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Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht »ch GGGGGTGGGGGGGGSGL'ÄLSGGGSL'GGGTGDGGGGGGGGD die Redaktion nicht verbindlich. GDGGGGGGGGGDDDDDDGGDGGTGGDGDDGDGDDKDDDDL Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf re. Freitag, den 8. November 1912. Fernsprecher Nr. 151. GeschäslSMe BahMr-ß- S. M JllhlMUg Der Valkankrieg. D - S.':sm.L.-e politische Lage bat sich clw:s Ser geßallet, nachdem die Mächte in em;.-. P-r-.-cke^aus-ausch über das Ersuchen der T-r.c. u- Fr:«:ensoermittelung eingelreim sind. En xr^rlrr-erreißender Anfang zur Lösuna ter SS-i erw'e-.:en märe e auch, wenn >'.ch L-annrr Meldung bestätigte, wo nach Bulnai'.-n r.-rn. Ger-elsstreistn am süd lichen Tonie^uuu -'"iT der Kiste bei Sili- stria zur die BSches Rumäniens an dieses aö-utrelt--- '.n.nüio"en ieu Auf dem Kriegsschauplaxe i : r T .n-ae so, daN, wenn nicht bald e-i C -rouna über die Frie densbedingungen und duru-üb- cm Waten- üillstand erfolgt, die BuSrrc- : rr den Toren Konsran ünopels er'che.-e' u"T der: den Frie den diktieren. Die Tarket ra: nren mililäri- 'chen Zusammenbruch durch das zweite an Ierrn Poincaree gerichtete Er'uche- um 'chleu- "'ge Perm, ttelung o fen zugegeben, wonach der Wer: enmer Konstantinopeler Meldungen, lei Tichtta'dscha würden die Türken nicht nur Widerstand leisten, 'ondern zur O''ennve über- geben, zu beurteilen ist. Ein zweites Pro nillüungsaei'uch richtete die - ürkei nur an Frankreich, nachdem dort ibre erste Bitte um Vermittelung kurzer Hand rbgelelnt worden war, während die -übrigen Mächte ibre grundstrtzliche Geneigtbc-.l ziir Er- Aiwa de-5 Wun'chcS ari benimmte Bedingun- ren kn w'ten. Deu.schtand erklärte sich bereit, Slls d:e übrigen Mächte zu'iimmlm, das Ge- -'.:ch der Türken an die Balkanstaaien weite» -uaeben, ivobei 'elbstrertinndlich dem Zieger uGeüngeslellt bliebe, das Ersuchen anzu- ne men oder abzule neu, d. b. mit anderen Worten, die Bedinaungen anzugebcn, unter A'nen sie aut den Fr-.edens'ck' un eiligeben wol- en. Rußland machte die weitere Per o.gung des Permil cliitigsgeiuri es von der A gäbe einer, wenn auch nicht formell bindenden E» klärung der Türkei, territoriale Opfer bringen Zit wollen, arbängig. Herr Poincarce erwiderte aus das zweite Ansuchen der Türkei, da' ein Trug aus die Balkanstaaten seitens der Groß- n-chle ausge'chloßen ei, und das: die'e in -i'-e Vermittelung nur eintreten könnten, wenn alle Kriegführenden cinwilligten, gleick'wo.I etzie er sich wegen der Friedcnsbine suorl mit allen üRächleir in Verwindung. Tie Beratun gen werden mit Eiser betrieben. Das alles sind ind.men nur Formalitäten, aus die eine oder die rudere Art wird der Friedenswunsch der Türkei den Balkanslaa.en in kürzester Frist zure'ielil werden. Es fragt sich nur, unter welchen Bedingungen Versieg- reiche Pierbund wird Frieden schlief en wollen. Der Präsident des bulgariwten Parlaments Danew erklärte, da' ü.a- Bulgarien mit dem üöedanten des WchtenüülnandeS noch nicht be- fas t bare, da nicht auf imn, sondern aus der Türlei der Kriegsdruck laste, ^-elbstverständ- Üch eiet, aber auch die Bulgaren keine Kriegs- anaüker, sondern kämp'lcn nur um ein be stimmtes Ziel. Sobald die'es erreicht sei, höre der .Krieg von selbst auf. Der Präsident be tonte ferner, daß die Türkei noch in Asien AeAroen bäte und daß Bulgarien in den Wal enstillstand nur wütigen könne, wenn es die Gewißheit habe, das die'er von der Tür ke nicht zur Sammlung neuer Kräfte benutzt werde Die zweite Bedingung für die Ein willigung in den Waffenstillstand wäre die Uebergabe Adrianopels und gewisser Stellun gen auf dem westlichen Kriegsschauplätze, also wol bei Skutar. Konstantinopel stellt für Bulgarien kein Interesse dar, seine Eroberung ist nicht beabsichtigt. Oesterreich sichere sich ourch sein maßvolles Perlalten eine große wirt schaftliche Zr-kunst auf der Balkanhalbinsel. König Nilita von Montenegro sagte einem Berichlerslat.er, die Balkanstaaten wollen ilre Siege allein erkämpfen und wol len auch jetzt ihre Angelegenheiten allein in Ordnung bringen. Ihre Siege hätten sie keineswegs so kühn gemacht, um zu übersehen, daß sie ihre Wünsche mit der Sachlichkeit und Gemahlin begleitet, mit der er gemeinsam das Zarenpaar in Spala besucht hatte. Der Prinz begab sich im Automobil sofort zum Neuen Palais bei Potsdam, wo er seinem kaiser lichen Bruder Bericht über seinen Aufenthalt in Japan sowie im deutschen Schutzgebiet Kiaußchou erstattete. Eine Novelle zur Gewerbeordnung, die dein Bundesrat demnächst zugeht, enthält die Bestimmung, daß auch k.nematographische Vorführungen künsr.g konzession ert sein müs sen. Weiler sollen die Bundesregierungen er mächtigt werden, für GastwirtschaKen mit weib licher Bedienung besondere Borschristen zu er- lrwen. Kaiser Franz Josef über den Ballankrieg. In seiner Ansprache beim Empfange der Delegationen in Budapest wies Kaiser Franz Joseph auf Len Balkankrieg hin, der eine er- öRe Wachsamkeit gebiete. Die Möglichtß.t der Gefährdung wichtiger Inlereüen Oesterreichs mache die baldige Wiederherstellung geordneter polüüchcr und kommerzieller Verhältnisse am Balk m dringend erwünscht. Die kaiserliche Re gierung 'ei daber bereit, im Einverständnis mit den verbündeten Kabinetten im geeigneten Zeitpunkt an einer auf die Wiederherstellung des Friedens abzielenden Aktion der Groß mächte teilzunehmen. Der Monarch dankte so dann noch für die Bewilligung der Wehrvor lagen und gedachte der erfreulichen Entwick lung Bosniens und der Herzegowina dank der loyalen und patriotischen Haltung der Bevöl kerung daselbst. TaS Wahlergebnis in Amerika. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Woodrow Wilton, sie.lt einen von den übrigen Präsidenten und Praß- dentschastskmdidaten abwc.chenden Tvpus dar. Mit ihm wird zum erüen Male leit dem Bürgerkriege ein Südländer Präsident. Mit Ausnahme Clevelands, der in der erüen Hälfte der neunziger Jalre Präsident war und den den Handel mit Europa unterbindenden rigo rosen Zolltarif beseitigte, ist Wil'on fei': 50 Iabren der erste Präsident, welcher der demo kratischen Partei angehört. Der dritte und vielleicht we'entlichste Unterschied besteht darin, daß der neue Herr nicht zu den Berufspolin wrn gehört, sondern Gelehrter ist und längere Zeit Rektor der berühmten Ioln Hopkins Universität war. Großes Außelen erregte es, als Wilfon vor einigen Jahren zum Gouver neur vonNew-Uerey erwällt wurde, und noch größeres, als er der landesüblichen Korrup tion und dem Trustwesen entschieden zu Leibe ging und eine Anzahl maßvoller und klug ab gewogener sozialpolitischer Gesetze einführte. Woodrow WiEon, der in seinem Buche „Der Staat' e.ne tieie Kenntnis der europäischen Ltaatsverhältnisse bekundete, wird gir Deutsch land die reundlichsten Gesinnungen bekun den und das in seiner Macht stehende tun, um den Handelsverkehr mit dein Deutschen Reiche Mrch Zollerniäßigungen zu erleichtern, wenn er auch weit davon entfernt ist, ein radikales Freß andelssyslem einzuführen. — Woodrow W.l on, der am 28. Dezember 1856 in Staun mn im Staate Virginia geboren wurde, er hielt bei der Wahl am Dienstag 408 Snm> 'nen, während die restlichen 115 auf Roose velt und einige davon auf Tast entfielen. Letzterer ist nahezu ganz ausgefallen. Nock de keiner der bisherigen Präsidewenwablen seit dem Jahre 1787 hat ein Kandidat, abge'elen von Washington, eine solche St mmenmebrheä auf sich vereinigt wie gegenwärtig Wilson. Ter Zersplitterung der republikanischen Partei h.u Wilson seinen glänzen den Sieg zu verdau Kn, zu dem ihn als einer der ersten der unter legene Teddy Roosevelt beglückwünschte. Ein eigenartiges Bild bot die Teilnahme der Frauen an den Wahlen in den Staaten Wyoming, Mai Colorado, Calisornien, Idaho und Washington. Ueberall stimmten die Frauen, die auch im Wahlvorstande faßen, für Roose velt, der das Frauenstimmrecht auf sein Pro gramm ge'etzt hatte. Jin Staate Wisconsin entschied eine Volksabstimmung gegen die Ein sütrung des Franenwahlrechts. Bekanntmachung. Nachdem das ausgestellte Ortsgesetz der Gemeinde WiistenbrlMd, die Herstellung von Straßen, Fußwegen und Schleusen betr., vom Königlichen Ministerium des Innern genehmigt worden ist, lwgt dasselbe von heute ab 14 Tage lang zur Einsicht für jedermann, hier, im Ge meindeamt aus. Wüstenbrand, am 4. November 1012. Der Gemeindevorstand. alten Eisen werfen. Das gilt besonders von dem früheren ungeschriebenen Gesetz, kein Staatsmann d 'r e sich mehr als zweimal zum Präsidentschafts-Kandidaten ausstellen lassen. Aufgeräumt ist erfreulicherivo.se wenigstens zu einein großen Teil auch mi. der ehemaligen Beuteverteilung, in Welcker nach einer Neu- wabl alle Staatsposken vom Minister bis zum letzten Postbeamten mit neuen Leuten, die natürlich der siegenden Partei entnommen waren, besetzt wurden. Heuke wird doch für atze wichtigeren Stellen eine entsprechende Vorbildung gefordert, und nur der Rest bleibt zur Belohnung für Parteigänger, die dann in den vier Iabren ihrer Amtsverwaltung gemäß der Dauer des Vräsidenten-Amtes so viel wie nur irgend möglich berauszuschlagen suchen. Eine Erinnerung an den alten Schlendrian bildet Guiteau, der den Präsidenten Garfield erschoß, weil ibm ein ge orderter bequemer Posten abgeschlagen war. So bleibt die Neuwabl eines nordameri kanischen Präsidenten am bedeutsamsten für das innere politische Leben der Republik, das nicht selten ganz merkwürdige Erscheinungen ent wickelt. Die letzte Präsidentschaft Roosevelts war reich daran, und auch unter seinem Nach folger William Takt ist es laut genug zugc- gangcn. Deul'chland bal mit der nordameri kanischen Union sei: geraumer Zeit verbind liche Höflichkeiten ausaetauscht, wir haben manche schön klingende Rede gehört, jedes Iabr kommen amerikanische Professoren zu uns und geben deutsche Gelehrte nach drüben hinüber; auch Statuen und Denkmäler sind ausgewech- kelt worden, aber alle diele Tatsachen sind doch nur an der Oberfläche hasten gebliebene Erscheinungen, die das, woraus es ankommt, die handelspolitische Verständigung, noch wenig berührt haben. Erfreulich ist binaegen, daß sich die zahlreichen Deutschen in Nordamerika in neuester Zeit mehr als früher auf ibre Ab stammung besonnen haben. F «ryMHesck; § chte. Giuliano in Berlin. Der italienische Min ster des Auswärtigen di Sm Giuliano, der bei feinem Empfange in Potsdam dem Kaiser ein eigenhändiges Handschreiben des Königs von Italien über reichte, verläßt am morgigen Freitag Berlin w'eder, nm Dienstag nach Rom zurückzukehren und dort nach dem bevorstehenden Zufamnnm- u itt des Parlaments diesem Mitteilungen über die auswärtige Lage zu machen. Mit großem Interesse erkundigte sich der Minister bei den Mitgliedern der italienischen Kolonie, die ihren Landsmann auf derBotschcht begrüßten, wann in Deutschland der Umschwung der öffentlichen Memung über die Berechtigung des Tripolis krieges erfolgt lei. Der Min ster war erfreu' zu hören, daß sich der Umschwung zu Gunsten Italiens schon geraume Zeit vor dem Frie densschluß vollzogen bat. Am Mittwoch mit tag nahm Marchese Giuliano das Frühstück beim Staatssekretär v. Köderten gemeinsam mit den Staatslekre ären v. Tirv.tz und Dr. Solf nebst deren Gemahkinn n ein. Nachmit tags 5 Ubr erschien er zum Tee bei der Kai serin, wobei auch der Kauer noch einmal zur Aussprache m.t dem Minister Gelegenheit nahm. Abends war Diner beim Reichskanz ler. Auch der heutige Donnws.ag wird noch durch Besprechungen des Leiters der auswär tigen Politik Italiens mit dem Reichskanzler und dem Staatssekretär v. Kiderlen-Wächter ausgefüllt. Dit Rückkehr des Prinzen Heinrich von Preußen von seiner JaPanreisc erfolgte am Mittwoch. Der Prinz war bei seiner Ankunft von seiner In neue Präsident. Die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist vorüber; gewählt ist der Demokrat Wilson, dessen Bild wir hier unsern LeIrn Vorjahren. Hätte sich der gegenwärtige Präsident Taft entsch'ießen kön nen, zn Gunsten der .Kandidatur seines Vor gängers Theodor Roosevelt zurückzusteten, so würde die er wahrscheinlich den Sieg errungen haben. Die Wahl des Staatsoberhauptes in der großen Republik jenseits des Ozeans hat heute nicht mehr die Bedeulung wie einst fiir das internationale Wirtschaftsleben; im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten ist für die Politik das Wahrscheinliche bereits Ereignis geworden, mag der Präsiden, einer Partei angchören, welche auch immer es sein mag. Die hohe wie die Zoll-Politik sind im wesentlichen fest gelegt worden, alle Anläufe, die hinsichtlich einer Aenderung der letzteren unternommen wurden, sind auf halbem Wege zum Stillstand gekommen. Viele Worte sind gemacht, aber die Taten sind nur im bescheidenen Maße ge folgt, und selbst der ungestüme Roosevelt hat in seinem Kampfe gegen die Miltzoneu-Speku- lanten nicht obgesiegt, obgleich die Erbitterung der Bevölkerung gegen deren Verteuerungs- Polilik allgemein war. Vielleicht gewinnen wir günstigere Zollmtze drüben durch urtzer nenes Petro eu »-Monopol; eine wirkliche wirt schaftspolitische Reform in Nord-Amerika ist aber nur von einem gemeinsamen Protest ganz Europas zu erwarte», und daran ist leider vorerst nicht zu denken. Der Nord. Amerikaner ist ausgesprochener Geschäftsmann, er bat nur Sinn für den blan ken Verdienst, nicht für internationale Rück sichtnahmen. die Om seinen geschäf liehen Ge- wiun um »ine Kleinigkeit schmälern könnten. Das zeigte sich bei der ersten Ankündigung unseres Petroleum-Monopols, gegen das man sofort drüben Sturm lief. Und ebenso steht eS in der hoben Politik; seitdem im Kuba- Kriege die Amerikaner den maßgebenden Ein fluß auf dieser einst spanischen Insel gewon nen nnd die asiatischen Philippinen-Inseln be setzt haben, seitdem später der Ban des großen Schifsabrtskanales durch die Landenge von Panama begonnen nnd dessen Befestigung be schlossen worden ist, ist die auswärtige Politik der Regierung in Washington festgelegt. Sie muß die ent'ernten Angelpunkte ihrdr Macht aufrecht erhalte», und könnte sie unter einem c-rgeizigen Präsidenten nur noch weiter aus dehnen. An eine Beschränkung ist nicht zu denken! , Die Amerikaner sind über manche prinzi pielle Frage fortgekommen, die früher den Wahlkampf beherrschte, und werden auch noch weitere unumstößliche Grundsätze von einst zum