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Weißerih-Ieitung Erscheint Dienstag« und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanftal- ten. Preis pro Quart. l ONzr. Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet ch u. in allen Ex peditionen an genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Wie die Russen in den Besitz der Krim gekommen sind. *) Nachdem die Einwohner der Krim sich durch die Reihe der Jahrhunderte hindurch eine größere oder gerin gere Selbstständigkeit zu erhalten gewußt hatten, geschah eS am Schluffe des vergangenen Jahrhunderts, daß Ruß land seinen längst gehegten Plan zu ihrer Eroberung in das Werk zu setzten wußte. Durch den Frieden, welchen Rußland zu Kutschuk-Kainardge am IO. Juli 1774 mit der Türkei abschloß, erledigte sich die türkische Oberherr schaft über die Krim und es wurde ein Zweig von der Familie der Khans, der als Gefangener und Geisel zu Petersburg gewesen war, Sahin Guerai, auf den Thron der Krim gesetzt. Dies war der erste Schritt zum Um sturz dieses Reiches. Von dem Augesiblick seiner Thron besteigung an hörte der russische Minister in der Krim, ein bekanntes Werkzeug Potemkins, nicht mehr auf, die Tataren gegen den Khan aufzuhetzen, Gährungerr z» ver anstalten, die Unzufriedenen durch Geld zu gewinnen und das Volk zu Empörungen aufzuwiegeln/ Zugleich wußte er den Khan zu lauter solchen Handlungen zu bestimmen, welche ihn seinen Unterthanen verhaßt machen mußten. Durch große Bedrückungen und unerschwingliche Steuern stieg der Haß gegen den Khan immermehr. Eine furcht bare Empörung brach aus; der Khan flüchtete und ließ sich bereden, russische Truppen zu seinem Beistände herbei zu rufen. Dieses hatte man beabsichtigt. Die Russen rückten in das Herz der Krim ein, verurtheilten, unter dem Vorwande der Bestrafung, alle diejenigen zum Tode, die ihnen gefährlich werden konnten, und setzten sich in Besitz aller festen Plätze. Der Khan kehrte zurück und ließ in Gegenwart her russische» Truppen seine vornehm sten Edelleute steinigen. Dem getäuschten Khan und seinen »och mehr getäuschten Unterthanen gingen aber endlich die Augen auf. Sie gaben sich zwar jetzt alle Mühe, um eine in ihren Folgen so äußerst verderbliche Verbindung wieder aufzuheben; es war aber zu spät. Der Khan be fand sich als ein Gefangener in der Mitte der russischen Armee. Man machte ihm den Vorschlag, die Krone der Krim niederzulegen, allen Ansprüchen auf dieselbe zu entsagen, die Halbinsel zn verlassen, und durch seine Un terschrift zu bekennen, daß alle Mitglieder seiner Familie ihrer Erbrechte auf den Thron der Krim für immer ver lustig wären. Der Khan empfing diesen unerhörten Vor schlag mit Unwillen und Erstaunen, Man eröffnete ihm aber, daß er keineswegs seiner Würde und ihres Glanze- -) Au« vem sehr cmpsehlenSwerihen Schristchcn: „Die Krim. Ihre Geschichte und geographisch-statistische Beschrei bung mit besonderer Rücksicht auf dte gegenwärtigen Kriegs- »reigntffe. Nebst »mrr Karte. 2. Auflage." Leipzig, bei Remmelmann. Preis 7'/; Ngr. beraubt werden, sondern blos in Zukunft in Peters burg seine Residenz aufschlagen sollte; dort sollte er einen weit prächtigeren und glänzenderen Hof haben, al- in der Krim; er sollte einen JahreSgehalt von 100,000 Rubel bekommen und mit Geschenken überhäuft werden. Der Khan erkannte die Schlinge, in die er gefallen war, aber es blieb ihm kein Mittel, sich daraus zu befreien. Er besaß aber Festigkeit genug, auf seiner Weigerung zu be harren, und nun schritt man zur Gewalt. Der Khan wurde nach Kaluga gebracht, damals noch ein elendes Dorf an der Okka und 1000 Werste oder ISO Meilen von Petersburg entfernt. Von hier aus durfte er sich un ter keinem Vorwande entfernen. Da ihm nun auch sein Jahresgehalt nicht ausgezahlt und keine einzige der ihm gemachten Bedingungen erfüllt wurde, so drang er end lich darauf, daß er nach Petersburg gebracht würde. Al lein dieses wurde ihm auch abgeschlagen. In einem An fälle von Verzweiflung erklärte er, daß man ihn an dir Türken ausliefern sollte; diese würden, da sein Tod ein mal beschlossen sei, ihm wenigstens das Recht nicht ver sagen, die Art desselben zu wählen. Die Russen waren grausam genug, dieses von der Verzweiflung auSgepreßte Verlangen zu erfüllen. Sie ließen den Khan sofort über die türkische Grenze bringen, wo er gefangen genommen und bald darauf auf der Insel Rhodos enthauptet wurde. Aus diese Weise kamen die Russen in den Besitz der Krim im Monat April 178L. , . , . Der Frauensteiner Wassermangel, die dadurch für die Frauensteiner schon öfters Stattgehabten Beschwerlichkeiten und Gemüthd- unruhen, sowie die gründliche Abhilfe dieses Uebelstandes. Es bedarf doch gewiß keines Beweises dafür, daß, wenn die Bewohner eines Ortes wochenlang kein Trink wasser in ihrer Nähe haben, dies höchst beschwerlich ist; besonders wenn die einzelnen Wasserplumpen des Ortes gewöhnlich ein sehr schmutziges, nicht selten mit Dünger jauche stark geschwängertes Wasser liefern; ebensowenig wie dafür, daß in einem Städtchen, wie Fr au en st ein, wo lauter alte, ausgedörrte, mit Schindeln gedeckte Häuser hart an einander stehen und mit ihren Hintergebäuden gleichsam in einander eingeschoben find, das Ausmalen der Folgen eines möglichen Brandunglückes die Gemüther außerordentlich in Unruhe und Sorge setzen muß. Ueber die Art und Weise, wie diesem Urbelstande bei uns gründ lich «bzuhelfen sei, hat man sich bisher, ohnerachtet der vielen Anregungen dazu, ohnerachtet der vielen Kosten, die die jetzige Wasserleitung für den Ort schon hervorge- rusen hat und auch voraussichtlich immer wieder hervor«