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88 A'ktti« »e» 4. Aedr«r 1910 Zrankenberger Tageblatt begründet 1342 Bezirks SL )ol)rganA. -MW M -it ZönigW KMiilpliimiiHlist Mhi, das MigliO Dl;Mt uns dkl, Wirst ;>> IrlHiLMz i. Za. verantwortlicher Redakteur: Erlist Roßberg tn Frankenberg t. Ea. — Druck und Verlag von L B Roßberg in Frankenberg t. Sa. Arfchetnt a« jede» »vchenta« avemd» f«r den sollenden Lag. Bezug«, drei« vierteljährlich 1 SO 4, monatlich SO 4 Trägerlohn extra — Einzelnummern laufenden Monat« b 4, früherer Monate 10 4 V,eMeIl«»»e« werden tn unserer Geschäftsstelle, von den Boten und Ausgabe» stellen sowie von allen Postanstalten Deutschland« und Oesterreich« angenommen. Rach dem Auslande Versand wöchentlich unter Kreuzband. Ankündigungen sind rechtzeitig auszugeben, und zwar größere Inserate bis 9 Uhr vormittag«, kleinere bi« spätesten« ll Uhr mittags des jeweiligenAusgabetages. Aür Anfnahme vor» Anzeige« an bestimmter Stelle kann eine Garantie nicht übernommen werden. G»H-S1. Lelegra»»«: Tageblatt Frankenbergsachsen. Auf dem hiesigen HandelSregisterblatt 145 für-,die Firma Edmund Buch in Franken berg ist heute eingetragen worden: der Kaufmann jWilhelm Emil Guido Rucke in Frankenberg ist au-geschiede«; der Kaufmann Bernhard Rhein daselbst ist Inhaber; die Firma lautet künftig: „Edmund Buch Rachf., Bernhard Rhein". Frankenberg, am 1. Februar 1910. »08 46/10) Königliche« Amtsgericht. Anzeigenpreis: Di« -gesp. Petitzeile oder deren Raum lb 4, bet Lokal- Anzeigen 12 4: im amtlichen Teil pro Zeile 40 4; »Etnatsaudt" t» Redakttonsleile 4- Für schwierigen und tabellarischen Satz NukschlaL für Wiederholungsabdruck Ermäßigung nach feststehende» Tarif- Im Nachweis und Offenen-Annahme werden Lb 4 Extragebähr berechoot. Jnsernten-Aunahme auch durch all« deutschen Annoncen -Lxpedtttono». Montag, den 7. Februar 1S1V, mittag» 12 Uhr sollen in Sber»barf 1 Warenregal und 1 Ladentafrl meistbietend gegen Barzahlung versteigert werden. Bieter sammel« t« Kunze» Restanrant. Frankenberg, den 3. Februar 1910. Ler Gerichtsvollzieher de» König!. Amtsgericht». kirenbadmviinrcbe. * Ueberall in Sachsen regt sich's. Allenthalben macht sich da» Bedürfnis geltend nach besserer Eisenbahnverbindung, Projekte werden auSgrarbeitet und der Regierung und den Ständen zur wohlgeneigten Berücksichtigung unterbreitet. Meist leider mit negativem Erfolg. Ganz besondere An strengungen werden seit einiger Zeit im Erzgebirge gemacht zur Herbeiführung einer direkten Verbindung von Chemnitz (Berlin) nach Böhmen. Auch die Automobillinie Mittweida— Burgstädt—Limbach soll elektrisiert werden, Augustusburg will sich endlich die langersehnte Drahtseilbahn schaffen, Schnee berg trachtet, anscheinend mit Erfolg, nach einer elektrischen Bahn nach Auerbach i. V., und es scheint nun auch für lin der Zeitpunkt gekommen, erneut dahin zu streben, daß wir einen Platz an der Sonne bekommen. Es ist ganz zweifellos, daß unser Zschopautal, ganz besonders aber unser Frankenberg unter dem Man gel einer günstigen Bahnverbindung leidet. Es ist ganz natürlich: das Emporblührn eines Orte«, eines ganzen Bezirks hängt von dem guten Ausbau der Eisenbahnen a^. Die Industrie kann nur gedeihen, wenn ihr günstige Bahn- und Postvrrbindung zur Verfügung stehen. An beiden ist aber in Frankenberg Mangel, und diesem Mangel ist es in erster Linie zuzuschreiben, daß in unserer Stadt ein immer fühlbarer werbender Stillstand in wirtschaftlicher Beziehung eingetrrten ist. Die Schaffung besserer Anschlüsse an den Weltverkehr ist für unsere Gegend deshalb direkt eine Lebensfrage. Dieser Einsicht wird sich auch eine hohe Staatsregierung nicht verschließen, und man darf wohl die Hoffnung hegen, daß die seit vielen Jahren gehegten Wünsche Gehör und Erfüllung finden, wenn sie erneut in aller Form unterbreitet werden. Zwei Projekte sind es,-Mf die gegenwärtig das Augen; merk gerichtet ist. Einmal der Ausbau der jetzigen Industrie- bahn von Mittweida nach Dreiwerden zu einer Voll bahn bis Frankenberg, zum andern wünscht man eine direkte Verbindung nach dem oberen Erzgebirge bez. Böhmen und mit Berlin durch Schaffung einer neuen Linie von Flöha über Braunsdorf nach Frankenberg —Hai nichen—Brunau—Döbeln. Beide Projekt« sind be achtenswert, eins davon kann allerdings vorläufig nur in Frage kommen, und da gibt man in industriellen Kreisen der direkten Verbindung von Flöha über Frankenberg mit Döbeln- Berlin den Vorzug. Auf der anderen Seite erscheint daS Projekt der Zschopautalbahn leichter erreichbar. In interessierten Kreisen hat man sich bereits mit der Bahnfrage beschäftigt, und eS ist zu erwarten, daß in abseh barer Zeit die Oeffentlichkeit näheres über die Pläne hört. Möchten die neuen Unternehmungen von bestem Erfolg be gleitet sein, möchte endlich das jahrelange Streben und Mühen, unsere Stadt mehr in daS eherne Band des Weltverkehrs einzuflechten, Verwirklichung finden! Vene valllsnlrririr. * Eine Zeitlang hatte es den Eindruck, als wenn die Gemüter auf dem Balkan sich endlich beruhigen wollten. Nach dem Kabinettswechsrl in Konstantinopel schienen die Dinge in der Türket in ein geordnetes Fahrwasser rinlausen zu wollen und auch in Athen, dem anderen Herde der Unruhe, schien zum mindesten eine Stagnation eingetreten zu sein. Nun, mit einem Male werden die Blicke der politischen Welt nach Konstantinopel und Athen gelenkt, und vielleicht läßt sich doch ein gewisser Konnex der gesamten Ereignisse nicht ganz von der Hand weisen, wenn man in die Dinge etwa« tieser Andringt. Aeußerlich betrachtet, mag es sich um ein zu- salligeS Zusammentreffen handeln, daß gleichzeitig mit der erneuten Zuspitzung der griechisch, kretischen Frage sich die Bulgaren wieder rühren, vielleicht aber regt eS sich in Bul- aarirn wieder, weil man die kretischen Wirren als ein gün stiges Moment erachtet und weitergehrnde Wünsche gegenüber der Türkei durchzudrücken sucht. Dies muß einigermaßen überraschen, denn in der letzten Zeit schienen die Beziehungen zwischen Konstantinopel und Sofia ganz vortrefflich zu sein, man sprach sogar von einem Besuch Ferdinands in Konstantinopel, indessen ist dies mög licherweise nur Schein gewesen. Die Bulgaren sind im all gemeinen ganz schlaue Politiker, wenn auch ihre Taktik nicht immer als eine sehr Kurs betrachtet werden kann, sie mutet doch manchmal etwas halbasiatisch an. Aber oomms L la 8uorrs. Wir in vielen anderen Fällen ist eS auch hier der national-religiöse Gegensatz, der zu einem wirklichen Einver nehmen nicht zu führen vermag und darum immer wieder neue Reibereien hervorruft, die schließlich doch einmal zu einer Explosion führen müssen. Man kennt die Sehnsucht der Bulg, ren nach dem Besitz Mazedoniens zwecks Gründung eines großbulgarischen Zarentums, und diese Hoffnungen sind durch die im Vorjahr erfüllten Träume Ferdinands auf eine KönigSkron« bei der Bevölkerung noch gestiegen und hieraus resultieren di« fortwährenden blutigen Zusammenstöße, dir aus die Dane: zu nichts Gutem sührtn können. Die Krisis wird aber nicht schon heute oder morgen zum Ausdruck kommen, während eS mit den Dingen in Athen be deutend schlimmer steht. Nach langem Drängen hat König Georg endlich eingewilligt, daß die Nationalversammlung ein- berufen wird, die über die Kretafrage ein entscheidendes Vo tum abgeben soll. Wie diese Entscheidung ausfallen wird, darüber ist man wohl nirgends im Zweifel, eS handelt sich nur darum, ob die Kreter wirklich die Kühnheit haben werden, trotz ihrer nominellen Zugehörigkeit z» der Türkei, Delegierte zu dieser Nanonalversammlung nach Athen zu entsenden. Daß der König diesen Schritt nur schweren Herzens getan haben kann, liegt auf der Hand. Hätte er nicht eingrwilligt, w wäre es wohl um seine Krone geschehen. Nun klebt der das Beste vmoigende König keineswegs an der Herrschaft, er dürste wohl nur aus dem Grunde eingewilligt haben, um dem Lande, daS er so sehr liebt, einen blutigen Bürgerkrieg zu ersparen. Trotzdem darf man sich der Besorgnis nicht Ver schluße», daß im Zusammenhang mit der griechisch- kretischen Frage noch schwere Verwicklungen bevorstehen, zumal man in Konstantinopel einer Annexion der Insel nicht ruhig zusehen dürste und könnte. ZScbriKde LsnätagmablrliNirM. Das Sächsische Slausrnehe LanvkSamt hat jetzt den eisten Teil der von ihm über die letzten LrndtagSwahlrn ausgestellten statistischen Berechnungen veröffentlicht. Der Teil enthält ein äußerst umfangreiches Zahlenmaterial, das sich im einzelnen auf die Bevölkerung der Wahlkreise und die Zahl der Wahl berechtigten, die Teilung der Wahlberechtigten nach ihrer Stimmenzahl, die Wahlbeteiligung, die Abstimmungsergebnisse im ganzen und die in den einzelnen Wahlkreisen bezieht. Was die Verteilung der Wahlberechtigten auf die vier Stimmrnklassen betrifft, so ergibt sich, daß im ganzen 45 86 Prozent 1 Stimme halt' n, 27,57 Prozent 2 Stimmen, 8,77 Prozent 3 und 17,80 Prozent 4 Stimmen. Im ein zelnen geht durch sämtliche Wahlkreise die Erscheinung, daß die Zahl der Dreistimmigen die geringste ist. Abweichend von der Landessumme stehe» nicht die Wahlberechtigten mit einer Stimme, sondern die mit vier Stimmen an der Spitze im 4. Dresdner und 6. Leipziger Wahlkreis, in welchen beiden mehr als ein Drittel der Gesamtwählerschaft Lier Stimmen hatte; außerdem gab eS mehr vier- als zweistimmige Wahl berechtigte noch in 10 Wahlkreisen (1., 2., 3., 6. Dresdner, 2., 5. Leipziger, 2. Chemnitzer Wahlkreis, Plauen, 1. städti schen, 24. ländlichen). Die Wahlbeteiligung bewegte sich bei den Haupt wahlen in den einzelnen Wahlkreisen zwischen 63,68 Prozent als Niedrigst- und 93 69 Prozent als Höchstzifser; der Durch schnitt betrug 82,63 Prozent. Da eine Wahlbeteiligung von etwa 95 Prozent aus verschiedenen Gründen als die höchste sür größere Bezirke überhaupt erreichbare anzusrhen ist und für 33 Wahlkreise eine solche von über 85 Prozent frstgestellt werden konnte, so muß die Beteiligung im allgemeinen als «ine Lbhasle bezeichnet werden Die Abstimmungsergebnisse nach den politi schen Parteien ergeben, daß unter 634 735 überhaupt ab gegebenen gültigen Stimmzetteln 46,21 P-ozent auf die Kan didaten der Nichtsozialdemokrat scheu Parteien und 53,79 Prozent auf die sozialdemokratischen lauteten. Durch da» Mehrstimmenrecht ist eine Verschiebung diese» Verhältnisse» eingetreten mit der Wirkung, daß 61,43 Prozent der gültigen Stimmen auf erstere, 38 66 Prozent auf letztere trafen. Doch ist dies durchaus nicht etwa so zu erklären, al» ob die Mehr stimmen wider Erwarten nur'in geringem Grade sozialdemo kratischen Wählern zugestanden hätten. ES ergibt sich viel mehr die vielleicht gerade im entgegengrsetzten Sinne über raschende Tatsache, daß von den Zweistimmenwählern weit über die Hälfte, nämlich 54,12 Prozent, und von den Drei stimmenwähler» über ein Viertel, genauer 26,46 Prozent sozialdemokratisch gewählt haben. Unter den Vierstimmen wählern betrugen die sozialdemokratischen 8,26 Prozent, bei einer Höchstziffer von 18,95 Prozent i» 4. Wahlkreis der Stadt Chemnitz. Im ganzen brachte da» Mehrstimmenrecht den bürgerlichen Parteien ei ien Zuwachs von 487440, de« Sozialdemokraten einen solchen von 151126 Stimmen. Angesicht« dieser zahl«nmäßigrn Feststellung wird es wohl nicht mehr zu bestreiten sein, daß da« Mehrstimmenrecht selbst in der beschränkten Ausdehnung, die ihm da» sächsische Gesetz gegeben hat, eine wirksame Schranke gegen die im Reichstag»- wahlrecht liegenden Gesahren bildet. Denn da da» geltend« Wahlrecht den bürgerlichen Parteien 66 und den Sozial demokraten 25 Mandate brachte, das Reich»tag»aahlrecht aber den Bürgerlichen 23 und den Sozialdemokraten 68 ge bracht hätte, so kann es nicht ziveifelhast sei«, daß die An wendung des Reichstagswahlrechts, ähnlich wie bei den Reichs tagswahlen von 1903, der sozialdemokratischen Partei eine Zahl von Abgeordneten zugewendet hätte, die selbst über ihren Anteil an der wirklichen Zahl der Wähler sehr »eit hinaus- geht, denn auf die ihr zugesallenen 54 Prozent der abge gebenen Stimmen würden nicht 68, sondern nur 47 Abge ordnete treffen. Im Falle der Bereinigung de» Verhältnis« wahliystems mit dem bestehenden Mehrstimmenrecht aber wür den sich die Abgeordnetensitze im Verhältnis vsn 78147» zu 492 522 auf die bürgerlichen Parteien und die Sozialdemo kratie verteilen, sodaß aus erstere 56, auf letzttre 35 Abge ordnete kämen. Vom Landtag. Zweite Kammer. 81. öffentliche S'ßu»g vom 2. Februar 1S1S. Vor Emtritl in die Tagesordnung »abm die Zweite Kommer MiNe'lunaen über Wadlprü'ungen entgegen urd erledigte alSdaan die Kapitel 9l, 77, 77» und 78 de« RrchenschailsberichtS betr. Universität Leipzig, Bergakademie zu Friibera, und Allgemeine Ausgaben für den Bergbau und die Land-, Landeskultur- und Alter «rentenbank. Es folgt hierauf di« Scklußberatung über Kapitel 10 de» ordentlichen Etats betr. Braunkoklenwrrk zu Leipnitz. Den Bericht der F'nanzdeputation X erstattete Aba Däbritz (kons.), der be antragte, di- Einnahmen mit 1029M Mk. und die Ausgaben mit 713OO Mk zu bewilligen. Abg. GletSberg (natl) regt an, daS W rk ertragreicher zu gestalten, indem man ein Industriegleis bauen solle. Auch sei zu empieblen, eine elektrische Uederland« zrutrale tn der Nähe des Werke« zu errichte», wobei die K«hl« Verwendung finden könnte. Ministerialdirektor v. Setzdewitz erklärt, daß das B"h> Projekt von der Regierung geprüft werde. Ministerialdirektor Dr Wahle äußeite sich dahin, daß die Qua lität der Kohle so minderwertig sei, daß an einen Bahnversand nicht gedacht werden könne. Dagegen sei der Gedanke einer el»' tlüchen Ueberlandzentrale erwägenswert. Ab«. Hähnel (kons.) warnte davor, diesem Gedanken allzu schnell näher zu treten. Abg. Langhammer (natl.) bemängelte, daß man von den An liegern des Industriegleises zu hohe Beiträge verlange. Da» Ka pitel wurde schließlich nach dem Antrag der Deputation genehmigt. Bei Kapitel 14 de« Etat«, staatliche« Elektrizität«, nnd Fernheizwerk zu Dresden, beklagt sich Abg Linke lsoz) über die niedrigen Löhne, die de» Aibeiiern an dies m Werke gezahlt würden. Nachdem Ministe.ialdi ektor v. Seydewitz diesen Aus- iübrungen des Vorr dner« entgeg-ng-tretrn war, wurden d'e Ein- nahmen mit 263000 Mk. und die Ausgaben mit 189)7 Mk. ein stimmig nach der Vorlage genehmigt. Desgleichen wurde auch Kapitel 15 des Etats, Münze betreffend, in den Einnahmen und Ausgaben nach der Vorlage bewilligt, nachdem sich in der Debatte Abg Dürr llreikons.) über die neuen 25-Pfrnntastücke in abtä Niger Weise geäußert hatte. Nach nntraggemäßer Erledi gung de« Kapitel« 17, Landrslvtterie betr., ließ die Kammer die Petition um Erbauung einer Eisenbahn zwischen Penig und Limbach aus sich Keruben. Den letzten Punkt der Tagesordnung bildete die Petition »m E'banung einer Eisenbahn Limbach Waldenburgs Aöymtz Die Fmanzdepulatwn 1) beantragt. d,e Petition, soweit die Wetter führung von Odersrohna nach Waldenburg in Frage kommt, zur-