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Dienstag. . Ur. 8. 28. Januar 1868. Z' Weißerih-Zeitung. A Postanstalten. > 8 Pftz. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Aemter und Stadtrüthe zu Dippoldiswalde uud /raueustei». Verantwortlicher KedUteur: Larl Lehne in Vippoldiswald». TageSgefchichte. Dippoldiswalde, 27. Januar. In der letzten Versammlung unseres Gewerbevereins zeigte und erläuterte Hr. Seifensiedermstr. Lommatzsch die Her stellung der Seife. Nach Mittheilungen über die Beschaffenheit der zu verwendenden Ingredienzien, der Fette und der Laugen, führte derselbe die Fabrikation der Cocosnußöl-Soda-Seife praktisch vor und beschenkte schließlich jeden Zuhörer mit einem Produkte seiner Thätigkeit. Möchten uns unsere Gewerbtreibenden mit mehr solchen dankenSwerthen Mittheilungen erfreuen. — Wir theilen gern unfern Lesern mit, daß der hiesige erste Mädchenlehrer Herr Ferd. Engelmann, dem schon im vorigen Jahre ein von der „Ammon- Stiftung" zu Dresden für die Bearbeitung eines be stimmten Thema festgesetzter Preis zuerkannt worden war, auch in diesem Jahre wieder diesen Ehrenpreis erhalten hat. Die Aufgabe war: „Wie ist in der Volksschule der Grundsatz der Anschaulichkeit aus den Religionsunterricht anzuwenden?" — Die seit Freitag bei uns wieder gewordene schöne Schlittenbahn wird, wenn die mit heute ein getretene milde Witterung anhalten sollte, nicht lange dauern. Anders in Altenberg, wo am Freitag und Sonnabend, wie wir uns selbst zu überzeugen Gelegen heit hatten, die Schneemassen noch in erstaunlicher Höhe lagen, wo ein Schneesturm wüthete, wie er selten dort vorkommt, so daß fast alle Communication gehemmt war, und man fürchtete, daß die Post weder ankommen könnte, noch von dort würde abgehen können. Wir sahen an mehrer» Häusern Stölln zu den Eingängen durch Schneewehen hindurch gegraben, viele bis an'S Dach eingeschneit; Einkäufe besorgende Dienstmädchen hatten den Korb in der einen, in der andern Hand die Schneeschaufel, und der Sturm führte den Schnee mit großer Gewalt als stechende Nadeln ins Gesicht. Möchte auch dort bald mildere Witterung eintreten, die regeren Verkehr namentlich von außerhalb in die Stadt bringt. — Im großen Garten in Dresden wurden am 23. Januar zwei Leichname, ein männlicher und ein weiblicher, in ziemlich unmittelbarer Nähe neben ein ander liegend, aufgefunden und polizeilich aufgehoben. In dem ersteren erkannte man einen Kriegsreservist O. aus Ostritz, der, sich zuletzt in Dresden aufhielt; der letztere ist zur Zeit noch nicht recognoScirt. Neben den Leichen lag ein abgeschossenes Pistol, mittelst dessen die Tödtung augenscheinlich stattgefunden. Es gewinnt den Anschein, daß O. erst seine Begleiterin und dann sich selbst erschossen hat. Ueber das Motiv der That verlautet noch nichts Bestimmtes. Dresden. Die neue Kirchen-Verfassung (Kirchenvorstands- und Shnodalordnung) ist nunmehr von beiden Kammern der Ständeversammlung ange nommen worden. Die künftige Synode wird 73 Mit glieder umfassen, und zwar 33 Geistliche und 40 Laien. — Die königlich sächsische Armee zählt jetzt im Frieden 24,143 Mann mit 5075 Pferden, welche be ständig im Dienste sind, dagegen im Kriege (die Land wehr eingerechnet) 67,599 Mann mit 15,715 Pferden. Den Truppengattungen nach vertheilen sich diese auf Infanterie 50,423 Mann, Kavallerie 7346 Mann, Artillerie 4682 Mann mit 96 Geschützen, Pioniere 721 Mann, Train incl. Lazarethe, Feldbäckerei rc. 4111 Mann, Kommandostäbe 316 Mann. In obiger Haupt summe sind enthalten 11 Generäle, 1661 Stabs- und Oberoffiziere, 271 Aerzte, 62,547 Unteroffiziere und Soldaten, 91 Beamte, Auditeure, Geistliche rc. — Die Production der Thode'schen Papierfabrik zu Hainsberg betrug im 1.1867 über 5'/r Millionen Pfund Papier und die Fakturirung ziemlich 700,000 Thlr., 12 Procent mehr als im Vorjahre. Die Divi dende wird zu 12 Proc., vielleicht auch zu 12'/» Proc. beschlossen werden können. Preußen. Die Noth in O st Preußen wird durch die eingehenden Privatbeiträge und die nun kräftigere Unterstützung der Regierung wohl gemindert, besteht aber immer noch in höchst traurigem Umfange fort. Nach dem dritten Gabenverzeichniffe des Berliner Hilfs vereins für Ostpreußen sind bis zum 18. Januar im Ganzen 123,022 Thlr. in Geld und verschiedene Sen dungen von Lebensmitteln und Bekleidungsgegenständen eingegangen. — Die Suppenanstalt der Stadt Gum binnen erfordert allein wöchentlich eine Summe von 104 Thlrn., um nur die Unterstützungsbedürftigen aus der Stadtcommune vor dem absoluten Hungerleiden zu schützen: welche Summen wird nicht der ganze Kreis, geschweige denn alle nothleidenden Kreise der Provinz nur zu diesen beiden Zwecken wöchentlich verbrauchen? Und dabei ist noch an keine andere Kategorie der Noth leidenden, als an die Arbeiterbevölkerung gedacht, und wir stehen erst am Anfänge der zweiten Hälfte des Januar, haben also noch beinahe vier Monate vor uns, bis es mehr Arbeit und Verdienst, und noch sieben Monate, bis eS nach der neuen Ernte vielleicht billigere LebenSmittel-Preise giebt! vr. M. Hirsch schreibt in seinem neuesten Bericht: er habe in dem Dorfe Skar- dupehen die Kinder nur mit fadenscheinigen Lumpen