Volltext Seite (XML)
Rr. Montag, den 17. Dez. 1617 Ma<»«be ^ »,ii Niustt. Beilog« ».»0 ^t. y» Dr,4d«n uud Hau« ».«« 2t; «slrrreutz l>« S vikrteIZ»»<lich L.L» 2», Sn »^j^aj ^D»W^i»oL frei Haar j rinzel-Anm««! L« Z L.r» M, Die er^»««u« »n <E«n I Sächsische Nolksreitum Geschäftsstelle und Redaktion, Dresden-A. 1«, Hotbeinftrab« 4« Fernsprecher 2l:i«6 > Postscheekkonto Leipzig Nr. 147S7 Anjoigru. Anualime von Geia,chstr,ulkige» bis HtlNtzl »»l» gunttlieuaujeige» bis I rttbr Venn. PreiS ii», lne Pl-Iii kpallzeüe «8 Z.im Rella- meicit UN -j, gamU»-» A»N'>Ü»» 2V -k Nr »»dcullich ^>>i>i»irl»'ne. iswie durch heru- wreSier ouigeg> bi-p" .Uuielgey kifime» wir die D«laulw»rli>0'lc>i fü> dir lNchngrcil ocsZ'crlce »uh! übrruehmr». kfurchsluude der Redaktion: 11—12 Ub, d»ii». Einzige kacholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ -er IentrumsparLei. Ausgabe ä mit Äustrierter UnterhaUmrssbottage und rolig. Wschenbeiluge Feierabeud. Ausgabe » nur mit der Wochenbeilage. Eine Erklärung der Zentrumsfraktion des Reichstages lieber die Haltung der Zeiitrumsfraktivn des deutsche» Reichstages sind in der Oeffentlichkeit und leider auch in inanckw» Preise» der Zentrnmstvähler »och wesentliche Un klarheiten und irrige Auffassungen-verbreitet. Eine voll ständige Klarstellung des Verbal lens der Zentrumsfraktion und der hierfür maßgebenden Gründe wird sich in Anbe tracht der Kriegsverhältnisse erst nach Friedensfchlnß für die -Oessentlichkeit erinöglichen. Die inzwischen vorbereitete Denkschrift der Fraktion, die sich über alle liier in Betracht kommenden parlanientarischen und politischen Begebenheiten oerbreiten soll, wird die ans vaterländischen Beweggründen diktierte Stellung der Reichstagsfraktion in allen Pnnkten überzeugend dartnn. Da aber schon jetzt es notwendig er scheint, irreführenden Darstellungen, namentlich zur Ver meidung künftiger Legendenbildiing zn begegnen, wird die Zentrnms-Parlaments-Korrespondenz durch die Zentrnms- sraktion des ilteichstages mit der Feststellung folgender Tat sachen beauftragt: 1. Betreffs des V e r sk ändi g n » g s friede n s, der keineswegs gleichbedeutend ist mit dein auch von der Zen- triimsfrattivn ausdrücklich abgelelmte» sogenannten Ver- zichtfriede», ist die Haltung der Fraktion durch deren Ver treter. Abg. Febrenbach und Trimborn, klar und un- zweident i g dnrgelegt worden. Danach steht die Fraktion vollständig auf dem Boden der Antwortnote der Neichsregie- rnng auf die Papstnote und der gleichlautenden Erklärung des Reichskanzlers Grafen -Hertling, Keinerlei Gegensatz besteht in diesen durch die Antwortnote behandelten Fragen zwischen der Zeirtrnmsfmttion und der Reichsregiernng, so wie der -O ü e rsten HeeresIeit n n g. Für die über einstimmende Haltung der Reichsregiernng und der weit überwiegenden Mehrheit des Reichstages, die sich deckt in itder überwiegenden Mehrheit des denk- i ch e ii V o I k es, waren nati on a leGr ü »de unter Aus schluß jeder Schwäche entscheidend. 2. Der gegen die Zentrninsfraktion erhobene Borwnrs, emeni Linksblock beigetreten zn sein, wird durch die Tatsache widerlegt, daß das Zentrum henie so wenig >vie .jemals früher sich irgendeinem Block angeschlossen hat. Der Ausdruck „Mehrheitspartei" ist, wenn er eine dauernde Vereinigung bezeichnen soll, unzutreffend. Diejenigen Frak tionen, die sich zn den interfraktionellen Besprechungen zn- iammengefunden haben, sind dabei von der nationalen Er wägung ausgegangen, daß für die Kriegsdaner eine Reichs tagsmehrheit sich zu dem Zweck der ruhigen und gedeihlichen Abwicklung der Reichsgeschäfte mit dem Endziel der glück lichen Beendigung des Krieges zusainmenfinden nmß. Dabei war namentlich vom Zentrum die Ausschaltung einer Partei nieder von rechts noch von links beabsichtigt. Diejenigen Parteien, die an den interfraktionellen Be sprechungen nicht teilnahmen, haben sich durch grundsätzlich ablehnendes Verhalten gegenüber der Stellungnahme der Mehrheit selbst ausgeschlossen. Im übrigen wird die Rcichs- tagsfraktion unter voller Wahrung ihrer Selbständigkeit und ihrer Unabhängigkeit an ihrem bewährten Prinzip festhalten, z» einer Me h r h e i t s bi l d n n g je nach der politi - i chen Gesamtlage und sorgsamer Abwägung aller par lamentarischen Verhältnisse Stellung nehmen. Von ihrem Programm und ihrer Tradition ist die Zentrninsfraktion mich in der gegenwärtigen Lage niemals abgewichen. Das gilt an erster Stelle auch von der Wahrung ihrer Ideale und der nachdrücklichen Vertretung der Interessen von Kirche und Schule. Die Reichstagsfraktion darf hiernach zuversichtlich ihre Erlvartnng aussprechen, daß das uneingeschränkte Vertrauen ihrer Wählersclwfl, das bisher ihr Stolz und ihr Rückgrat iE. ihr auch in dieser denkbar ernsten Zeit erhalten und zur Ueberwindttng aller Schwierigkeiten verhelfen wird. Zur Lage Der Waffenstillstand mit Rußland ist end- gültig abgeschlossen und die Friedensverhandlungen nehmen ihren Anfang. Das ist das Ereignis des gestrigen Tages, das durch nachstehende amtliche Meldung verkündet wurde: „Von de» bevollmächtigten Vertretern der russischen Obersten Heeresleitung einerseits und den Obersten Heeres- lrituugcu von Deutschland, Ocsterreich-Ungarn, Bulgarien und der Türkeit andererseits ist am 15. Dezember 1917 in Brest-Litowsk der W a f fr n st i ll st a n d SV e r t r a g un terzeichnet worden. Der Waffenstillstand beginnt am 17. Dezember mittags und gilt bis zum 14. Januar 1918. Falls er nicht mit 7tägiger Frist gekündigt wird, f Das Neueste vom Tage H M MW «A AgMW (Amtlich. W. T.-B.) Groge« Hauptquartier, den 17. Dezember 19l7. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rnpprecht: Auf dem Südufenr der Scarpe und in einzelnen Ab schnitten südwestlich von Cambrai lebhafte Feuertätigkeit. Starkes Artillerie- und Minensener lag auf der Snd- iront von St. Ouentin. Heeresgruppe Herzog AlbrechN Nördlich von St. Mihiel und im Sundgan war die fran zösische Artillerie tätiger als an den Vortagen. Leutnant Müller errang seinen 38. Luftsieg. Oesilieher Kriegsschauplatz 'Nichts Neues. Mazedonische Front: Zwischen Wardar und Doiran-See stieß eine englische Kompanie nach kräftiger Feuerwirkung vor. Im Gefecht nnt bulgarischen Posten wurde sie abgewiesen Italienische Front: Zwischen Brenta und Piave dauerten in einzelnen Ab schnitten heftige Artilleriekäinpfe an. In erfolgreichen Unter nehmungen brachten österreichisch-ungarische Truppen südlich vom Col Eaprile mehrere hundert Gefangene ein. Jtalienisclse Vorstöße gegen unsre Linie südlich von Monte Fontana Secca scheiterten. Der erste Gensralquartienneister: Ludendorff. 21 000 Tonnen versenkt. Berlin, 16. Dezember. (Amtlich.) Nene U-Boots- erfolge im Sperrgebiet um England. 21 000 Bruttorcgistcr- tonnen. Davon wurden 6 Dampfer und ein englisches Fischcr- fahrzrng mit rund 11 000 Bruttoregistcrtonnen im Aermcl- knnal trotz stärkster feindlicher Gegenwirkung vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befanden sich 2 bewaffnete be ladcne Dampfer und der englische Dampfer „Eagle". Der Ehcf des Admiralstabs der Marine. Nnssischc Wahlen. P etersbur g, 16. Dezember. (Petersb. Tel.-Agent.) Bei den Wahlen zur Ständisckzen Duma erhielten die Bol schewik! von 188 Sitzen 20. Zum Bürgermeister wurde ein Arbeiter namens Kaledin gewählt. Das Hauptinteresse der französischen Presse ist der Angelegenheit Caillaux gewidmet. Die Presse erörtert auch die Frage der zuständigen Gerichtsstelle. Während die reaktionäre Presse ein Kriegsgericht verlangt, will dto fortschrittliche Presse die Vergreisung Caillanr an eine» Ober hof des Senats. Laut „Pragres de Lyon" erklärte Caillaux nach einer gestrigen Vernehmung Journalisten gegenüber: Die Fäl- schungsindustrie habe seit der Treyfußaffäre keine Fort schritte, eher Rückschritte gemacht. Das Verhör habe sich ans seinen Aufenthalt in Italien erstreckt. Man habe eine ganze Machenschaft gegen ihn ausgcheckt, deren Haupturheber der französische Bvtsci)aftcr in Nom, Barrere, sei, mit dem er aus rein persönlichen Gründen verfeindet sei. Die Caillaux zngeschriebene Aeußerung habe er nie getan. Caillanr habe im Gegenteil in Italien immer Patriotische Gefühle bekundet. Sibirischer Kongreß. Petersburg, 16. Dezember. (Petersb. Tel. Agent.) In Irkutsk fand ein Kongreß der Sowjets sowie der Ar beiter-, Soldaten- und Banernabgeordneten aus ganz Si birien statt. 187 Abgeordnete waren anwesend. Ter Kon greß sprach sich für die sofortige Uebergabe der Getvalt an die Sowjets aus. dauert er automatisch weiter. Er erstreckt sich aus alle Land > Luft und Scestrcitlräfte der gemeinsamen Fronte». Nach Artikel !) des Vertrages beginnen nunmehr im An schluß an die Unterzeichnung des Waffenstillstandes dir V r r- h n » d l u ii g e » über den Friede n." Dir aug-enblicklichrn Leiter der russisciirn Geschicke haben durch die Petersburger Telegraphen Agentur eine Mitteilung verbreitet, worin die deutsche Meldung bestätigt wird. Un- weiter kommt nocb eine Dmhtwnbricbt mit ivlgendrw Wort laut : „P c t c r s b « r g, 13. Dezember. General T sch c rb n k- s ch e w hat in Focsani zwischen der r n m ii n i s ch c n Armer, der rumänischen Front und den deutsche», österreichisch-un garischen, bulgarischen und türkischen Armee» eine» vor- I a ii s i g e ii W n f s e ii st i I l st n nd abgeschlossen. Nach diesen beiden Meldungen schweigen vom heutigen Tage die Kanonen an der russische» und an der rumänischen Front und das Wort nehmen die Diplomaten in themein- schast mit den Vertretern der Heeresleitungen. Tie Frre- densanssichten in Osten sind gestiegen, welche Wirkung sie ans den Westen haben werden, läßt snti noch nicht sagen. Immerhin ist mal ein Anfang vom Ende zn sehen. Dabei wollen wir keinen Augenblick verliebten, daß Rußland den Friede» notwendiger als wir. Es will Rnbe und Ordnung im Innern haben und dazu braucht es Rnbe von außen her. Selbstverständlich sind wir für de» Frieden, aber nicht aus Schwäche, sondern ans allgemeiner Liebe zum Frieden. Wie der Frieden mit Rußland anssebrn wird, läßt sich natnr- gemäßt noch nicht sagen, aber nur haben zn nnsern Unter händlern das Vertrauen, daß sie eS verstehen, den ehren vollen Frieden dnrchznsetzen. An einer Austeilung, Zer stückelung oder Schwächung Rußlands haben wir kein In teresse, iin Gegenteil, uns kann nur ein Nachbar im Osten erwünscht sein, der traftbolt lebt und anfblüht, jedoch nicht gegen »ns sondern mit uns. Tie derzeitige russische Negie rung bat wiederholt erklärt, daß sie bereit sei, einen Frieden abznschließen ohne Einverleibung und ohne Entschädigun gen: neuerdings verlautet, sie sei jetzt bereit, über andre Bedingungen zn verbandet». Es fehlt der russisch'» Ne gierung nicht an gutem Willen, wenn sie sich nur iw eignen Lande durchsetzt. Tie neuesten Nachrichten lauten darüber günstig. Zwar fehlt es nicht an Versuchen seitens der bür gerlichen Elemente, den Bolschewik! die Zügel wieder zn ent reißen und Rußland wieder zmn englischen K»echt zn machen, damit noch weitere Opfer zn den 0 Millionen, die dieses hartgeprüfte Land ohnehin schon gebracht hat, folgen, aber bisher ist es keiner Partei gelungen, Lenin und seinem Anhänge einen ernsthasten Schaden znznsüge». Deshalb ist die Annahme berechtigt, daß die große Mehrheit des russi schen Volkes die jetzige Negierung unterstützt und alles dar anscht, dem Lande den F iele.« zn bringen. England und Frankreich beginnen sich mit den augenblicklichen Zuständen in Rußland abznsinden und sie erbeben jetzt keine heftigen Einwände gegen den Sonderfrieden : sie haben ihre Drohung eingestellt, weil sie sich die Zukunft nicht verderben tvollen und weil sie ihren Einfluß in Rußland, vor allen Dingen aber, weil sie ihr Geld dort nicht verlieren wollen. Wenn wir vor einigen Tagen schrieben, der Friede marschiert, so können wir diesen Satz beute wiederholen mit dem Zusatz zunächst im Osten. Im Westen bleiben nach wie vor schwere Aufgaben zu lösen, denn hier ist der Feind noch nicht frie densbereit. Er wird im Gegenteil alles daransetzen, um den Verlust seines großen Bundesgenossen wettznniachen, darum müssen wir, so bedauerlich das ist, weiterkämpfen, vielleicht sogar sehr schwer kämpfen, damit wir nnsern erbittertsten Feinden beibringen, wie gut für sie der Frieden ist. Von den Kriegsschauplätzen kommen zwei Nachrichten, einmal ist es uns gelungen, unsre Front bei Poezelhoek vor- zuschieben und weiter haben wir mit unseren Verbündeten Stellungen südlich Eaprile gestürmt, wobei einige hundert Italiener gefangen genommen wurden. X Tic Berliner Blätter zum Waffenstillstand. Berlin, 17. Dezember. In ihrer Würdigung de» - Abschlusses des Waffenstillstandes mit Rußland sind die Blätter in Weitgehendei» Maße sich einig. Das „B er l. Tageblatt": Es ist ein sehr freudiges Ereignis, aber man darf noch keineswegs sich vorschnellen Träumen hin geben. Wir stehen vor noch nicht zn nntersckchtzrmden Schwierigkeiten bei den Verhandlungen über den Frieden, die jetzt beginnen, immerhin, der Waffenstillstand mit Ruß land ist erreicht. Im Osten, wo die große Flut über uns hereinbrecheN sollte, herrscht Ruhe. Wir stehen vor einer gewaltigen Ausgabe, wenn wich einstweilen n n rderFriede in it Rußland in Frage kommt. Die verhältnismäßig leichte Verständigung über Len Waffenstillstand darf als eine gut" Vorbedeutung juv