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Dresdner Journal : 13.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960813
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960813
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-13
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 13.08.1896
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vei„«»ret»: Für Dre-den viertellährllch 2 Marl »o Pf, bei den Kaiser» lich deuclchen Popanstalten vierteljährlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche« Poft- und Etemprlzuschlag. Einzelne Nummern: lt> Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr-Anschluß: Nr.1L»S. Dres-ncr Ankündigung-gebühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SU Pf. Bei Tabellen- und Zifsernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr 1LS5. ^k187. Donncrötag, den 13. August, abends. 18»«. Amtlicher Teil. Dresden, 13. August. Ihre Kaiserl. und König!. Hoheiten die Frau Erzherzogin Otto und der Erzherzog Karl Franz Joseph von Oesterreich sind gestern Abend nach Persenbeug abgereist. Dresden, 12. August. Mit Allerhöchster Geneh migung ist der Privatdozent vr. xkil. Arthur Schneider in Leipzig zum außerordentlichen Pro fessor in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Dresden, 11. August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Anstaltspfarrer Karl Friedrich Keydel in Hohnstein das Ritterkreuz I. Klasse des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Seidenwaarenfabrikaut Lotze in Hohenstein den ihm von Sr. König!. Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach verliehenen Titel als Hoflieferant Ihrer König!. Hoheit der Frau Großherzogin von Sachsen und den ihm von Sr. Hoheit dem Herzog von Anhalt ver liehenen Titel als Hoflieferant Ihrer Hoheit der regierenden Frau Herzogin von Anhalt annehme und führe. Wekanntrnachung. Nachdem die Süddeutsche Feuerversicherungs- Bank zu München laut Bekanntmachung des König lichen Ministeriums des Innern vom 29. Juli dieses Jahres die Koncession zum Geschäftsbetriebe im König reiche Sachsen unter den gesetzlichen Bedingungen und Beschränkungen erlangt und die Stadt Leipzig zum Sitze ihrer Geschäftsverwaltung gewählt hat, so ist Herr Emil August Ernst Bruno Arthur Karl Adelbert Marx in Leipzig zum Bevollmächtigten der genannten Feuerversicher ungs-Bank innerhalb deS Königreichs Sachsen bestellt und Letzterer in dieser Eigenschaft bestätigt, auch beim Stadtrathe zu Leipzig in Pflicht genommen worden. Dresden, am 12. August 1896- Königliche Brandversicherungs-Kammer. «sie Schwedler. Groh. Erueurmugen, Versetzungen rc. tm öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Postverwalt ung sind ernannt worden: Max Krauße, Karl Hermann Metzner, Eduard Heinrich Gustav Baake, Heinrich Arthur Hase und Adolf Richard Barthel, zeither Postassistenten, als Ober-Postassistenten im Bezirke der Kaiserl. Ober-Postdirektion zu Leipzig; Karl Hermann Prose, zeither Postanwärter, als Postassiftent im Bezirke der Kaiserl. Lber-Postdireltion zu Leipzig; Heinrich Bernhard Bellmann, Schuhmacher, als Postagent in Dürnthal. Nichtamtlicher Teil. Der Besuch -es Jaren in Paris steht nunmehr fest, der Kaiser und seine Gemahlin werden, ersterer vom Fürsten Lobanow begleitet, am 8. Oktober in der französischen Hauptstadt eintreffen und daselbst mehrere Tage verweilen. Die „Agence HavaS" hat es verkündet, der russische Botschafter in Paris hat es auf Anfragen von Zeitungen bestätigt, und nun berauscht sich alle Welt in Frankreich an den Vorfreuden dieses nahen Ereignisses und Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 12 d Mts: „Zar und Zimmermann." Komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing In der gestrigen Aufführung, der vierten nach den Ferien, hat ein Gast, Hr Greder vom König!. Hof theater in Kassel, als van Bett mitgewirkt. Wir haben für diese Rolle in Hrn. Decarli einen stimmlich ungenügenden, aber darstellerisch ausgezeichneten Vertreter Denselben in ersterer Beziehung zu übertreffen erfordert wenig Aufwand und ist auch Hrn. Greder sehr leicht gelungen, der keineswegs über bedeutende Mittel verfügt. Sein hoher Baß, in der oberen Lage ziemlich ausgiebig, versagt in der Tiefe schon beim V und klingt im ganzen recht trocken Seine gesanglichen Manieren geben weder zu besonderem Lob noch zu besonderen Ausstellungen Anlaß, sein Vortrag ist gewandt, wenn auch rhythmisch nicht immer vollkommen scharf. In der Darstellung zeigten sich mancherlei wirk same Züge, die auf gute schauspielerische Übung zurück deuten, doch ist die Komik Hrn GrederS zu unruhig, wechselt zu hastig in ihren Mitteln für die einzelne Szene ab und entzieht so der Gestalt des Bürgermeisters die Einheitlichkeit. Auch mutet sie vorwiegend nüchtern an, liebt sowohl in Gesangsbetonungen wie in Mimik und Gesten etwa» Zugespitztes, was dem behäbig-dicken, lang sam denkenden Oberhaupte von Saardam nicht am zu träglichsten ist. Recht gut geriet Hrn Greder die Auf trittsarie im ersten Akt, in welchem seine Leistung über haupt mehr Wirkung machte als im zweiten De» Bürgermeisters Nichte gab Frl. Wuschke recht lobenswert, musikalisch sicher, im Dialog mit manchen hübschen Accenten und im Spiel immerhin angemessen, wenn auch noch ohne Mannigfaltigkeit der Bewegungen bewegt sich anläßlich desselben in einem Taumel von Erwartungen. Das Stärkste in derartigen Aus brüchen leisten bis jetzt die monarchistisch und religiös katholisch gesinnten Kreise, deren Hauptorgan, der „Figaro", bei den zahllosen Anregungen bezüglich der dem russischen Kaiserpaare darzubringenden Huldig ungen das Hauptwort führt und dem Besuche jetzt schon, fast volle zwei Monate vorher, an hervor ragender Stelle eine stehende Rubrik für allerlei Berichte und Betrachtungen eingeräumt hat. In ihrer Freudetrunkenheit und schier unermeßlichen Begeisterung übersieht die französische Presse die Grenzlinie, die sie bei Behandlung des dem Präsidenten dcr fran zösischen Republik aus eben denselben Motiven, wie auch den Höfen von Wien, Berlin und London zu gedachten Besuches nicht überschreiten sollte, ohne sich und die „große Nation" sozusagen zu „blamieren". Man weiß allerdings, daß insbesondere die ton angebenden Pariser und die Bevölkerung der übri gen großen Städte im öffentlichen Leben und in der Politik ohne häufige demonstrative Schau- stellungen ihrer Gefühle nicht auskommen können, und daß die französische Nation durch solche Glanz vorstellungen des Patriotismus zur Festhaltung an bestimmten politischen Systemen angeeifert werden muß, aber die führende Rolle bei derartigen Kund gebungen und Veranstaltungen hat bisher stets die radikal-chauvinistische Pariser Boulevardpresse inne gehabt, während die konservative Presse sich meist in der würdevolleren Haltung der besonnenen Beschauer und zuweilen auch in der der — Nörgler gefiel. Wenn nun angesichts des bevorstehenden Besuches des russischen Kaiserpaares diese Rollen zwischen der radikalen und konservativen Presse vertauscht worden sind, so ändert dieser Umstand zwar nichts an der thatsächllchen Bedeutung dieses Ereig nisses, wirft jedoch ein Schlaglicht auf die durch die angekündigte eheliche Verbindung des französischen Kronprätendenten mit einer österreichischen Erzherzogin im monarchistischen Lager neubelebten Hoffnungen be züglich der baldigen Wiedcraufrichtung der Monarchie in Frankreich. Die monarchistische Presse ist ja in letzter Zeit überhaupt aus ihrer seitherigen vorsich tigen Zurückhaltung mehr hervorgetreten, um mit Hilfe des gleichgesinnten „streitbaren" Klerus die Volksmassen zu Gunsten der Restaurierung der Monarchie zu be arbeiten. Ihre auf dieses Ziel gerichteten Bemüh ungen haben auch schon ein wahrnehmbares Anwachsen der monarchistischen Bewegung zur Folge gehabt, doch ist letztere noch lange nicht stark genug, um den Prinzen Philipp von Orleans zu dem ihm „vererbten" Throne von Frankreich zu verhelfen. Eine weitere Förderung der monarchistischen Pläne erhofft man nun seitens des Zaren Nikolaus II., wenn die Monarchisten bei den demnächstigen Feierlichkeiten und Huldigungen im Vordergründe stehen und auf sich iu vorteilhafter Weise aufmerksam machen können. Wir haben nicht den geringsten Grund, den Monarchisten in Frankreich dieses Werben um die Protektion des Zaren zu verargen, und ebenso kalt lassen uns auch die von der radikalen Presse vor getragenen Ansichten und Hoffnungen, daß der Zaren besuch in Paris den in den letzten Jahren wieder ge sunkenen Mut der Franzosen in Angelegenheit einer Korrektur des Frankfurter Friedens neu beleben werde. Deni jungen Zaren wird die Absicht fernliegen, durch seinen Besuch in Paris die Revancheidee zu stärken; weit näher liegt die Kombination, daß Nikolaus II. den Franzosen dadurch, daß er nach Paris erst nach Abstattung seiner Besuche in Wien und Breslau kommt, zu verstehen giebt, daß die Auf rechterhaltung und Kräftigung der freundnachbarlichen Beziehungen des Zarenreiches zu Deutschland und Österreich-Ungarn mit seiner Auffassung des Verhält nisses von Rußland zu Frankreich wohl vereinbar ist. Wie sich all diese Dinge bei nüchterner Betrachtung ausnehmen, stellt ein Aufsatz der „Hamb Nachr." dar, welcher an folgende Äußerungen des „Temps', bekanntlich eines verhältnismäßig besonnenen Pariser Blattes anknüpft: „Menschen sind zu einander weniger hingezogen, weil sie ähnlich denken, als weil sic gleich fühlen, dasselbe wollen, dasselbe verwerfen, hat der alte Römer gesagt, das ist die Grundlage der Freund schaft. Die Freundschaft von Frankreich und Ruß land ist vor allem aus dieser Gemeinsamkeit des Widerwillens und der Hoffnungen gemacht. Jeder mann versteht dies, ohne daß man es zu er klären braucht." Dazu führen nun die „Hamb. Nachr." aus: Gewiß versteht dies jeder Franzose ohne weitere Erklärung; nur glauben wir, daß die vom „Temps" behauptete „Gemeinsamkeit des Widerwillens und der Hoffnungen" (gegen Deutschland) ein Phantom ist. Rußland hat in Bezug auf Deutschland keine Hoffnungen zu hegen, die denen der französischen Revanchesucht entsprächen, denn Deutschland hat Rußland nicht besiegt, hat ihm keine Provinzen und Milliarden abgenommen und nicht sein miltärisch-politisches Prestige zerstört; Ruß land aber findet seine Rechnung bei einem guten Einvernehmen mit Deutschland so gut wie wir die unserige bei Pflege unserer russischen Beziehungen. Die Gortschakvwsche Mystifikation, daß Rußland auf dem Berliner Kongreß von 1878 durch Deutschlands Verschulden um die Frucht seines Sieges über die Türken gebracht worden sei, ist längst als solche nachgewiesen und hat ihre Wirkung selbst auf panslawistische Ge müter allmählich eingebüßt. Wir stehen auch sonst zu Rußland in keinem Eifersuchts- oder Konkurrenz verhältnisse, da die russische Politik ihre wichtigste Aufgabe im Orient zu lösen hat, wo wir keine Kol lision zu fürchten haben. In Europa aber hat Ruß land von uns nicht zu gewinnen; sein Bedürfnis ist nicht auf Vermehrung seiner polnischen Unterthanen aus den preußischen Gebietsteilen gerichtet und sieg reiche französische Truppen im Weichsel- und Oder gebiete bilden eine Perspektive, die auch für ein rus sisches Auge nichts Verlockendes hat. Außerdem würde eine volle Niederlage Deutschlands, wie eine solche Frank reichs, Rußlands Position in Europa, die es jetzt inne hat, nur beeinträchtigen. Rußland hat jetzt Frankreich und Deutschland in allen wichtigen Fragen auf seiner Seite; weshalb sollte es sich den Franzosen zu Liebe aus dieser eminent günstigen Lage bringen? Und die Franzosen werden sich hüten, Rußland zur Option zwischen sich und Deutschland zu zwingen. Rußland ist in einer ähnlich glücklichen Lage, wie die, in der wir uns früher befanden: es hat zwei Stränge auf seinem Bogen. Es wird ihm nicht im Traume ein fallen, aus reiner Begeisterung für Frankreich einen derselben zu durchschneiden. Kann so von einer Ge meinsamkeit der Hoffnungen der Franzosen und Russen gegen Deutschland überall nicht die Rede sein, so ist auch die Gemeinsamkeit des Widerwillens eine Erfindung oder Übertreibung. Abgesehen von gewissen Kreisen der St. Petersburg Pariser Geiell- schast und einem Teile der unter polnischem Einfluß stehenden russischen Presse, wird eine solche Gemein samkeit des Widerwillens, was Rußland betrifft, schwerlich zu erkennen sein, selbst wenn man die pansla wistischen Kreise in Betracht zieht. Denn der Pansla wismus arbeitet in letzter Linie doch auf speziell russische Zwecke hin und er hat sich im Laufe der Zeit davon überzeugen können, daß diese mit Deutsch land besser als gegen Deutschland gefördert werden. Aus diesen Gründen sehen wir d m Zarcubesuche in Paris mit größter Seelenruhe entgegen. Hr. Fanre wird den Zaren dort nicht „wickeln" und Nikolaus II. wird sich das stürmisch-leidenschaftliche „Vivo I'empereur!" oder „Vivo Io Dssr!" der Pariser zwar gern anhören, sich höflich und liebenswürdig erweisen und auch nichts thun, was die Franzosen aus ihrer Wahn vorstellung ausscheuchen könnte, daß Rußland ihnen Elsaß-Lothringen wieder verschaffen werde, aber damit wird die Sache auch zu Ende sein. Der Aar wird Paris wieder verlassen, und die Franzosen können weiter — hoffen und harren. Sie werden die wahre Sachlage, obwohl sie so klar und einfach ist wie das Einmaleins, niemals begreifen, und wir müssen uns eben darauf gefaßt machen, mit dem französischen Wahn der russischen Allianz gegen Deutschland noch bis zum nächsten weltgeschichtlichen Wendepunkte zu rechnen. Zur Lage in Spanien. Die Opposition der spanischen Deputiertenkammer hat, nachdem Sagasta ihre obstruktionistischen Bestreb ungen für unpatriotisch erklärt, es aufgegeben, die Politik des Ministeriums Canovas systematisch zu hemmen. Daher ist denn auch die Budgetberatung am Dienstag bereits bis zur Annahme des ord.nt- lichen Staatshaushaltsentwurfs gefördert worden, und die Aussichten der Regierung, für ihre Vorschläge zur Deckung des unmittelbaren Ausgabenbedarss die Zustimmung der Opposition zu erhalten, haben sich gebessert. Allerdings mußte Hr. Canovas zu diesem Behufe seinen letzten Trumpf, die Drohung mit seinem Rücktritt von dem leitenden Posten, ausspielen. Es b.darf wohl keines schlagenderen Beweises für den schweren Ernst der politischen Lage Spaniens, als diesen Entschluß eines Mannes, dessen Ehrgeiz und Beanlagung für das öffentliche Leden bekannt sind. In der That würde, woraus die „B. P. N." in einer nachstehend von uns berücksichtigten Ausführung Hin weisen, ein Rücktritt des Ministeriums unter den ob waltenden Verhältnissen nur das Vorspiel einer all gemeinen Staatskrise von schwer übersehbaren Folgen sein. Das mindeste, was in dem Falle ein treten müßte, wäre die Kammerauflösung und Aus schreibung von Neuwahlen, d. h. eine Maßregel, welche zur Entfesselung der bedenklichsten Volksleiden schaften zu einem Zeitpunkt führen müßte, wo Spanien mehr denn je der Besonnenheit und Stetig keit bedarf, um den vielen äußeren wie inneren Schwierigkeiten gewachsen zu bleiben. Die mit der spanischen Bank angeknüpften Verhandlungen wegen Vorstreckung der Geldmittel, die zur Fortsetzung des Feldzuges auf Cuba unbedingt notwendig sind, ziehen sich ohnehin schon mehr in die Länge, als es im militärischen und politischen Interesse zulässig er scheinen will. Der vom General Weyler beanspruchte Nachschub von 4<>0 0 Mann frischer Truppen zur Verstärkung der aus Cuba operierenden Armee be gegnet aber nicht nur technische« oder finanziellen Schwierigkeiten, sondern ruft einen Wikerstand in der Bevölkerung hervor, welcher zeigt, wie unwillig die behufs Niederwerfung des cubanischen Aufstandes nun einmal erforderlichen materiellen Opfer an Gut und Blut von Spanien dargebracht werden. Die unlängst in Valencia, Gerona und anderen Orten erfolgten Ruhestörungen wollen sehr ernst genommen sein, sie bedeuten wohl auch nicht das letzte in dieser Sache geredete Wort. Aber der Zwang der Verhältnisse duldet keinen Stillstand, noch weniger eine Umkehr auf dem einmal betretenen Wege. Hr. Canovas setzt seine Ehre als Staatsmann darein, den Widerstand der cubanischen Insurgenten zu brechen. Er ist sich darüber klar, daß an der Behauptung Cubas das Schicksal des Restes der Spanien noch ver bliebenen Weltmachtstellunghängt Cuba istderNährboden für den Kern der spanischen Exportindustrie, Cuba zahlt die Pensionen für eine Unmenge von Kolonial beamten, welche auf den Antillen Dienste gethan haben und deren kleines Ruhegehalt ihre einzige materielle Existenzgrundlage bildet. Der Verlnst Stimmlich entspricht die selten bis zum O aufsteigende Partie nicht der Force der Sängerin, deren Sopran nur in der Höhe starke glänzende Töne hat, während er in den anderen Lagen weder sehr kräftig noch gleichmäßig nobel ist Die Aufführung ging unter Hrn v. Schreiners Leitung von statten Im ersten Akte erreichte man bei den En semblesätzen nicht die höchste Präzision, dagegen war im zweiten die Widergabe des Sextetts eine sehr vorzügliche, was das gut besetzte Haus denn auch durch lebhaften Beifall anerkannte. H P Von der Deutschen Kolonial - Ausstellung in Berlin. (Schluß.) In der wissenschaftlichen Abteilung herrscht, wie sich die« von selbst versteht, ein strenges System, dessen Durch führung nur durch das Entgegenkommen der Museen Berlins und der Besitzer zahlreicher Privatsammlungen möglich geworden ist. Durch letztere ist die Ausstellung namentlich nach der ethnographischen Seite hin sehr reich haltig geworden; denn jeder Reisende, welches Spezialfach er auch vertreten mag, fühlt sich auch vom Volksleben an- qezogen und sucht sich daher von den Waffen, Gerät schaften, Instrumenten,Werkzeugen,Schmucksachen, Kleidungs stücken und KultuSgeaenständen so viel als möglich zu verschaffen, und demselben Grundsätze huldigen Private, Beamte und Missionäre bei ihrer Sammelthätigkeit Be weise dafür sind die anthropologischen und ethnographischen Sammlungen de» Zoologen Neumann und vr. Stuhl manns für Ostafrika, vr. Zintgraff« und Lieutenant Do miniks für Kamerun, der Deutschen Togo-Expedition unter der Führung von vr. Gruner für Togo, de» Mineralogen vr. Gürich für Deutsch-Südwestafrila, von Vr. Otto Finsch und dem Entomologen Karl Ribbe für die austra lischen Schutzgebiete Des letzteren Sammlungen sind un« Dresdnern von den Ausstellungen im Zoologischer Garten her bekannt. In der Kuppelhalle der wissenschaftlichen Abteilung fällt dem eintretenden Besucher zuerst ein von dem Riesen Atlas getragener großer, 2 m im Durchmesser haltender Globus in die Augen, welcher ihm die Bedeutung Deutsch lands und des Deutschtums auf der Erde deutlich machen soll Auf ihm sind daher die deutschen Schutzgebiete kenntlich gemacht und die Routen der 22 deutschen Dampfer linien im Weltpostverkehr eingezeichnct, die alle Meere bis auf die Ostseite des Stillen Ozeans durchziehen; es sind die Sitze deutscher Botschaften, Gesandtschaften und Kon sulate gekennzeichnet und die ungefähren Zahlen der in den außerdeutschen Ländern lebenden Deutschen angegeben Ferner veranschaulichen in der Kuppelhalle aus Würfeln aufgebaute stufenförmige Pyramiden die Größe des Han dels des Deutschen Reichs mit den fünf Erdteilen, den Kulturstandpunkt desselben unter den großen europäischen Staaten, gemeßen an der Zahl der Analphabeten, das Wachstum der Kriegsmarine nach der Stärke der Be satzung und das Wachstum der Kauffahrteidampferflotte nach ihrer Tragfähigkeit, ausgedrückt in Registertons So konnten um 1895 von 1000 Einwohnern in Rußland 750—800, in Österreich-Ungarn 350—375, in Frank reich 275—300, in Grohbritanien 80—90, im Deutschen Reiche nur 9—10 weder lesen noch schreiben Die Stärke der Marinebesatzung stieg von 1849 bi» 1896 von 1800 bi» auf 21 487 Mann, die Tragfähigkeit der Kauffahrtci- dampfer von 81 994 Registertons i I. 1871 auf 893 046 Negistertons i. I. 1895. Auf Karten sind die Reiserouten der bedeutendsten deutschen Forschungs reisen der letzten Jahre in den deutschen Schutzgebieten und der Anteil der Deutschen an der Erforschung unsere« Planeten überhaupt verzeichnet. Die Seitenhallen der Wissenschaftlichen Abteilung ge- währen un» nächst dem Bilde von den ethnographischen Verhältnissen eine Vorstellung von der Tier- und Pflanzenwelt der Schutzgebiete Neben den Raub tieren fallen uns besonders der Gorilla und Schimpanse, die menschenähnlichen Affen Westafrikas, auf, ferner der Seidenaffe und der Lhrenmaki Ostafrikas, die für den Pelzhandel in Frage kommen dürsten Jedem Freunde der Jagd muß das Herz höher schlagen, wenn er die vielen, in allen Teilen der Ausstellung die Wände schmückenden Gehörne von Antilopen sieht, die bald spieß-, schwcrt- oder schraubenförmig aufragen, bald in eigentüm- jichen Windungen seitwärts streben Unter allen Vögeln gebührt den aus den Wäldern Neuguineas stammenden Paradiesvögeln mit ihrem buntfarbigen, glänzenden Ge fieder, dem auffälligen Brustschmuck und den beiden durch Länge und seltsame Form ausgezeichneten Schwanzfedern der Preis Mit Recht hat die Verwaltung von Kaiser Wilhelm-Land diese Vögel durch gesetzgeberische Maßregeln vor rücksichtsloser Verfolgung, die bald zur Ausrottung führen müßte, geschützt. Eine großartige Fülle tritt uns in der botanischen Abteilung entgegen Liegen doch unsere Kolonien mit einer einzigen Ausnahme in den Tropen, wo große Feuchtigkeit und ununterbrochene Wärme das Pflanzenleben zur üppigsten Entfaltung bringen. Erklärlicherweise sind für die Ausstellung vorzugsweise solche Pflanzen auS- qewählt, die im Leben der Eingeborenen eine Rolle spielen, oder die, weil sie NahrungS- und Genußmittel, sowie Arzneistoffe und für die Industrie Rohstoffe liefern, für den Handel von Wichtigkeit schon sind oder es zu werden versprechen Alle Mittel der Veranschaulichung sind verwendet, um gerade darüber das Publikum ein gehend zu belehren: getrocknete und in Spiritus auf bewahrte Pflanzenteile, ganze Blüten- und Fruchtstauden, Längs- und Querschnitte von Früchten und Stammteilen, nicht minder Abbildungen «nd da« erklärend- Wort Stundenlang möchte man in der Kolonialhallt vor der
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