» Mann«» b^chrieben?" Si» schüttelte stumm de» Kopf. Auch Ott» schwieg Er wurde au» dies« Frau Materna »icht klug. .Hast Du schon mit Deinen A,lt«a gesproch«»?" fragt» fi» plötzliüb. Er starrt» fi» »iven Augenblick an. „N^n", sagt, « daan gedehnt. .Ich f«»d »»ch keine Gelegenheit." .Oder Du suchtest noch k«»e". sagt» fi, «ie t» Betätigung ihr« eigen«! Gedanke». .Ist da» Deia« Aee oder eia, Eing»h»»G Dein« Mutt«?" fragte « l«cht gereizt.